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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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wahrung aller anderen Gesetze allein eine Aenderung in dem
Anfange oder in der Eröffnung herbeiführen. Die Praxis
kennt bis jetzt drei Hauptklassen solcher Abarten und darunter
als wichtigste die Vorgabepartie von Bauer und einigen
Zügen. Die anderen beiden Abarten bestehen in willkühr-
licher Aufstellung und in der partie des pions.

§. 356. Die willkührliche Aufstellung der Figuren,
welche man zuweilen benutzt, um den Vortheil der Theorie-
kenntniss des Gegners zu paralysiren, besteht in einer be-
liebigen Aufstellung der Officiere hinter den Bauern. Meist
wird sie vom Loos abhängig gemacht.

Anmerkung. Mehrere Partien solcher Art wurden von dem
deutschen Meister Herrn von der Lasa (in Holland mit
dem Herrn Baron v. d. Hoven) gespielt und zwar ergab
das Loos unter anderen folgende Aufstellungen: 1) K c 1;
D h 1; T b 1, d 1; L a 1, e 1; S f 1, g 1; -- 2) K a 1;
D h 1; T e 1, g 1; L b 1, f 1; S c 1, d 1. Die schwarzen
Steine werden natürlich analog aufgestellt. Bei der ersten
Aufstellung siegte Herr v. d. Lasa als Nachziehender mit
folgendem Anfange: 1. S g 8--f 6 b 2--b 4; 2. d 7--d 5
d 2--d 3; 3. L e 8--a 4 f 2--f 3; 4. S f 8--e 6 e 2--e 4:
5. D h 8--e 8 L a 1--f 6: 6. e 7--f 6: c 4--d 5: u. s. w.

§. 357. Unter partie des pions versteht man das
Spiel, in welchem die eine Partei irgend einen ihrer Offi-
ciere, besonders die Dame oder den Thurm, vom Brett ent-
fernt und dafür eine gewisse Anzahl Bauern hinzufügt. Ge-
wöhnlich wird die Dame gegen acht neue Bauern gegeben.

Anmerkung. Diese an manchen interessanten Combinationen
reiche Varietät des Schach ist vorzüglich von den franzö-
sischen Schachspielern ausgebildet worden. Letzteren ver-
danken wir auch belehrende theoretische Untersuchungen
über die feineren Nüancen solcher aussergewöhnlichen
Spiele; eine Reihe interessanter Artikel darüber hat nament-
lich der Graf Boissy d'Anglas in den französischen Schach-
zeitungen mitgetheilt. Es wird hier besonders die richtige
Aufstellung der Bauern besprochen. So soll es zunächst
für die Bauernpartei nicht rathsam sein, auf der Felder-
reihe a 3 bis h 3 die neuen acht Bauern aufzusetzen; denn
es wird hier schwer halten, das Spiel leicht und sicher zu
entwickeln, ehe der Gegner nach Umgehung der Mitte
einen heftigen Flügelangriff gegen den König der Bauern-
partei durchzusetzen vermag. Da ersterer die Dame voraus
hat, wird er sich nicht scheuen, zur Eröffnung einer Bresche
mittelst Durchbruch der Bauernkette einen Officier zu
opfern, um dann durch überwiegenden Officierangriff schnell
die Gegenpartei zu erdrücken. Unter mannigfachen anderen

wahrung aller anderen Gesetze allein eine Aenderung in dem
Anfange oder in der Eröffnung herbeiführen. Die Praxis
kennt bis jetzt drei Hauptklassen solcher Abarten und darunter
als wichtigste die Vorgabepartie von Bauer und einigen
Zügen. Die anderen beiden Abarten bestehen in willkühr-
licher Aufstellung und in der partie des pions.

§. 356. Die willkührliche Aufstellung der Figuren,
welche man zuweilen benutzt, um den Vortheil der Theorie-
kenntniss des Gegners zu paralysiren, besteht in einer be-
liebigen Aufstellung der Officiere hinter den Bauern. Meist
wird sie vom Loos abhängig gemacht.

Anmerkung. Mehrere Partien solcher Art wurden von dem
deutschen Meister Herrn von der Lasa (in Holland mit
dem Herrn Baron v. d. Hoven) gespielt und zwar ergab
das Loos unter anderen folgende Aufstellungen: 1) K c 1;
D h 1; T b 1, d 1; L a 1, e 1; S f 1, g 1; — 2) K a 1;
D h 1; T e 1, g 1; L b 1, f 1; S c 1, d 1. Die schwarzen
Steine werden natürlich analog aufgestellt. Bei der ersten
Aufstellung siegte Herr v. d. Lasa als Nachziehender mit
folgendem Anfange: 1. S g 8—f 6 b 2—b 4; 2. d 7—d 5
d 2—d 3; 3. L e 8—a 4 f 2—f 3; 4. S f 8—e 6 e 2—e 4:
5. D h 8—e 8 L a 1—f 6: 6. e 7—f 6: c 4—d 5: u. s. w.

§. 357. Unter partie des pions versteht man das
Spiel, in welchem die eine Partei irgend einen ihrer Offi-
ciere, besonders die Dame oder den Thurm, vom Brett ent-
fernt und dafür eine gewisse Anzahl Bauern hinzufügt. Ge-
wöhnlich wird die Dame gegen acht neue Bauern gegeben.

Anmerkung. Diese an manchen interessanten Combinationen
reiche Varietät des Schach ist vorzüglich von den franzö-
sischen Schachspielern ausgebildet worden. Letzteren ver-
danken wir auch belehrende theoretische Untersuchungen
über die feineren Nüancen solcher aussergewöhnlichen
Spiele; eine Reihe interessanter Artikel darüber hat nament-
lich der Graf Boissy d’Anglas in den französischen Schach-
zeitungen mitgetheilt. Es wird hier besonders die richtige
Aufstellung der Bauern besprochen. So soll es zunächst
für die Bauernpartei nicht rathsam sein, auf der Felder-
reihe a 3 bis h 3 die neuen acht Bauern aufzusetzen; denn
es wird hier schwer halten, das Spiel leicht und sicher zu
entwickeln, ehe der Gegner nach Umgehung der Mitte
einen heftigen Flügelangriff gegen den König der Bauern-
partei durchzusetzen vermag. Da ersterer die Dame voraus
hat, wird er sich nicht scheuen, zur Eröffnung einer Bresche
mittelst Durchbruch der Bauernkette einen Officier zu
opfern, um dann durch überwiegenden Officierangriff schnell
die Gegenpartei zu erdrücken. Unter mannigfachen anderen
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[208/0220] wahrung aller anderen Gesetze allein eine Aenderung in dem Anfange oder in der Eröffnung herbeiführen. Die Praxis kennt bis jetzt drei Hauptklassen solcher Abarten und darunter als wichtigste die Vorgabepartie von Bauer und einigen Zügen. Die anderen beiden Abarten bestehen in willkühr- licher Aufstellung und in der partie des pions. §. 356. Die willkührliche Aufstellung der Figuren, welche man zuweilen benutzt, um den Vortheil der Theorie- kenntniss des Gegners zu paralysiren, besteht in einer be- liebigen Aufstellung der Officiere hinter den Bauern. Meist wird sie vom Loos abhängig gemacht. Anmerkung. Mehrere Partien solcher Art wurden von dem deutschen Meister Herrn von der Lasa (in Holland mit dem Herrn Baron v. d. Hoven) gespielt und zwar ergab das Loos unter anderen folgende Aufstellungen: 1) K c 1; D h 1; T b 1, d 1; L a 1, e 1; S f 1, g 1; — 2) K a 1; D h 1; T e 1, g 1; L b 1, f 1; S c 1, d 1. Die schwarzen Steine werden natürlich analog aufgestellt. Bei der ersten Aufstellung siegte Herr v. d. Lasa als Nachziehender mit folgendem Anfange: 1. S g 8—f 6 b 2—b 4; 2. d 7—d 5 d 2—d 3; 3. L e 8—a 4 f 2—f 3; 4. S f 8—e 6 e 2—e 4: 5. D h 8—e 8 L a 1—f 6: 6. e 7—f 6: c 4—d 5: u. s. w. §. 357. Unter partie des pions versteht man das Spiel, in welchem die eine Partei irgend einen ihrer Offi- ciere, besonders die Dame oder den Thurm, vom Brett ent- fernt und dafür eine gewisse Anzahl Bauern hinzufügt. Ge- wöhnlich wird die Dame gegen acht neue Bauern gegeben. Anmerkung. Diese an manchen interessanten Combinationen reiche Varietät des Schach ist vorzüglich von den franzö- sischen Schachspielern ausgebildet worden. Letzteren ver- danken wir auch belehrende theoretische Untersuchungen über die feineren Nüancen solcher aussergewöhnlichen Spiele; eine Reihe interessanter Artikel darüber hat nament- lich der Graf Boissy d’Anglas in den französischen Schach- zeitungen mitgetheilt. Es wird hier besonders die richtige Aufstellung der Bauern besprochen. So soll es zunächst für die Bauernpartei nicht rathsam sein, auf der Felder- reihe a 3 bis h 3 die neuen acht Bauern aufzusetzen; denn es wird hier schwer halten, das Spiel leicht und sicher zu entwickeln, ehe der Gegner nach Umgehung der Mitte einen heftigen Flügelangriff gegen den König der Bauern- partei durchzusetzen vermag. Da ersterer die Dame voraus hat, wird er sich nicht scheuen, zur Eröffnung einer Bresche mittelst Durchbruch der Bauernkette einen Officier zu opfern, um dann durch überwiegenden Officierangriff schnell die Gegenpartei zu erdrücken. Unter mannigfachen anderen

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/220>, abgerufen am 23.11.2024.