Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

Bild:
<< vorherige Seite

durch die Frauenherrschaft entartet, aufgehört haben,
Helden zu sein. - Ein Volk, dessen Männer sich daran
gewöhnt haben, dem schwächeren Geschlecht zu gehorchen
und sich seiner Führung zu unterwerfen, ist in seinem
männlichen Charakter und in seinem Freiheitsstolz bereits
derart zerbrochen, daß es sich schließlich lieber der Fremd-
herrschaft unterwerfen wird, als daß es bis zum letzten
Mann um Ehre, Freiheit und Vaterland aus der Wahl-
statt kämpft. Lord Kitcheners Millionenheer von Männern
will nicht zustande kommen, aber die Suffragetten ziehen
ins Feld.

Viele gutgläubige deutsche Männer und Frauen
halten wohl beim Ausbruch des Weltkrieges das instinktive
Gefühl, daß der Krieg, der die staatserhaltende Kraft
deutschen Mannes- und Heldentums so glänzend bewährt,
mit der internationalen und undeutschen Frauenrechtlerei
vollkommen aufräumen würde. Leider hat sich diese
Hoffnung als ein schöner Wahn erwiesen. Man hält es
seitens der Rechtlerinnen sogar für nützlich, derartige
Jllusionen frühzeitig zu zerstören. Jn dem Dresdener
Vortrag der Vorsitzenden des Bundes deutscher Frauen-
vereine über "die deutsche Frau im heimatlichen Kriegs-
dienst" wird betont, daß die Frauenbewegung zunächst
den Kampf ums Recht hinter den Dienst fürs Vater-
land zurücktreten lassen und umlernen müsse. Damit
aber dieses "Umlernen" nicht etwa von naiven Mit-
läuferinnen falsch verstanden - besser: richtig gedeutet -
werde, gibt Marie Stritt, die langjährige Vorsitzende
des Bundes deutscher Frauenvereine und jetzige Schrift-
leiterin des Bundesorganes noch einen bemerkenswerten

durch die Frauenherrschaft entartet, aufgehört haben,
Helden zu sein. – Ein Volk, dessen Männer sich daran
gewöhnt haben, dem schwächeren Geschlecht zu gehorchen
und sich seiner Führung zu unterwerfen, ist in seinem
männlichen Charakter und in seinem Freiheitsstolz bereits
derart zerbrochen, daß es sich schließlich lieber der Fremd-
herrschaft unterwerfen wird, als daß es bis zum letzten
Mann um Ehre, Freiheit und Vaterland aus der Wahl-
statt kämpft. Lord Kitcheners Millionenheer von Männern
will nicht zustande kommen, aber die Suffragetten ziehen
ins Feld.

Viele gutgläubige deutsche Männer und Frauen
halten wohl beim Ausbruch des Weltkrieges das instinktive
Gefühl, daß der Krieg, der die staatserhaltende Kraft
deutschen Mannes- und Heldentums so glänzend bewährt,
mit der internationalen und undeutschen Frauenrechtlerei
vollkommen aufräumen würde. Leider hat sich diese
Hoffnung als ein schöner Wahn erwiesen. Man hält es
seitens der Rechtlerinnen sogar für nützlich, derartige
Jllusionen frühzeitig zu zerstören. Jn dem Dresdener
Vortrag der Vorsitzenden des Bundes deutscher Frauen-
vereine über „die deutsche Frau im heimatlichen Kriegs-
dienst“ wird betont, daß die Frauenbewegung zunächst
den Kampf ums Recht hinter den Dienst fürs Vater-
land zurücktreten lassen und umlernen müsse. Damit
aber dieses „Umlernen“ nicht etwa von naiven Mit-
läuferinnen falsch verstanden – besser: richtig gedeutet –
werde, gibt Marie Stritt, die langjährige Vorsitzende
des Bundes deutscher Frauenvereine und jetzige Schrift-
leiterin des Bundesorganes noch einen bemerkenswerten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0096" n="94"/>
durch die Frauenherrschaft entartet, aufgehört haben,<lb/>
Helden zu sein. &#x2013; Ein Volk, dessen Männer sich daran<lb/>
gewöhnt haben, dem schwächeren Geschlecht zu gehorchen<lb/>
und sich seiner Führung zu unterwerfen, ist in seinem<lb/>
männlichen Charakter und in seinem Freiheitsstolz bereits<lb/>
derart zerbrochen, daß es sich schließlich lieber der Fremd-<lb/>
herrschaft unterwerfen wird, als daß es bis zum letzten<lb/>
Mann um Ehre, Freiheit und Vaterland aus der Wahl-<lb/>
statt kämpft. Lord Kitcheners Millionenheer von Männern<lb/>
will nicht zustande kommen, aber die Suffragetten ziehen<lb/>
ins Feld.</p><lb/>
          <p>Viele gutgläubige deutsche Männer und Frauen<lb/>
halten wohl beim Ausbruch des Weltkrieges das instinktive<lb/>
Gefühl, daß der Krieg, der die staatserhaltende Kraft<lb/>
deutschen Mannes- und Heldentums so glänzend bewährt,<lb/>
mit der internationalen und undeutschen Frauenrechtlerei<lb/>
vollkommen aufräumen würde. Leider hat sich diese<lb/>
Hoffnung als ein schöner Wahn erwiesen. Man hält es<lb/>
seitens der Rechtlerinnen sogar für nützlich, derartige<lb/>
Jllusionen frühzeitig zu zerstören. Jn dem Dresdener<lb/>
Vortrag der Vorsitzenden des Bundes deutscher Frauen-<lb/>
vereine über &#x201E;die deutsche Frau im heimatlichen Kriegs-<lb/>
dienst&#x201C; wird betont, daß die Frauenbewegung zunächst<lb/>
den Kampf ums Recht hinter den Dienst fürs Vater-<lb/>
land zurücktreten lassen und umlernen müsse. Damit<lb/>
aber dieses &#x201E;Umlernen&#x201C; nicht etwa von naiven Mit-<lb/>
läuferinnen falsch verstanden &#x2013; besser: richtig gedeutet &#x2013;<lb/>
werde, gibt Marie Stritt, die langjährige Vorsitzende<lb/>
des Bundes deutscher Frauenvereine und jetzige Schrift-<lb/>
leiterin des Bundesorganes noch einen bemerkenswerten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0096] durch die Frauenherrschaft entartet, aufgehört haben, Helden zu sein. – Ein Volk, dessen Männer sich daran gewöhnt haben, dem schwächeren Geschlecht zu gehorchen und sich seiner Führung zu unterwerfen, ist in seinem männlichen Charakter und in seinem Freiheitsstolz bereits derart zerbrochen, daß es sich schließlich lieber der Fremd- herrschaft unterwerfen wird, als daß es bis zum letzten Mann um Ehre, Freiheit und Vaterland aus der Wahl- statt kämpft. Lord Kitcheners Millionenheer von Männern will nicht zustande kommen, aber die Suffragetten ziehen ins Feld. Viele gutgläubige deutsche Männer und Frauen halten wohl beim Ausbruch des Weltkrieges das instinktive Gefühl, daß der Krieg, der die staatserhaltende Kraft deutschen Mannes- und Heldentums so glänzend bewährt, mit der internationalen und undeutschen Frauenrechtlerei vollkommen aufräumen würde. Leider hat sich diese Hoffnung als ein schöner Wahn erwiesen. Man hält es seitens der Rechtlerinnen sogar für nützlich, derartige Jllusionen frühzeitig zu zerstören. Jn dem Dresdener Vortrag der Vorsitzenden des Bundes deutscher Frauen- vereine über „die deutsche Frau im heimatlichen Kriegs- dienst“ wird betont, daß die Frauenbewegung zunächst den Kampf ums Recht hinter den Dienst fürs Vater- land zurücktreten lassen und umlernen müsse. Damit aber dieses „Umlernen“ nicht etwa von naiven Mit- läuferinnen falsch verstanden – besser: richtig gedeutet – werde, gibt Marie Stritt, die langjährige Vorsitzende des Bundes deutscher Frauenvereine und jetzige Schrift- leiterin des Bundesorganes noch einen bemerkenswerten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-13T13:51:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-13T13:51:38Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/96
Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/96>, abgerufen am 23.11.2024.