möglich. Aber durch die Explosion des Weltäthers selbst."
Grunthe schüttelte nur den Kopf.
"Jch las in Jhren Büchern," fuhr Jo fort, "daß Sie Jhre Geschosse durch die Entwicklung der Pulver- gase mit Geschwindigkeiten schleudern, welche größer sind als die Geschwindigkeit, mit der sich der Schall in der Luft fortpflanzt. Nun -- der Vergleich trifft zwar nicht vollständig zu, aber in der Hauptsache -- warum sollen wir nicht durch Entwicklung großer Äther- volumina Geschwindigkeiten erzeugen, die größer sind als diejenige, mit welcher sich das Licht im Äther fortpflanzt? Es kommt nur darauf an, Apparate zu haben, die das leisten."
"Und diese haben Sie?"
"Allerdings. Wir können Ätherspannungen erzeugen, die wir plötzlich entlasten. Der kondensierte Äther heißt "Repulsit". Unsre Geschütze und Geschosse be- stehen aus -- ja wie soll ich Jhnen das übersetzen -- übrigens kommt die Sache im Grunde darauf hinaus, große Elektrizitätsmengen unter kolossalen Spannungen zu halten -- und die Entdeckung hängt wieder mit derjenigen der Diabarie zusammen."
"Das ist uns freilich jetzt nicht möglich, so schnell zu fassen," sagte Grunthe. "Und Sie wollen die Geschwindigkeiten noch steigern?"
"Wir hoffen bis auf fünfmalhunderttausend Kilo- meter zu kommen. Wir überholen dann das Licht. Und wer auf einem solchen Geschoß in den Weltraum reiste, der würde zurückblickend die Zeiten der Ver-
Die Raumſchiffer.
möglich. Aber durch die Exploſion des Weltäthers ſelbſt.‟
Grunthe ſchüttelte nur den Kopf.
„Jch las in Jhren Büchern,‟ fuhr Jo fort, „daß Sie Jhre Geſchoſſe durch die Entwicklung der Pulver- gaſe mit Geſchwindigkeiten ſchleudern, welche größer ſind als die Geſchwindigkeit, mit der ſich der Schall in der Luft fortpflanzt. Nun — der Vergleich trifft zwar nicht vollſtändig zu, aber in der Hauptſache — warum ſollen wir nicht durch Entwicklung großer Äther- volumina Geſchwindigkeiten erzeugen, die größer ſind als diejenige, mit welcher ſich das Licht im Äther fortpflanzt? Es kommt nur darauf an, Apparate zu haben, die das leiſten.‟
„Und dieſe haben Sie?‟
„Allerdings. Wir können Ätherſpannungen erzeugen, die wir plötzlich entlaſten. Der kondenſierte Äther heißt „Repulſit‟. Unſre Geſchütze und Geſchoſſe be- ſtehen aus — ja wie ſoll ich Jhnen das überſetzen — übrigens kommt die Sache im Grunde darauf hinaus, große Elektrizitätsmengen unter koloſſalen Spannungen zu halten — und die Entdeckung hängt wieder mit derjenigen der Diabarie zuſammen.‟
„Das iſt uns freilich jetzt nicht möglich, ſo ſchnell zu faſſen,‟ ſagte Grunthe. „Und Sie wollen die Geſchwindigkeiten noch ſteigern?‟
„Wir hoffen bis auf fünfmalhunderttauſend Kilo- meter zu kommen. Wir überholen dann das Licht. Und wer auf einem ſolchen Geſchoß in den Weltraum reiſte, der würde zurückblickend die Zeiten der Ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0195"n="187"/><fwplace="top"type="header">Die Raumſchiffer.</fw><lb/>
möglich. Aber durch die Exploſion des Weltäthers<lb/>ſelbſt.‟</p><lb/><p>Grunthe ſchüttelte nur den Kopf.</p><lb/><p>„Jch las in Jhren Büchern,‟ fuhr Jo fort, „daß<lb/>
Sie Jhre Geſchoſſe durch die Entwicklung der Pulver-<lb/>
gaſe mit Geſchwindigkeiten ſchleudern, welche größer ſind<lb/>
als die Geſchwindigkeit, mit der ſich der Schall in der<lb/>
Luft fortpflanzt. Nun — der Vergleich trifft zwar<lb/>
nicht vollſtändig zu, aber in der Hauptſache — warum<lb/>ſollen wir nicht durch Entwicklung großer Äther-<lb/>
volumina Geſchwindigkeiten erzeugen, die größer ſind<lb/>
als diejenige, mit welcher ſich das Licht im Äther<lb/>
fortpflanzt? Es kommt nur darauf an, Apparate zu<lb/>
haben, die das leiſten.‟</p><lb/><p>„Und dieſe haben Sie?‟</p><lb/><p>„Allerdings. Wir können Ätherſpannungen erzeugen,<lb/>
die wir plötzlich entlaſten. Der kondenſierte Äther<lb/>
heißt „Repulſit‟. Unſre Geſchütze und Geſchoſſe be-<lb/>ſtehen aus — ja wie ſoll ich Jhnen das überſetzen —<lb/>
übrigens kommt die Sache im Grunde darauf hinaus,<lb/>
große Elektrizitätsmengen unter koloſſalen Spannungen<lb/>
zu halten — und die Entdeckung hängt wieder mit<lb/>
derjenigen der Diabarie zuſammen.‟</p><lb/><p>„Das iſt uns freilich jetzt nicht möglich, ſo ſchnell<lb/>
zu faſſen,‟ſagte Grunthe. „Und Sie wollen die<lb/>
Geſchwindigkeiten noch ſteigern?‟</p><lb/><p>„Wir hoffen bis auf fünfmalhunderttauſend Kilo-<lb/>
meter zu kommen. Wir überholen dann das Licht.<lb/>
Und wer auf einem ſolchen Geſchoß in den Weltraum<lb/>
reiſte, der würde zurückblickend die Zeiten der Ver-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[187/0195]
Die Raumſchiffer.
möglich. Aber durch die Exploſion des Weltäthers
ſelbſt.‟
Grunthe ſchüttelte nur den Kopf.
„Jch las in Jhren Büchern,‟ fuhr Jo fort, „daß
Sie Jhre Geſchoſſe durch die Entwicklung der Pulver-
gaſe mit Geſchwindigkeiten ſchleudern, welche größer ſind
als die Geſchwindigkeit, mit der ſich der Schall in der
Luft fortpflanzt. Nun — der Vergleich trifft zwar
nicht vollſtändig zu, aber in der Hauptſache — warum
ſollen wir nicht durch Entwicklung großer Äther-
volumina Geſchwindigkeiten erzeugen, die größer ſind
als diejenige, mit welcher ſich das Licht im Äther
fortpflanzt? Es kommt nur darauf an, Apparate zu
haben, die das leiſten.‟
„Und dieſe haben Sie?‟
„Allerdings. Wir können Ätherſpannungen erzeugen,
die wir plötzlich entlaſten. Der kondenſierte Äther
heißt „Repulſit‟. Unſre Geſchütze und Geſchoſſe be-
ſtehen aus — ja wie ſoll ich Jhnen das überſetzen —
übrigens kommt die Sache im Grunde darauf hinaus,
große Elektrizitätsmengen unter koloſſalen Spannungen
zu halten — und die Entdeckung hängt wieder mit
derjenigen der Diabarie zuſammen.‟
„Das iſt uns freilich jetzt nicht möglich, ſo ſchnell
zu faſſen,‟ ſagte Grunthe. „Und Sie wollen die
Geſchwindigkeiten noch ſteigern?‟
„Wir hoffen bis auf fünfmalhunderttauſend Kilo-
meter zu kommen. Wir überholen dann das Licht.
Und wer auf einem ſolchen Geſchoß in den Weltraum
reiſte, der würde zurückblickend die Zeiten der Ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/195>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.