Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

Bild:
<< vorherige Seite

ist zugleich ein Kampf, den wir nicht nur mit den
anderen Heimkämpfern gegen Not und Leiden, für er-
trägliche Lebensbedingungen unserer VoJksgenossen und
damit, für einen siegreichen Frieden - sondern den wir
auch für uns selbst um die Grundforderung der
Frauenbewegung, um das höchste Recht der Persönlich-
keit kämpfen; um die Mitverantwortlichkeit des Einzelnen
für die Allgemeinheit."

Die deutschen Rechtlerinnen nutzen also den Dienst
für das Vaterland, dessen erste Voraussetzung völlige
Selbstlosigkeit sein sollte, im eigenen Jnteresse aus; sie
haben ihren Lohn dahin. Trotzdem leben sie, wie
M. Stritt weiter ausführt, der freudigen Hoffnung, daß
das deutsche Volk naiv genug sein wird, diesen Partei-
egoismus durch Gewährung ihrer den Staat und das
Volkswohl gefährdenden Rechtsforderungen zu belohnen.
Die Kriegsdienste der Nichtorganisierten deutschen Frauen
und Mütter und die der unpolitischen Vereine, des
"Roten Kreuzes", des "Vaterlandischen Frauenvereins",
der "Frauenhilfe" u. a. verdienen im Gegensatz zu denen
der Frauenbewegung den vollen wärmsten Dank des
Vaterlandes, weil sie aus der rechten opferfreudigen Ge-
sinnung hervorgehen, die das Gute um des Guten
Willen tut und eigensüchtige Nebenzwecke nicht kennt.

Wir haben erkannt, wie ungeheuer groß die heutige
Gefahr bereits geworden ist, und welcher Anstrengungen
es trotz des Krieges bedürfen wird, das deutsche Volk
vor dem Schicksal der allmählichen Verweiberung zu be-
wahren.Eine Zukunft aber haben - das lehrt
die Weltgeschichte auf jeder Seite, und die heutige Zeit

ist zugleich ein Kampf, den wir nicht nur mit den
anderen Heimkämpfern gegen Not und Leiden, für er-
trägliche Lebensbedingungen unserer VoJksgenossen und
damit, für einen siegreichen Frieden – sondern den wir
auch für uns selbst um die Grundforderung der
Frauenbewegung, um das höchste Recht der Persönlich-
keit kämpfen; um die Mitverantwortlichkeit des Einzelnen
für die Allgemeinheit.“

Die deutschen Rechtlerinnen nutzen also den Dienst
für das Vaterland, dessen erste Voraussetzung völlige
Selbstlosigkeit sein sollte, im eigenen Jnteresse aus; sie
haben ihren Lohn dahin. Trotzdem leben sie, wie
M. Stritt weiter ausführt, der freudigen Hoffnung, daß
das deutsche Volk naiv genug sein wird, diesen Partei-
egoismus durch Gewährung ihrer den Staat und das
Volkswohl gefährdenden Rechtsforderungen zu belohnen.
Die Kriegsdienste der Nichtorganisierten deutschen Frauen
und Mütter und die der unpolitischen Vereine, des
„Roten Kreuzes“, des „Vaterlandischen Frauenvereins“,
der „Frauenhilfe“ u. a. verdienen im Gegensatz zu denen
der Frauenbewegung den vollen wärmsten Dank des
Vaterlandes, weil sie aus der rechten opferfreudigen Ge-
sinnung hervorgehen, die das Gute um des Guten
Willen tut und eigensüchtige Nebenzwecke nicht kennt.

Wir haben erkannt, wie ungeheuer groß die heutige
Gefahr bereits geworden ist, und welcher Anstrengungen
es trotz des Krieges bedürfen wird, das deutsche Volk
vor dem Schicksal der allmählichen Verweiberung zu be-
wahren.Eine Zukunft aber haben – das lehrt
die Weltgeschichte auf jeder Seite, und die heutige Zeit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="96"/>
ist zugleich ein Kampf, den wir nicht nur mit den<lb/>
anderen Heimkämpfern gegen Not und Leiden, für er-<lb/>
trägliche Lebensbedingungen unserer VoJksgenossen und<lb/>
damit, für einen siegreichen Frieden &#x2013; sondern den wir<lb/>
auch <hi rendition="#g">für uns selbst</hi> um die Grundforderung der<lb/>
Frauenbewegung, um das höchste Recht der Persönlich-<lb/>
keit kämpfen; um die Mitverantwortlichkeit des Einzelnen<lb/>
für die Allgemeinheit.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Die deutschen Rechtlerinnen nutzen also den Dienst<lb/>
für das Vaterland, dessen erste Voraussetzung völlige<lb/>
Selbstlosigkeit sein sollte, im eigenen Jnteresse aus; sie<lb/>
haben ihren Lohn dahin. Trotzdem leben sie, wie<lb/>
M. Stritt weiter ausführt, der freudigen Hoffnung, daß<lb/>
das deutsche Volk naiv genug sein wird, diesen Partei-<lb/>
egoismus durch Gewährung ihrer den Staat und das<lb/>
Volkswohl gefährdenden Rechtsforderungen zu belohnen.<lb/>
Die Kriegsdienste der Nichtorganisierten deutschen Frauen<lb/>
und Mütter und die der unpolitischen Vereine, des<lb/>
&#x201E;Roten Kreuzes&#x201C;, des &#x201E;Vaterlandischen Frauenvereins&#x201C;,<lb/>
der &#x201E;Frauenhilfe&#x201C; u. a. verdienen im Gegensatz zu denen<lb/>
der Frauenbewegung den vollen wärmsten Dank des<lb/>
Vaterlandes, weil sie aus der rechten opferfreudigen Ge-<lb/>
sinnung hervorgehen, die das Gute um des Guten<lb/>
Willen tut und eigensüchtige Nebenzwecke nicht kennt.</p><lb/>
          <p>Wir haben erkannt, wie ungeheuer groß die heutige<lb/>
Gefahr bereits geworden ist, und welcher Anstrengungen<lb/>
es trotz des Krieges bedürfen wird, das deutsche Volk<lb/>
vor dem Schicksal der allmählichen Verweiberung zu be-<lb/>
wahren.<hi rendition="#g">Eine Zukunft aber haben</hi> &#x2013; das lehrt<lb/>
die Weltgeschichte auf jeder Seite, und die heutige Zeit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0098] ist zugleich ein Kampf, den wir nicht nur mit den anderen Heimkämpfern gegen Not und Leiden, für er- trägliche Lebensbedingungen unserer VoJksgenossen und damit, für einen siegreichen Frieden – sondern den wir auch für uns selbst um die Grundforderung der Frauenbewegung, um das höchste Recht der Persönlich- keit kämpfen; um die Mitverantwortlichkeit des Einzelnen für die Allgemeinheit.“ Die deutschen Rechtlerinnen nutzen also den Dienst für das Vaterland, dessen erste Voraussetzung völlige Selbstlosigkeit sein sollte, im eigenen Jnteresse aus; sie haben ihren Lohn dahin. Trotzdem leben sie, wie M. Stritt weiter ausführt, der freudigen Hoffnung, daß das deutsche Volk naiv genug sein wird, diesen Partei- egoismus durch Gewährung ihrer den Staat und das Volkswohl gefährdenden Rechtsforderungen zu belohnen. Die Kriegsdienste der Nichtorganisierten deutschen Frauen und Mütter und die der unpolitischen Vereine, des „Roten Kreuzes“, des „Vaterlandischen Frauenvereins“, der „Frauenhilfe“ u. a. verdienen im Gegensatz zu denen der Frauenbewegung den vollen wärmsten Dank des Vaterlandes, weil sie aus der rechten opferfreudigen Ge- sinnung hervorgehen, die das Gute um des Guten Willen tut und eigensüchtige Nebenzwecke nicht kennt. Wir haben erkannt, wie ungeheuer groß die heutige Gefahr bereits geworden ist, und welcher Anstrengungen es trotz des Krieges bedürfen wird, das deutsche Volk vor dem Schicksal der allmählichen Verweiberung zu be- wahren.Eine Zukunft aber haben – das lehrt die Weltgeschichte auf jeder Seite, und die heutige Zeit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-13T13:51:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-13T13:51:38Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/98
Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/98>, abgerufen am 28.04.2024.