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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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mung der Güther und Verwaltung dersel-
ben geschickt machen. Sternheim, der
von Officiren und Gemeinen auf das voll-
kommenste geehrt und geliebt wurde, blieb
im Dienste, und erhielt darinn von dem
Fürsten die Stelle eines Obersten, und
den Adelstand. "Jhr Verdienst, nicht
"das Glück hat Sie erhoben,"
sagte
der General, als er ihm im Namen des
Fürsten in Gegenwart vieler Personen,
das Obersten-Patent und den Adelsbrief
überreichte; und nach dem allgemeinen
Zeugnisse waren alle Feldzüge Gelegen-
heiten, wo er Großmuth, Menschenliebe
und Tapferkeit in vollem Maaß ausübte.

Bey Herstellung des Friedens war
sein erster Wunsch, seinen Freund zu se-
hen, mit welchem er immer Briefe gewech-
selt hatte. Sein Herz kannte keine an-
dere Verbindung. Schon lange hatte er
seinen Vater verlohren; und da dieser
selbst ein Fremdling in W. gewesen war,
so blieben seinem Sohne keine nahe Ver-
wandte von ihm übrig. Der Oberste
von Sternheim gieng also nach P., um

daselbst
A 2

mung der Guͤther und Verwaltung derſel-
ben geſchickt machen. Sternheim, der
von Officiren und Gemeinen auf das voll-
kommenſte geehrt und geliebt wurde, blieb
im Dienſte, und erhielt darinn von dem
Fuͤrſten die Stelle eines Oberſten, und
den Adelſtand. „Jhr Verdienſt, nicht
„das Gluͤck hat Sie erhoben,“
ſagte
der General, als er ihm im Namen des
Fuͤrſten in Gegenwart vieler Perſonen,
das Oberſten-Patent und den Adelsbrief
uͤberreichte; und nach dem allgemeinen
Zeugniſſe waren alle Feldzuͤge Gelegen-
heiten, wo er Großmuth, Menſchenliebe
und Tapferkeit in vollem Maaß ausuͤbte.

Bey Herſtellung des Friedens war
ſein erſter Wunſch, ſeinen Freund zu ſe-
hen, mit welchem er immer Briefe gewech-
ſelt hatte. Sein Herz kannte keine an-
dere Verbindung. Schon lange hatte er
ſeinen Vater verlohren; und da dieſer
ſelbſt ein Fremdling in W. geweſen war,
ſo blieben ſeinem Sohne keine nahe Ver-
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[3/0029] mung der Guͤther und Verwaltung derſel- ben geſchickt machen. Sternheim, der von Officiren und Gemeinen auf das voll- kommenſte geehrt und geliebt wurde, blieb im Dienſte, und erhielt darinn von dem Fuͤrſten die Stelle eines Oberſten, und den Adelſtand. „Jhr Verdienſt, nicht „das Gluͤck hat Sie erhoben,“ ſagte der General, als er ihm im Namen des Fuͤrſten in Gegenwart vieler Perſonen, das Oberſten-Patent und den Adelsbrief uͤberreichte; und nach dem allgemeinen Zeugniſſe waren alle Feldzuͤge Gelegen- heiten, wo er Großmuth, Menſchenliebe und Tapferkeit in vollem Maaß ausuͤbte. Bey Herſtellung des Friedens war ſein erſter Wunſch, ſeinen Freund zu ſe- hen, mit welchem er immer Briefe gewech- ſelt hatte. Sein Herz kannte keine an- dere Verbindung. Schon lange hatte er ſeinen Vater verlohren; und da dieſer ſelbſt ein Fremdling in W. geweſen war, ſo blieben ſeinem Sohne keine nahe Ver- wandte von ihm uͤbrig. Der Oberſte von Sternheim gieng alſo nach P., um daſelbſt A 2

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/29>, abgerufen am 19.03.2024.