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Lange, Helene: Der vierte Weg zur Universität. Berlin, 1909.

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schule einerseits akademisch gebildete und andrerseits Elementar-
lehrerinnen. Das höhere Lehrerinnenseminar würde also von
vornherein auf ein totes Geleise gesetzt. Da muß vorgesorgt,
da müssen Vorrechte geschaffen, da muß der Besuch künstlich
erhöht werden - denn daß man mit großem Mißbehagen der
Gründung zahlreicher Studienanstalten gegenübersteht, ist ja
schon durch die Verklausulierungen in den Bestimmungen ge-
nügend erhärtet. Darum der Erlaß vom 3. April. Daß die
Ministerialabteilungen für Universitäten und höheres Schul-
wesen dem Druck von U III hier nachgegeben haben, gehört zu
den Rätseln, die einem das preußische Kultusministerium ja
manchmal zu raten aufgibt.

L'appetit vient en mangeant. Hat das Ministerium da
nachgegeben, so kann man auch weiteres verlangen. So denken
die preußischen Mädchenschuldirektoren, unter denen viele ein
Seminar aufgebaut haben oder aufzubauen gedenken. Und so
haben sie glattweg in der Versammlung zu Stettin am 3. und
4. Oktober erklärt:

"Der Direktorenverein hält es für wünschenswert, daß
die Lehrerinnen, die 1913 oder später das Höhere
Lehrerinnenseminar absolvieren, in bezug auf Studium
und Zulassung zu den Prüfungen den Abiturientinnen
der Studienanstalten gleichgestellt
werden."

Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als daß die
seminaristisch gebildeten Lehrerinnen des Zukunftsseminars auf
Grund ihrer Ausbildung auch für fähig erklärt werden sollen,
Medizin, Jura und Theologie zu studieren und daß sie auch
für diese Fakultäten das Recht der vollen Jmmatrikulation
erhalten sollen.

Wie wird sich die Regierung zu diesem Verlangen stellen?

Es ist durchaus nicht einzusehen, wie sie logischerweise den
Seminardirektoren, denen sie schon so viel Liebes und Gutes
erwiesen hat, diesen neuen Liebesdienst abschlagen will. Sie
kann auch nicht etwa sagen: wir wollen abwarten, ob eure
Seminare wirklich die Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit
geben werden - woran doch einstweilen ein starker Zweifel

schule einerseits akademisch gebildete und andrerseits Elementar-
lehrerinnen. Das höhere Lehrerinnenseminar würde also von
vornherein auf ein totes Geleise gesetzt. Da muß vorgesorgt,
da müssen Vorrechte geschaffen, da muß der Besuch künstlich
erhöht werden – denn daß man mit großem Mißbehagen der
Gründung zahlreicher Studienanstalten gegenübersteht, ist ja
schon durch die Verklausulierungen in den Bestimmungen ge-
nügend erhärtet. Darum der Erlaß vom 3. April. Daß die
Ministerialabteilungen für Universitäten und höheres Schul-
wesen dem Druck von U III hier nachgegeben haben, gehört zu
den Rätseln, die einem das preußische Kultusministerium ja
manchmal zu raten aufgibt.

L'appétit vient en mangeant. Hat das Ministerium da
nachgegeben, so kann man auch weiteres verlangen. So denken
die preußischen Mädchenschuldirektoren, unter denen viele ein
Seminar aufgebaut haben oder aufzubauen gedenken. Und so
haben sie glattweg in der Versammlung zu Stettin am 3. und
4. Oktober erklärt:

„Der Direktorenverein hält es für wünschenswert, daß
die Lehrerinnen, die 1913 oder später das Höhere
Lehrerinnenseminar absolvieren, in bezug auf Studium
und Zulassung zu den Prüfungen den Abiturientinnen
der Studienanstalten gleichgestellt
werden.“

Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als daß die
seminaristisch gebildeten Lehrerinnen des Zukunftsseminars auf
Grund ihrer Ausbildung auch für fähig erklärt werden sollen,
Medizin, Jura und Theologie zu studieren und daß sie auch
für diese Fakultäten das Recht der vollen Jmmatrikulation
erhalten sollen.

Wie wird sich die Regierung zu diesem Verlangen stellen?

Es ist durchaus nicht einzusehen, wie sie logischerweise den
Seminardirektoren, denen sie schon so viel Liebes und Gutes
erwiesen hat, diesen neuen Liebesdienst abschlagen will. Sie
kann auch nicht etwa sagen: wir wollen abwarten, ob eure
Seminare wirklich die Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit
geben werden – woran doch einstweilen ein starker Zweifel

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[7/0007] schule einerseits akademisch gebildete und andrerseits Elementar- lehrerinnen. Das höhere Lehrerinnenseminar würde also von vornherein auf ein totes Geleise gesetzt. Da muß vorgesorgt, da müssen Vorrechte geschaffen, da muß der Besuch künstlich erhöht werden – denn daß man mit großem Mißbehagen der Gründung zahlreicher Studienanstalten gegenübersteht, ist ja schon durch die Verklausulierungen in den Bestimmungen ge- nügend erhärtet. Darum der Erlaß vom 3. April. Daß die Ministerialabteilungen für Universitäten und höheres Schul- wesen dem Druck von U III hier nachgegeben haben, gehört zu den Rätseln, die einem das preußische Kultusministerium ja manchmal zu raten aufgibt. L'appétit vient en mangeant. Hat das Ministerium da nachgegeben, so kann man auch weiteres verlangen. So denken die preußischen Mädchenschuldirektoren, unter denen viele ein Seminar aufgebaut haben oder aufzubauen gedenken. Und so haben sie glattweg in der Versammlung zu Stettin am 3. und 4. Oktober erklärt: „Der Direktorenverein hält es für wünschenswert, daß die Lehrerinnen, die 1913 oder später das Höhere Lehrerinnenseminar absolvieren, in bezug auf Studium und Zulassung zu den Prüfungen den Abiturientinnen der Studienanstalten gleichgestellt werden.“ Das heißt nicht mehr und nicht weniger, als daß die seminaristisch gebildeten Lehrerinnen des Zukunftsseminars auf Grund ihrer Ausbildung auch für fähig erklärt werden sollen, Medizin, Jura und Theologie zu studieren und daß sie auch für diese Fakultäten das Recht der vollen Jmmatrikulation erhalten sollen. Wie wird sich die Regierung zu diesem Verlangen stellen? Es ist durchaus nicht einzusehen, wie sie logischerweise den Seminardirektoren, denen sie schon so viel Liebes und Gutes erwiesen hat, diesen neuen Liebesdienst abschlagen will. Sie kann auch nicht etwa sagen: wir wollen abwarten, ob eure Seminare wirklich die Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit geben werden – woran doch einstweilen ein starker Zweifel

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Zitationshilfe: Lange, Helene: Der vierte Weg zur Universität. Berlin, 1909, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_weg_1909/7>, abgerufen am 22.11.2024.