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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

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Dreizehntes Kapitel.

"Gut. Nun mußten wir aber das Schiff nach
dem Pol schaffen, denn wir hatten das schwere Schwung-
rad für die Station, die wir vorbereiten sollten,
auszuladen. Deshalb war All sehr ungehalten, daß
er von der Erdaxe abgekommen war. Aber dieselbe
Ursache, die uns abgetrieben hatte, verhinderte uns
auch jetzt ans Ziel zu gelangen. Das war der herr-
schende Wind. Jch sagte schon, daß wir uns in der
Atmosphäre nicht anders wie einer Jhrer Luftballons
verhalten können. Wir können uns leichter machen
als die Luft, aber ihren Strömungen unterliegen wir
dabei ebenso wie ihrem Widerstande."

"Verzeihen Sie", begann Grunthe, "ich habe mich
schon immer gewundert, gerade weil sich Jhr Raum-
schiff in der Atmosphäre wie ein Luftballon handhaben
läßt, und zwar mit dem wunderbaren Vorteil, weder
Ballast noch Gas opfern zu müssen, da Sie sich
nach Belieben leicht oder schwer machen können, ich
habe mich gewundert, daß Sie nicht, nachdem Sie
einmal am Pol die Erdgeschwindigkeit gewonnen haben,
einfach mit Jhren Raumschiffen nach Europa oder den
Vereinigten Staaten von Nordamerika gekommen sind
-- kurzum, warum Sie so ängstlich in der Befahrung
unsres Luftmeers sind."

"Und ich", erwiderte Jo, "habe mich allerdings
auch gewundert, wie Sie sich diesen gebrechlichen Din-
gern in einer Atmosphäre anvertrauen können, die so
dicht und schwer ist wie die Jhrige, und in welcher
nach allen Richtungen die tollsten Stürme einher-
rasen."

Dreizehntes Kapitel.

„Gut. Nun mußten wir aber das Schiff nach
dem Pol ſchaffen, denn wir hatten das ſchwere Schwung-
rad für die Station, die wir vorbereiten ſollten,
auszuladen. Deshalb war All ſehr ungehalten, daß
er von der Erdaxe abgekommen war. Aber dieſelbe
Urſache, die uns abgetrieben hatte, verhinderte uns
auch jetzt ans Ziel zu gelangen. Das war der herr-
ſchende Wind. Jch ſagte ſchon, daß wir uns in der
Atmoſphäre nicht anders wie einer Jhrer Luftballons
verhalten können. Wir können uns leichter machen
als die Luft, aber ihren Strömungen unterliegen wir
dabei ebenſo wie ihrem Widerſtande.‟

„Verzeihen Sie‟, begann Grunthe, „ich habe mich
ſchon immer gewundert, gerade weil ſich Jhr Raum-
ſchiff in der Atmoſphäre wie ein Luftballon handhaben
läßt, und zwar mit dem wunderbaren Vorteil, weder
Ballaſt noch Gas opfern zu müſſen, da Sie ſich
nach Belieben leicht oder ſchwer machen können, ich
habe mich gewundert, daß Sie nicht, nachdem Sie
einmal am Pol die Erdgeſchwindigkeit gewonnen haben,
einfach mit Jhren Raumſchiffen nach Europa oder den
Vereinigten Staaten von Nordamerika gekommen ſind
— kurzum, warum Sie ſo ängſtlich in der Befahrung
unſres Luftmeers ſind.‟

„Und ich‟, erwiderte Jo, „habe mich allerdings
auch gewundert, wie Sie ſich dieſen gebrechlichen Din-
gern in einer Atmoſphäre anvertrauen können, die ſo
dicht und ſchwer iſt wie die Jhrige, und in welcher
nach allen Richtungen die tollſten Stürme einher-
raſen.‟

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[194/0202] Dreizehntes Kapitel. „Gut. Nun mußten wir aber das Schiff nach dem Pol ſchaffen, denn wir hatten das ſchwere Schwung- rad für die Station, die wir vorbereiten ſollten, auszuladen. Deshalb war All ſehr ungehalten, daß er von der Erdaxe abgekommen war. Aber dieſelbe Urſache, die uns abgetrieben hatte, verhinderte uns auch jetzt ans Ziel zu gelangen. Das war der herr- ſchende Wind. Jch ſagte ſchon, daß wir uns in der Atmoſphäre nicht anders wie einer Jhrer Luftballons verhalten können. Wir können uns leichter machen als die Luft, aber ihren Strömungen unterliegen wir dabei ebenſo wie ihrem Widerſtande.‟ „Verzeihen Sie‟, begann Grunthe, „ich habe mich ſchon immer gewundert, gerade weil ſich Jhr Raum- ſchiff in der Atmoſphäre wie ein Luftballon handhaben läßt, und zwar mit dem wunderbaren Vorteil, weder Ballaſt noch Gas opfern zu müſſen, da Sie ſich nach Belieben leicht oder ſchwer machen können, ich habe mich gewundert, daß Sie nicht, nachdem Sie einmal am Pol die Erdgeſchwindigkeit gewonnen haben, einfach mit Jhren Raumſchiffen nach Europa oder den Vereinigten Staaten von Nordamerika gekommen ſind — kurzum, warum Sie ſo ängſtlich in der Befahrung unſres Luftmeers ſind.‟ „Und ich‟, erwiderte Jo, „habe mich allerdings auch gewundert, wie Sie ſich dieſen gebrechlichen Din- gern in einer Atmoſphäre anvertrauen können, die ſo dicht und ſchwer iſt wie die Jhrige, und in welcher nach allen Richtungen die tollſten Stürme einher- raſen.‟

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/202>, abgerufen am 23.11.2024.