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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Heron von Alexandrien: Poren und Korpuskeln.
als die Körperchen selbst.1 Diejenigen, welche den leeren
Raum gänzlich leugnen, können freilich gut viele Worte machen,
aber keinen Beweis aus der sinnlichen Erfahrung beibringen.2
Ein Vacuum von größerer Ausdehnung gibt es allerdings nicht;
dasselbe ist gegen die Natur. Es kann jedoch durch Zutritt
einer äußeren Kraft hergestellt werden, und alsdann bewirkt
es eben nach Aufhebung jener Kraft die in der Pneumatik
auftretenden Erscheinungen. Die Körper entstehen durch
Mischung der Elemente, die Elemente selbst aber sind korpus-
kular zu denken. Die Luft besteht nach Ansicht der Natur-
forscher aus kleinen Körpern, die uns meistens nicht wahr-
nehmbar sind und sich gegenseitig berühren, jedoch nicht voll-
ständig, sondern so, daß wie bei den Körnern des Sandes am
Strande Hohlräume zwischen ihnen bleiben.

Gefäße, welche leer erscheinen, sind nichtsdestoweniger
mit Luft erfüllt, und die Luft verhält sich wie ein Körper,
der das Eintreten eines andren Körpers in den Raum, den er
erfüllt, verhindert. Wenn man Wasser in ein Gefäß gießt,
so muß dabei soviel Luft heraustreten, als Wasser hineinge-
gossen wird. Kehrt man ein Gefäß um und drückt es in das
Wasser hinab, während man es dabei gerade hält, so tritt das
Wasser nicht in dasselbe ein, auch wenn man das Gefäß
gänzlich untertaucht. Gestattet man aber mittels Durchbohrung
des Bodens der Luft einen Ausweg, so strömt das Wasser
hinein. Die Luft ist also ein Körper. Hauch und Wind ent-
stehen durch die Bewegung der Luft, sie sind nichts andres
als bewegte Luft. Man bemerkt dies, wenn die Luft beim
Eintauchen des Gefässes ins Wasser aus der Bodenöffnung
entweicht. Die Zusammendrückung der Luft erklärt sich aus
der Verkleinerung der Hohlräume; wirkt die äußere Kraft
nicht mehr, so tritt der frühere Zustand wieder ein infolge
der Spannkraft der natürlichen Körper, wie bei Spänen von
Horn oder trockenen Schwämmen, die nach dem Zusammen-
drücken ihr früheres Volumen wieder annehmen. Ähnliches
findet statt, wenn die Luftteilchen durch eine äußere Kraft,
wie z. B. beim Saugen, auseinandergezerrt werden. Es ent-
steht dann ein Vacuum, das größer ist, als die Natur gestattet,

1 A. a. O. p. 152.
2 A. a. O. p. 149.

Heron von Alexandrien: Poren und Korpuskeln.
als die Körperchen selbst.1 Diejenigen, welche den leeren
Raum gänzlich leugnen, können freilich gut viele Worte machen,
aber keinen Beweis aus der sinnlichen Erfahrung beibringen.2
Ein Vacuum von größerer Ausdehnung gibt es allerdings nicht;
dasselbe ist gegen die Natur. Es kann jedoch durch Zutritt
einer äußeren Kraft hergestellt werden, und alsdann bewirkt
es eben nach Aufhebung jener Kraft die in der Pneumatik
auftretenden Erscheinungen. Die Körper entstehen durch
Mischung der Elemente, die Elemente selbst aber sind korpus-
kular zu denken. Die Luft besteht nach Ansicht der Natur-
forscher aus kleinen Körpern, die uns meistens nicht wahr-
nehmbar sind und sich gegenseitig berühren, jedoch nicht voll-
ständig, sondern so, daß wie bei den Körnern des Sandes am
Strande Hohlräume zwischen ihnen bleiben.

Gefäße, welche leer erscheinen, sind nichtsdestoweniger
mit Luft erfüllt, und die Luft verhält sich wie ein Körper,
der das Eintreten eines andren Körpers in den Raum, den er
erfüllt, verhindert. Wenn man Wasser in ein Gefäß gießt,
so muß dabei soviel Luft heraustreten, als Wasser hineinge-
gossen wird. Kehrt man ein Gefäß um und drückt es in das
Wasser hinab, während man es dabei gerade hält, so tritt das
Wasser nicht in dasselbe ein, auch wenn man das Gefäß
gänzlich untertaucht. Gestattet man aber mittels Durchbohrung
des Bodens der Luft einen Ausweg, so strömt das Wasser
hinein. Die Luft ist also ein Körper. Hauch und Wind ent-
stehen durch die Bewegung der Luft, sie sind nichts andres
als bewegte Luft. Man bemerkt dies, wenn die Luft beim
Eintauchen des Gefässes ins Wasser aus der Bodenöffnung
entweicht. Die Zusammendrückung der Luft erklärt sich aus
der Verkleinerung der Hohlräume; wirkt die äußere Kraft
nicht mehr, so tritt der frühere Zustand wieder ein infolge
der Spannkraft der natürlichen Körper, wie bei Spänen von
Horn oder trockenen Schwämmen, die nach dem Zusammen-
drücken ihr früheres Volumen wieder annehmen. Ähnliches
findet statt, wenn die Luftteilchen durch eine äußere Kraft,
wie z. B. beim Saugen, auseinandergezerrt werden. Es ent-
steht dann ein Vacuum, das größer ist, als die Natur gestattet,

1 A. a. O. p. 152.
2 A. a. O. p. 149.
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[215/0233] Heron von Alexandrien: Poren und Korpuskeln. als die Körperchen selbst. 1 Diejenigen, welche den leeren Raum gänzlich leugnen, können freilich gut viele Worte machen, aber keinen Beweis aus der sinnlichen Erfahrung beibringen. 2 Ein Vacuum von größerer Ausdehnung gibt es allerdings nicht; dasselbe ist gegen die Natur. Es kann jedoch durch Zutritt einer äußeren Kraft hergestellt werden, und alsdann bewirkt es eben nach Aufhebung jener Kraft die in der Pneumatik auftretenden Erscheinungen. Die Körper entstehen durch Mischung der Elemente, die Elemente selbst aber sind korpus- kular zu denken. Die Luft besteht nach Ansicht der Natur- forscher aus kleinen Körpern, die uns meistens nicht wahr- nehmbar sind und sich gegenseitig berühren, jedoch nicht voll- ständig, sondern so, daß wie bei den Körnern des Sandes am Strande Hohlräume zwischen ihnen bleiben. Gefäße, welche leer erscheinen, sind nichtsdestoweniger mit Luft erfüllt, und die Luft verhält sich wie ein Körper, der das Eintreten eines andren Körpers in den Raum, den er erfüllt, verhindert. Wenn man Wasser in ein Gefäß gießt, so muß dabei soviel Luft heraustreten, als Wasser hineinge- gossen wird. Kehrt man ein Gefäß um und drückt es in das Wasser hinab, während man es dabei gerade hält, so tritt das Wasser nicht in dasselbe ein, auch wenn man das Gefäß gänzlich untertaucht. Gestattet man aber mittels Durchbohrung des Bodens der Luft einen Ausweg, so strömt das Wasser hinein. Die Luft ist also ein Körper. Hauch und Wind ent- stehen durch die Bewegung der Luft, sie sind nichts andres als bewegte Luft. Man bemerkt dies, wenn die Luft beim Eintauchen des Gefässes ins Wasser aus der Bodenöffnung entweicht. Die Zusammendrückung der Luft erklärt sich aus der Verkleinerung der Hohlräume; wirkt die äußere Kraft nicht mehr, so tritt der frühere Zustand wieder ein infolge der Spannkraft der natürlichen Körper, wie bei Spänen von Horn oder trockenen Schwämmen, die nach dem Zusammen- drücken ihr früheres Volumen wieder annehmen. Ähnliches findet statt, wenn die Luftteilchen durch eine äußere Kraft, wie z. B. beim Saugen, auseinandergezerrt werden. Es ent- steht dann ein Vacuum, das größer ist, als die Natur gestattet, 1 A. a. O. p. 152. 2 A. a. O. p. 149.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/233>, abgerufen am 26.11.2024.