das ganze Elend, in welchem sich der Rath T* sammt seinen Kindern befän- den, und bat ihn um der letztern willen, Gnade und Nachsicht für den ersten zu ha- ben, der seine Unvorsichtigkeit schon lange durch seinen Kummer gebüßet hätte. Er versprach mir alles Gute, lobte mich wegen meinem Eifer, und setzte hinzu, wie gerne er Unglücklichen zu Hülfe kom- me; aber, da er wohl einsehe, daß die- jenigen, die ihn umgäben, immer zuerst für sich und die ihrigen besorgt wären; ich würde ihm vieles Vergnügen machen, wenn ich ihm noch mehr Gegenstände sei- ner Wohlthätigkeit anzeigen wollte.
Jch versicherte ihn, daß ich seine Gna- de nicht mißbrauchen würde, wiederhohl- te nochmals ganz kurz meine Bitte für die Familie T*.
Er nahm meine Hand, drückte sie mit seinen beyden Händen, und sagte mit be- wegtem Ton: ich verspreche Jhnen meine liebe, eifrige Fürbitterin, daß alle Wün- sche ihres Herzens erfüllt werden sollen,
wenn
das ganze Elend, in welchem ſich der Rath T* ſammt ſeinen Kindern befaͤn- den, und bat ihn um der letztern willen, Gnade und Nachſicht fuͤr den erſten zu ha- ben, der ſeine Unvorſichtigkeit ſchon lange durch ſeinen Kummer gebuͤßet haͤtte. Er verſprach mir alles Gute, lobte mich wegen meinem Eifer, und ſetzte hinzu, wie gerne er Ungluͤcklichen zu Huͤlfe kom- me; aber, da er wohl einſehe, daß die- jenigen, die ihn umgaͤben, immer zuerſt fuͤr ſich und die ihrigen beſorgt waͤren; ich wuͤrde ihm vieles Vergnuͤgen machen, wenn ich ihm noch mehr Gegenſtaͤnde ſei- ner Wohlthaͤtigkeit anzeigen wollte.
Jch verſicherte ihn, daß ich ſeine Gna- de nicht mißbrauchen wuͤrde, wiederhohl- te nochmals ganz kurz meine Bitte fuͤr die Familie T*.
Er nahm meine Hand, druͤckte ſie mit ſeinen beyden Haͤnden, und ſagte mit be- wegtem Ton: ich verſpreche Jhnen meine liebe, eifrige Fuͤrbitterin, daß alle Wuͤn- ſche ihres Herzens erfuͤllt werden ſollen,
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das ganze Elend, in welchem ſich der
Rath T* ſammt ſeinen Kindern befaͤn-
den, und bat ihn um der letztern willen,
Gnade und Nachſicht fuͤr den erſten zu ha-
ben, der ſeine Unvorſichtigkeit ſchon
lange durch ſeinen Kummer gebuͤßet haͤtte.
Er verſprach mir alles Gute, lobte mich
wegen meinem Eifer, und ſetzte hinzu,
wie gerne er Ungluͤcklichen zu Huͤlfe kom-
me; aber, da er wohl einſehe, daß die-
jenigen, die ihn umgaͤben, immer zuerſt
fuͤr ſich und die ihrigen beſorgt waͤren;
ich wuͤrde ihm vieles Vergnuͤgen machen,
wenn ich ihm noch mehr Gegenſtaͤnde ſei-
ner Wohlthaͤtigkeit anzeigen wollte.
Jch verſicherte ihn, daß ich ſeine Gna-
de nicht mißbrauchen wuͤrde, wiederhohl-
te nochmals ganz kurz meine Bitte fuͤr
die Familie T*.
Er nahm meine Hand, druͤckte ſie mit
ſeinen beyden Haͤnden, und ſagte mit be-
wegtem Ton: ich verſpreche Jhnen meine
liebe, eifrige Fuͤrbitterin, daß alle Wuͤn-
ſche ihres Herzens erfuͤllt werden ſollen,
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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/309>, abgerufen am 22.11.2024.
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