Motiven gefordert würden. Es ist überall dasselbe Bild: Die Frau drängt sich zum Dienst heran, um auf diese Weise unmerklich zur Herrschaft zu gelangen. Durch die Frauen in den Schulkommissionen sollen eben jene seit Jahren hartnäckig verfolgten Ziele erreicht werden: Die völlige Eroberung der Mädchenbildung durch die Lehrerinnen und die Gemeinschaftserziehung, die eine ungeheure, ungesunde Ausdehnung des Frauenstudiums herbeiführen und die Knabenerziehung ver- weichlichen würde. Wohin eine Feminisierung der Volkserziehung schließlich führt, zeigt zur Genüge das Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika, wo drei Viertel aller Lehrkräfte weiblichen Geschlechts sind (rund 300 000 Lehrerinnen neben 100 000 Lehrern) und wo das ganze geistige und kulturelle Leben der Nation unter der dadurch bewirkten Vorherrschaft der Frau bereits schwer leidet. Jm Gegensatz zu den amerikanischen und deutschen Lehrerinnen, die offiziell an der Spitze der Emanzipation marschieren, haben belgische Lehrerinnen eine Liga gegen das Frauenstimmrecht begründet. Jn dem Ausrufe der Liga wird betont, daß die Lehrerinnen das Stimmrecht nicht brauchten und ver- langten, und daß die Frau und besonders die Lehrerin sich im Jnteresse der Kindererziehung nicht in das Ge- triebe und Gezänke der Parteien stürzen dürfe.
Daß die Eroberung des kommunalen Wahlrechts den Frauenrechtlerinnen in kurzer Zeit die volle Er- füllung ihrer Wünsche auf dem Schulgebiete bringen würde, unterliegt wohl keinem Zweifel. Der deutsche
Motiven gefordert würden. Es ist überall dasselbe Bild: Die Frau drängt sich zum Dienst heran, um auf diese Weise unmerklich zur Herrschaft zu gelangen. Durch die Frauen in den Schulkommissionen sollen eben jene seit Jahren hartnäckig verfolgten Ziele erreicht werden: Die völlige Eroberung der Mädchenbildung durch die Lehrerinnen und die Gemeinschaftserziehung, die eine ungeheure, ungesunde Ausdehnung des Frauenstudiums herbeiführen und die Knabenerziehung ver- weichlichen würde. Wohin eine Feminisierung der Volkserziehung schließlich führt, zeigt zur Genüge das Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika, wo drei Viertel aller Lehrkräfte weiblichen Geschlechts sind (rund 300 000 Lehrerinnen neben 100 000 Lehrern) und wo das ganze geistige und kulturelle Leben der Nation unter der dadurch bewirkten Vorherrschaft der Frau bereits schwer leidet. Jm Gegensatz zu den amerikanischen und deutschen Lehrerinnen, die offiziell an der Spitze der Emanzipation marschieren, haben belgische Lehrerinnen eine Liga gegen das Frauenstimmrecht begründet. Jn dem Ausrufe der Liga wird betont, daß die Lehrerinnen das Stimmrecht nicht brauchten und ver- langten, und daß die Frau und besonders die Lehrerin sich im Jnteresse der Kindererziehung nicht in das Ge- triebe und Gezänke der Parteien stürzen dürfe.
Daß die Eroberung des kommunalen Wahlrechts den Frauenrechtlerinnen in kurzer Zeit die volle Er- füllung ihrer Wünsche auf dem Schulgebiete bringen würde, unterliegt wohl keinem Zweifel. Der deutsche
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Motiven gefordert würden. Es ist überall dasselbe Bild:
Die Frau drängt sich zum Dienst heran, um
auf diese Weise unmerklich zur Herrschaft zu
gelangen. Durch die Frauen in den Schulkommissionen
sollen eben jene seit Jahren hartnäckig verfolgten Ziele
erreicht werden: Die völlige Eroberung der
Mädchenbildung durch die Lehrerinnen und
die Gemeinschaftserziehung, die eine ungeheure,
ungesunde Ausdehnung des Frauenstudiums
herbeiführen und die Knabenerziehung ver-
weichlichen würde. Wohin eine Feminisierung der
Volkserziehung schließlich führt, zeigt zur Genüge das
Beispiel der Vereinigten Staaten von Amerika, wo drei
Viertel aller Lehrkräfte weiblichen Geschlechts sind (rund
300 000 Lehrerinnen neben 100 000 Lehrern) und wo
das ganze geistige und kulturelle Leben der Nation unter
der dadurch bewirkten Vorherrschaft der Frau bereits
schwer leidet. Jm Gegensatz zu den amerikanischen und
deutschen Lehrerinnen, die offiziell an der Spitze der
Emanzipation marschieren, haben belgische Lehrerinnen
eine Liga gegen das Frauenstimmrecht begründet.
Jn dem Ausrufe der Liga wird betont, daß die
Lehrerinnen das Stimmrecht nicht brauchten und ver-
langten, und daß die Frau und besonders die Lehrerin
sich im Jnteresse der Kindererziehung nicht in das Ge-
triebe und Gezänke der Parteien stürzen dürfe.
Daß die Eroberung des kommunalen Wahlrechts
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(2017-04-13T13:51:38Z)
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Langemann, Ludwig; Hummel, Helene: Frauenstimmrecht und Frauenemanzipation. Berlin, 1916, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1916/53>, abgerufen am 16.07.2024.
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