Lassalle, Ferdinand: Die indirekte Steuer und die Lage der arbeitenden Klassen. Zürich, 1863.Zahl, als ich sie vernachlässige, wenn ich von 17 Millionen Ein- Der ganze Rest der 17 Millionen gehört den ganz un- Und diese winzige Handvoll Menschen, die nur sich sieht, Sie sehen also, daß der Staatsanwalt nur die paradiesischste Ehre seinem guten Herzen, meine Herren! Jene Unschuld des Kopfes aber wäre einem Juristen in Trauriger aber ist, daß auch die höheren Gewerbtreibenden, Ein Kommerzienrath, welcher in Folge meines Processes Zahl, als ich ſie vernachläſſige, wenn ich von 17 Millionen Ein- Der ganze Reſt der 17 Millionen gehört den ganz un- Und dieſe winzige Handvoll Menſchen, die nur ſich ſieht, Sie ſehen alſo, daß der Staatsanwalt nur die paradieſiſchſte Ehre ſeinem guten Herzen, meine Herren! Jene Unſchuld des Kopfes aber wäre einem Juriſten in Trauriger aber iſt, daß auch die höheren Gewerbtreibenden, Ein Kommerzienrath, welcher in Folge meines Proceſſes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0072" n="66"/> Zahl, als ich ſie vernachläſſige, wenn ich von 17 Millionen Ein-<lb/> wohnern ſpreche, denn die Bevölkerung in Preußen betrug ſchon<lb/> 1858, wie Sie eben gehört haben, über 17,739,000 Einwohner.</p><lb/> <p>Der ganze Reſt der 17 Millionen gehört den <hi rendition="#g">ganz un-<lb/> bemittelten</hi> Klaſſen an!</p><lb/> <p>Und dieſe winzige Handvoll Menſchen, die nur <hi rendition="#g">ſich</hi> ſieht,<lb/> nur von <hi rendition="#g">ſich</hi> hört und Alles mit ihrem eignen Geräuſch erfüllt,<lb/> treibt dies ſo weit, daß ſie ſich ſogar noch einredet, <hi rendition="#g">ſie</hi> ſei es,<lb/> welche die indirecte Steuer bezahle!!</p><lb/> <p>Sie ſehen alſo, daß der Staatsanwalt nur die paradieſiſchſte<lb/> Unſchuld in allen Elementen der Staatswiſſenſchaften an den<lb/> Tag gelegt hat, indem er mir widerſprach, mich der Unwahrheit<lb/> und des Sophisma’s beſchuldigte, und aus der ganzen Fülle<lb/> ſeines guten Herzens ausrief: das arme Volk iſt factiſch nicht in<lb/> der Lage ſolche Beiträge zur indirecten Steuer zu zahlen!</p><lb/> <p>Ehre ſeinem guten Herzen, meine Herren!</p><lb/> <p>Jene Unſchuld des Kopfes aber wäre einem Juriſten in<lb/> ſolchen Dingen weniger zu verübeln. Nur muß er dann nicht<lb/> Leute, welche beſſer Beſcheid wiſſen, der Unwahrheit beſchuldigen<lb/> und ihre Beſtrafung verlangen, weil <hi rendition="#g">er</hi> keine Ahnung von den<lb/> reellen Zuſtänden hat!</p><lb/> <p>Trauriger aber iſt, daß auch die höheren Gewerbtreibenden,<lb/> welche vorzugsweiſe „praktiſche Männer“ zu ſein ſich einbilden,<lb/> ganz denſelben Jrrthum mit dem Staatsanwalt theilen. Ver-<lb/> wunderlich iſt es nicht, denn ich habe es Jhnen bereits geſagt:<lb/> um wirklich in den Zuſtänden der Bevölkerung Beſcheid zu<lb/> wiſſen, dazu dient kein ſich Umſchauen im praktiſchen Leben,<lb/> ſondern dazu führt nur <hi rendition="#g">Ein</hi> Weg: der Weg durch die traurige<lb/> und aride Wiſſenſchaft der Zahlen. So kommt es denn, daß<lb/> auch die höheren Gewerbtreibenden, daß die beſitzenden Klaſſen<lb/> überhaupt, ganz erfüllt von dem eignen Geräuſch, das ſie ohne<lb/> Unterlaß von ſich ſelber machen, in vollſtändiger Uebereinſtim-<lb/> mung mit dem Staatsanwalt annehmen: ſie, wahrhaftig ſie,<lb/> die beſitzenden Klaſſen ſeien es, welche die indirecte Steuer<lb/> bezahlen!</p><lb/> <p>Ein Kommerzienrath, welcher in Folge meines Proceſſes<lb/> von meinem Vortrag und meiner Behauptung hörte, daß die<lb/> ärmeren Klaſſen den bei weitem größten Theil der indirecten<lb/> Steuer bezahlen, ein Kommerzienrath, welcher ein ſchönes Ver-<lb/> mögen, ein ſchönes Haus und eine ſchöne Frau hat und in Folge<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0072]
Zahl, als ich ſie vernachläſſige, wenn ich von 17 Millionen Ein-
wohnern ſpreche, denn die Bevölkerung in Preußen betrug ſchon
1858, wie Sie eben gehört haben, über 17,739,000 Einwohner.
Der ganze Reſt der 17 Millionen gehört den ganz un-
bemittelten Klaſſen an!
Und dieſe winzige Handvoll Menſchen, die nur ſich ſieht,
nur von ſich hört und Alles mit ihrem eignen Geräuſch erfüllt,
treibt dies ſo weit, daß ſie ſich ſogar noch einredet, ſie ſei es,
welche die indirecte Steuer bezahle!!
Sie ſehen alſo, daß der Staatsanwalt nur die paradieſiſchſte
Unſchuld in allen Elementen der Staatswiſſenſchaften an den
Tag gelegt hat, indem er mir widerſprach, mich der Unwahrheit
und des Sophisma’s beſchuldigte, und aus der ganzen Fülle
ſeines guten Herzens ausrief: das arme Volk iſt factiſch nicht in
der Lage ſolche Beiträge zur indirecten Steuer zu zahlen!
Ehre ſeinem guten Herzen, meine Herren!
Jene Unſchuld des Kopfes aber wäre einem Juriſten in
ſolchen Dingen weniger zu verübeln. Nur muß er dann nicht
Leute, welche beſſer Beſcheid wiſſen, der Unwahrheit beſchuldigen
und ihre Beſtrafung verlangen, weil er keine Ahnung von den
reellen Zuſtänden hat!
Trauriger aber iſt, daß auch die höheren Gewerbtreibenden,
welche vorzugsweiſe „praktiſche Männer“ zu ſein ſich einbilden,
ganz denſelben Jrrthum mit dem Staatsanwalt theilen. Ver-
wunderlich iſt es nicht, denn ich habe es Jhnen bereits geſagt:
um wirklich in den Zuſtänden der Bevölkerung Beſcheid zu
wiſſen, dazu dient kein ſich Umſchauen im praktiſchen Leben,
ſondern dazu führt nur Ein Weg: der Weg durch die traurige
und aride Wiſſenſchaft der Zahlen. So kommt es denn, daß
auch die höheren Gewerbtreibenden, daß die beſitzenden Klaſſen
überhaupt, ganz erfüllt von dem eignen Geräuſch, das ſie ohne
Unterlaß von ſich ſelber machen, in vollſtändiger Uebereinſtim-
mung mit dem Staatsanwalt annehmen: ſie, wahrhaftig ſie,
die beſitzenden Klaſſen ſeien es, welche die indirecte Steuer
bezahlen!
Ein Kommerzienrath, welcher in Folge meines Proceſſes
von meinem Vortrag und meiner Behauptung hörte, daß die
ärmeren Klaſſen den bei weitem größten Theil der indirecten
Steuer bezahlen, ein Kommerzienrath, welcher ein ſchönes Ver-
mögen, ein ſchönes Haus und eine ſchöne Frau hat und in Folge
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