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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897.

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Zehntes Kapitel.
die Martier mit sich führten, hinauf zu ziehen und
oben zu befestigen.

Dies geschah nach Wunsch. Alsbald hatten die
Martier einen bequemen Aufzug eingerichtet, den sie
mit den Akkumulatoren ihres Botes betrieben.

Nicht weit von der Stelle, an welcher die Martier
ihren Aufzug angebracht hatten, stieß eine Seiten-
schlucht in das Hauptthal, und hier zog sich ein
Streifen von Felstrümmern und Moränenschutt, von
Flechten überkleidet, auf dem ganz allmählich an-
steigenden Gletscher in die Höhe. Auf diesem Streifen
konnte man, ohne sich der unsichern Oberfläche des
Gletschers anzuvertrauen, gut ins Jnnere des festen
Landes gelangen. Saltner hatte nun in dieser Rich-
tung einen Gegenstand zwischen dem Geröll bemerkt,
der zwar der weiten Entfernung wegen nicht deutlich
erkennbar war, aber jedenfalls untersucht werden mußte,
da er von Menschen herzurühren schien, wenn es nicht
gar der nur zum Teil sichtbare Körper eines Menschen
war. Um jedoch das Gestein zu erreichen, mußte man
zunächst eine tiefe und breite Spalte passieren; diese
Spalte war an einer Stelle durch eine Schneebrücke
überspannt gewesen, die offenbar erst vor kurzem zu-
sammengebrochen war. Gegenwärtig war es unmöglich,
dieselbe ohne künstliche Hilfsmittel zu überschreiten,
und deshalb hatte Saltner die Martier heraufgerufen.
Er sagte sich, es sei sehr wohl denkbar, daß Torm
mit Hilfe des vom Fallschirm abgelösten Seiles auf
den Gletscher und von dort auf den Moränen-
streifen gelangt sei. Mit großer Aufregung hatte

Zehntes Kapitel.
die Martier mit ſich führten, hinauf zu ziehen und
oben zu befeſtigen.

Dies geſchah nach Wunſch. Alsbald hatten die
Martier einen bequemen Aufzug eingerichtet, den ſie
mit den Akkumulatoren ihres Botes betrieben.

Nicht weit von der Stelle, an welcher die Martier
ihren Aufzug angebracht hatten, ſtieß eine Seiten-
ſchlucht in das Hauptthal, und hier zog ſich ein
Streifen von Felstrümmern und Moränenſchutt, von
Flechten überkleidet, auf dem ganz allmählich an-
ſteigenden Gletſcher in die Höhe. Auf dieſem Streifen
konnte man, ohne ſich der unſichern Oberfläche des
Gletſchers anzuvertrauen, gut ins Jnnere des feſten
Landes gelangen. Saltner hatte nun in dieſer Rich-
tung einen Gegenſtand zwiſchen dem Geröll bemerkt,
der zwar der weiten Entfernung wegen nicht deutlich
erkennbar war, aber jedenfalls unterſucht werden mußte,
da er von Menſchen herzurühren ſchien, wenn es nicht
gar der nur zum Teil ſichtbare Körper eines Menſchen
war. Um jedoch das Geſtein zu erreichen, mußte man
zunächſt eine tiefe und breite Spalte paſſieren; dieſe
Spalte war an einer Stelle durch eine Schneebrücke
überſpannt geweſen, die offenbar erſt vor kurzem zu-
ſammengebrochen war. Gegenwärtig war es unmöglich,
dieſelbe ohne künſtliche Hilfsmittel zu überſchreiten,
und deshalb hatte Saltner die Martier heraufgerufen.
Er ſagte ſich, es ſei ſehr wohl denkbar, daß Torm
mit Hilfe des vom Fallſchirm abgelöſten Seiles auf
den Gletſcher und von dort auf den Moränen-
ſtreifen gelangt ſei. Mit großer Aufregung hatte

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[144/0152] Zehntes Kapitel. die Martier mit ſich führten, hinauf zu ziehen und oben zu befeſtigen. Dies geſchah nach Wunſch. Alsbald hatten die Martier einen bequemen Aufzug eingerichtet, den ſie mit den Akkumulatoren ihres Botes betrieben. Nicht weit von der Stelle, an welcher die Martier ihren Aufzug angebracht hatten, ſtieß eine Seiten- ſchlucht in das Hauptthal, und hier zog ſich ein Streifen von Felstrümmern und Moränenſchutt, von Flechten überkleidet, auf dem ganz allmählich an- ſteigenden Gletſcher in die Höhe. Auf dieſem Streifen konnte man, ohne ſich der unſichern Oberfläche des Gletſchers anzuvertrauen, gut ins Jnnere des feſten Landes gelangen. Saltner hatte nun in dieſer Rich- tung einen Gegenſtand zwiſchen dem Geröll bemerkt, der zwar der weiten Entfernung wegen nicht deutlich erkennbar war, aber jedenfalls unterſucht werden mußte, da er von Menſchen herzurühren ſchien, wenn es nicht gar der nur zum Teil ſichtbare Körper eines Menſchen war. Um jedoch das Geſtein zu erreichen, mußte man zunächſt eine tiefe und breite Spalte paſſieren; dieſe Spalte war an einer Stelle durch eine Schneebrücke überſpannt geweſen, die offenbar erſt vor kurzem zu- ſammengebrochen war. Gegenwärtig war es unmöglich, dieſelbe ohne künſtliche Hilfsmittel zu überſchreiten, und deshalb hatte Saltner die Martier heraufgerufen. Er ſagte ſich, es ſei ſehr wohl denkbar, daß Torm mit Hilfe des vom Fallſchirm abgelöſten Seiles auf den Gletſcher und von dort auf den Moränen- ſtreifen gelangt ſei. Mit großer Aufregung hatte

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/152>, abgerufen am 23.11.2024.