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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Berigard: Schwere. Licht. Flüssigkeit.
größere Beweglichkeit ihrer Teile, welche durch Nachbar-
schaft oder auch Beimischung andrer hervorgerufen wird.1
Berigard führt dieselbe an andrer Stelle auf die Verschiedenheit
und Mischung der unteilbaren Punkte, welche das Prinzip der
einfachen Substanzen sind, zurück.2

Die Schwere wird von Berigard als eine gegenseitige
Einwirkung der Körper erkannt; alles Gewicht entsteht durch
den Ausfluß der Korpuskeln, welcher sowohl von der Erde
ausgeht als von den schweren Körpern, welche nach derselben
streben.3 Schwere (gravitas) selbst ist nur ein Name für eine
Ursache, aber keine Erklärung. Die Richtung der Schwere geht
zur Erde, nicht zum Zentrum der Welt; das Streben der Körper
ist ein gegenseitiges wie bei Magnet und Eisen; wenn es zwei
Erden gäbe, würden beide gegeneinander gravitieren.4 In Be-
zug auf den Fall der Körper steht Berigard nicht nur auf
dem Standpunkte Galileis, sondern nimmt sogar für die Fall-
versuche auf der schiefen Ebene die Priorität vor Galilei und
Torricelli für sich in Anspruch.5 Auch in Bezug auf die Er-
klärung der Sonnenflecke stimmt er Galilei bei und ebenso
greift er die aristotelische Lehre von der Unveränderlichkeit
des Himmels an; den Himmel erklärt er dabei für flüssig, die
Sterne sind feste Körper, welche sich in dem flüssigen Himmel
bewegen.6 Die Vorschläge, welche Berigard zur Messung der
Lichtgeschwindigkeit macht,7 erinnern ebenfalls an die von
Galilei. Das Licht besteht nach Berigard aus Korpuskeln,
die um so viel kleiner sind als alle übrigen, je leichter sie alles
ohne Anstoß durchdringen können. Flüssig ist ein Körper,
wenn seine Urbestandteile (principia, die unteilbaren Punkte)
nicht fest aneinander hängen, so daß die einzelnen Teilchen
sich leicht gegenseitig ersetzen können. Alle einfachen Sub-

1 Circ. Pis. De ortu et int. V. p. 38.
2 A. a. O. VII. p. 55.
3 Circ. Pis. i. prior. libr. phys. IX, p. 61.
4 Circ. Pis. in l. de coelo. VI p. 84 ff. VII p. 86 f.
5 A. a. p. 97: ... alia principia, ex quibus a me demonstratum est
aliquid simile viginti annis antequam illi de ea re quidquam vulgassent. Diese
Reclamation hat aber nichts zu sagen, da die Galileischen Entdeckungen nicht
nur 20, sondern über 30 Jahre älter sind als ihre 1638 erfolgte Veröffentlichung.
6 A. a. O. p. 55 ff.
7 Circ. Pis. De ortu et int. IX p. 68.

Berigard: Schwere. Licht. Flüssigkeit.
größere Beweglichkeit ihrer Teile, welche durch Nachbar-
schaft oder auch Beimischung andrer hervorgerufen wird.1
Berigard führt dieselbe an andrer Stelle auf die Verschiedenheit
und Mischung der unteilbaren Punkte, welche das Prinzip der
einfachen Substanzen sind, zurück.2

Die Schwere wird von Berigard als eine gegenseitige
Einwirkung der Körper erkannt; alles Gewicht entsteht durch
den Ausfluß der Korpuskeln, welcher sowohl von der Erde
ausgeht als von den schweren Körpern, welche nach derselben
streben.3 Schwere (gravitas) selbst ist nur ein Name für eine
Ursache, aber keine Erklärung. Die Richtung der Schwere geht
zur Erde, nicht zum Zentrum der Welt; das Streben der Körper
ist ein gegenseitiges wie bei Magnet und Eisen; wenn es zwei
Erden gäbe, würden beide gegeneinander gravitieren.4 In Be-
zug auf den Fall der Körper steht Berigard nicht nur auf
dem Standpunkte Galileis, sondern nimmt sogar für die Fall-
versuche auf der schiefen Ebene die Priorität vor Galilei und
Torricelli für sich in Anspruch.5 Auch in Bezug auf die Er-
klärung der Sonnenflecke stimmt er Galilei bei und ebenso
greift er die aristotelische Lehre von der Unveränderlichkeit
des Himmels an; den Himmel erklärt er dabei für flüssig, die
Sterne sind feste Körper, welche sich in dem flüssigen Himmel
bewegen.6 Die Vorschläge, welche Berigard zur Messung der
Lichtgeschwindigkeit macht,7 erinnern ebenfalls an die von
Galilei. Das Licht besteht nach Berigard aus Korpuskeln,
die um so viel kleiner sind als alle übrigen, je leichter sie alles
ohne Anstoß durchdringen können. Flüssig ist ein Körper,
wenn seine Urbestandteile (principia, die unteilbaren Punkte)
nicht fest aneinander hängen, so daß die einzelnen Teilchen
sich leicht gegenseitig ersetzen können. Alle einfachen Sub-

1 Circ. Pis. De ortu et int. V. p. 38.
2 A. a. O. VII. p. 55.
3 Circ. Pis. i. prior. libr. phys. IX, p. 61.
4 Circ. Pis. in l. de coelo. VI p. 84 ff. VII p. 86 f.
5 A. a. p. 97: … alia principia, ex quibus a me demonstratum est
aliquid simile viginti annis antequam illi de ea re quidquam vulgassent. Diese
Reclamation hat aber nichts zu sagen, da die Galileischen Entdeckungen nicht
nur 20, sondern über 30 Jahre älter sind als ihre 1638 erfolgte Veröffentlichung.
6 A. a. O. p. 55 ff.
7 Circ. Pis. De ortu et int. IX p. 68.
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[496/0514] Berigard: Schwere. Licht. Flüssigkeit. größere Beweglichkeit ihrer Teile, welche durch Nachbar- schaft oder auch Beimischung andrer hervorgerufen wird. 1 Berigard führt dieselbe an andrer Stelle auf die Verschiedenheit und Mischung der unteilbaren Punkte, welche das Prinzip der einfachen Substanzen sind, zurück. 2 Die Schwere wird von Berigard als eine gegenseitige Einwirkung der Körper erkannt; alles Gewicht entsteht durch den Ausfluß der Korpuskeln, welcher sowohl von der Erde ausgeht als von den schweren Körpern, welche nach derselben streben. 3 Schwere (gravitas) selbst ist nur ein Name für eine Ursache, aber keine Erklärung. Die Richtung der Schwere geht zur Erde, nicht zum Zentrum der Welt; das Streben der Körper ist ein gegenseitiges wie bei Magnet und Eisen; wenn es zwei Erden gäbe, würden beide gegeneinander gravitieren. 4 In Be- zug auf den Fall der Körper steht Berigard nicht nur auf dem Standpunkte Galileis, sondern nimmt sogar für die Fall- versuche auf der schiefen Ebene die Priorität vor Galilei und Torricelli für sich in Anspruch. 5 Auch in Bezug auf die Er- klärung der Sonnenflecke stimmt er Galilei bei und ebenso greift er die aristotelische Lehre von der Unveränderlichkeit des Himmels an; den Himmel erklärt er dabei für flüssig, die Sterne sind feste Körper, welche sich in dem flüssigen Himmel bewegen. 6 Die Vorschläge, welche Berigard zur Messung der Lichtgeschwindigkeit macht, 7 erinnern ebenfalls an die von Galilei. Das Licht besteht nach Berigard aus Korpuskeln, die um so viel kleiner sind als alle übrigen, je leichter sie alles ohne Anstoß durchdringen können. Flüssig ist ein Körper, wenn seine Urbestandteile (principia, die unteilbaren Punkte) nicht fest aneinander hängen, so daß die einzelnen Teilchen sich leicht gegenseitig ersetzen können. Alle einfachen Sub- 1 Circ. Pis. De ortu et int. V. p. 38. 2 A. a. O. VII. p. 55. 3 Circ. Pis. i. prior. libr. phys. IX, p. 61. 4 Circ. Pis. in l. de coelo. VI p. 84 ff. VII p. 86 f. 5 A. a. p. 97: … alia principia, ex quibus a me demonstratum est aliquid simile viginti annis antequam illi de ea re quidquam vulgassent. Diese Reclamation hat aber nichts zu sagen, da die Galileischen Entdeckungen nicht nur 20, sondern über 30 Jahre älter sind als ihre 1638 erfolgte Veröffentlichung. 6 A. a. O. p. 55 ff. 7 Circ. Pis. De ortu et int. IX p. 68.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/514>, abgerufen am 24.11.2024.