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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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zärtlich an: Sophie, meine Liebe, deine
Laute bey Mondschein wäre recht vielen
Dank werth.

Jch befahl, sie zu holen! Lord Derby
gab mir die Hand, Seymour war schon
mit dem Fräulein C* voraus. Der kleine
Saal war am Ende des Gartens, unmit-
telbar am Flusse, so, daß man lange zu
gehen hatte. Lord Derby unterhielt
mich mit einem ehrerbietigen Ton von
lauter schmeichelhaften Sachen, die er
von mir gehört hätte. Mein Oncle kam
zu uns, und wie wir kaum etliche Schrit-
te über den halben Weg waren, stieß er
mich mit dem Arme, und sagte: seht,
seht, wie der trockne Seymour bey
Mondschein so zärtlich die Hände küssen
kann! Jch sah auf; und, liebe Emilia,
es dünkt mich, ich fühlte einen Schauer.
Es mag von der kühlen Abendluft gekom-
men seyn; weil wir dem Wasser ganz nahe
waren. Aber da mich ein Zweifel darü-
ber ankam, als ob dieser Schauer zwey-
deutig wäre, weil ich ihn nur in diesem

Augen-
J

zaͤrtlich an: Sophie, meine Liebe, deine
Laute bey Mondſchein waͤre recht vielen
Dank werth.

Jch befahl, ſie zu holen! Lord Derby
gab mir die Hand, Seymour war ſchon
mit dem Fraͤulein C* voraus. Der kleine
Saal war am Ende des Gartens, unmit-
telbar am Fluſſe, ſo, daß man lange zu
gehen hatte. Lord Derby unterhielt
mich mit einem ehrerbietigen Ton von
lauter ſchmeichelhaften Sachen, die er
von mir gehoͤrt haͤtte. Mein Oncle kam
zu uns, und wie wir kaum etliche Schrit-
te uͤber den halben Weg waren, ſtieß er
mich mit dem Arme, und ſagte: ſeht,
ſeht, wie der trockne Seymour bey
Mondſchein ſo zaͤrtlich die Haͤnde kuͤſſen
kann! Jch ſah auf; und, liebe Emilia,
es duͤnkt mich, ich fuͤhlte einen Schauer.
Es mag von der kuͤhlen Abendluft gekom-
men ſeyn; weil wir dem Waſſer ganz nahe
waren. Aber da mich ein Zweifel daruͤ-
ber ankam, als ob dieſer Schauer zwey-
deutig waͤre, weil ich ihn nur in dieſem

Augen-
J
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[129/0155] zaͤrtlich an: Sophie, meine Liebe, deine Laute bey Mondſchein waͤre recht vielen Dank werth. Jch befahl, ſie zu holen! Lord Derby gab mir die Hand, Seymour war ſchon mit dem Fraͤulein C* voraus. Der kleine Saal war am Ende des Gartens, unmit- telbar am Fluſſe, ſo, daß man lange zu gehen hatte. Lord Derby unterhielt mich mit einem ehrerbietigen Ton von lauter ſchmeichelhaften Sachen, die er von mir gehoͤrt haͤtte. Mein Oncle kam zu uns, und wie wir kaum etliche Schrit- te uͤber den halben Weg waren, ſtieß er mich mit dem Arme, und ſagte: ſeht, ſeht, wie der trockne Seymour bey Mondſchein ſo zaͤrtlich die Haͤnde kuͤſſen kann! Jch ſah auf; und, liebe Emilia, es duͤnkt mich, ich fuͤhlte einen Schauer. Es mag von der kuͤhlen Abendluft gekom- men ſeyn; weil wir dem Waſſer ganz nahe waren. Aber da mich ein Zweifel daruͤ- ber ankam, als ob dieſer Schauer zwey- deutig waͤre, weil ich ihn nur in dieſem Augen- J

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/155>, abgerufen am 24.11.2024.