Sternheim, Sie sagten letzt von ei- ner zu bekämpfenden Leidenschaft. -- Jch kenne Sie; Jhr Herz kann keine unan- ständige, keine böse Leidenschaft nähren; es muß Liebe seyn, was die Quaal Jhrer Tage macht!
"Niemals P., niemals sollen Sie wis- sen, was meinen itzigen Kummer ver- ursacht."
Rechtschaffner Freund, ich will Sie nicht länger täuschen; ich kenne den Ge- genstand Jhrer Liebe; Jhre Zärtlichkeit hat einen Zeugen gefunden; ich bin glück- lich: Sie lieben meine Sophie! -- Der Baron hielt den Obersten, der ganz außer sich war, umarmt; er wollte sich loswin- den; es war ihm bange.
"P., was sagen Sie? was wollen Sie von mir wissen?"
Jch will wissen; ob die Hand meiner Schwester ein gewünschtes Glück für Sie wäre?
"Unmöglich, denn es wäre für Sie alle ein Unglück."
Jch
B 5
Sternheim, Sie ſagten letzt von ei- ner zu bekaͤmpfenden Leidenſchaft. — Jch kenne Sie; Jhr Herz kann keine unan- ſtaͤndige, keine boͤſe Leidenſchaft naͤhren; es muß Liebe ſeyn, was die Quaal Jhrer Tage macht!
„Niemals P., niemals ſollen Sie wiſ- ſen, was meinen itzigen Kummer ver- urſacht.“
Rechtſchaffner Freund, ich will Sie nicht laͤnger taͤuſchen; ich kenne den Ge- genſtand Jhrer Liebe; Jhre Zaͤrtlichkeit hat einen Zeugen gefunden; ich bin gluͤck- lich: Sie lieben meine Sophie! — Der Baron hielt den Oberſten, der ganz außer ſich war, umarmt; er wollte ſich loswin- den; es war ihm bange.
„P., was ſagen Sie? was wollen Sie von mir wiſſen?“
Jch will wiſſen; ob die Hand meiner Schweſter ein gewuͤnſchtes Gluͤck fuͤr Sie waͤre?
„Unmoͤglich, denn es waͤre fuͤr Sie alle ein Ungluͤck.“
Jch
B 5
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Sternheim, Sie ſagten letzt von ei-
ner zu bekaͤmpfenden Leidenſchaft. — Jch
kenne Sie; Jhr Herz kann keine unan-
ſtaͤndige, keine boͤſe Leidenſchaft naͤhren;
es muß Liebe ſeyn, was die Quaal Jhrer
Tage macht!
„Niemals P., niemals ſollen Sie wiſ-
ſen, was meinen itzigen Kummer ver-
urſacht.“
Rechtſchaffner Freund, ich will Sie
nicht laͤnger taͤuſchen; ich kenne den Ge-
genſtand Jhrer Liebe; Jhre Zaͤrtlichkeit
hat einen Zeugen gefunden; ich bin gluͤck-
lich: Sie lieben meine Sophie! — Der
Baron hielt den Oberſten, der ganz außer
ſich war, umarmt; er wollte ſich loswin-
den; es war ihm bange.
„P., was ſagen Sie? was wollen
Sie von mir wiſſen?“
Jch will wiſſen; ob die Hand meiner
Schweſter ein gewuͤnſchtes Gluͤck fuͤr Sie
waͤre?
„Unmoͤglich, denn es waͤre fuͤr Sie
alle ein Ungluͤck.“
Jch
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/51>, abgerufen am 27.04.2024.
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