Thür auf und ließ dadurch mehr Licht in das Zimmer. Da erblickte er an der gegenüberliegenden Wand ein Bett genau wie das seinige und erkannte zu seiner unaussprechlichen Freude -- Grunthe, der in ruhigem Schlummer lag.
"Guten Morgen, Doktor," rief Saltner ohne weiteres. "Wie geht's?"
Grunthe schlug verwundert die Augen auf.
"Saltner?" sagte er.
"Hier sind wir, munter und gesund, wer hätte das gedacht! Aber der arme Torm -- niemand weiß etwas von ihm!"
"Und wissen Sie denn", fragte Grunthe, sogleich ermuntert, "wo wir uns befinden?"
"Jch weiß es, aber Sie werden's freilich nicht glauben wollen. Oder haben Sie etwa schon mit dem biedern Hil oder der schönen Se gesprochen?"
"Wir sind in der Gewalt der Nume", antwortete Grunthe finster. "Sind wir allein?"
"Soviel ich weiß, aber der Teufel traue diesen Maschinerien -- wer kann wissen, ob man nicht von irgendwo alles hört und sieht, was hier vorgeht, oder ob nicht irgend ein geheimer Phonograph jedes Wort proto- kolliert. Na, deutsch verstehen sie vorläufig noch nicht."
"Welche Zeit haben wir? Wie lange war ich bewußtlos?"
"Ja, wenn Sie das nicht wissen! Jch denke, hier giebt es überhaupt keine Zeit."
"Nun, das wird sich alles bestimmen lassen, wenn wir erst einmal den freien Himmel wiedersehen,"
Neuntes Kapitel.
Thür auf und ließ dadurch mehr Licht in das Zimmer. Da erblickte er an der gegenüberliegenden Wand ein Bett genau wie das ſeinige und erkannte zu ſeiner unausſprechlichen Freude — Grunthe, der in ruhigem Schlummer lag.
„Guten Morgen, Doktor,‟ rief Saltner ohne weiteres. „Wie geht’s?‟
Grunthe ſchlug verwundert die Augen auf.
„Saltner?‟ ſagte er.
„Hier ſind wir, munter und geſund, wer hätte das gedacht! Aber der arme Torm — niemand weiß etwas von ihm!‟
„Und wiſſen Sie denn‟, fragte Grunthe, ſogleich ermuntert, „wo wir uns befinden?‟
„Jch weiß es, aber Sie werden’s freilich nicht glauben wollen. Oder haben Sie etwa ſchon mit dem biedern Hil oder der ſchönen Se geſprochen?‟
„Wir ſind in der Gewalt der Nume‟, antwortete Grunthe finſter. „Sind wir allein?‟
„Soviel ich weiß, aber der Teufel traue dieſen Maſchinerien — wer kann wiſſen, ob man nicht von irgendwo alles hört und ſieht, was hier vorgeht, oder ob nicht irgend ein geheimer Phonograph jedes Wort proto- kolliert. Na, deutſch verſtehen ſie vorläufig noch nicht.‟
„Welche Zeit haben wir? Wie lange war ich bewußtlos?‟
„Ja, wenn Sie das nicht wiſſen! Jch denke, hier giebt es überhaupt keine Zeit.‟
„Nun, das wird ſich alles beſtimmen laſſen, wenn wir erſt einmal den freien Himmel wiederſehen,‟
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Neuntes Kapitel.
Thür auf und ließ dadurch mehr Licht in das Zimmer.
Da erblickte er an der gegenüberliegenden Wand ein
Bett genau wie das ſeinige und erkannte zu ſeiner
unausſprechlichen Freude — Grunthe, der in ruhigem
Schlummer lag.
„Guten Morgen, Doktor,‟ rief Saltner ohne
weiteres. „Wie geht’s?‟
Grunthe ſchlug verwundert die Augen auf.
„Saltner?‟ ſagte er.
„Hier ſind wir, munter und geſund, wer hätte das
gedacht! Aber der arme Torm — niemand weiß
etwas von ihm!‟
„Und wiſſen Sie denn‟, fragte Grunthe, ſogleich
ermuntert, „wo wir uns befinden?‟
„Jch weiß es, aber Sie werden’s freilich nicht
glauben wollen. Oder haben Sie etwa ſchon mit dem
biedern Hil oder der ſchönen Se geſprochen?‟
„Wir ſind in der Gewalt der Nume‟, antwortete
Grunthe finſter. „Sind wir allein?‟
„Soviel ich weiß, aber der Teufel traue dieſen
Maſchinerien — wer kann wiſſen, ob man nicht von
irgendwo alles hört und ſieht, was hier vorgeht, oder ob
nicht irgend ein geheimer Phonograph jedes Wort proto-
kolliert. Na, deutſch verſtehen ſie vorläufig noch nicht.‟
„Welche Zeit haben wir? Wie lange war ich
bewußtlos?‟
„Ja, wenn Sie das nicht wiſſen! Jch denke, hier
giebt es überhaupt keine Zeit.‟
„Nun, das wird ſich alles beſtimmen laſſen, wenn
wir erſt einmal den freien Himmel wiederſehen,‟
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Laßwitz, Kurd: Auf zwei Planeten. Bd. 1. Weimar, 1897, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_planeten01_1897/126>, abgerufen am 23.07.2024.
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