La erkannte dies bald. Sie gab ihm das Buch zu halten, lehnte sich zurück und stellte das abarische Feld ab. Alsbald fühlte sich Saltner wieder wohler, und die Studien nahmen mit erneuter Kraft ihren Fort- gang. So vergingen schnell einige Stunden. Und auf einmal stellte sich heraus, daß die Lehrerin viel mehr deutsch gelernt hatte, als der Schüler martisch. Nicht weniger als Saltner hatte Grunthe dabei gelernt, der den Sprechübungen durch den Fernhörer zugehört hatte. Er fragte an, ob er jetzt vielleicht das Buch auf einige Zeit erhalten könnte.
La stellte die Schwere ab, um sich wieder frei be- wegen zu können.
"O, wie zerstreut bin ich doch!" rief sie aus. "Wir brauchten uns doch nicht mit dem einen Exem- plare zu quälen! Wenn Sie mir das Buch noch eine halbe Stunde erlauben" -- wandte sie sich durch den Fernsprecher an Grunthe -- "so werde ich es sofort vervielfältigen lassen."
Sie schrieb einige Worte auf ein Stückchen Papier, legte dies in das Buch und packte das Ganze in einen Umschlag. Dann warf sie das kleine Packet in einen an der Wand befindlichen Kasten.
Saltner sah ihr verwundert zu.
"Das ist die pneumatische Post nach der Werk- statt", sagte La erklärend.
"Es wird nicht lange dauern, so bekommen wir die Kopieen des Buches, aber nicht in Jhrem ungeschickten Format, sondern in unserer hübschen Tafelform." Sie er- läuterte das Gesagte durch verschiedene Handbewegungen.
Zehntes Kapitel.
La erkannte dies bald. Sie gab ihm das Buch zu halten, lehnte ſich zurück und ſtellte das abariſche Feld ab. Alsbald fühlte ſich Saltner wieder wohler, und die Studien nahmen mit erneuter Kraft ihren Fort- gang. So vergingen ſchnell einige Stunden. Und auf einmal ſtellte ſich heraus, daß die Lehrerin viel mehr deutſch gelernt hatte, als der Schüler martiſch. Nicht weniger als Saltner hatte Grunthe dabei gelernt, der den Sprechübungen durch den Fernhörer zugehört hatte. Er fragte an, ob er jetzt vielleicht das Buch auf einige Zeit erhalten könnte.
La ſtellte die Schwere ab, um ſich wieder frei be- wegen zu können.
„O, wie zerſtreut bin ich doch!‟ rief ſie aus. „Wir brauchten uns doch nicht mit dem einen Exem- plare zu quälen! Wenn Sie mir das Buch noch eine halbe Stunde erlauben‟ — wandte ſie ſich durch den Fernſprecher an Grunthe — „ſo werde ich es ſofort vervielfältigen laſſen.‟
Sie ſchrieb einige Worte auf ein Stückchen Papier, legte dies in das Buch und packte das Ganze in einen Umſchlag. Dann warf ſie das kleine Packet in einen an der Wand befindlichen Kaſten.
Saltner ſah ihr verwundert zu.
„Das iſt die pneumatiſche Poſt nach der Werk- ſtatt‟, ſagte La erklärend.
„Es wird nicht lange dauern, ſo bekommen wir die Kopieen des Buches, aber nicht in Jhrem ungeſchickten Format, ſondern in unſerer hübſchen Tafelform.‟ Sie er- läuterte das Geſagte durch verſchiedene Handbewegungen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0144"n="136"/><fwplace="top"type="header">Zehntes Kapitel.</fw><lb/><p>La erkannte dies bald. Sie gab ihm das Buch zu<lb/>
halten, lehnte ſich zurück und ſtellte das abariſche Feld<lb/>
ab. Alsbald fühlte ſich Saltner wieder wohler, und<lb/>
die Studien nahmen mit erneuter Kraft ihren Fort-<lb/>
gang. So vergingen ſchnell einige Stunden. Und<lb/>
auf einmal ſtellte ſich heraus, daß die Lehrerin viel<lb/>
mehr deutſch gelernt hatte, als der Schüler martiſch.<lb/>
Nicht weniger als Saltner hatte Grunthe dabei gelernt,<lb/>
der den Sprechübungen durch den Fernhörer zugehört<lb/>
hatte. Er fragte an, ob er jetzt vielleicht das Buch<lb/>
auf einige Zeit erhalten könnte.</p><lb/><p>La ſtellte die Schwere ab, um ſich wieder frei be-<lb/>
wegen zu können.</p><lb/><p>„O, wie zerſtreut bin ich doch!‟ rief ſie aus.<lb/>„Wir brauchten uns doch nicht mit dem einen Exem-<lb/>
plare zu quälen! Wenn Sie mir das Buch noch eine<lb/>
halbe Stunde erlauben‟— wandte ſie ſich durch den<lb/>
Fernſprecher an Grunthe —„ſo werde ich es ſofort<lb/>
vervielfältigen laſſen.‟</p><lb/><p>Sie ſchrieb einige Worte auf ein Stückchen Papier,<lb/>
legte dies in das Buch und packte das Ganze in<lb/>
einen Umſchlag. Dann warf ſie das kleine Packet in<lb/>
einen an der Wand befindlichen Kaſten.</p><lb/><p>Saltner ſah ihr verwundert zu.</p><lb/><p>„Das iſt die pneumatiſche Poſt nach der Werk-<lb/>ſtatt‟, ſagte La erklärend.</p><lb/><p>„Es wird nicht lange dauern, ſo bekommen wir die<lb/>
Kopieen des Buches, aber nicht in Jhrem ungeſchickten<lb/>
Format, ſondern in unſerer hübſchen Tafelform.‟ Sie er-<lb/>
läuterte das Geſagte durch verſchiedene Handbewegungen.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[136/0144]
Zehntes Kapitel.
La erkannte dies bald. Sie gab ihm das Buch zu
halten, lehnte ſich zurück und ſtellte das abariſche Feld
ab. Alsbald fühlte ſich Saltner wieder wohler, und
die Studien nahmen mit erneuter Kraft ihren Fort-
gang. So vergingen ſchnell einige Stunden. Und
auf einmal ſtellte ſich heraus, daß die Lehrerin viel
mehr deutſch gelernt hatte, als der Schüler martiſch.
Nicht weniger als Saltner hatte Grunthe dabei gelernt,
der den Sprechübungen durch den Fernhörer zugehört
hatte. Er fragte an, ob er jetzt vielleicht das Buch
auf einige Zeit erhalten könnte.
La ſtellte die Schwere ab, um ſich wieder frei be-
wegen zu können.
„O, wie zerſtreut bin ich doch!‟ rief ſie aus.
„Wir brauchten uns doch nicht mit dem einen Exem-
plare zu quälen! Wenn Sie mir das Buch noch eine
halbe Stunde erlauben‟ — wandte ſie ſich durch den
Fernſprecher an Grunthe — „ſo werde ich es ſofort
vervielfältigen laſſen.‟
Sie ſchrieb einige Worte auf ein Stückchen Papier,
legte dies in das Buch und packte das Ganze in
einen Umſchlag. Dann warf ſie das kleine Packet in
einen an der Wand befindlichen Kaſten.
Saltner ſah ihr verwundert zu.
„Das iſt die pneumatiſche Poſt nach der Werk-
ſtatt‟, ſagte La erklärend.
„Es wird nicht lange dauern, ſo bekommen wir die
Kopieen des Buches, aber nicht in Jhrem ungeſchickten
Format, ſondern in unſerer hübſchen Tafelform.‟ Sie er-
läuterte das Geſagte durch verſchiedene Handbewegungen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/144>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.