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Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.

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will, Alles das zu sagen und zu entwickeln, was zu meiner
Vertheidigung nöthig oder dienlich ist.

Was ich also in meiner Appellationsrechtfertigung gesagt
habe, die furchtbaren Nachweise, die ich Jhnen dort geführt,
lege ich Jhnen hierdurch nur nochmals warm, aber gleichsam
stumm ans Herz, ohne darauf zurückzukommen.

Jch rechne diesen Umstand, nicht genöthigt zu sein, auf die
aufregenden Erörterungen meiner Vertheidigungsrede und mei-
ner Appellationsrechtfertigungsschrift zurückkommen zu müssen,
gleichfalls unter die Vortheile meiner heutigen Situation.

Worin ich aber den größten Vortheil derselben finde, ist
dies: daß ich heute vor einem höheren Hofe und somit vor
einer höheren Jntelligenz plaidire. Wir sind alle ganz
in unsrer Rolle, meine Herren! Der Hof erster Jnstanz, wenn
er ein der Reform bedürftiges Urtheil fällt, -- denn wozu wären
sonst die höheren Höfe da, wenn nicht, um die Urtheile der un-
teren zu reformiren? -- ich, wenn ich es schlecht finde, Sie,
wenn Sie mir beistimmen und es aufheben!

Endlich aber ist ein letzter Vortheil für die heutige Ver-
handlung eingetreten, der dieselbe weniger aufregend zu halten
verspricht, ein Umschlag in meiner eigenen Stimmung.

Es ist mir in erster Jnstanz von der Staatsanwaltschaft
nicht würdig begegnet worden, und ich hoffe, daß sich das heut
nicht wiederholen wird. Es wurde behauptet, daß ich in doloser
Weise, um Polizei und Gericht zu täuschen, den Schein der
Wissenschaftlichkeit über meinen Vortrag gebreitet habe!

Meine Herren, ich habe es ganz unter meiner Würde ge-
halten, dem Staatsanwalt hierauf irgend eine andere Antwort
zu geben, als diejenige, die in der That lag. Der Hof erster
Jnstanz und eben so Sie selbst werden aus meiner ersten Ver-
theidigung hinreichend die Ueberzeugung geschöpft haben, wie
wenig solche Täuschungen und solche Vorwände in
meinem Charakter liegen. Jch bin vielmehr, wie das bei solcher
Provocation auch nicht anders sein konnte, in meiner Verthei-
digungsrede viel weiter gegangen, viel schonungsloser gegen
die Einrichtungen des Staates aufgetreten, als in meinem Vor-
trag. Es liegt in der Weise tapferer Männer, stärker aufzu-
treten, wenn sie provocirt werden, nicht sich hinter Täuschungen
zu verbergen, und das war die thatsächliche Antwort und die
th atsächliche Widerlegung, die ich dem Staatsanwalt auf jene

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will, Alles das zu ſagen und zu entwickeln, was zu meiner
Vertheidigung nöthig oder dienlich iſt.

Was ich alſo in meiner Appellationsrechtfertigung geſagt
habe, die furchtbaren Nachweiſe, die ich Jhnen dort geführt,
lege ich Jhnen hierdurch nur nochmals warm, aber gleichſam
ſtumm ans Herz, ohne darauf zurückzukommen.

Jch rechne dieſen Umſtand, nicht genöthigt zu ſein, auf die
aufregenden Erörterungen meiner Vertheidigungsrede und mei-
ner Appellationsrechtfertigungsſchrift zurückkommen zu müſſen,
gleichfalls unter die Vortheile meiner heutigen Situation.

Worin ich aber den größten Vortheil derſelben finde, iſt
dies: daß ich heute vor einem höheren Hofe und ſomit vor
einer höheren Jntelligenz plaidire. Wir ſind alle ganz
in unſrer Rolle, meine Herren! Der Hof erſter Jnſtanz, wenn
er ein der Reform bedürftiges Urtheil fällt, — denn wozu wären
ſonſt die höheren Höfe da, wenn nicht, um die Urtheile der un-
teren zu reformiren? — ich, wenn ich es ſchlecht finde, Sie,
wenn Sie mir beiſtimmen und es aufheben!

Endlich aber iſt ein letzter Vortheil für die heutige Ver-
handlung eingetreten, der dieſelbe weniger aufregend zu halten
verſpricht, ein Umſchlag in meiner eigenen Stimmung.

Es iſt mir in erſter Jnſtanz von der Staatsanwaltſchaft
nicht würdig begegnet worden, und ich hoffe, daß ſich das heut
nicht wiederholen wird. Es wurde behauptet, daß ich in doloſer
Weiſe, um Polizei und Gericht zu täuſchen, den Schein der
Wiſſenſchaftlichkeit über meinen Vortrag gebreitet habe!

Meine Herren, ich habe es ganz unter meiner Würde ge-
halten, dem Staatsanwalt hierauf irgend eine andere Antwort
zu geben, als diejenige, die in der That lag. Der Hof erſter
Jnſtanz und eben ſo Sie ſelbſt werden aus meiner erſten Ver-
theidigung hinreichend die Ueberzeugung geſchöpft haben, wie
wenig ſolche Täuſchungen und ſolche Vorwände in
meinem Charakter liegen. Jch bin vielmehr, wie das bei ſolcher
Provocation auch nicht anders ſein konnte, in meiner Verthei-
digungsrede viel weiter gegangen, viel ſchonungsloſer gegen
die Einrichtungen des Staates aufgetreten, als in meinem Vor-
trag. Es liegt in der Weiſe tapferer Männer, ſtärker aufzu-
treten, wenn ſie provocirt werden, nicht ſich hinter Täuſchungen
zu verbergen, und das war die thatſächliche Antwort und die
th atſächliche Widerlegung, die ich dem Staatsanwalt auf jene

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[3/0009] will, Alles das zu ſagen und zu entwickeln, was zu meiner Vertheidigung nöthig oder dienlich iſt. Was ich alſo in meiner Appellationsrechtfertigung geſagt habe, die furchtbaren Nachweiſe, die ich Jhnen dort geführt, lege ich Jhnen hierdurch nur nochmals warm, aber gleichſam ſtumm ans Herz, ohne darauf zurückzukommen. Jch rechne dieſen Umſtand, nicht genöthigt zu ſein, auf die aufregenden Erörterungen meiner Vertheidigungsrede und mei- ner Appellationsrechtfertigungsſchrift zurückkommen zu müſſen, gleichfalls unter die Vortheile meiner heutigen Situation. Worin ich aber den größten Vortheil derſelben finde, iſt dies: daß ich heute vor einem höheren Hofe und ſomit vor einer höheren Jntelligenz plaidire. Wir ſind alle ganz in unſrer Rolle, meine Herren! Der Hof erſter Jnſtanz, wenn er ein der Reform bedürftiges Urtheil fällt, — denn wozu wären ſonſt die höheren Höfe da, wenn nicht, um die Urtheile der un- teren zu reformiren? — ich, wenn ich es ſchlecht finde, Sie, wenn Sie mir beiſtimmen und es aufheben! Endlich aber iſt ein letzter Vortheil für die heutige Ver- handlung eingetreten, der dieſelbe weniger aufregend zu halten verſpricht, ein Umſchlag in meiner eigenen Stimmung. Es iſt mir in erſter Jnſtanz von der Staatsanwaltſchaft nicht würdig begegnet worden, und ich hoffe, daß ſich das heut nicht wiederholen wird. Es wurde behauptet, daß ich in doloſer Weiſe, um Polizei und Gericht zu täuſchen, den Schein der Wiſſenſchaftlichkeit über meinen Vortrag gebreitet habe! Meine Herren, ich habe es ganz unter meiner Würde ge- halten, dem Staatsanwalt hierauf irgend eine andere Antwort zu geben, als diejenige, die in der That lag. Der Hof erſter Jnſtanz und eben ſo Sie ſelbſt werden aus meiner erſten Ver- theidigung hinreichend die Ueberzeugung geſchöpft haben, wie wenig ſolche Täuſchungen und ſolche Vorwände in meinem Charakter liegen. Jch bin vielmehr, wie das bei ſolcher Provocation auch nicht anders ſein konnte, in meiner Verthei- digungsrede viel weiter gegangen, viel ſchonungsloſer gegen die Einrichtungen des Staates aufgetreten, als in meinem Vor- trag. Es liegt in der Weiſe tapferer Männer, ſtärker aufzu- treten, wenn ſie provocirt werden, nicht ſich hinter Täuſchungen zu verbergen, und das war die thatſächliche Antwort und die th atſächliche Widerlegung, die ich dem Staatsanwalt auf jene 1 *

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Zitationshilfe: Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lassalle_steuer_1863/9>, abgerufen am 23.11.2024.