Der Herr, ein junger Assessor, hatte sich seines Auftrages kaum in feierlichster Weise erledigt, als Ell ihm mit blitzenden Augen entgegentrat und ihn anfuhr:
"Wie können Sie sich unterstehen", rief er, "mich durch eine derartige Zumutung zu beleidigen? Wofür halten Sie mich? Bin ich ein rauflustiger Bruder Studio oder ein pflichtvergessener Narr? Jch bin ein Mann, der seine Arbeitskraft ernsten Dingen schuldet. Uebrigens bedauere ich Sie", sagte er milder, "Sie haben sich jedenfalls nicht klar gemacht, was Sie thun. Jch wünsche von der Sache nichts mehr zu hören."
Der Assessor wollte auffahren, aber auf eine Hand- bewegung Ells machte er kehrt und verließ das Zimmer.
Ell setzte sich mit Grunthe zu Tisch.
"Das wird auch Zeit", sagte er, noch etwas erregt von dem letzten Auftritt, während er seine Serviette entfaltete, "daß mit diesem Unfug einmal aufgeräumt wird. Das ist so einer von den Punkten, in denen die Martier keinen Spaß verstehen. Jch will hoffen, daß es nicht zu Konflikten kommt."
Jm Laufe des Nachmittags wurden von allen Zeitungen, nicht bloß in Deutschland, sondern in ganz Europa, Extrablätter ausgegeben.
"Neues vom Nordpol!" "Die Bewohner des Mars auf der Erde!" "Jn sechs Stunden vom Nordpol!"
So und ähnlich lauteten die Ausrufe auf den Straßen. Man riß sich die Blätter aus der Hand.
Die Lichtdepeſche.
Der Herr, ein junger Aſſeſſor, hatte ſich ſeines Auftrages kaum in feierlichſter Weiſe erledigt, als Ell ihm mit blitzenden Augen entgegentrat und ihn anfuhr:
„Wie können Sie ſich unterſtehen‟, rief er, „mich durch eine derartige Zumutung zu beleidigen? Wofür halten Sie mich? Bin ich ein raufluſtiger Bruder Studio oder ein pflichtvergeſſener Narr? Jch bin ein Mann, der ſeine Arbeitskraft ernſten Dingen ſchuldet. Uebrigens bedauere ich Sie‟, ſagte er milder, „Sie haben ſich jedenfalls nicht klar gemacht, was Sie thun. Jch wünſche von der Sache nichts mehr zu hören.‟
Der Aſſeſſor wollte auffahren, aber auf eine Hand- bewegung Ells machte er kehrt und verließ das Zimmer.
Ell ſetzte ſich mit Grunthe zu Tiſch.
„Das wird auch Zeit‟, ſagte er, noch etwas erregt von dem letzten Auftritt, während er ſeine Serviette entfaltete, „daß mit dieſem Unfug einmal aufgeräumt wird. Das iſt ſo einer von den Punkten, in denen die Martier keinen Spaß verſtehen. Jch will hoffen, daß es nicht zu Konflikten kommt.‟
Jm Laufe des Nachmittags wurden von allen Zeitungen, nicht bloß in Deutſchland, ſondern in ganz Europa, Extrablätter ausgegeben.
„Neues vom Nordpol!‟ „Die Bewohner des Mars auf der Erde!‟ „Jn ſechs Stunden vom Nordpol!‟
So und ähnlich lauteten die Ausrufe auf den Straßen. Man riß ſich die Blätter aus der Hand.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0385"n="377"/><fwplace="top"type="header">Die Lichtdepeſche.</fw><lb/><p>Der Herr, ein junger Aſſeſſor, hatte ſich ſeines<lb/>
Auftrages kaum in feierlichſter Weiſe erledigt, als Ell<lb/>
ihm mit blitzenden Augen entgegentrat und ihn<lb/>
anfuhr:</p><lb/><p>„Wie können Sie ſich unterſtehen‟, rief er, „mich<lb/>
durch eine derartige Zumutung zu beleidigen? Wofür<lb/>
halten Sie mich? Bin ich ein raufluſtiger Bruder<lb/>
Studio oder ein pflichtvergeſſener Narr? Jch bin ein<lb/>
Mann, der ſeine Arbeitskraft ernſten Dingen ſchuldet.<lb/>
Uebrigens bedauere ich Sie‟, ſagte er milder, „Sie<lb/>
haben ſich jedenfalls nicht klar gemacht, was Sie thun.<lb/>
Jch wünſche von der Sache nichts mehr zu hören.‟</p><lb/><p>Der Aſſeſſor wollte auffahren, aber auf eine Hand-<lb/>
bewegung Ells machte er kehrt und verließ das Zimmer.</p><lb/><p>Ell ſetzte ſich mit Grunthe zu Tiſch.</p><lb/><p>„Das wird auch Zeit‟, ſagte er, noch etwas erregt<lb/>
von dem letzten Auftritt, während er ſeine Serviette<lb/>
entfaltete, „daß mit dieſem Unfug einmal aufgeräumt<lb/>
wird. Das iſt ſo einer von den Punkten, in denen<lb/>
die Martier keinen Spaß verſtehen. Jch will hoffen,<lb/>
daß es nicht zu Konflikten kommt.‟</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Jm Laufe des Nachmittags wurden von allen<lb/>
Zeitungen, nicht bloß in Deutſchland, ſondern in ganz<lb/>
Europa, Extrablätter ausgegeben.</p><lb/><p>„Neues vom Nordpol!‟„Die Bewohner des Mars<lb/>
auf der Erde!‟„Jn ſechs Stunden vom Nordpol!‟</p><lb/><p>So und ähnlich lauteten die Ausrufe auf den<lb/>
Straßen. Man riß ſich die Blätter aus der Hand.<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[377/0385]
Die Lichtdepeſche.
Der Herr, ein junger Aſſeſſor, hatte ſich ſeines
Auftrages kaum in feierlichſter Weiſe erledigt, als Ell
ihm mit blitzenden Augen entgegentrat und ihn
anfuhr:
„Wie können Sie ſich unterſtehen‟, rief er, „mich
durch eine derartige Zumutung zu beleidigen? Wofür
halten Sie mich? Bin ich ein raufluſtiger Bruder
Studio oder ein pflichtvergeſſener Narr? Jch bin ein
Mann, der ſeine Arbeitskraft ernſten Dingen ſchuldet.
Uebrigens bedauere ich Sie‟, ſagte er milder, „Sie
haben ſich jedenfalls nicht klar gemacht, was Sie thun.
Jch wünſche von der Sache nichts mehr zu hören.‟
Der Aſſeſſor wollte auffahren, aber auf eine Hand-
bewegung Ells machte er kehrt und verließ das Zimmer.
Ell ſetzte ſich mit Grunthe zu Tiſch.
„Das wird auch Zeit‟, ſagte er, noch etwas erregt
von dem letzten Auftritt, während er ſeine Serviette
entfaltete, „daß mit dieſem Unfug einmal aufgeräumt
wird. Das iſt ſo einer von den Punkten, in denen
die Martier keinen Spaß verſtehen. Jch will hoffen,
daß es nicht zu Konflikten kommt.‟
Jm Laufe des Nachmittags wurden von allen
Zeitungen, nicht bloß in Deutſchland, ſondern in ganz
Europa, Extrablätter ausgegeben.
„Neues vom Nordpol!‟ „Die Bewohner des Mars
auf der Erde!‟ „Jn ſechs Stunden vom Nordpol!‟
So und ähnlich lauteten die Ausrufe auf den
Straßen. Man riß ſich die Blätter aus der Hand.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/385>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.