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[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

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so starken Eindrücken des wahren Edeln
und Guten in die große Welt träte, wor-
inn doch manche vor diesen Empfindun-
gen geschwächt werden dürften, also, daß
durch eine unmerkliche Mischung von
Leichtsinn und glänzender Munterkeit und
die Vermehrung ihrer Kenntniß vom
menschlichen Herzen der Enthusiasmus
ihrer Seele gemildert und in den gehöri-
gen Schranken würde gehalten werden.

Meine Emilia bekam ihr Bildniß und
ein artiges Kästgen, worinn Geld zu ei-
ner Haussteuer war. Jhren Bedienten
ließ sie zurück, weil er verheyrathet war,
und der Graf von Löbau geschrieben hat-
te, daß seine Leute zu ihren Diensten seyn
sollten.

Etliche Tage hernach kam der Graf,
ihr Oncle, sie abzuhohlen, und ich be-
gleitete sie, wie sie sich ausgebeten hatte.
Der Abschied von meinem Vater war rüh-
rend. Sie haben ihn gekannt, den ehr-
würdigen Mann, Sie wissen, daß er alle

Hochach-

ſo ſtarken Eindruͤcken des wahren Edeln
und Guten in die große Welt traͤte, wor-
inn doch manche vor dieſen Empfindun-
gen geſchwaͤcht werden duͤrften, alſo, daß
durch eine unmerkliche Miſchung von
Leichtſinn und glaͤnzender Munterkeit und
die Vermehrung ihrer Kenntniß vom
menſchlichen Herzen der Enthuſiasmus
ihrer Seele gemildert und in den gehoͤri-
gen Schranken wuͤrde gehalten werden.

Meine Emilia bekam ihr Bildniß und
ein artiges Kaͤſtgen, worinn Geld zu ei-
ner Hausſteuer war. Jhren Bedienten
ließ ſie zuruͤck, weil er verheyrathet war,
und der Graf von Loͤbau geſchrieben hat-
te, daß ſeine Leute zu ihren Dienſten ſeyn
ſollten.

Etliche Tage hernach kam der Graf,
ihr Oncle, ſie abzuhohlen, und ich be-
gleitete ſie, wie ſie ſich ausgebeten hatte.
Der Abſchied von meinem Vater war ruͤh-
rend. Sie haben ihn gekannt, den ehr-
wuͤrdigen Mann, Sie wiſſen, daß er alle

Hochach-
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[86/0112] ſo ſtarken Eindruͤcken des wahren Edeln und Guten in die große Welt traͤte, wor- inn doch manche vor dieſen Empfindun- gen geſchwaͤcht werden duͤrften, alſo, daß durch eine unmerkliche Miſchung von Leichtſinn und glaͤnzender Munterkeit und die Vermehrung ihrer Kenntniß vom menſchlichen Herzen der Enthuſiasmus ihrer Seele gemildert und in den gehoͤri- gen Schranken wuͤrde gehalten werden. Meine Emilia bekam ihr Bildniß und ein artiges Kaͤſtgen, worinn Geld zu ei- ner Hausſteuer war. Jhren Bedienten ließ ſie zuruͤck, weil er verheyrathet war, und der Graf von Loͤbau geſchrieben hat- te, daß ſeine Leute zu ihren Dienſten ſeyn ſollten. Etliche Tage hernach kam der Graf, ihr Oncle, ſie abzuhohlen, und ich be- gleitete ſie, wie ſie ſich ausgebeten hatte. Der Abſchied von meinem Vater war ruͤh- rend. Sie haben ihn gekannt, den ehr- wuͤrdigen Mann, Sie wiſſen, daß er alle Hochach-

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Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/112>, abgerufen am 24.11.2024.