die Körbe und Kisten zerbrochen, Vorräte und Menschen in einem wirren Knäul, nur durch das Netz der viel- fach verschlungenen Stricke am Herausstürzen verhindert.
Von einem stechenden Schmerz im rechten Fuße erweckt öffnete Grunthe die Augen. Er sah sich zu seinem Erstaunen am Rande des Korbes, der sich auf der einen Seite mit dem Ringe verfangen hatte, zwischen dem Geflecht desselben und einem der Anker des Ballons eingeklemmt. Dieser hatte ihn am Fuße verletzt. Schnell kam Grunthe wieder zu vollem Be- wußtsein. Er konnte nur seinen Oberkörper und die Arme bewegen. Ein Blick auf den Zustand des Ballons ließ ihn befürchten, daß es unmöglich sein würde, die Höhe des Gebirges jenseits des Sees zu gewinnen. Unter ihm aber lag die Fläche des Meeres. Besorgt blickte er sich nach seinen Gefährten um. Torm vermochte er nirgends zu entdecken. Aber nun sah er, wie unter einem zerbrochenen Korbe und einem Haufen von Decken sich etwas bewegte und ein Kopf mit dunkelbraunem, lockigem Haar zum Vorschein kam. Es war Saltner, der ebenfalls aus seiner Ohnmacht erwachte. Saltner, der keine Ahnung von dem Zu- stande des Ballons hatte, suchte sich aus seiner un- bequemen Lage zu befreien. Grunthe aber erkannte, in welcher Gefahr der Reisegenosse schwebte. Jede weitere Bewegung konnte ihn aus dem Korbe heraus- schleudern und hinabstürzen lassen.
"Liegen Sie still", rief er ihm zu, "verhalten Sie sich ganz ruhig, -- der Korb ist gekentert -- halten Sie sich fest!"
Viertes Kapitel.
die Körbe und Kiſten zerbrochen, Vorräte und Menſchen in einem wirren Knäul, nur durch das Netz der viel- fach verſchlungenen Stricke am Herausſtürzen verhindert.
Von einem ſtechenden Schmerz im rechten Fuße erweckt öffnete Grunthe die Augen. Er ſah ſich zu ſeinem Erſtaunen am Rande des Korbes, der ſich auf der einen Seite mit dem Ringe verfangen hatte, zwiſchen dem Geflecht desſelben und einem der Anker des Ballons eingeklemmt. Dieſer hatte ihn am Fuße verletzt. Schnell kam Grunthe wieder zu vollem Be- wußtſein. Er konnte nur ſeinen Oberkörper und die Arme bewegen. Ein Blick auf den Zuſtand des Ballons ließ ihn befürchten, daß es unmöglich ſein würde, die Höhe des Gebirges jenſeits des Sees zu gewinnen. Unter ihm aber lag die Fläche des Meeres. Beſorgt blickte er ſich nach ſeinen Gefährten um. Torm vermochte er nirgends zu entdecken. Aber nun ſah er, wie unter einem zerbrochenen Korbe und einem Haufen von Decken ſich etwas bewegte und ein Kopf mit dunkelbraunem, lockigem Haar zum Vorſchein kam. Es war Saltner, der ebenfalls aus ſeiner Ohnmacht erwachte. Saltner, der keine Ahnung von dem Zu- ſtande des Ballons hatte, ſuchte ſich aus ſeiner un- bequemen Lage zu befreien. Grunthe aber erkannte, in welcher Gefahr der Reiſegenoſſe ſchwebte. Jede weitere Bewegung konnte ihn aus dem Korbe heraus- ſchleudern und hinabſtürzen laſſen.
„Liegen Sie ſtill‟, rief er ihm zu, „verhalten Sie ſich ganz ruhig, — der Korb iſt gekentert — halten Sie ſich feſt!‟
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0062"n="54"/><fwplace="top"type="header">Viertes Kapitel.</fw><lb/>
die Körbe und Kiſten zerbrochen, Vorräte und Menſchen<lb/>
in einem wirren Knäul, nur durch das Netz der viel-<lb/>
fach verſchlungenen Stricke am Herausſtürzen verhindert.</p><lb/><p>Von einem ſtechenden Schmerz im rechten Fuße<lb/>
erweckt öffnete Grunthe die Augen. Er ſah ſich zu<lb/>ſeinem Erſtaunen am Rande des Korbes, der ſich auf<lb/>
der einen Seite mit dem Ringe verfangen hatte,<lb/>
zwiſchen dem Geflecht desſelben und einem der Anker<lb/>
des Ballons eingeklemmt. Dieſer hatte ihn am Fuße<lb/>
verletzt. Schnell kam Grunthe wieder zu vollem Be-<lb/>
wußtſein. Er konnte nur ſeinen Oberkörper und die<lb/>
Arme bewegen. Ein Blick auf den Zuſtand des<lb/>
Ballons ließ ihn befürchten, daß es unmöglich ſein<lb/>
würde, die Höhe des Gebirges jenſeits des Sees zu<lb/>
gewinnen. Unter ihm aber lag die Fläche des Meeres.<lb/>
Beſorgt blickte er ſich nach ſeinen Gefährten um. Torm<lb/>
vermochte er nirgends zu entdecken. Aber nun ſah<lb/>
er, wie unter einem zerbrochenen Korbe und einem<lb/>
Haufen von Decken ſich etwas bewegte und ein Kopf<lb/>
mit dunkelbraunem, lockigem Haar zum Vorſchein kam.<lb/>
Es war Saltner, der ebenfalls aus ſeiner Ohnmacht<lb/>
erwachte. Saltner, der keine Ahnung von dem Zu-<lb/>ſtande des Ballons hatte, ſuchte ſich aus ſeiner un-<lb/>
bequemen Lage zu befreien. Grunthe aber erkannte,<lb/>
in welcher Gefahr der Reiſegenoſſe ſchwebte. Jede<lb/>
weitere Bewegung konnte ihn aus dem Korbe heraus-<lb/>ſchleudern und hinabſtürzen laſſen.</p><lb/><p>„Liegen Sie ſtill‟, rief er ihm zu, „verhalten Sie<lb/>ſich ganz ruhig, — der Korb iſt gekentert — halten<lb/>
Sie ſich feſt!‟</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[54/0062]
Viertes Kapitel.
die Körbe und Kiſten zerbrochen, Vorräte und Menſchen
in einem wirren Knäul, nur durch das Netz der viel-
fach verſchlungenen Stricke am Herausſtürzen verhindert.
Von einem ſtechenden Schmerz im rechten Fuße
erweckt öffnete Grunthe die Augen. Er ſah ſich zu
ſeinem Erſtaunen am Rande des Korbes, der ſich auf
der einen Seite mit dem Ringe verfangen hatte,
zwiſchen dem Geflecht desſelben und einem der Anker
des Ballons eingeklemmt. Dieſer hatte ihn am Fuße
verletzt. Schnell kam Grunthe wieder zu vollem Be-
wußtſein. Er konnte nur ſeinen Oberkörper und die
Arme bewegen. Ein Blick auf den Zuſtand des
Ballons ließ ihn befürchten, daß es unmöglich ſein
würde, die Höhe des Gebirges jenſeits des Sees zu
gewinnen. Unter ihm aber lag die Fläche des Meeres.
Beſorgt blickte er ſich nach ſeinen Gefährten um. Torm
vermochte er nirgends zu entdecken. Aber nun ſah
er, wie unter einem zerbrochenen Korbe und einem
Haufen von Decken ſich etwas bewegte und ein Kopf
mit dunkelbraunem, lockigem Haar zum Vorſchein kam.
Es war Saltner, der ebenfalls aus ſeiner Ohnmacht
erwachte. Saltner, der keine Ahnung von dem Zu-
ſtande des Ballons hatte, ſuchte ſich aus ſeiner un-
bequemen Lage zu befreien. Grunthe aber erkannte,
in welcher Gefahr der Reiſegenoſſe ſchwebte. Jede
weitere Bewegung konnte ihn aus dem Korbe heraus-
ſchleudern und hinabſtürzen laſſen.
„Liegen Sie ſtill‟, rief er ihm zu, „verhalten Sie
ſich ganz ruhig, — der Korb iſt gekentert — halten
Sie ſich feſt!‟
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/62>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.