Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechsundzwanzigstes Kapitel.
das Geschoß flog, bedeutend tiefer als das Luftschiff,
unter ihm hin, ohne Schaden zu thun.

"Die Sache ist nicht so gefährlich", sagte Jll,
"selbst wenn wir in der Schußlinie wären, könnten
wir den Schuß aufnehmen -- da wir dreimal soviel
Masse haben, als das Geschoß, würde es uns nur eine
Geschwindigkeit von höchstens zweihundert Meter geben,
und das ist für uns das Gewöhnliche."

Ell sah ihn erstaunt an.

"Jch meine, wenn wir den Stoß auffangen."

"Aber wir werden doch zerschmettert."

"Keine Sorge! Wir müssen nur aufpassen. Jetzt
aber wollen wir verhandeln."

"Wollen Sie sich nicht lieber in die Kajüte begeben?"

Diese Frage richtete Jll an Jsma, die den Vor-
gängen mit Herzklopfen gefolgt war. "Diese Herren
sehen mir gerade so aus, als wollten sie uns mit ihren
Flintenschüssen begrüßen."

"O lassen Sie mich hier", bat Jsma. "Könnte
nicht vielleicht -- mein Mann -- auf dem Schiffe sein?"

"Das werden wir alles erfahren. Ell soll durch
das Sprachrohr die Verhandlung als Dolmetscher
führen."

Wirklich beschoß man das Luftschiff jetzt aus den
Gewehren. Es schwebte aber bereits so hoch und so
nahe senkrecht über dem englischen Kanonenbot, daß
die Kugeln ihm keinen Schaden thun konnten, obwohl
sich die Engländer zum Zielen auf den Rücken legten.
Jetzt fiel eines der abgeschossenen Langbleie auf das
Verdeck des Schiffes selbst zurück und durchschlug seine

Sechsundzwanzigſtes Kapitel.
das Geſchoß flog, bedeutend tiefer als das Luftſchiff,
unter ihm hin, ohne Schaden zu thun.

„Die Sache iſt nicht ſo gefährlich‟, ſagte Jll,
„ſelbſt wenn wir in der Schußlinie wären, könnten
wir den Schuß aufnehmen — da wir dreimal ſoviel
Maſſe haben, als das Geſchoß, würde es uns nur eine
Geſchwindigkeit von höchſtens zweihundert Meter geben,
und das iſt für uns das Gewöhnliche.‟

Ell ſah ihn erſtaunt an.

„Jch meine, wenn wir den Stoß auffangen.‟

„Aber wir werden doch zerſchmettert.‟

„Keine Sorge! Wir müſſen nur aufpaſſen. Jetzt
aber wollen wir verhandeln.‟

„Wollen Sie ſich nicht lieber in die Kajüte begeben?‟

Dieſe Frage richtete Jll an Jsma, die den Vor-
gängen mit Herzklopfen gefolgt war. „Dieſe Herren
ſehen mir gerade ſo aus, als wollten ſie uns mit ihren
Flintenſchüſſen begrüßen.‟

„O laſſen Sie mich hier‟, bat Jsma. „Könnte
nicht vielleicht — mein Mann — auf dem Schiffe ſein?‟

„Das werden wir alles erfahren. Ell ſoll durch
das Sprachrohr die Verhandlung als Dolmetſcher
führen.‟

Wirklich beſchoß man das Luftſchiff jetzt aus den
Gewehren. Es ſchwebte aber bereits ſo hoch und ſo
nahe ſenkrecht über dem engliſchen Kanonenbot, daß
die Kugeln ihm keinen Schaden thun konnten, obwohl
ſich die Engländer zum Zielen auf den Rücken legten.
Jetzt fiel eines der abgeſchoſſenen Langbleie auf das
Verdeck des Schiffes ſelbſt zurück und durchſchlug ſeine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0412" n="404"/><fw place="top" type="header">Sechsundzwanzig&#x017F;tes Kapitel.</fw><lb/>
das Ge&#x017F;choß flog, bedeutend tiefer als das Luft&#x017F;chiff,<lb/>
unter ihm hin, ohne Schaden zu thun.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Die Sache i&#x017F;t nicht &#x017F;o gefährlich&#x201F;, &#x017F;agte Jll,<lb/>
&#x201E;&#x017F;elb&#x017F;t wenn wir in der Schußlinie wären, könnten<lb/>
wir den Schuß aufnehmen &#x2014; da wir dreimal &#x017F;oviel<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;e haben, als das Ge&#x017F;choß, würde es uns nur eine<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeit von höch&#x017F;tens zweihundert Meter geben,<lb/>
und das i&#x017F;t für uns das Gewöhnliche.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Ell &#x017F;ah ihn er&#x017F;taunt an.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jch meine, wenn wir den Stoß auffangen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Aber wir werden doch zer&#x017F;chmettert.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Keine Sorge! Wir mü&#x017F;&#x017F;en nur aufpa&#x017F;&#x017F;en. Jetzt<lb/>
aber wollen wir verhandeln.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wollen Sie &#x017F;ich nicht lieber in die Kajüte begeben?&#x201F;</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Frage richtete Jll an Jsma, die den Vor-<lb/>
gängen mit Herzklopfen gefolgt war. &#x201E;Die&#x017F;e Herren<lb/>
&#x017F;ehen mir gerade &#x017F;o aus, als wollten &#x017F;ie uns mit ihren<lb/>
Flinten&#x017F;chü&#x017F;&#x017F;en begrüßen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;O la&#x017F;&#x017F;en Sie mich hier&#x201F;, bat Jsma. &#x201E;Könnte<lb/>
nicht vielleicht &#x2014; mein Mann &#x2014; auf dem Schiffe &#x017F;ein?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Das werden wir alles erfahren. Ell &#x017F;oll durch<lb/>
das Sprachrohr die Verhandlung als Dolmet&#x017F;cher<lb/>
führen.&#x201F;</p><lb/>
          <p>Wirklich be&#x017F;choß man das Luft&#x017F;chiff jetzt aus den<lb/>
Gewehren. Es &#x017F;chwebte aber bereits &#x017F;o hoch und &#x017F;o<lb/>
nahe &#x017F;enkrecht über dem engli&#x017F;chen Kanonenbot, daß<lb/>
die Kugeln ihm keinen Schaden thun konnten, obwohl<lb/>
&#x017F;ich die Engländer zum Zielen auf den Rücken legten.<lb/>
Jetzt fiel eines der abge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;enen Langbleie auf das<lb/>
Verdeck des Schiffes &#x017F;elb&#x017F;t zurück und durch&#x017F;chlug &#x017F;eine<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[404/0412] Sechsundzwanzigſtes Kapitel. das Geſchoß flog, bedeutend tiefer als das Luftſchiff, unter ihm hin, ohne Schaden zu thun. „Die Sache iſt nicht ſo gefährlich‟, ſagte Jll, „ſelbſt wenn wir in der Schußlinie wären, könnten wir den Schuß aufnehmen — da wir dreimal ſoviel Maſſe haben, als das Geſchoß, würde es uns nur eine Geſchwindigkeit von höchſtens zweihundert Meter geben, und das iſt für uns das Gewöhnliche.‟ Ell ſah ihn erſtaunt an. „Jch meine, wenn wir den Stoß auffangen.‟ „Aber wir werden doch zerſchmettert.‟ „Keine Sorge! Wir müſſen nur aufpaſſen. Jetzt aber wollen wir verhandeln.‟ „Wollen Sie ſich nicht lieber in die Kajüte begeben?‟ Dieſe Frage richtete Jll an Jsma, die den Vor- gängen mit Herzklopfen gefolgt war. „Dieſe Herren ſehen mir gerade ſo aus, als wollten ſie uns mit ihren Flintenſchüſſen begrüßen.‟ „O laſſen Sie mich hier‟, bat Jsma. „Könnte nicht vielleicht — mein Mann — auf dem Schiffe ſein?‟ „Das werden wir alles erfahren. Ell ſoll durch das Sprachrohr die Verhandlung als Dolmetſcher führen.‟ Wirklich beſchoß man das Luftſchiff jetzt aus den Gewehren. Es ſchwebte aber bereits ſo hoch und ſo nahe ſenkrecht über dem engliſchen Kanonenbot, daß die Kugeln ihm keinen Schaden thun konnten, obwohl ſich die Engländer zum Zielen auf den Rücken legten. Jetzt fiel eines der abgeſchoſſenen Langbleie auf das Verdeck des Schiffes ſelbſt zurück und durchſchlug ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/412
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/412>, abgerufen am 22.11.2024.