Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.Francis Bacon. Übergangsstellung. staltung und Bewegung der Materie eine theoretische Stützefür die Wechselwirkung der Erscheinungen suchte, finden wir Francis Bacon, Baron of Verulam (1561--1626). Wie Bacon, zum Teil selbst noch in der Scholastik befangen, doch den Übergang vom antiken zum modernen Denken, wenngleich einseitig, zum Ausdruck bringt, so vermittelt er auch zwischen den im Sinne der platonischen Ideen substanzialisierten Be- griffen, als den Bedingungen, welche die qualitative Beschaffen- heit eines Naturdinges bestimmen, und dem mechanischen Prozeß, dessen gesetzlicher Ablauf innerhalb der Materie sich als konkrete sinnliche Erscheinung darstellt. Er sucht nach dem Begriff, welcher die Bedingung des Naturgeschehens und des Naturerkennens zugleich enthält, und indem er ihn sowohl als "Form" wie als "Gesetz" bezeichnet, zeigt sich in seinem Denken das Ringen nach jenem Übergange, welcher sich zu seiner Zeit in der Schöpfung der Naturwissenschaft zu voll- ziehen begann. Gerade dieses Streben, die oben genannten Begriffe zu sondern und zu klarer Fassung zu bringen, und die noch damit verbundene mangelhafte Einsicht in das, was erst die Folgezeit gestalten konnte, macht es schwer, Bacons Äußerungen über die "Formen" sowie seine schwankende Stellung zur Atomistik zu voller Befriedigung aufzuhellen. Nur indem man das baconische Denken in dieser Zwitterstellung erkennt, gelingt es, sein Verhältnis zur Korpuskulartheorie zu verstehen. Die empirische Bearbeitung des Naturgeschehens, wie sie Francis Bacon. Übergangsstellung. staltung und Bewegung der Materie eine theoretische Stützefür die Wechselwirkung der Erscheinungen suchte, finden wir Francis Bacon, Baron of Verulam (1561—1626). Wie Bacon, zum Teil selbst noch in der Scholastik befangen, doch den Übergang vom antiken zum modernen Denken, wenngleich einseitig, zum Ausdruck bringt, so vermittelt er auch zwischen den im Sinne der platonischen Ideen substanzialisierten Be- griffen, als den Bedingungen, welche die qualitative Beschaffen- heit eines Naturdinges bestimmen, und dem mechanischen Prozeß, dessen gesetzlicher Ablauf innerhalb der Materie sich als konkrete sinnliche Erscheinung darstellt. Er sucht nach dem Begriff, welcher die Bedingung des Naturgeschehens und des Naturerkennens zugleich enthält, und indem er ihn sowohl als „Form‟ wie als „Gesetz‟ bezeichnet, zeigt sich in seinem Denken das Ringen nach jenem Übergange, welcher sich zu seiner Zeit in der Schöpfung der Naturwissenschaft zu voll- ziehen begann. Gerade dieses Streben, die oben genannten Begriffe zu sondern und zu klarer Fassung zu bringen, und die noch damit verbundene mangelhafte Einsicht in das, was erst die Folgezeit gestalten konnte, macht es schwer, Bacons Äußerungen über die „Formen‟ sowie seine schwankende Stellung zur Atomistik zu voller Befriedigung aufzuhellen. Nur indem man das baconische Denken in dieser Zwitterstellung erkennt, gelingt es, sein Verhältnis zur Korpuskulartheorie zu verstehen. Die empirische Bearbeitung des Naturgeschehens, wie sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0432" n="414"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#k">Francis Bacon</hi>. Übergangsstellung.</fw><lb/> staltung und Bewegung der Materie eine theoretische Stütze<lb/> für die Wechselwirkung der Erscheinungen suchte, finden wir<lb/><hi rendition="#k">Francis Bacon</hi>, Baron of <hi rendition="#k">Verulam</hi> (1561—1626). 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Francis Bacon. Übergangsstellung.
staltung und Bewegung der Materie eine theoretische Stütze
für die Wechselwirkung der Erscheinungen suchte, finden wir
Francis Bacon, Baron of Verulam (1561—1626). Wie Bacon,
zum Teil selbst noch in der Scholastik befangen, doch den
Übergang vom antiken zum modernen Denken, wenngleich
einseitig, zum Ausdruck bringt, so vermittelt er auch zwischen
den im Sinne der platonischen Ideen substanzialisierten Be-
griffen, als den Bedingungen, welche die qualitative Beschaffen-
heit eines Naturdinges bestimmen, und dem mechanischen
Prozeß, dessen gesetzlicher Ablauf innerhalb der Materie sich
als konkrete sinnliche Erscheinung darstellt. Er sucht nach
dem Begriff, welcher die Bedingung des Naturgeschehens und
des Naturerkennens zugleich enthält, und indem er ihn sowohl
als „Form‟ wie als „Gesetz‟ bezeichnet, zeigt sich in seinem
Denken das Ringen nach jenem Übergange, welcher sich zu
seiner Zeit in der Schöpfung der Naturwissenschaft zu voll-
ziehen begann. Gerade dieses Streben, die oben genannten
Begriffe zu sondern und zu klarer Fassung zu bringen, und
die noch damit verbundene mangelhafte Einsicht in das, was
erst die Folgezeit gestalten konnte, macht es schwer, Bacons
Äußerungen über die „Formen‟ sowie seine schwankende
Stellung zur Atomistik zu voller Befriedigung aufzuhellen. Nur
indem man das baconische Denken in dieser Zwitterstellung
erkennt, gelingt es, sein Verhältnis zur Korpuskulartheorie zu
verstehen.
Die empirische Bearbeitung des Naturgeschehens, wie sie
unabhängig von Bacon im Beginn des 17. Jahrhunderts an-
wächst, vermehrte mit der Entdeckung neuer Thatsachen die
Zahl der bereits untereinander unvermittelt bestehenden Gebiete
der Physik. Durch diese Spezialisierung wurde der Zusammen-
hang mit der allgemeinen Physik und der Metaphysik immer
verworrener und eine neue methodische Ordnung dieser Dis-
ziplinen wünschenswert; es galt ihre Aufgaben unter den ver-
änderten Verhältnissen abzugrenzen und festzustellen. Gerade
auf dem Grenzgebiete zwischen Physik und Philosophie steht
die Korpuskulartheorie. Auf der einen Seite ist sie physi-
kalische Hypothese, welche den Nachweis ihrer Berechtigung
aus der Erfahrung zu erstreben hat; auf der andren Seite hängt
an der erkenntnistheoretischen Behandlung des Körperproblems
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