Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

Bild:
<< vorherige Seite

Basso: Aggregatzustände.
mentarsubstanzen.1 Es können dabei unbeschadet dieser Un-
veränderlichkeit der primären Atome doch die Teilchen zweiter
und dritter Ordnung leicht wechselseitig in die Natur der
andern übergehen, mit größerer oder geringerer Änderung je
nach dem Grade der Abweichung in ihrer Zusammensetzung.2

Wie man sieht, dürfte Basso als der erste unter den Er-
neuerern der Physik genannt werden, welcher den Begriff der
chemischen Molekel völlig klar erfaßt hat. Die Art der Bil-
dung dieser Molekeln oder Partikeln höherer Ordnung bedingt
weiter die Natur der Körper, deren Eigenschaften von den
Eigenschaften ihrer Teile abhängen. Alle zusammengesetzten
Körper der unbelebten Natur lassen sich einteilen in vier Gat-
tungen: in feste Körper (solida), in flüssige (liquida), in
fusile (fusilia), welche zwischen den festen und flüssigen
Körpern in der Mitte stehen, und in luftförmige (meteora),
wie die Dünste und Dämpfe.3 In den festen Körpern ist haupt-
sächlich Erde, in den flüssigen Wasser, in den fusilen mehr
Erde als Wasser, in den luftförmigen hauptsächlich Feuer ent-
halten; durch das Vorherrschen der betreffenden Elementarteile
ist eben das Verhalten der Körper als fest, flüssig u. s. w., ihr
Emporsteigen oder Niedersinken bedingt.4 So ist das Feuer
schwer, sobald es eingeschlossen nicht nach oben fliegen kann,
das Wasser leicht, wenn es vom Feuer, das in seinen Schoß

1 A. a. O. l. II. Int. I. De diversitate partium compositarum, ex quarum
harmonia totum resultat.
p. 70: ... Non tantum prima elementa in misto seu
mavis composito manere, sed diversissimas quibus mistum constat, particulas,
ex iis primis rerum principiis diversimode constructas; quas secundas, docendi
gratia vocare liceat. Ex his secundis varie coeuntibus tertiae fiunt non minus
quam secundae inter se differentes. Eundem in modum, et ex tertiis quartae,
et ex quartis quintae fieri intelliguntur. Atqui compositum naturale non primo
resolvitur in prima illa elementa, sed in partes quasdam inter se natura dis-
crepantes; quarum singulae species rursus in alias multiplices dividuntur; et
hae in alias minutiones conciduntur. Saepiusque haec partium diversarum in
minutiores semper diversas subdivisio repetitur.
2 A. a. O. l. II. Int. III, art. 4. N. 10.
3 A. a. O. l. II. Int. I. art. 2. Si inanima spectes, differentiamque eorum
motus contempleris, corpora omnia composita in quatuor genera commode
possunt distribui; ut alia sint liquida et fluida, alia firma et constantia, alia
utramque naturam participantia, qualia sunt fusilia omnia; alia denique meteora,
quae sublime feruntur; ut halitus et vapores. -- Dsgl. Int. III, art. 4. N. 11.
4 A. a. O. art. 4. N. 12, 13.

Basso: Aggregatzustände.
mentarsubstanzen.1 Es können dabei unbeschadet dieser Un-
veränderlichkeit der primären Atome doch die Teilchen zweiter
und dritter Ordnung leicht wechselseitig in die Natur der
andern übergehen, mit größerer oder geringerer Änderung je
nach dem Grade der Abweichung in ihrer Zusammensetzung.2

Wie man sieht, dürfte Basso als der erste unter den Er-
neuerern der Physik genannt werden, welcher den Begriff der
chemischen Molekel völlig klar erfaßt hat. Die Art der Bil-
dung dieser Molekeln oder Partikeln höherer Ordnung bedingt
weiter die Natur der Körper, deren Eigenschaften von den
Eigenschaften ihrer Teile abhängen. Alle zusammengesetzten
Körper der unbelebten Natur lassen sich einteilen in vier Gat-
tungen: in feste Körper (solida), in flüssige (liquida), in
fusile (fusilia), welche zwischen den festen und flüssigen
Körpern in der Mitte stehen, und in luftförmige (meteora),
wie die Dünste und Dämpfe.3 In den festen Körpern ist haupt-
sächlich Erde, in den flüssigen Wasser, in den fusilen mehr
Erde als Wasser, in den luftförmigen hauptsächlich Feuer ent-
halten; durch das Vorherrschen der betreffenden Elementarteile
ist eben das Verhalten der Körper als fest, flüssig u. s. w., ihr
Emporsteigen oder Niedersinken bedingt.4 So ist das Feuer
schwer, sobald es eingeschlossen nicht nach oben fliegen kann,
das Wasser leicht, wenn es vom Feuer, das in seinen Schoß

1 A. a. O. l. II. Int. I. De diversitate partium compositarum, ex quarum
harmonia totum resultat.
p. 70: … Non tantum prima elementa in misto seu
mavis composito manere, sed diversissimas quibus mistum constat, particulas,
ex iis primis rerum principiis diversimode constructas; quas secundas, docendi
gratia vocare liceat. Ex his secundis varie coëuntibus tertiae fiunt non minus
quam secundae inter se differentes. Eundem in modum, et ex tertiis quartae,
et ex quartis quintae fieri intelliguntur. Atqui compositum naturale non primo
resolvitur in prima illa elementa, sed in partes quasdam inter se natura dis-
crepantes; quarum singulae species rursus in alias multiplices dividuntur; et
hae in alias minutiones conciduntur. Saepiusque haec partium diversarum in
minutiores semper diversas subdivisio repetitur.
2 A. a. O. l. II. Int. III, art. 4. N. 10.
3 A. a. O. l. II. Int. I. art. 2. Si inanima spectes, differentiamque eorum
motus contempleris, corpora omnia composita in quatuor genera commode
possunt distribui; ut alia sint liquida et fluida, alia firma et constantia, alia
utramque naturam participantia, qualia sunt fusilia omnia; alia denique meteora,
quae sublime feruntur; ut halitus et vapores. — Dsgl. Int. III, art. 4. N. 11.
4 A. a. O. art. 4. N. 12, 13.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0491" n="473"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">Basso</hi>: Aggregatzustände.</fw><lb/>
mentarsubstanzen.<note place="foot" n="1">A. a. O. l. II. Int. I. <hi rendition="#i">De diversitate partium compositarum, ex quarum<lb/>
harmonia totum resultat.</hi> p. 70: &#x2026; Non tantum prima elementa in misto seu<lb/>
mavis composito manere, sed diversissimas quibus mistum constat, particulas,<lb/>
ex iis primis rerum principiis diversimode constructas; quas secundas, docendi<lb/>
gratia vocare liceat. Ex his secundis varie coëuntibus tertiae fiunt non minus<lb/>
quam secundae inter se differentes. Eundem in modum, et ex tertiis quartae,<lb/>
et ex quartis quintae fieri intelliguntur. Atqui compositum naturale non primo<lb/>
resolvitur in prima illa elementa, sed in partes quasdam inter se natura dis-<lb/>
crepantes; quarum singulae species rursus in alias multiplices dividuntur; et<lb/>
hae in alias minutiones conciduntur. Saepiusque haec partium diversarum in<lb/>
minutiores semper diversas subdivisio repetitur.</note> Es können dabei unbeschadet dieser Un-<lb/>
veränderlichkeit der primären Atome doch die Teilchen zweiter<lb/>
und dritter Ordnung leicht wechselseitig in die Natur der<lb/>
andern übergehen, mit größerer oder geringerer Änderung je<lb/>
nach dem Grade der Abweichung in ihrer Zusammensetzung.<note place="foot" n="2">A. a. O. l. II. Int. III, art. 4. N. 10.</note></p><lb/>
            <p>Wie man sieht, dürfte <hi rendition="#k">Basso</hi> als der erste unter den Er-<lb/>
neuerern der Physik genannt werden, welcher den Begriff der<lb/>
chemischen Molekel völlig klar erfaßt hat. Die Art der Bil-<lb/>
dung dieser Molekeln oder Partikeln höherer Ordnung bedingt<lb/>
weiter die Natur der Körper, deren Eigenschaften von den<lb/>
Eigenschaften ihrer Teile abhängen. Alle zusammengesetzten<lb/>
Körper der unbelebten Natur lassen sich einteilen in vier Gat-<lb/>
tungen: in <hi rendition="#g">feste</hi> Körper (solida), in <hi rendition="#g">flüssige</hi> (liquida), in<lb/><hi rendition="#g">fusile</hi> (fusilia), welche zwischen den festen und flüssigen<lb/>
Körpern in der Mitte stehen, und in <hi rendition="#g">luftförmige</hi> (meteora),<lb/>
wie die Dünste und Dämpfe.<note place="foot" n="3">A. a. O. l. II. Int. I. art. 2. Si inanima spectes, differentiamque eorum<lb/>
motus contempleris, corpora omnia composita in quatuor genera commode<lb/>
possunt distribui; ut alia sint liquida et fluida, alia firma et constantia, alia<lb/>
utramque naturam participantia, qualia sunt fusilia omnia; alia denique meteora,<lb/>
quae sublime feruntur; ut halitus et vapores. &#x2014; Dsgl. Int. III, art. 4. N. 11.</note> In den festen Körpern ist haupt-<lb/>
sächlich Erde, in den flüssigen Wasser, in den fusilen mehr<lb/>
Erde als Wasser, in den luftförmigen hauptsächlich Feuer ent-<lb/>
halten; durch das Vorherrschen der betreffenden Elementarteile<lb/>
ist eben das Verhalten der Körper als fest, flüssig u. s. w., ihr<lb/>
Emporsteigen oder Niedersinken bedingt.<note place="foot" n="4">A. a. O. art. 4. N. 12, 13.</note> So ist das Feuer<lb/>
schwer, sobald es eingeschlossen nicht nach oben fliegen kann,<lb/>
das Wasser leicht, wenn es vom Feuer, das in seinen Schoß<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[473/0491] Basso: Aggregatzustände. mentarsubstanzen. 1 Es können dabei unbeschadet dieser Un- veränderlichkeit der primären Atome doch die Teilchen zweiter und dritter Ordnung leicht wechselseitig in die Natur der andern übergehen, mit größerer oder geringerer Änderung je nach dem Grade der Abweichung in ihrer Zusammensetzung. 2 Wie man sieht, dürfte Basso als der erste unter den Er- neuerern der Physik genannt werden, welcher den Begriff der chemischen Molekel völlig klar erfaßt hat. Die Art der Bil- dung dieser Molekeln oder Partikeln höherer Ordnung bedingt weiter die Natur der Körper, deren Eigenschaften von den Eigenschaften ihrer Teile abhängen. Alle zusammengesetzten Körper der unbelebten Natur lassen sich einteilen in vier Gat- tungen: in feste Körper (solida), in flüssige (liquida), in fusile (fusilia), welche zwischen den festen und flüssigen Körpern in der Mitte stehen, und in luftförmige (meteora), wie die Dünste und Dämpfe. 3 In den festen Körpern ist haupt- sächlich Erde, in den flüssigen Wasser, in den fusilen mehr Erde als Wasser, in den luftförmigen hauptsächlich Feuer ent- halten; durch das Vorherrschen der betreffenden Elementarteile ist eben das Verhalten der Körper als fest, flüssig u. s. w., ihr Emporsteigen oder Niedersinken bedingt. 4 So ist das Feuer schwer, sobald es eingeschlossen nicht nach oben fliegen kann, das Wasser leicht, wenn es vom Feuer, das in seinen Schoß 1 A. a. O. l. II. Int. I. De diversitate partium compositarum, ex quarum harmonia totum resultat. p. 70: … Non tantum prima elementa in misto seu mavis composito manere, sed diversissimas quibus mistum constat, particulas, ex iis primis rerum principiis diversimode constructas; quas secundas, docendi gratia vocare liceat. Ex his secundis varie coëuntibus tertiae fiunt non minus quam secundae inter se differentes. Eundem in modum, et ex tertiis quartae, et ex quartis quintae fieri intelliguntur. Atqui compositum naturale non primo resolvitur in prima illa elementa, sed in partes quasdam inter se natura dis- crepantes; quarum singulae species rursus in alias multiplices dividuntur; et hae in alias minutiones conciduntur. Saepiusque haec partium diversarum in minutiores semper diversas subdivisio repetitur. 2 A. a. O. l. II. Int. III, art. 4. N. 10. 3 A. a. O. l. II. Int. I. art. 2. Si inanima spectes, differentiamque eorum motus contempleris, corpora omnia composita in quatuor genera commode possunt distribui; ut alia sint liquida et fluida, alia firma et constantia, alia utramque naturam participantia, qualia sunt fusilia omnia; alia denique meteora, quae sublime feruntur; ut halitus et vapores. — Dsgl. Int. III, art. 4. N. 11. 4 A. a. O. art. 4. N. 12, 13.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/491
Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/491>, abgerufen am 18.05.2024.