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Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890.

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Aristoteles gg. d. Atom.: Einwirkung.
nach unbegrenzt, und unsichtbar wegen der Kleinheit der
Massen. Die Vielheit des Seienden bewege sich im Leeren
und bewerkstellige, indem es zusammentrete, ein Entstehen,
und indem es auseinandergelöst werde, ein Vergehen. Die
gegenseitige Einwirkung aber werde bewirkt durch die gegen-
seitige Berührung; denn da das Seiende durch das Nicht-
seiende, nämlich das Leere, getrennt sei, so sei es nicht Eines,
sondern ein Mannigfaltiges und veranlasse daher durch seine
Zusammensetzung und Verwickelung ein Werden, indem die
Poren dieses Zusammentreten und Scheiden ermöglichen.

In ähnlicher Weise muß auch Empedokles seine Erklärung
auf gewisse unteilbare Körper zurückführen, wenn er nicht den
Poren gegenüber das Körperhafte ganz aufgeben will; aber er
ist nicht imstande Entstehen und Vergehen und die qualitative
Änderung der Elemente selbst zu erklären, wenn er nicht wieder
Elemente der Elemente annehmen will. Platon kann ebensowenig
eine Erklärung dieser Vorgänge geben, da er bei Annahme von
unteilbaren Flächen und Leugnung des leeren Raumes alles
nur auf Berührung zurückführen kann. Leukipp jedoch, welcher
unendlich viele Atome und unendlich viele Formen derselben
neben dem Leeren annimmt, kann sich zur Erklärung der Ent-
stehung und Veränderung sowohl der Berührung als der leeren
Zwischenräume bedienen. Gegen diese atomistische Erklärung
aber ist mancherlei zu sagen.

Zunächst steht fest, daß unteilbare Körper niemals eine
Einwirkung erfahren, noch ausüben können. Denn da sie
selbst unveränderlich und eigenschaftslos sind, so könnte die
Einwirkung auf sie nur vermittels des Leeren geschehen, was
doch undenkbar ist; und sie selbst können weder kalt noch
hart sein. Führt man aber die Eigenschaft der Wärme auf
die runde Form der Atome zurück, so müßte auch dem Kalten,
als dem Gegenteile, eine bestimmte Form zukommen. Mit
demselben Rechte müßte man aber auch der Schwere und
Leichtigkeit, der Härte und Weiche besondere Formen zu-
sprechen. Wenn nun Demokrit sagt, daß jedes Atom je nach
seiner Größe schwerer oder leichter sei, so müßte es in demselben
Grade auch wärmer oder kälter sein, und dann könnte es nicht
mehr unveränderlich bleiben, sondern die Atome müßten
wechselseitig aufeinander einwirken, das übermäßig Warme z. B.

Aristoteles gg. d. Atom.: Einwirkung.
nach unbegrenzt, und unsichtbar wegen der Kleinheit der
Massen. Die Vielheit des Seienden bewege sich im Leeren
und bewerkstellige, indem es zusammentrete, ein Entstehen,
und indem es auseinandergelöst werde, ein Vergehen. Die
gegenseitige Einwirkung aber werde bewirkt durch die gegen-
seitige Berührung; denn da das Seiende durch das Nicht-
seiende, nämlich das Leere, getrennt sei, so sei es nicht Eines,
sondern ein Mannigfaltiges und veranlasse daher durch seine
Zusammensetzung und Verwickelung ein Werden, indem die
Poren dieses Zusammentreten und Scheiden ermöglichen.

In ähnlicher Weise muß auch Empedokles seine Erklärung
auf gewisse unteilbare Körper zurückführen, wenn er nicht den
Poren gegenüber das Körperhafte ganz aufgeben will; aber er
ist nicht imstande Entstehen und Vergehen und die qualitative
Änderung der Elemente selbst zu erklären, wenn er nicht wieder
Elemente der Elemente annehmen will. Platon kann ebensowenig
eine Erklärung dieser Vorgänge geben, da er bei Annahme von
unteilbaren Flächen und Leugnung des leeren Raumes alles
nur auf Berührung zurückführen kann. Leukipp jedoch, welcher
unendlich viele Atome und unendlich viele Formen derselben
neben dem Leeren annimmt, kann sich zur Erklärung der Ent-
stehung und Veränderung sowohl der Berührung als der leeren
Zwischenräume bedienen. Gegen diese atomistische Erklärung
aber ist mancherlei zu sagen.

Zunächst steht fest, daß unteilbare Körper niemals eine
Einwirkung erfahren, noch ausüben können. Denn da sie
selbst unveränderlich und eigenschaftslos sind, so könnte die
Einwirkung auf sie nur vermittels des Leeren geschehen, was
doch undenkbar ist; und sie selbst können weder kalt noch
hart sein. Führt man aber die Eigenschaft der Wärme auf
die runde Form der Atome zurück, so müßte auch dem Kalten,
als dem Gegenteile, eine bestimmte Form zukommen. Mit
demselben Rechte müßte man aber auch der Schwere und
Leichtigkeit, der Härte und Weiche besondere Formen zu-
sprechen. Wenn nun Demokrit sagt, daß jedes Atom je nach
seiner Größe schwerer oder leichter sei, so müßte es in demselben
Grade auch wärmer oder kälter sein, und dann könnte es nicht
mehr unveränderlich bleiben, sondern die Atome müßten
wechselseitig aufeinander einwirken, das übermäßig Warme z. B.

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[121/0139] Aristoteles gg. d. Atom.: Einwirkung. nach unbegrenzt, und unsichtbar wegen der Kleinheit der Massen. Die Vielheit des Seienden bewege sich im Leeren und bewerkstellige, indem es zusammentrete, ein Entstehen, und indem es auseinandergelöst werde, ein Vergehen. Die gegenseitige Einwirkung aber werde bewirkt durch die gegen- seitige Berührung; denn da das Seiende durch das Nicht- seiende, nämlich das Leere, getrennt sei, so sei es nicht Eines, sondern ein Mannigfaltiges und veranlasse daher durch seine Zusammensetzung und Verwickelung ein Werden, indem die Poren dieses Zusammentreten und Scheiden ermöglichen. In ähnlicher Weise muß auch Empedokles seine Erklärung auf gewisse unteilbare Körper zurückführen, wenn er nicht den Poren gegenüber das Körperhafte ganz aufgeben will; aber er ist nicht imstande Entstehen und Vergehen und die qualitative Änderung der Elemente selbst zu erklären, wenn er nicht wieder Elemente der Elemente annehmen will. Platon kann ebensowenig eine Erklärung dieser Vorgänge geben, da er bei Annahme von unteilbaren Flächen und Leugnung des leeren Raumes alles nur auf Berührung zurückführen kann. Leukipp jedoch, welcher unendlich viele Atome und unendlich viele Formen derselben neben dem Leeren annimmt, kann sich zur Erklärung der Ent- stehung und Veränderung sowohl der Berührung als der leeren Zwischenräume bedienen. Gegen diese atomistische Erklärung aber ist mancherlei zu sagen. Zunächst steht fest, daß unteilbare Körper niemals eine Einwirkung erfahren, noch ausüben können. Denn da sie selbst unveränderlich und eigenschaftslos sind, so könnte die Einwirkung auf sie nur vermittels des Leeren geschehen, was doch undenkbar ist; und sie selbst können weder kalt noch hart sein. Führt man aber die Eigenschaft der Wärme auf die runde Form der Atome zurück, so müßte auch dem Kalten, als dem Gegenteile, eine bestimmte Form zukommen. Mit demselben Rechte müßte man aber auch der Schwere und Leichtigkeit, der Härte und Weiche besondere Formen zu- sprechen. Wenn nun Demokrit sagt, daß jedes Atom je nach seiner Größe schwerer oder leichter sei, so müßte es in demselben Grade auch wärmer oder kälter sein, und dann könnte es nicht mehr unveränderlich bleiben, sondern die Atome müßten wechselseitig aufeinander einwirken, das übermäßig Warme z. B.

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Zitationshilfe: Laßwitz, Kurd: Geschichte der Atomistik. Bd. 1. Hamburg, 1890, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lasswitz_atom01_1890/139>, abgerufen am 25.11.2024.