Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

Bild:
<< vorherige Seite

Studium bin ich entschlossen, ein solches Bekenntnis ab-
zulegen.- Jch wandte ohne Entschädigung ein Jahr
meines Lebens dazu an, um für das Frauenstimmrecht
zu arbeiten, und wenn ich noch einmal die Möglichkeit
hätte, so würde ich ebenso stark dagegen arbeiten. Jch
betrachte den Erfolg nicht nur als ungenügend und ent-
täuschend, sondern als unheilvoll (disastrous)."

Jm Jahre 1912 veröffentlichte ich in den "Hamburger
Nachrichten" die Übersetzung eines Briefes, den Lady
Glasgow an den Herausgeber der Timesgerichtet hatte.
Diese Dame, die Gattin desjenigen Gouverneurs von
Neuseeland, der seinerzeit die Frauenstimmrechtsbill unter-
zeichnet und eingeführt hat, bezeugte in ihrem Briefe,
daß viele bedeutende Frauen und Männer in Neuseeland,
die beim Zustandekommen jenes Gesetzes eifrig mitgewirkt
hätten, heute mit Freuden bereit wären, dieselbe
Arbeit noch einmal aufzuwenden, damit das Gesetz wieder
aufgehoben würde. Lady Glasgow übergab diesen Brief
der Öffentlichkeit, um ihr Vaterland England vor dem
Schicksale Neuseelands zu bewahren.

Mrs. Francis Goddard aus Colorado veröffentlichte
in "Ladies Home Journal" folgende Erklärung:

"Jch habe mein Stimmrecht seit 1893 ausgeübt,
ich bin als Delegierte auf Stadt- und Staats-Konventionen
geschickt worden und war Mitglied des republikanischen
Staatskomitees meines Bezirks. Jahrelang glaubte ich
an das Frauenstimmrecht und habe Tag und Nacht dafür
gearbeitet und würde mein Unrecht gut machen, wenn
ich es noch könnte. Die Frauen haben in Colorado kein
Gesetz veranlaßt, das irgendwie einen Vorteil für die

Studium bin ich entschlossen, ein solches Bekenntnis ab-
zulegen.– Jch wandte ohne Entschädigung ein Jahr
meines Lebens dazu an, um für das Frauenstimmrecht
zu arbeiten, und wenn ich noch einmal die Möglichkeit
hätte, so würde ich ebenso stark dagegen arbeiten. Jch
betrachte den Erfolg nicht nur als ungenügend und ent-
täuschend, sondern als unheilvoll (disastrous).“

Jm Jahre 1912 veröffentlichte ich in den „Hamburger
Nachrichten“ die Übersetzung eines Briefes, den Lady
Glasgow an den Herausgeber der Timesgerichtet hatte.
Diese Dame, die Gattin desjenigen Gouverneurs von
Neuseeland, der seinerzeit die Frauenstimmrechtsbill unter-
zeichnet und eingeführt hat, bezeugte in ihrem Briefe,
daß viele bedeutende Frauen und Männer in Neuseeland,
die beim Zustandekommen jenes Gesetzes eifrig mitgewirkt
hätten, heute mit Freuden bereit wären, dieselbe
Arbeit noch einmal aufzuwenden, damit das Gesetz wieder
aufgehoben würde. Lady Glasgow übergab diesen Brief
der Öffentlichkeit, um ihr Vaterland England vor dem
Schicksale Neuseelands zu bewahren.

Mrs. Francis Goddard aus Colorado veröffentlichte
in „Ladies Home Journal“ folgende Erklärung:

„Jch habe mein Stimmrecht seit 1893 ausgeübt,
ich bin als Delegierte auf Stadt- und Staats-Konventionen
geschickt worden und war Mitglied des republikanischen
Staatskomitees meines Bezirks. Jahrelang glaubte ich
an das Frauenstimmrecht und habe Tag und Nacht dafür
gearbeitet und würde mein Unrecht gut machen, wenn
ich es noch könnte. Die Frauen haben in Colorado kein
Gesetz veranlaßt, das irgendwie einen Vorteil für die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0086" n="84"/>
Studium bin ich entschlossen, ein solches Bekenntnis ab-<lb/>
zulegen.&#x2013; Jch wandte ohne Entschädigung ein Jahr<lb/>
meines Lebens dazu an, um für das Frauenstimmrecht<lb/>
zu arbeiten, und wenn ich noch einmal die Möglichkeit<lb/>
hätte, so würde ich ebenso stark <hi rendition="#g">dagegen</hi> arbeiten. Jch<lb/>
betrachte den Erfolg nicht nur als ungenügend und ent-<lb/>
täuschend, sondern als unheilvoll (<hi rendition="#aq">disastrous</hi>).&#x201C;</p><lb/>
            <p>Jm Jahre 1912 veröffentlichte ich in den &#x201E;Hamburger<lb/>
Nachrichten&#x201C; die Übersetzung eines Briefes, den Lady<lb/>
Glasgow an den Herausgeber der <hi rendition="#aq">Times</hi>gerichtet hatte.<lb/>
Diese Dame, die Gattin desjenigen Gouverneurs von<lb/>
Neuseeland, der seinerzeit die Frauenstimmrechtsbill unter-<lb/>
zeichnet und eingeführt hat, bezeugte in ihrem Briefe,<lb/>
daß viele bedeutende Frauen und Männer in Neuseeland,<lb/>
die beim Zustandekommen jenes Gesetzes eifrig mitgewirkt<lb/>
hätten, heute mit Freuden bereit wären, dieselbe<lb/>
Arbeit noch einmal aufzuwenden, damit das Gesetz wieder<lb/>
aufgehoben würde. Lady Glasgow übergab diesen Brief<lb/>
der Öffentlichkeit, um ihr Vaterland England vor dem<lb/>
Schicksale Neuseelands zu bewahren.</p><lb/>
            <p>Mrs. Francis Goddard aus Colorado veröffentlichte<lb/>
in &#x201E;<hi rendition="#aq">Ladies Home Journal</hi>&#x201C; folgende Erklärung:</p><lb/>
            <p>&#x201E;Jch habe mein Stimmrecht seit 1893 ausgeübt,<lb/>
ich bin als Delegierte auf Stadt- und Staats-Konventionen<lb/>
geschickt worden und war Mitglied des republikanischen<lb/>
Staatskomitees meines Bezirks. Jahrelang glaubte ich<lb/>
an das Frauenstimmrecht und habe Tag und Nacht dafür<lb/>
gearbeitet und würde mein Unrecht gut machen, wenn<lb/>
ich es noch könnte. Die Frauen haben in Colorado kein<lb/>
Gesetz veranlaßt, das irgendwie einen Vorteil für die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0086] Studium bin ich entschlossen, ein solches Bekenntnis ab- zulegen.– Jch wandte ohne Entschädigung ein Jahr meines Lebens dazu an, um für das Frauenstimmrecht zu arbeiten, und wenn ich noch einmal die Möglichkeit hätte, so würde ich ebenso stark dagegen arbeiten. Jch betrachte den Erfolg nicht nur als ungenügend und ent- täuschend, sondern als unheilvoll (disastrous).“ Jm Jahre 1912 veröffentlichte ich in den „Hamburger Nachrichten“ die Übersetzung eines Briefes, den Lady Glasgow an den Herausgeber der Timesgerichtet hatte. Diese Dame, die Gattin desjenigen Gouverneurs von Neuseeland, der seinerzeit die Frauenstimmrechtsbill unter- zeichnet und eingeführt hat, bezeugte in ihrem Briefe, daß viele bedeutende Frauen und Männer in Neuseeland, die beim Zustandekommen jenes Gesetzes eifrig mitgewirkt hätten, heute mit Freuden bereit wären, dieselbe Arbeit noch einmal aufzuwenden, damit das Gesetz wieder aufgehoben würde. Lady Glasgow übergab diesen Brief der Öffentlichkeit, um ihr Vaterland England vor dem Schicksale Neuseelands zu bewahren. Mrs. Francis Goddard aus Colorado veröffentlichte in „Ladies Home Journal“ folgende Erklärung: „Jch habe mein Stimmrecht seit 1893 ausgeübt, ich bin als Delegierte auf Stadt- und Staats-Konventionen geschickt worden und war Mitglied des republikanischen Staatskomitees meines Bezirks. Jahrelang glaubte ich an das Frauenstimmrecht und habe Tag und Nacht dafür gearbeitet und würde mein Unrecht gut machen, wenn ich es noch könnte. Die Frauen haben in Colorado kein Gesetz veranlaßt, das irgendwie einen Vorteil für die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-04-13T13:51:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-04-13T13:51:38Z)

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/86
Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/86>, abgerufen am 28.04.2024.