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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916.

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Zentrum hinauslaufen möchte, dessen Ausgang - so
setzen wir hinzu - wohl kaum zweifelhaft sein würde. -
Man sollte glauben, daß es sich für einen jeden
patriotischen Deutschen von 1914 von selbst verstehen
müßte, daß er sich einer solchen Entwicklung mit aller
Kraft entgegenzustemmen hat. Sie würde das zustande
bringen, was unsere Todfeinde heute vergebens erstreben,
die Vernichtung Deutschlands als Großmacht, den Unter-
gang des deutschen Volkes als Kultur- und Staats-
einheit.

Bei der vollkommenen Unvereinbarkeit der von völlig
entgegengesetzten Prinzipien ausgehenden Weltanschauungen
der Frauenstimmrechtler und Feministen und ihrer Gegner
wird der von den Zeitströmungen getriebene Realpolitiker
in letzter Jnstanz immer nach den Erfahrungen fragen,
welche man in der Praxis der Frauenstimmrechtsländer
gemacht hat. - Die feministische Presse läßt aber in
dieser Frage ein objektives Urteil kaum zustande kommen,
indem sie nur die günstigen Meinungen verbreitet, die
abfälligen dagegen hartnäckig unterdrückt. Die zustimmen-
den Berichte stammen fast ausnahmslos von Frauen-
rechtlerinnen selbst oder von solchen Politikern und Staats-
männern, die bereits von den weiblichen Wählern abhängig
sind und nur Günstiges aussagen dürfen. Will man
also ein zutreffendes Urteil gewinnen, so bleiben nur die
verhältnismäßig wenig zahlreichen Stimmen solcher Kritiker,
die in unabhängiger Stellung, durch ihr Gewissen ge-
trieben und darum unempfindlich gegen die terroristische
Behandlung seitens der fanatischen Gegner, die volle
Wahrheit aussprechen.

Zentrum hinauslaufen möchte, dessen Ausgang – so
setzen wir hinzu – wohl kaum zweifelhaft sein würde. –
Man sollte glauben, daß es sich für einen jeden
patriotischen Deutschen von 1914 von selbst verstehen
müßte, daß er sich einer solchen Entwicklung mit aller
Kraft entgegenzustemmen hat. Sie würde das zustande
bringen, was unsere Todfeinde heute vergebens erstreben,
die Vernichtung Deutschlands als Großmacht, den Unter-
gang des deutschen Volkes als Kultur- und Staats-
einheit.

Bei der vollkommenen Unvereinbarkeit der von völlig
entgegengesetzten Prinzipien ausgehenden Weltanschauungen
der Frauenstimmrechtler und Feministen und ihrer Gegner
wird der von den Zeitströmungen getriebene Realpolitiker
in letzter Jnstanz immer nach den Erfahrungen fragen,
welche man in der Praxis der Frauenstimmrechtsländer
gemacht hat. – Die feministische Presse läßt aber in
dieser Frage ein objektives Urteil kaum zustande kommen,
indem sie nur die günstigen Meinungen verbreitet, die
abfälligen dagegen hartnäckig unterdrückt. Die zustimmen-
den Berichte stammen fast ausnahmslos von Frauen-
rechtlerinnen selbst oder von solchen Politikern und Staats-
männern, die bereits von den weiblichen Wählern abhängig
sind und nur Günstiges aussagen dürfen. Will man
also ein zutreffendes Urteil gewinnen, so bleiben nur die
verhältnismäßig wenig zahlreichen Stimmen solcher Kritiker,
die in unabhängiger Stellung, durch ihr Gewissen ge-
trieben und darum unempfindlich gegen die terroristische
Behandlung seitens der fanatischen Gegner, die volle
Wahrheit aussprechen.

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[70/0072] Zentrum hinauslaufen möchte, dessen Ausgang – so setzen wir hinzu – wohl kaum zweifelhaft sein würde. – Man sollte glauben, daß es sich für einen jeden patriotischen Deutschen von 1914 von selbst verstehen müßte, daß er sich einer solchen Entwicklung mit aller Kraft entgegenzustemmen hat. Sie würde das zustande bringen, was unsere Todfeinde heute vergebens erstreben, die Vernichtung Deutschlands als Großmacht, den Unter- gang des deutschen Volkes als Kultur- und Staats- einheit. Bei der vollkommenen Unvereinbarkeit der von völlig entgegengesetzten Prinzipien ausgehenden Weltanschauungen der Frauenstimmrechtler und Feministen und ihrer Gegner wird der von den Zeitströmungen getriebene Realpolitiker in letzter Jnstanz immer nach den Erfahrungen fragen, welche man in der Praxis der Frauenstimmrechtsländer gemacht hat. – Die feministische Presse läßt aber in dieser Frage ein objektives Urteil kaum zustande kommen, indem sie nur die günstigen Meinungen verbreitet, die abfälligen dagegen hartnäckig unterdrückt. Die zustimmen- den Berichte stammen fast ausnahmslos von Frauen- rechtlerinnen selbst oder von solchen Politikern und Staats- männern, die bereits von den weiblichen Wählern abhängig sind und nur Günstiges aussagen dürfen. Will man also ein zutreffendes Urteil gewinnen, so bleiben nur die verhältnismäßig wenig zahlreichen Stimmen solcher Kritiker, die in unabhängiger Stellung, durch ihr Gewissen ge- trieben und darum unempfindlich gegen die terroristische Behandlung seitens der fanatischen Gegner, die volle Wahrheit aussprechen.

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/72>, abgerufen am 27.04.2024.