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Langemann, Ludwig: Das Frauenstimmrecht und seine Bekämpfung. Berlin, [1913] (= Schriften des Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation, Bd. 4).

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3. Der Kampf gegen das Frauenstimmrecht.

Jch glaube nachgewiesen zu haben, daß das Frauenstimm-
recht für jedes Land und besonders für Preußen und Deutsch-
land ein nationales Unglück bedeutet, und komme nun zu der
Frage: Wie ist das heranrückende Frauenstimmrecht zu bekämpfen,
und wie ist die irregeleitete Frauenbewegung in richtige Bahnen
zurückzuführen? -

Was den ersten Teil dieser Frage betrifft, so stehen sich da
zwei Meinungen gegenüber, eine optimistische und eine pessi-
mistische. Die Optimisten - im allgemeinen diejenigen, die sich
um die bisherige Entwicklung wenig gekümmert haben - sagen
uns: Was wollt ihr denn eigentlich? Bei uns in Deutschland
existiert diese Gefahr ja doch kaum, wir sind doch nicht in England.
Die paar Wahlweiber werden doch nicht unsere gesamten Verhält-
nisse auf den Kopf stellen können! Das deutsche Volk in seiner Ge-
samtheit denkt garnicht an das Frauenstimmrecht. Die andern,
die Pessimisten, die man auch die Wissenden nennen könnte, sagen
im Gegensatz dazu: Es ist nichts mehr zu retten; diese große
internationale Bewegung ist euch bereits über den Kopf gewachsen,
der ganze feminine Zeitgeist, die Regierungen, die Volksver-
tretungen, die Jnteressen der Väter und Brüder erwerbstätiger
Mädchen, die Mädchenschulleute, die Vertreter der Universitäten,
der demokratische Zug der Zeit, alles begünstigt diese Entwick-
lung, der ihr ohnmächtig erliegen müßt. Beide extreme Mei-
nungen enthalten etwas Richtiges. Die Pessimisten haben recht
darin, daß die heutige Gefahr bereits ungeheuer groß ist; die Ent-
wicklung in den nordischen Ländern und in England zeigt das
mit erschreckender Deutlichkeit. Unsere Rechtlerinnen befinden sich
denn auch trotz ihrer winzigen Zahl in einem förmlichen Sieges-
taumel. Jm "Frauenstimmrecht", dem Organ des Deutschen Ver-
bandes für Frauenstimmrecht, heißt es im Februarheft 1913: "Die
Stimmrechtsbewegung der Frauen hat unbestreitbar einen ge-
waltigen Höhepunkt erreicht. Sie steht nahe vor dem Siege auf
der ganzen Linie." Die Siegesgewißheit gründet sich aber weni-
ger auf das Bewußtsein von der Güte der eigenen Sache und des
Vollgefühls der Kraft als auf das Vertrauen in die Saum-
seligkeit der Gegner und auf die politischen Parteien, welche seit
der Zulassung der Frauen zu den politischen Vereinen den Versuch
unternehmen, sie vor den Parteiwagen zu spannen, und denen all-
mählich die Zügel aus den Händen gleiten. Um die Posse fertig
zu machen, hat sich jetzt auch in Deutschland eine der inter-
nationalen Männerliga für Frauenstimmrecht angeschlossene Ver-

3. Der Kampf gegen das Frauenstimmrecht.

Jch glaube nachgewiesen zu haben, daß das Frauenstimm-
recht für jedes Land und besonders für Preußen und Deutsch-
land ein nationales Unglück bedeutet, und komme nun zu der
Frage: Wie ist das heranrückende Frauenstimmrecht zu bekämpfen,
und wie ist die irregeleitete Frauenbewegung in richtige Bahnen
zurückzuführen? –

Was den ersten Teil dieser Frage betrifft, so stehen sich da
zwei Meinungen gegenüber, eine optimistische und eine pessi-
mistische. Die Optimisten – im allgemeinen diejenigen, die sich
um die bisherige Entwicklung wenig gekümmert haben – sagen
uns: Was wollt ihr denn eigentlich? Bei uns in Deutschland
existiert diese Gefahr ja doch kaum, wir sind doch nicht in England.
Die paar Wahlweiber werden doch nicht unsere gesamten Verhält-
nisse auf den Kopf stellen können! Das deutsche Volk in seiner Ge-
samtheit denkt garnicht an das Frauenstimmrecht. Die andern,
die Pessimisten, die man auch die Wissenden nennen könnte, sagen
im Gegensatz dazu: Es ist nichts mehr zu retten; diese große
internationale Bewegung ist euch bereits über den Kopf gewachsen,
der ganze feminine Zeitgeist, die Regierungen, die Volksver-
tretungen, die Jnteressen der Väter und Brüder erwerbstätiger
Mädchen, die Mädchenschulleute, die Vertreter der Universitäten,
der demokratische Zug der Zeit, alles begünstigt diese Entwick-
lung, der ihr ohnmächtig erliegen müßt. Beide extreme Mei-
nungen enthalten etwas Richtiges. Die Pessimisten haben recht
darin, daß die heutige Gefahr bereits ungeheuer groß ist; die Ent-
wicklung in den nordischen Ländern und in England zeigt das
mit erschreckender Deutlichkeit. Unsere Rechtlerinnen befinden sich
denn auch trotz ihrer winzigen Zahl in einem förmlichen Sieges-
taumel. Jm „Frauenstimmrecht“, dem Organ des Deutschen Ver-
bandes für Frauenstimmrecht, heißt es im Februarheft 1913: „Die
Stimmrechtsbewegung der Frauen hat unbestreitbar einen ge-
waltigen Höhepunkt erreicht. Sie steht nahe vor dem Siege auf
der ganzen Linie.“ Die Siegesgewißheit gründet sich aber weni-
ger auf das Bewußtsein von der Güte der eigenen Sache und des
Vollgefühls der Kraft als auf das Vertrauen in die Saum-
seligkeit der Gegner und auf die politischen Parteien, welche seit
der Zulassung der Frauen zu den politischen Vereinen den Versuch
unternehmen, sie vor den Parteiwagen zu spannen, und denen all-
mählich die Zügel aus den Händen gleiten. Um die Posse fertig
zu machen, hat sich jetzt auch in Deutschland eine der inter-
nationalen Männerliga für Frauenstimmrecht angeschlossene Ver-

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[23/0023] 3. Der Kampf gegen das Frauenstimmrecht. Jch glaube nachgewiesen zu haben, daß das Frauenstimm- recht für jedes Land und besonders für Preußen und Deutsch- land ein nationales Unglück bedeutet, und komme nun zu der Frage: Wie ist das heranrückende Frauenstimmrecht zu bekämpfen, und wie ist die irregeleitete Frauenbewegung in richtige Bahnen zurückzuführen? – Was den ersten Teil dieser Frage betrifft, so stehen sich da zwei Meinungen gegenüber, eine optimistische und eine pessi- mistische. Die Optimisten – im allgemeinen diejenigen, die sich um die bisherige Entwicklung wenig gekümmert haben – sagen uns: Was wollt ihr denn eigentlich? Bei uns in Deutschland existiert diese Gefahr ja doch kaum, wir sind doch nicht in England. Die paar Wahlweiber werden doch nicht unsere gesamten Verhält- nisse auf den Kopf stellen können! Das deutsche Volk in seiner Ge- samtheit denkt garnicht an das Frauenstimmrecht. Die andern, die Pessimisten, die man auch die Wissenden nennen könnte, sagen im Gegensatz dazu: Es ist nichts mehr zu retten; diese große internationale Bewegung ist euch bereits über den Kopf gewachsen, der ganze feminine Zeitgeist, die Regierungen, die Volksver- tretungen, die Jnteressen der Väter und Brüder erwerbstätiger Mädchen, die Mädchenschulleute, die Vertreter der Universitäten, der demokratische Zug der Zeit, alles begünstigt diese Entwick- lung, der ihr ohnmächtig erliegen müßt. Beide extreme Mei- nungen enthalten etwas Richtiges. Die Pessimisten haben recht darin, daß die heutige Gefahr bereits ungeheuer groß ist; die Ent- wicklung in den nordischen Ländern und in England zeigt das mit erschreckender Deutlichkeit. Unsere Rechtlerinnen befinden sich denn auch trotz ihrer winzigen Zahl in einem förmlichen Sieges- taumel. Jm „Frauenstimmrecht“, dem Organ des Deutschen Ver- bandes für Frauenstimmrecht, heißt es im Februarheft 1913: „Die Stimmrechtsbewegung der Frauen hat unbestreitbar einen ge- waltigen Höhepunkt erreicht. Sie steht nahe vor dem Siege auf der ganzen Linie.“ Die Siegesgewißheit gründet sich aber weni- ger auf das Bewußtsein von der Güte der eigenen Sache und des Vollgefühls der Kraft als auf das Vertrauen in die Saum- seligkeit der Gegner und auf die politischen Parteien, welche seit der Zulassung der Frauen zu den politischen Vereinen den Versuch unternehmen, sie vor den Parteiwagen zu spannen, und denen all- mählich die Zügel aus den Händen gleiten. Um die Posse fertig zu machen, hat sich jetzt auch in Deutschland eine der inter- nationalen Männerliga für Frauenstimmrecht angeschlossene Ver-

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Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-02-05T14:39:49Z)

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Zitationshilfe: Langemann, Ludwig: Das Frauenstimmrecht und seine Bekämpfung. Berlin, [1913] (= Schriften des Deutschen Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation, Bd. 4), S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/langemann_frauenstimmrecht_1913/23>, abgerufen am 22.11.2024.