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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Gilbert: Einwirkung durch Effluvien.
Verbindung des Stoffes war, je mehr die kleinsten Teilchen
miteinander vereint waren.1 Daß die leichteren Körper in die
Höhe steigen, ist nicht ein spontanes Streben derselben, son-
nur der Auftrieb von seiten der dichteren, sie umgebenden Kör-
per, wie im Wasser, so auch in der Luft.2

Hier sehen wir also zuerst bei Gilbert eine deutliche
Ahnung von der allgemeinen Gravitation der Körper. Zwar
ist dieselbe noch so beschränkt, daß sie nur Geltung haben
soll für die Teile ein und desselben Weltkörpers, aber sie ist
doch schon als eine Eigenschaft der Teile der Materie selbst
gefaßt. Es handelt sich indessen immer nur um eine Neigung
der abgetrennten Teile nach ihrem Ursprunge. Im übrigen
erkennt Gilbert keine andre Einwirkung der Körper aufein-
ander an, als die durch Berührung, und führt daher die Wir-
kungen auf Effluvien zurück. Auch die Anziehung, welche
es nur bei magnetischen und elektrischen Körpern gibt, be-
ruht auf besonderen feinen, flüssigen Effluvien; Humor ist das
vereinigende Band aller Dinge.3 Nirgends aber gibt es auf
"Ähnlichkeit" oder "Verwandtschaft" beruhende Anlockungen.
"Die Eigentümlichkeiten und Freundschaften der Substanzen
sind viel zu allgemeine, um als wahre Ursachen bezeichnet zu
werden; Worte, die zwar tönen, aber sachlich im besondren
nichts aufzeigen."4 Gilbert, der sich übrigens auch der An-
sicht des Coppernikus von der Bewegung der Erde angeschlossen
hat, steht bereits an der Spitze einer neuen Entwickelung der

1 A. a. O. p. 47. Est igitur gravitas corporum inclinatio ad suum
principium, a tellure quae egressa sunt ad tellurem. Levitas vero incitatio a
suo principio, vel humoris solventis ratione, vel circumfusi corporis attolentis.
-- A. a. O. p. 59. Est igitur corporum ad commune principium, seu ad suum
globum, inclinatio ad unitatem, non incitatio ad locum aliquem aut mundi
positionem; globorum partes ad moles proprias inclinant et ab illis alliciuntur,
non tantum telluris, sed aliorum etiam in mundo existentium. Est ista
corporis ad corpus propensio, partium ad totum, fragmentorum ad globum
proprium, non ad globorum loca.*) Et feruntur fortius et vehementius, in
quibus materia concreta angustior et arctior et per minima coadunata sit.
Vgl. De magnete, l. VI c. 5. p. 222.
*) Eine ähnliche Äußerung bereits bei Coppernikus (S. 5. Buch, 6. Abschn.), De revol.
orb. coel.
l. I, c. 9. p. 7.
2 A. a. O. p. 60. S. auch vor. Anm.
3 De magnete, 1. II c. 2. p. 59.
4 De magnete, l. II c. 2. p. 52.

Gilbert: Einwirkung durch Effluvien.
Verbindung des Stoffes war, je mehr die kleinsten Teilchen
miteinander vereint waren.1 Daß die leichteren Körper in die
Höhe steigen, ist nicht ein spontanes Streben derselben, son-
nur der Auftrieb von seiten der dichteren, sie umgebenden Kör-
per, wie im Wasser, so auch in der Luft.2

Hier sehen wir also zuerst bei Gilbert eine deutliche
Ahnung von der allgemeinen Gravitation der Körper. Zwar
ist dieselbe noch so beschränkt, daß sie nur Geltung haben
soll für die Teile ein und desselben Weltkörpers, aber sie ist
doch schon als eine Eigenschaft der Teile der Materie selbst
gefaßt. Es handelt sich indessen immer nur um eine Neigung
der abgetrennten Teile nach ihrem Ursprunge. Im übrigen
erkennt Gilbert keine andre Einwirkung der Körper aufein-
ander an, als die durch Berührung, und führt daher die Wir-
kungen auf Effluvien zurück. Auch die Anziehung, welche
es nur bei magnetischen und elektrischen Körpern gibt, be-
ruht auf besonderen feinen, flüssigen Effluvien; Humor ist das
vereinigende Band aller Dinge.3 Nirgends aber gibt es auf
„Ähnlichkeit‟ oder „Verwandtschaft‟ beruhende Anlockungen.
„Die Eigentümlichkeiten und Freundschaften der Substanzen
sind viel zu allgemeine, um als wahre Ursachen bezeichnet zu
werden; Worte, die zwar tönen, aber sachlich im besondren
nichts aufzeigen.‟4 Gilbert, der sich übrigens auch der An-
sicht des Coppernikus von der Bewegung der Erde angeschlossen
hat, steht bereits an der Spitze einer neuen Entwickelung der

1 A. a. O. p. 47. Est igitur gravitas corporum inclinatio ad suum
principium, a tellure quae egressa sunt ad tellurem. Levitas vero incitatio a
suo principio, vel humoris solventis ratione, vel circumfusi corporis attolentis.
— A. a. O. p. 59. Est igitur corporum ad commune principium, seu ad suum
globum, inclinatio ad unitatem, non incitatio ad locum aliquem aut mundi
positionem; globorum partes ad moles proprias inclinant et ab illis alliciuntur,
non tantum telluris, sed aliorum etiam in mundo existentium. Est ista
corporis ad corpus propensio, partium ad totum, fragmentorum ad globum
proprium, non ad globorum loca.*) Et feruntur fortius et vehementius, in
quibus materia concreta angustior et arctior et per minima coadunata sit.
Vgl. De magnete, l. VI c. 5. p. 222.
*) Eine ähnliche Äußerung bereits bei Coppernikus (S. 5. Buch, 6. Abschn.), De revol.
orb. coel.
l. I, c. 9. p. 7.
2 A. a. O. p. 60. S. auch vor. Anm.
3 De magnete, 1. II c. 2. p. 59.
4 De magnete, l. II c. 2. p. 52.
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[320/0338] Gilbert: Einwirkung durch Effluvien. Verbindung des Stoffes war, je mehr die kleinsten Teilchen miteinander vereint waren. 1 Daß die leichteren Körper in die Höhe steigen, ist nicht ein spontanes Streben derselben, son- nur der Auftrieb von seiten der dichteren, sie umgebenden Kör- per, wie im Wasser, so auch in der Luft. 2 Hier sehen wir also zuerst bei Gilbert eine deutliche Ahnung von der allgemeinen Gravitation der Körper. Zwar ist dieselbe noch so beschränkt, daß sie nur Geltung haben soll für die Teile ein und desselben Weltkörpers, aber sie ist doch schon als eine Eigenschaft der Teile der Materie selbst gefaßt. Es handelt sich indessen immer nur um eine Neigung der abgetrennten Teile nach ihrem Ursprunge. Im übrigen erkennt Gilbert keine andre Einwirkung der Körper aufein- ander an, als die durch Berührung, und führt daher die Wir- kungen auf Effluvien zurück. Auch die Anziehung, welche es nur bei magnetischen und elektrischen Körpern gibt, be- ruht auf besonderen feinen, flüssigen Effluvien; Humor ist das vereinigende Band aller Dinge. 3 Nirgends aber gibt es auf „Ähnlichkeit‟ oder „Verwandtschaft‟ beruhende Anlockungen. „Die Eigentümlichkeiten und Freundschaften der Substanzen sind viel zu allgemeine, um als wahre Ursachen bezeichnet zu werden; Worte, die zwar tönen, aber sachlich im besondren nichts aufzeigen.‟ 4 Gilbert, der sich übrigens auch der An- sicht des Coppernikus von der Bewegung der Erde angeschlossen hat, steht bereits an der Spitze einer neuen Entwickelung der 1 A. a. O. p. 47. Est igitur gravitas corporum inclinatio ad suum principium, a tellure quae egressa sunt ad tellurem. Levitas vero incitatio a suo principio, vel humoris solventis ratione, vel circumfusi corporis attolentis. — A. a. O. p. 59. Est igitur corporum ad commune principium, seu ad suum globum, inclinatio ad unitatem, non incitatio ad locum aliquem aut mundi positionem; globorum partes ad moles proprias inclinant et ab illis alliciuntur, non tantum telluris, sed aliorum etiam in mundo existentium. Est ista corporis ad corpus propensio, partium ad totum, fragmentorum ad globum proprium, non ad globorum loca. *) Et feruntur fortius et vehementius, in quibus materia concreta angustior et arctior et per minima coadunata sit. Vgl. De magnete, l. VI c. 5. p. 222. *) Eine ähnliche Äußerung bereits bei Coppernikus (S. 5. Buch, 6. Abschn.), De revol. orb. coel. l. I, c. 9. p. 7. 2 A. a. O. p. 60. S. auch vor. Anm. 3 De magnete, 1. II c. 2. p. 59. 4 De magnete, l. II c. 2. p. 52.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/338>, abgerufen am 25.11.2024.