[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.da, ich kam neben ihm zu sitzen, als uns Lord Rich von dem Feldbau und der Ver- schiedenheit der Erde, und der nachher er- foderlichen Verschiedenheit des Anbaues redte. Sein Ton war edel, einfach, und deutlich; er erzählte uns von den vielfa- chen Empfindungen, wozu der schlechte Er- trag der Güter, die Landleute dieser und jener Nation getrieben hätte; und wie weit ihre Mühe belohnt worden sey. Da er zu reden aufhörte, konnte ich mich nicht hindern den Pfarrer zuzulispeln, daß ich wünschte, die Moralisten möchten durch ihre Kenntniß der verschiedenen Stärke und Gattung angeborner Neigun- gen und Leidenschaften, auch auf Vor- schriften der mannichfaltigen Mittel gera- then, wie alle auf ihre Art nützlich und gut gemacht werden könnten. Es ist schon lange geschehen, sagte er, Es
da, ich kam neben ihm zu ſitzen, als uns Lord Rich von dem Feldbau und der Ver- ſchiedenheit der Erde, und der nachher er- foderlichen Verſchiedenheit des Anbaues redte. Sein Ton war edel, einfach, und deutlich; er erzaͤhlte uns von den vielfa- chen Empfindungen, wozu der ſchlechte Er- trag der Guͤter, die Landleute dieſer und jener Nation getrieben haͤtte; und wie weit ihre Muͤhe belohnt worden ſey. Da er zu reden aufhoͤrte, konnte ich mich nicht hindern den Pfarrer zuzuliſpeln, daß ich wuͤnſchte, die Moraliſten moͤchten durch ihre Kenntniß der verſchiedenen Staͤrke und Gattung angeborner Neigun- gen und Leidenſchaften, auch auf Vor- ſchriften der mannichfaltigen Mittel gera- then, wie alle auf ihre Art nuͤtzlich und gut gemacht werden koͤnnten. Es iſt ſchon lange geſchehen, ſagte er, Es
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Rich gearbeitet haͤtte. Der Pfarrer war
da, ich kam neben ihm zu ſitzen, als uns
Lord Rich von dem Feldbau und der Ver-
ſchiedenheit der Erde, und der nachher er-
foderlichen Verſchiedenheit des Anbaues
redte. Sein Ton war edel, einfach, und
deutlich; er erzaͤhlte uns von den vielfa-
chen Empfindungen, wozu der ſchlechte Er-
trag der Guͤter, die Landleute dieſer und
jener Nation getrieben haͤtte; und wie
weit ihre Muͤhe belohnt worden ſey.
Da er zu reden aufhoͤrte, konnte ich mich
nicht hindern den Pfarrer zuzuliſpeln,
daß ich wuͤnſchte, die Moraliſten moͤchten
durch ihre Kenntniß der verſchiedenen
Staͤrke und Gattung angeborner Neigun-
gen und Leidenſchaften, auch auf Vor-
ſchriften der mannichfaltigen Mittel gera-
then, wie alle auf ihre Art nuͤtzlich und
gut gemacht werden koͤnnten.
Es iſt ſchon lange geſchehen, ſagte er,
aber es giebt zu viel unverbeſſerlichen
moraliſchen Boden, wo der beſte Bau
und Saamen verloren iſt.
Es
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Zitationshilfe: | [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 2. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte02_1771/177>, abgerufen am 16.07.2024. |