Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Sohn des Martiers.
verliert, das schmerzt mich, und ich sehe, daß ihr so
nicht zu helfen ist. Erst wird das Buch totgeschwiegen,
die Gelehrten wissen nicht, was sie damit anfangen
sollen, dann kommt einer und behauptet, das wäre
eine phantastische Hypothese, durch nichts bewiesen.
Dabei habe ich auf Grund meiner Theorie das soge-
nannte Drei-Körper-Problem gelöst und die Nichtigkeit
bis auf die hundertstel Sekunden an der Störung der
Marsmonde nachgewiesen. Aber glauben Sie, daß
ein einziger Astronom meine Methode der Rechnung
verstanden hat?"

"Ko Bate", sagte Jsma lächelnd. "Das wollten
Sie doch wohl sagen? Wahrscheinlich haben Sie sich
nicht klar genug ausgedrückt."

"Allerdings, ich hätte darüber ein besonderes Buch
schreiben müssen -- ich glaubte nicht, daß man so
schwerfällig sein würde. Jch habe die Methode gar
nicht selbst erfunden, sondern schon in meinem acht-
zehnten Jahre von meinem Vater erlernt --"

"Aber warum haben Sie das alles so lange ge-
heim gehalten?"

"Sie sehen ja, daß es noch immer zu früh ist.
Könnten die andern mit mir in der gleichen Richtung
weiterarbeiten, man würde auch technisch zu Resultaten
kommen, die eine ganz neue Welt eröffnen müßten.
Ach, dann würden wir vielleicht einmal frei von dieser
schweren Erde."

"Jmmer wieder dieselbe Sehnsucht. Es ist ja doch
hier ganz leidlich. Sie müssen Geduld haben. Und
dies hat Sie heute verstimmt und aufgehalten?"

Laßwitz, Auf zwei Planeten. 21

Der Sohn des Martiers.
verliert, das ſchmerzt mich, und ich ſehe, daß ihr ſo
nicht zu helfen iſt. Erſt wird das Buch totgeſchwiegen,
die Gelehrten wiſſen nicht, was ſie damit anfangen
ſollen, dann kommt einer und behauptet, das wäre
eine phantaſtiſche Hypotheſe, durch nichts bewieſen.
Dabei habe ich auf Grund meiner Theorie das ſoge-
nannte Drei-Körper-Problem gelöſt und die Nichtigkeit
bis auf die hundertſtel Sekunden an der Störung der
Marsmonde nachgewieſen. Aber glauben Sie, daß
ein einziger Aſtronom meine Methode der Rechnung
verſtanden hat?‟

„Ko Bate‟, ſagte Jsma lächelnd. „Das wollten
Sie doch wohl ſagen? Wahrſcheinlich haben Sie ſich
nicht klar genug ausgedrückt.‟

„Allerdings, ich hätte darüber ein beſonderes Buch
ſchreiben müſſen — ich glaubte nicht, daß man ſo
ſchwerfällig ſein würde. Jch habe die Methode gar
nicht ſelbſt erfunden, ſondern ſchon in meinem acht-
zehnten Jahre von meinem Vater erlernt —‟

„Aber warum haben Sie das alles ſo lange ge-
heim gehalten?‟

„Sie ſehen ja, daß es noch immer zu früh iſt.
Könnten die andern mit mir in der gleichen Richtung
weiterarbeiten, man würde auch techniſch zu Reſultaten
kommen, die eine ganz neue Welt eröffnen müßten.
Ach, dann würden wir vielleicht einmal frei von dieſer
ſchweren Erde.‟

„Jmmer wieder dieſelbe Sehnſucht. Es iſt ja doch
hier ganz leidlich. Sie müſſen Geduld haben. Und
dies hat Sie heute verſtimmt und aufgehalten?‟

Laßwitz, Auf zwei Planeten. 21
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0329" n="321"/><fw place="top" type="header">Der Sohn des Martiers.</fw><lb/>
verliert, das &#x017F;chmerzt mich, und ich &#x017F;ehe, daß ihr &#x017F;o<lb/>
nicht zu helfen i&#x017F;t. Er&#x017F;t wird das Buch totge&#x017F;chwiegen,<lb/>
die Gelehrten wi&#x017F;&#x017F;en nicht, was &#x017F;ie damit anfangen<lb/>
&#x017F;ollen, dann kommt einer und behauptet, das wäre<lb/>
eine phanta&#x017F;ti&#x017F;che Hypothe&#x017F;e, durch nichts bewie&#x017F;en.<lb/>
Dabei habe ich auf Grund meiner Theorie das &#x017F;oge-<lb/>
nannte Drei-Körper-Problem gelö&#x017F;t und die Nichtigkeit<lb/>
bis auf die hundert&#x017F;tel Sekunden an der Störung der<lb/>
Marsmonde nachgewie&#x017F;en. Aber glauben Sie, daß<lb/>
ein einziger A&#x017F;tronom meine Methode der Rechnung<lb/>
ver&#x017F;tanden hat?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ko Bate&#x201F;, &#x017F;agte Jsma lächelnd. &#x201E;Das wollten<lb/>
Sie doch wohl &#x017F;agen? Wahr&#x017F;cheinlich haben Sie &#x017F;ich<lb/>
nicht klar genug ausgedrückt.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Allerdings, ich hätte darüber ein be&#x017F;onderes Buch<lb/>
&#x017F;chreiben mü&#x017F;&#x017F;en &#x2014; ich glaubte nicht, daß man &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chwerfällig &#x017F;ein würde. Jch habe die Methode gar<lb/>
nicht &#x017F;elb&#x017F;t erfunden, &#x017F;ondern &#x017F;chon in meinem acht-<lb/>
zehnten Jahre von meinem Vater erlernt &#x2014;&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Aber warum haben Sie das alles &#x017F;o lange ge-<lb/>
heim gehalten?&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Sie &#x017F;ehen ja, daß es noch immer zu früh i&#x017F;t.<lb/>
Könnten die andern mit mir in der gleichen Richtung<lb/>
weiterarbeiten, man würde auch techni&#x017F;ch zu Re&#x017F;ultaten<lb/>
kommen, die eine ganz neue Welt eröffnen müßten.<lb/>
Ach, dann würden wir vielleicht einmal frei von die&#x017F;er<lb/>
&#x017F;chweren Erde.&#x201F;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Jmmer wieder die&#x017F;elbe Sehn&#x017F;ucht. Es i&#x017F;t ja doch<lb/>
hier ganz leidlich. Sie mü&#x017F;&#x017F;en Geduld haben. Und<lb/>
dies hat Sie heute ver&#x017F;timmt und aufgehalten?&#x201F;</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Laßwitz,</hi> Auf zwei Planeten.</hi> 21</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0329] Der Sohn des Martiers. verliert, das ſchmerzt mich, und ich ſehe, daß ihr ſo nicht zu helfen iſt. Erſt wird das Buch totgeſchwiegen, die Gelehrten wiſſen nicht, was ſie damit anfangen ſollen, dann kommt einer und behauptet, das wäre eine phantaſtiſche Hypotheſe, durch nichts bewieſen. Dabei habe ich auf Grund meiner Theorie das ſoge- nannte Drei-Körper-Problem gelöſt und die Nichtigkeit bis auf die hundertſtel Sekunden an der Störung der Marsmonde nachgewieſen. Aber glauben Sie, daß ein einziger Aſtronom meine Methode der Rechnung verſtanden hat?‟ „Ko Bate‟, ſagte Jsma lächelnd. „Das wollten Sie doch wohl ſagen? Wahrſcheinlich haben Sie ſich nicht klar genug ausgedrückt.‟ „Allerdings, ich hätte darüber ein beſonderes Buch ſchreiben müſſen — ich glaubte nicht, daß man ſo ſchwerfällig ſein würde. Jch habe die Methode gar nicht ſelbſt erfunden, ſondern ſchon in meinem acht- zehnten Jahre von meinem Vater erlernt —‟ „Aber warum haben Sie das alles ſo lange ge- heim gehalten?‟ „Sie ſehen ja, daß es noch immer zu früh iſt. Könnten die andern mit mir in der gleichen Richtung weiterarbeiten, man würde auch techniſch zu Reſultaten kommen, die eine ganz neue Welt eröffnen müßten. Ach, dann würden wir vielleicht einmal frei von dieſer ſchweren Erde.‟ „Jmmer wieder dieſelbe Sehnſucht. Es iſt ja doch hier ganz leidlich. Sie müſſen Geduld haben. Und dies hat Sie heute verſtimmt und aufgehalten?‟ Laßwitz, Auf zwei Planeten. 21

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/329
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/329>, abgerufen am 19.05.2024.