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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

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nennen könnte. Sie sind jetzt so hitzig auf ihre Rechte
versessen, daß sie gar zu leicht vergessen, daß andere
Leute auch Rechte, und daß sie selbst auch Pflichten
haben. Sie haben auch an innerem Gleichgewicht ver-
loren; die Politik ist ihr ein und alles, und sie haben
für keinen andern Gedanken Raum, abgesehen etwa von
der Frauenbewegung. Glücklich scheinen sie sich nur
noch in der Volksversammlung zu fühlen, wenn sie
politischen Erörterungen lauschen oder, noch besser, sie
selbst vortragen können. Keine politische Frage ist so
verwickelt, daß sie nicht im Handumdrehen mit ihr fertig
würden; sie finden im Augenblick Lösungen für Fragen,
über die Staatsmänner jahrelang umsonst nachgedacht
haben. Bei der geringsten Herausforderung unternehmen
sie Vortragsreisen durch das Land.

Sie haben viel mehr Lust dazu, draußen in der
Welt, als im Hause zu wirken; das häusliche Leben hat
tatsächlich alle Anziehungskraft für sie verloren. Lieber
arbeiten sie den ganzen Tag auf einem Bureau, als daß
sie ein paar Stunden darauf verwenden, ihr eigenes
Haus in Ordnung zu bringen. Einige von ihnen gehen
soweit, zu behaupten, daß es sich für sie als Voll-
bürgerinnen besser zieme, Eisenbahnfahrkarten aus-
zugeben, als ihrer Kinder zu warten. Denn Kinder
gelten in diesen Kreisen heutigentags nicht viel; vielmehr
gewinnt die Ansicht schnell an Boden, sobald die Kinder
geboren seien, liege es dem Staate und nicht den
Müttern ob, sich um sie zu kümmern. Es gibt keine
Arbeit außer dem Hause, die sie nicht, selbst für Hunger-
lohn oder ganz umsonst, zu übernehmen bereit sind.

nennen könnte. Sie sind jetzt so hitzig auf ihre Rechte
versessen, daß sie gar zu leicht vergessen, daß andere
Leute auch Rechte, und daß sie selbst auch Pflichten
haben. Sie haben auch an innerem Gleichgewicht ver-
loren; die Politik ist ihr ein und alles, und sie haben
für keinen andern Gedanken Raum, abgesehen etwa von
der Frauenbewegung. Glücklich scheinen sie sich nur
noch in der Volksversammlung zu fühlen, wenn sie
politischen Erörterungen lauschen oder, noch besser, sie
selbst vortragen können. Keine politische Frage ist so
verwickelt, daß sie nicht im Handumdrehen mit ihr fertig
würden; sie finden im Augenblick Lösungen für Fragen,
über die Staatsmänner jahrelang umsonst nachgedacht
haben. Bei der geringsten Herausforderung unternehmen
sie Vortragsreisen durch das Land.

Sie haben viel mehr Lust dazu, draußen in der
Welt, als im Hause zu wirken; das häusliche Leben hat
tatsächlich alle Anziehungskraft für sie verloren. Lieber
arbeiten sie den ganzen Tag auf einem Bureau, als daß
sie ein paar Stunden darauf verwenden, ihr eigenes
Haus in Ordnung zu bringen. Einige von ihnen gehen
soweit, zu behaupten, daß es sich für sie als Voll-
bürgerinnen besser zieme, Eisenbahnfahrkarten aus-
zugeben, als ihrer Kinder zu warten. Denn Kinder
gelten in diesen Kreisen heutigentags nicht viel; vielmehr
gewinnt die Ansicht schnell an Boden, sobald die Kinder
geboren seien, liege es dem Staate und nicht den
Müttern ob, sich um sie zu kümmern. Es gibt keine
Arbeit außer dem Hause, die sie nicht, selbst für Hunger-
lohn oder ganz umsonst, zu übernehmen bereit sind.

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[82/0084] nennen könnte. Sie sind jetzt so hitzig auf ihre Rechte versessen, daß sie gar zu leicht vergessen, daß andere Leute auch Rechte, und daß sie selbst auch Pflichten haben. Sie haben auch an innerem Gleichgewicht ver- loren; die Politik ist ihr ein und alles, und sie haben für keinen andern Gedanken Raum, abgesehen etwa von der Frauenbewegung. Glücklich scheinen sie sich nur noch in der Volksversammlung zu fühlen, wenn sie politischen Erörterungen lauschen oder, noch besser, sie selbst vortragen können. Keine politische Frage ist so verwickelt, daß sie nicht im Handumdrehen mit ihr fertig würden; sie finden im Augenblick Lösungen für Fragen, über die Staatsmänner jahrelang umsonst nachgedacht haben. Bei der geringsten Herausforderung unternehmen sie Vortragsreisen durch das Land. Sie haben viel mehr Lust dazu, draußen in der Welt, als im Hause zu wirken; das häusliche Leben hat tatsächlich alle Anziehungskraft für sie verloren. Lieber arbeiten sie den ganzen Tag auf einem Bureau, als daß sie ein paar Stunden darauf verwenden, ihr eigenes Haus in Ordnung zu bringen. Einige von ihnen gehen soweit, zu behaupten, daß es sich für sie als Voll- bürgerinnen besser zieme, Eisenbahnfahrkarten aus- zugeben, als ihrer Kinder zu warten. Denn Kinder gelten in diesen Kreisen heutigentags nicht viel; vielmehr gewinnt die Ansicht schnell an Boden, sobald die Kinder geboren seien, liege es dem Staate und nicht den Müttern ob, sich um sie zu kümmern. Es gibt keine Arbeit außer dem Hause, die sie nicht, selbst für Hunger- lohn oder ganz umsonst, zu übernehmen bereit sind.

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/84>, abgerufen am 23.11.2024.