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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Basilius: Mercurius, Sulfur, Sal.
über. Dies sind "die drei anfahenden Dinge", aus welchen die
gesamte Welt zusammengesetzt ist. Sie können durch che-
mische Scheidung aus allen Körpern hergestellt und wieder zu
Körpern vereinigt werden.1 Nur durch die chemische Analyse
wird es offenbar, was die drei Prinzipien, "davon viel Ge-
schwätzes vorläufft", sind, nämlich Mercurius, Sulfur und Sal.2
Dies sind nicht etwa die gewöhnlichen Körper Quecksilber,
Schwefel und Salz, sondern Repräsentanten für gewisse Ver-
haltungsweisen der Körper.

Der Mercurius ist feuriger Natur, er ist der Samen, das
Belebende in allen Dingen, "sein Wesen ist seelisch, seine
Materie geistlich, seine Form irdisch".3 Im Menschen ist er
der Spiritus vitalis, der Lebensgeist, welcher alle Bewegung
hervorruft und alle Glieder durchwandert.4 Der Sulfur ist
gröberer Natur als der Mercurius;5 es gibt einen brennbaren
und einen unverbrennlicheu Sulfur,6 er ist Ursache der Metall-
färbung, seine Eigenschaften finden sich bei Basilius nicht
klargestellt. Sal endlich ist das Prinzip des Körperlichen,
Festen, es bewirkt die Starrheit der Körper und ist der un-
verbrennliche Rest bei der Verbrennung.7

Außer der Betonung dieser drei Prinzipien unter Vernach-
lässigung der ursprünglichen Elemente findet sich bei Basilius
ebenso wie bei Paracelsus der Hinweis auf die Erfahrung
durch chemische Operationen als zuverlässigste Lehrmeisterin:
"Sehen geht vor Hören,"8 sowie die Verspottung der Ärzte,
welche der chymischen Kunst nicht kundig sind. Wie Para-
celsus
empfiehlt er die Anwendung chemischer Heilmittel,
Aurum potabile und Antimonium gelten beiden als Universal-
medikamente.9 Auch die Auffassung über die Natur der Gifte,
welche durch Paracelsus auf die Medizin von Einfluß geworden
ist, findet sich ebenso bei Basilius.10 Bei beiden gilt die ganze

1 De macrocosmo od. von der großen Heimlichkeit etc. S. 143.
2 A. a. O. S. 144.
3 Von den natürl. u. übernatürl. Dingen, S. 236. -- Werke 2. Band, S. 19.
4 De microcosmo S. 117, 118.
5 A. a. O. S. 118, 127.
6 A. a. O. S. 246.
7 Triumphwagen d. Ant. S. 351. -- Vom großen Stein etc. S. 37
8 Von den nat. u. übernat. Dingen. c. 3. S. 234 u. sonst öfter.
9 A. a. O. S. 305, 306, 328, 329, 352, 342--345.
10 A. a. O. S. 356.

Basilius: Mercurius, Sulfur, Sal.
über. Dies sind „die drei anfahenden Dinge‟, aus welchen die
gesamte Welt zusammengesetzt ist. Sie können durch che-
mische Scheidung aus allen Körpern hergestellt und wieder zu
Körpern vereinigt werden.1 Nur durch die chemische Analyse
wird es offenbar, was die drei Prinzipien, „davon viel Ge-
schwätzes vorläufft‟, sind, nämlich Mercurius, Sulfur und Sal.2
Dies sind nicht etwa die gewöhnlichen Körper Quecksilber,
Schwefel und Salz, sondern Repräsentanten für gewisse Ver-
haltungsweisen der Körper.

Der Mercurius ist feuriger Natur, er ist der Samen, das
Belebende in allen Dingen, „sein Wesen ist seelisch, seine
Materie geistlich, seine Form irdisch‟.3 Im Menschen ist er
der Spiritus vitalis, der Lebensgeist, welcher alle Bewegung
hervorruft und alle Glieder durchwandert.4 Der Sulfur ist
gröberer Natur als der Mercurius;5 es gibt einen brennbaren
und einen unverbrennlicheu Sulfur,6 er ist Ursache der Metall-
färbung, seine Eigenschaften finden sich bei Basilius nicht
klargestellt. Sal endlich ist das Prinzip des Körperlichen,
Festen, es bewirkt die Starrheit der Körper und ist der un-
verbrennliche Rest bei der Verbrennung.7

Außer der Betonung dieser drei Prinzipien unter Vernach-
lässigung der ursprünglichen Elemente findet sich bei Basilius
ebenso wie bei Paracelsus der Hinweis auf die Erfahrung
durch chemische Operationen als zuverlässigste Lehrmeisterin:
„Sehen geht vor Hören,‟8 sowie die Verspottung der Ärzte,
welche der chymischen Kunst nicht kundig sind. Wie Para-
celsus
empfiehlt er die Anwendung chemischer Heilmittel,
Aurum potabile und Antimonium gelten beiden als Universal-
medikamente.9 Auch die Auffassung über die Natur der Gifte,
welche durch Paracelsus auf die Medizin von Einfluß geworden
ist, findet sich ebenso bei Basilius.10 Bei beiden gilt die ganze

1 De macrocosmo od. von der großen Heimlichkeit etc. S. 143.
2 A. a. O. S. 144.
3 Von den natürl. u. übernatürl. Dingen, S. 236. — Werke 2. Band, S. 19.
4 De microcosmo S. 117, 118.
5 A. a. O. S. 118, 127.
6 A. a. O. S. 246.
7 Triumphwagen d. Ant. S. 351. — Vom großen Stein etc. S. 37
8 Von den nat. u. übernat. Dingen. c. 3. S. 234 u. sonst öfter.
9 A. a. O. S. 305, 306, 328, 329, 352, 342—345.
10 A. a. O. S. 356.
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[297/0315] Basilius: Mercurius, Sulfur, Sal. über. Dies sind „die drei anfahenden Dinge‟, aus welchen die gesamte Welt zusammengesetzt ist. Sie können durch che- mische Scheidung aus allen Körpern hergestellt und wieder zu Körpern vereinigt werden. 1 Nur durch die chemische Analyse wird es offenbar, was die drei Prinzipien, „davon viel Ge- schwätzes vorläufft‟, sind, nämlich Mercurius, Sulfur und Sal. 2 Dies sind nicht etwa die gewöhnlichen Körper Quecksilber, Schwefel und Salz, sondern Repräsentanten für gewisse Ver- haltungsweisen der Körper. Der Mercurius ist feuriger Natur, er ist der Samen, das Belebende in allen Dingen, „sein Wesen ist seelisch, seine Materie geistlich, seine Form irdisch‟. 3 Im Menschen ist er der Spiritus vitalis, der Lebensgeist, welcher alle Bewegung hervorruft und alle Glieder durchwandert. 4 Der Sulfur ist gröberer Natur als der Mercurius; 5 es gibt einen brennbaren und einen unverbrennlicheu Sulfur, 6 er ist Ursache der Metall- färbung, seine Eigenschaften finden sich bei Basilius nicht klargestellt. Sal endlich ist das Prinzip des Körperlichen, Festen, es bewirkt die Starrheit der Körper und ist der un- verbrennliche Rest bei der Verbrennung. 7 Außer der Betonung dieser drei Prinzipien unter Vernach- lässigung der ursprünglichen Elemente findet sich bei Basilius ebenso wie bei Paracelsus der Hinweis auf die Erfahrung durch chemische Operationen als zuverlässigste Lehrmeisterin: „Sehen geht vor Hören,‟ 8 sowie die Verspottung der Ärzte, welche der chymischen Kunst nicht kundig sind. Wie Para- celsus empfiehlt er die Anwendung chemischer Heilmittel, Aurum potabile und Antimonium gelten beiden als Universal- medikamente. 9 Auch die Auffassung über die Natur der Gifte, welche durch Paracelsus auf die Medizin von Einfluß geworden ist, findet sich ebenso bei Basilius. 10 Bei beiden gilt die ganze 1 De macrocosmo od. von der großen Heimlichkeit etc. S. 143. 2 A. a. O. S. 144. 3 Von den natürl. u. übernatürl. Dingen, S. 236. — Werke 2. Band, S. 19. 4 De microcosmo S. 117, 118. 5 A. a. O. S. 118, 127. 6 A. a. O. S. 246. 7 Triumphwagen d. Ant. S. 351. — Vom großen Stein etc. S. 37 8 Von den nat. u. übernat. Dingen. c. 3. S. 234 u. sonst öfter. 9 A. a. O. S. 305, 306, 328, 329, 352, 342—345. 10 A. a. O. S. 356.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/315>, abgerufen am 18.05.2024.