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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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angriffe seinen König hierbei zu decken sucht. Nun giebt
es einige bestimmte Randpositionen, in welchen das Matt
mit theoretischer Sicherheit erzwungen werden kann. Die
erste äussert sinnreiche Analyse dieser Art verdanken wir
dem berühmten Meister Philidor. Man stelle den weissen
König auf e 6, seinen Thurm aber auf c 1 und einen Laufer
auf e 5, den schwarzen König aber auf e 8 und seinen Thurm
auf d 7. Es geschehen die Züge: 1. T c 1--c 8 + T d 7--
d 8; 2. T c 8--c 7 T d 8--d 2; 3. T c 7--b 7 T d 2--d 1 (bei
T d 2--d 3 ergiebt sich die Combination vom 9. Zuge ab.)
4. T b 7--g 7 T d 1--f 1; 5. T g 7--c 7 T f 1--d 1; (Bei
5. K e 8--d 8 folgt 6. T c 7--c 6, T f 1--e 1; 7. T c 6--
c 2 T e 1--e 4; 8. T c 2--d 2 + nebst 9. T d 2--b 2) 6. L e 5
--c 3 T d 1--d 3 (Bei K e 8--d 8 gewinnt 7. T c 7--c 4
K d 8--e 8; 8. L c 3--a 5 K e 8--f 8; 9. T c 4--g 4 u. s. w.)
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--e 7 + K e 8--d 8; 10. T e 7--g 7 K d 8--c 8; 11. T g 7
--c 7 + K c 8--d 8; 12. T c 7--c 4 K d 8--e 8; 13. L e 5--
d 4 und Weiss gewinnt. Das Prinzip dieser Lösung ist das
Streben von Weiss, die Punkte c 7 und g 7 mit dem Thurm
einzunehmen, während der Thurm des Gegners auf d 3 oder
f 3 zu stehen kommt. Nach Philidor haben sich viele an-
dere grosse Meister, wie Lolli, Cochrane, Szen, um das
Endspiel von Thurm und Laufer gegen Thurm verdient ge-
macht, und man kann wohl sagen, dass kein Problem der
Spielendungen so grosse Beachtung auf sich gezogen hat.
Trotzdem hat die vollständige Auflösung der Theorie noch
immer nicht gelingen wollen und das Problem bleibt für
den Liebhaber noch jetzt ein Feld vieler Controversen und
reicher Ausbeute für eigene Forschungen.

§. 315. Gegen einen leichten Offizier vermögen nicht
selten ein Paar verbundene Bauern zu gewinnen. Die Haupt-
sache bleibt auch hier, wie im Endspiele überhaupt, dass der
König thätig mitwirkt. Sind die Bauern aber zerstreut, so
haben sie selten Hoffnung auf Gewinn. In der Stellung des
weissen Königs auf f 3 und drei weisser Bauern auf b 2, e 4,
g 5, ferner des schwarzen Königs auf b 4 und eines schwar-

angriffe seinen König hierbei zu decken sucht. Nun giebt
es einige bestimmte Randpositionen, in welchen das Matt
mit theoretischer Sicherheit erzwungen werden kann. Die
erste äussert sinnreiche Analyse dieser Art verdanken wir
dem berühmten Meister Philidor. Man stelle den weissen
König auf e 6, seinen Thurm aber auf c 1 und einen Laufer
auf e 5, den schwarzen König aber auf e 8 und seinen Thurm
auf d 7. Es geschehen die Züge: 1. T c 1—c 8 † T d 7—
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4. T b 7—g 7 T d 1—f 1; 5. T g 7—c 7 T f 1—d 1; (Bei
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d 4 und Weiss gewinnt. Das Prinzip dieser Lösung ist das
Streben von Weiss, die Punkte c 7 und g 7 mit dem Thurm
einzunehmen, während der Thurm des Gegners auf d 3 oder
f 3 zu stehen kommt. Nach Philidor haben sich viele an-
dere grosse Meister, wie Lolli, Cochrane, Szen, um das
Endspiel von Thurm und Laufer gegen Thurm verdient ge-
macht, und man kann wohl sagen, dass kein Problem der
Spielendungen so grosse Beachtung auf sich gezogen hat.
Trotzdem hat die vollständige Auflösung der Theorie noch
immer nicht gelingen wollen und das Problem bleibt für
den Liebhaber noch jetzt ein Feld vieler Controversen und
reicher Ausbeute für eigene Forschungen.

§. 315. Gegen einen leichten Offizier vermögen nicht
selten ein Paar verbundene Bauern zu gewinnen. Die Haupt-
sache bleibt auch hier, wie im Endspiele überhaupt, dass der
König thätig mitwirkt. Sind die Bauern aber zerstreut, so
haben sie selten Hoffnung auf Gewinn. In der Stellung des
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[178/0190] angriffe seinen König hierbei zu decken sucht. Nun giebt es einige bestimmte Randpositionen, in welchen das Matt mit theoretischer Sicherheit erzwungen werden kann. Die erste äussert sinnreiche Analyse dieser Art verdanken wir dem berühmten Meister Philidor. Man stelle den weissen König auf e 6, seinen Thurm aber auf c 1 und einen Laufer auf e 5, den schwarzen König aber auf e 8 und seinen Thurm auf d 7. Es geschehen die Züge: 1. T c 1—c 8 † T d 7— d 8; 2. T c 8—c 7 T d 8—d 2; 3. T c 7—b 7 T d 2—d 1 (bei T d 2—d 3 ergiebt sich die Combination vom 9. Zuge ab.) 4. T b 7—g 7 T d 1—f 1; 5. T g 7—c 7 T f 1—d 1; (Bei 5. K e 8—d 8 folgt 6. T c 7—c 6, T f 1—e 1; 7. T c 6— c 2 T e 1—e 4; 8. T c 2—d 2 † nebst 9. T d 2—b 2) 6. L e 5 —c 3 T d 1—d 3 (Bei K e 8—d 8 gewinnt 7. T c 7—c 4 K d 8—e 8; 8. L c 3—a 5 K e 8—f 8; 9. T c 4—g 4 u. s. w.) 7. L c 3—f 6 T d 3—e 3 † 8. L f 6—e 5 T e 3—d 3; 9. T c 7 —e 7 † K e 8—d 8; 10. T e 7—g 7 K d 8—c 8; 11. T g 7 —c 7 † K c 8—d 8; 12. T c 7—c 4 K d 8—e 8; 13. L e 5— d 4 und Weiss gewinnt. Das Prinzip dieser Lösung ist das Streben von Weiss, die Punkte c 7 und g 7 mit dem Thurm einzunehmen, während der Thurm des Gegners auf d 3 oder f 3 zu stehen kommt. Nach Philidor haben sich viele an- dere grosse Meister, wie Lolli, Cochrane, Szen, um das Endspiel von Thurm und Laufer gegen Thurm verdient ge- macht, und man kann wohl sagen, dass kein Problem der Spielendungen so grosse Beachtung auf sich gezogen hat. Trotzdem hat die vollständige Auflösung der Theorie noch immer nicht gelingen wollen und das Problem bleibt für den Liebhaber noch jetzt ein Feld vieler Controversen und reicher Ausbeute für eigene Forschungen. §. 315. Gegen einen leichten Offizier vermögen nicht selten ein Paar verbundene Bauern zu gewinnen. Die Haupt- sache bleibt auch hier, wie im Endspiele überhaupt, dass der König thätig mitwirkt. Sind die Bauern aber zerstreut, so haben sie selten Hoffnung auf Gewinn. In der Stellung des weissen Königs auf f 3 und drei weisser Bauern auf b 2, e 4, g 5, ferner des schwarzen Königs auf b 4 und eines schwar-

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/190>, abgerufen am 26.11.2024.