Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.Der Sohn des Martiers. Aber in mir pflegte er den Stolz, als Sohn einesMartiers teilzuhaben an der Numenheit. Jmmer habe ich den roten Planeten als meine eigentliche Heimat betrachtet, und einmal auf ihn zu gelangen, war mein Jugendtraum. Aber mein Vater starb, ehe ich das zweiundzwanzigste Jahr erreichte, ohne daß den Men- schen eine Nachricht vom Mars gekommen war. Und das Vermächtnis meines Vaters -- meine Mutter war noch vor ihm dahingegangen -- stellte mir eine größere Aufgabe: Die Erde den Martiern zu erschließen, die Menschheit teilnehmen zu lassen am Segen der mar- tischen Heimat. Jch ging nach Deutschland, ich studierte und lernte "Sie wissen --" "Ja, ja, Jsma, Sie haben Recht gehabt damals. Sie reichte ihm die Hand über den Tisch hinüber. "Jch nehme Sie bei Jhrem Worte", sagte sie herz- Der Sohn des Martiers. Aber in mir pflegte er den Stolz, als Sohn einesMartiers teilzuhaben an der Numenheit. Jmmer habe ich den roten Planeten als meine eigentliche Heimat betrachtet, und einmal auf ihn zu gelangen, war mein Jugendtraum. Aber mein Vater ſtarb, ehe ich das zweiundzwanzigſte Jahr erreichte, ohne daß den Men- ſchen eine Nachricht vom Mars gekommen war. Und das Vermächtnis meines Vaters — meine Mutter war noch vor ihm dahingegangen — ſtellte mir eine größere Aufgabe: Die Erde den Martiern zu erſchließen, die Menſchheit teilnehmen zu laſſen am Segen der mar- tiſchen Heimat. Jch ging nach Deutſchland, ich ſtudierte und lernte „Sie wiſſen —‟ „Ja, ja, Jsma, Sie haben Recht gehabt damals. Sie reichte ihm die Hand über den Tiſch hinüber. „Jch nehme Sie bei Jhrem Worte‟, ſagte ſie herz- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0341" n="333"/><fw place="top" type="header">Der Sohn des Martiers.</fw><lb/> Aber in mir pflegte er den Stolz, als Sohn eines<lb/> Martiers teilzuhaben an der Numenheit. Jmmer<lb/> habe ich den roten Planeten als meine eigentliche Heimat<lb/> betrachtet, und einmal auf ihn zu gelangen, war mein<lb/> Jugendtraum. Aber mein Vater ſtarb, ehe ich das<lb/> zweiundzwanzigſte Jahr erreichte, ohne daß den Men-<lb/> ſchen eine Nachricht vom Mars gekommen war. Und<lb/> das Vermächtnis meines Vaters — meine Mutter war<lb/> noch vor ihm dahingegangen — ſtellte mir eine größere<lb/> Aufgabe: Die Erde den Martiern zu erſchließen, die<lb/> Menſchheit teilnehmen zu laſſen am Segen der mar-<lb/> tiſchen Heimat.</p><lb/> <p>Jch ging nach Deutſchland, ich ſtudierte und lernte<lb/> den ganzen Jammer dieſes wilden Geſchlechtes kennen<lb/> an der Stelle, wo die höchſte Ziviliſation des Planeten<lb/> ſich zeigen ſoll. Auch ein großes, herrliches Glück<lb/> trat mir entgegen, aber es ſollte mir nicht beſchieden<lb/> ſein. Jch lernte Jsma Hilgen kennen —‟</p><lb/> <p>„Sie wiſſen —‟</p><lb/> <p>„Ja, ja, Jsma, Sie haben Recht gehabt damals.<lb/> Sie wären unglücklich geworden, wie ich es war. Jch<lb/> ging nach Auſtralien zurück. Aber meine Pläne, die<lb/> Martier am Nordpol aufſuchen zu laſſen, konnte ich<lb/> nur von Europa aus verfolgen. Jch kaufte mich hier<lb/> an — das andere wiſſen Sie.‟</p><lb/> <p>Sie reichte ihm die Hand über den Tiſch hinüber.</p><lb/> <p>„Jch nehme Sie bei Jhrem Worte‟, ſagte ſie herz-<lb/> lich, „zwiſchen uns ſoll ſich nichts ändern. Nein, ich<lb/> fange an vieles zu verſtehen, was mich manchmal<lb/> von Jhnen zurückſchreckte. Wie konnte ich mir an-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [333/0341]
Der Sohn des Martiers.
Aber in mir pflegte er den Stolz, als Sohn eines
Martiers teilzuhaben an der Numenheit. Jmmer
habe ich den roten Planeten als meine eigentliche Heimat
betrachtet, und einmal auf ihn zu gelangen, war mein
Jugendtraum. Aber mein Vater ſtarb, ehe ich das
zweiundzwanzigſte Jahr erreichte, ohne daß den Men-
ſchen eine Nachricht vom Mars gekommen war. Und
das Vermächtnis meines Vaters — meine Mutter war
noch vor ihm dahingegangen — ſtellte mir eine größere
Aufgabe: Die Erde den Martiern zu erſchließen, die
Menſchheit teilnehmen zu laſſen am Segen der mar-
tiſchen Heimat.
Jch ging nach Deutſchland, ich ſtudierte und lernte
den ganzen Jammer dieſes wilden Geſchlechtes kennen
an der Stelle, wo die höchſte Ziviliſation des Planeten
ſich zeigen ſoll. Auch ein großes, herrliches Glück
trat mir entgegen, aber es ſollte mir nicht beſchieden
ſein. Jch lernte Jsma Hilgen kennen —‟
„Sie wiſſen —‟
„Ja, ja, Jsma, Sie haben Recht gehabt damals.
Sie wären unglücklich geworden, wie ich es war. Jch
ging nach Auſtralien zurück. Aber meine Pläne, die
Martier am Nordpol aufſuchen zu laſſen, konnte ich
nur von Europa aus verfolgen. Jch kaufte mich hier
an — das andere wiſſen Sie.‟
Sie reichte ihm die Hand über den Tiſch hinüber.
„Jch nehme Sie bei Jhrem Worte‟, ſagte ſie herz-
lich, „zwiſchen uns ſoll ſich nichts ändern. Nein, ich
fange an vieles zu verſtehen, was mich manchmal
von Jhnen zurückſchreckte. Wie konnte ich mir an-
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