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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

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Zwanzigstes Kapitel.
gestrebt hatten, die Techniker des Mars hatten es in
verhältnismäßig kurzer Zeit erreicht.

Allerdings besaßen ja die Martier vor allem ein
Mittel, sich in die Luft zu erheben, das den Menschen
fehlt, die Anwendung der Diabarie. Der Fortschritt
der Luftschiffahrt bei den Menschen war bisher immer
daran gescheitert, daß man das aerostatische und das
dynamische Luftschiff nicht in geeigneter Weise verbinden
konnte. Wandte man den Luftballon an, um Lasten
in die Höhe zu heben, so mußte der Apparat riesige
Dimensionen annehmen, und es war dann unmöglich,
ihn gegen die Windrichtung zu bewegen, weil er dem
Winde eine zu große Angriffsfläche bot, oder nicht
genügend widerstandsfähig gegen seinen Druck gemacht
werden konnte. Wählte man aber die dynamische
Form des Luftschiffs, wobei durch Schrauben oder
Flügel die Erhebung bewerkstelligt wurde, so fehlte es
an Maschinen, um die erforderliche große Kraft zu
entwickeln; denn um dies zu leisten, mußten die
Maschinen selbst zu schwer werden.

Diesen Schwierigkeiten waren nun die Martier da-
durch überhoben, daß sie diabarische Fahrzeuge zu bauen
vermochten, d. h. Fahrzeuge, für welche die Anziehungs-
kraft der Erde nahezu ganz aufgehoben werden konnte.
Bei der Luftschiffahrt geschah diese Aufhebung natür-
lich nicht so vollständig, wie bei der Raumschiffahrt,
sondern nur soweit, daß das Gewicht des Schiffes
samt seinem Jnhalt geringer wurde als das Gewicht
der von ihm verdrängten Luft. Nach dem archimedi-
schen Gesetze mußte es dann in der Luft in die Höhe

Zwanzigſtes Kapitel.
geſtrebt hatten, die Techniker des Mars hatten es in
verhältnismäßig kurzer Zeit erreicht.

Allerdings beſaßen ja die Martier vor allem ein
Mittel, ſich in die Luft zu erheben, das den Menſchen
fehlt, die Anwendung der Diabarie. Der Fortſchritt
der Luftſchiffahrt bei den Menſchen war bisher immer
daran geſcheitert, daß man das aëroſtatiſche und das
dynamiſche Luftſchiff nicht in geeigneter Weiſe verbinden
konnte. Wandte man den Luftballon an, um Laſten
in die Höhe zu heben, ſo mußte der Apparat rieſige
Dimenſionen annehmen, und es war dann unmöglich,
ihn gegen die Windrichtung zu bewegen, weil er dem
Winde eine zu große Angriffsfläche bot, oder nicht
genügend widerſtandsfähig gegen ſeinen Druck gemacht
werden konnte. Wählte man aber die dynamiſche
Form des Luftſchiffs, wobei durch Schrauben oder
Flügel die Erhebung bewerkſtelligt wurde, ſo fehlte es
an Maſchinen, um die erforderliche große Kraft zu
entwickeln; denn um dies zu leiſten, mußten die
Maſchinen ſelbſt zu ſchwer werden.

Dieſen Schwierigkeiten waren nun die Martier da-
durch überhoben, daß ſie diabariſche Fahrzeuge zu bauen
vermochten, d. h. Fahrzeuge, für welche die Anziehungs-
kraft der Erde nahezu ganz aufgehoben werden konnte.
Bei der Luftſchiffahrt geſchah dieſe Aufhebung natür-
lich nicht ſo vollſtändig, wie bei der Raumſchiffahrt,
ſondern nur ſoweit, daß das Gewicht des Schiffes
ſamt ſeinem Jnhalt geringer wurde als das Gewicht
der von ihm verdrängten Luft. Nach dem archimedi-
ſchen Geſetze mußte es dann in der Luft in die Höhe

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[308/0316] Zwanzigſtes Kapitel. geſtrebt hatten, die Techniker des Mars hatten es in verhältnismäßig kurzer Zeit erreicht. Allerdings beſaßen ja die Martier vor allem ein Mittel, ſich in die Luft zu erheben, das den Menſchen fehlt, die Anwendung der Diabarie. Der Fortſchritt der Luftſchiffahrt bei den Menſchen war bisher immer daran geſcheitert, daß man das aëroſtatiſche und das dynamiſche Luftſchiff nicht in geeigneter Weiſe verbinden konnte. Wandte man den Luftballon an, um Laſten in die Höhe zu heben, ſo mußte der Apparat rieſige Dimenſionen annehmen, und es war dann unmöglich, ihn gegen die Windrichtung zu bewegen, weil er dem Winde eine zu große Angriffsfläche bot, oder nicht genügend widerſtandsfähig gegen ſeinen Druck gemacht werden konnte. Wählte man aber die dynamiſche Form des Luftſchiffs, wobei durch Schrauben oder Flügel die Erhebung bewerkſtelligt wurde, ſo fehlte es an Maſchinen, um die erforderliche große Kraft zu entwickeln; denn um dies zu leiſten, mußten die Maſchinen ſelbſt zu ſchwer werden. Dieſen Schwierigkeiten waren nun die Martier da- durch überhoben, daß ſie diabariſche Fahrzeuge zu bauen vermochten, d. h. Fahrzeuge, für welche die Anziehungs- kraft der Erde nahezu ganz aufgehoben werden konnte. Bei der Luftſchiffahrt geſchah dieſe Aufhebung natür- lich nicht ſo vollſtändig, wie bei der Raumſchiffahrt, ſondern nur ſoweit, daß das Gewicht des Schiffes ſamt ſeinem Jnhalt geringer wurde als das Gewicht der von ihm verdrängten Luft. Nach dem archimedi- ſchen Geſetze mußte es dann in der Luft in die Höhe

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/316>, abgerufen am 24.11.2024.