winden; aber ich bin an den süßen Um- gang der fühlbarsten Seele gewöhnt; ihre schönen Briefe sind nicht sie selbst. Mein Lord Rich wurde geboren, und ich flog nach Seymourhouse; eine selige Stunde war es, in welcher Lady Seymour mir dieses Kind auf die Arme gab, und mir allem Reiz ihren seelenvollen Phisionomie und Stimme sagte: Hier haben Sie ihren jungen Rich; Gott gebe ihm mit Jhrem Namen Jhren Geist, und ihr Herz! -- Ein entzückender Schmerz durchdrang meine Seele. Er ruht in mir; Niemand soll jemals eine Beschreibung von ihm haben. Der kleine Rich hat die Züge seiner Mutter; diese Aehnlichkeit schließt ein großes Glück für mich in sich; -- Wenn ich das Leben behalte, soll dieser Knabe keinen andern Hofmeister, keinen andern Begleiter auf seinen Reisen haben, als mich. -- Alle Ausgaben für ihn, sind meine; seine Leute sind doppelt be- lohnt; ich schlafe neben seinem Zimmer; ja ich baue ein Haus am Ende des Gar- tens, in das ich mit ihm ziehen werde,
wenn
winden; aber ich bin an den ſuͤßen Um- gang der fuͤhlbarſten Seele gewoͤhnt; ihre ſchoͤnen Briefe ſind nicht ſie ſelbſt. Mein Lord Rich wurde geboren, und ich flog nach Seymourhouſe; eine ſelige Stunde war es, in welcher Lady Seymour mir dieſes Kind auf die Arme gab, und mir allem Reiz ihren ſeelenvollen Phiſionomie und Stimme ſagte: Hier haben Sie ihren jungen Rich; Gott gebe ihm mit Jhrem Namen Jhren Geiſt, und ihr Herz! — Ein entzuͤckender Schmerz durchdrang meine Seele. Er ruht in mir; Niemand ſoll jemals eine Beſchreibung von ihm haben. Der kleine Rich hat die Zuͤge ſeiner Mutter; dieſe Aehnlichkeit ſchließt ein großes Gluͤck fuͤr mich in ſich; — Wenn ich das Leben behalte, ſoll dieſer Knabe keinen andern Hofmeiſter, keinen andern Begleiter auf ſeinen Reiſen haben, als mich. — Alle Ausgaben fuͤr ihn, ſind meine; ſeine Leute ſind doppelt be- lohnt; ich ſchlafe neben ſeinem Zimmer; ja ich baue ein Haus am Ende des Gar- tens, in das ich mit ihm ziehen werde,
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winden; aber ich bin an den ſuͤßen Um-
gang der fuͤhlbarſten Seele gewoͤhnt; ihre
ſchoͤnen Briefe ſind nicht ſie ſelbſt. Mein
Lord Rich wurde geboren, und ich flog
nach Seymourhouſe; eine ſelige Stunde
war es, in welcher Lady Seymour mir
dieſes Kind auf die Arme gab, und mir
allem Reiz ihren ſeelenvollen Phiſionomie
und Stimme ſagte: Hier haben Sie ihren
jungen Rich; Gott gebe ihm mit Jhrem
Namen Jhren Geiſt, und ihr Herz! —
Ein entzuͤckender Schmerz durchdrang
meine Seele. Er ruht in mir; Niemand
ſoll jemals eine Beſchreibung von ihm
haben. Der kleine Rich hat die Zuͤge
ſeiner Mutter; dieſe Aehnlichkeit ſchließt
ein großes Gluͤck fuͤr mich in ſich; —
Wenn ich das Leben behalte, ſoll dieſer
Knabe keinen andern Hofmeiſter, keinen
andern Begleiter auf ſeinen Reiſen haben,
als mich. — Alle Ausgaben fuͤr ihn,
ſind meine; ſeine Leute ſind doppelt be-
lohnt; ich ſchlafe neben ſeinem Zimmer;
ja ich baue ein Haus am Ende des Gar-
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/304>, abgerufen am 06.05.2024.
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