Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.spricht doch hierbei mehrmals ausdrücklich die Möglichkeit §. 142. Gleichwohl bietet die mathematische Behand- §. 143. Die Hauptfrage des Schachspiels, die zu be- *) Optarem ut aliquis, sagt Leibnitz, omnis generis ludos mathe-
matice tractaret et tam regularum seu legum rationem redderet, quam artificia primaria traderet. In einem Briefe vom 26. August 1714 aus Wien an M. Remond de Montmort sagt er: Je voudrais qu'un habile homme traitait en mathematicien et en physicien de toute sorte de jeux. spricht doch hierbei mehrmals ausdrücklich die Möglichkeit §. 142. Gleichwohl bietet die mathematische Behand- §. 143. Die Hauptfrage des Schachspiels, die zu be- *) Optarem ut aliquis, sagt Leibnitz, omnis generis ludos mathe-
matice tractaret et tam regularum seu legum rationem redderet, quam artificia primaria traderet. In einem Briefe vom 26. August 1714 aus Wien an M. Remond de Montmort sagt er: Je voudrais qu’un habile homme traitait en mathematicien et en physicien de toute sorte de jeux. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0106" n="94"/> spricht doch hierbei mehrmals ausdrücklich die Möglichkeit<lb/> der Anwendung von mathematischen Untersuchungen auf<lb/> unser Spiel aus. <note place="foot" n="*)">Optarem ut aliquis, sagt Leibnitz, omnis generis ludos mathe-<lb/> matice tractaret et tam regularum seu legum rationem redderet,<lb/> quam artificia primaria traderet. In einem Briefe vom 26.<lb/> August 1714 aus Wien an M. Remond de Montmort sagt er:<lb/> Je voudrais qu’un habile homme traitait en mathematicien et<lb/> en physicien de toute sorte de jeux.</note></p><lb/> <p>§. 142. Gleichwohl bietet die mathematische Behand-<lb/> lung und die wirkliche Anwendung mathematischer Principien<lb/> auf das Schachspiel wie auf jedes andere Spiel ganz be-<lb/> sondere Schwierigkeiten dar. Ein wahrhaft ausgezeichneter<lb/> Versuch solcher Arbeit ist daher noch nirgend gelungen und<lb/> kommenden Zeiten ist selbst die Anbahnung solcher Unter-<lb/> suchungen noch vorbehalten. Der erste directe Versuch die-<lb/> ser Art wurde ohne weiteren Erfolg bisher von Herrn Dr.<lb/> Raedell im Jahre 1848 unternommen. Er suchte zu-<lb/> nächst nur einige Gleichungen über die Natur des Brettes<lb/> und die Geschwindigkeit der Figuren aufzustellen. An Lö-<lb/> sung der eigentlichen Schachfrage konnte er aber um so<lb/> weniger denken, je unbedeutender sich die bisherigen Vor-<lb/> arbeiten herausstellten.</p><lb/> <p>§. 143. Die Hauptfrage des Schachspiels, die zu be-<lb/> antworten hat, welcher Zug in jeder Position einer Partie<lb/> der best möglichste sei, hat daher bis jetzt noch nicht ein-<lb/> mal einen Versuch ihrer Lösung finden können. Auch kann<lb/> vielleicht nicht mit Unrecht bezweifelt werden, dass die<lb/> jetzigen Mittel der Mathematik überhaupt im Stande sind,<lb/> jene Frage genügend zu lösen. Sicherlich lehrt aber ein<lb/> einziger Blick auf die Organisation des Spiels, dass es ge-<lb/> wiss einer spätern Zeit gelingen wird, sämmtliche Schach-<lb/> probleme auf mathematischem Wege in einfacher Weise leicht<lb/> und sicher zu lösen. Die Elemente dazu nöthiger Erkennt-<lb/> nisse sollen im nächsten Kapitel im Allgemeinen ange-<lb/> deutet werden. Hier haben wir schliesslich noch das Vor-<lb/> urtheil zu berühren, die Mathematik könne wegen der Un-<lb/> endlichkeit der Schachcombinationen letztere nicht bewälti-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0106]
spricht doch hierbei mehrmals ausdrücklich die Möglichkeit
der Anwendung von mathematischen Untersuchungen auf
unser Spiel aus. *)
§. 142. Gleichwohl bietet die mathematische Behand-
lung und die wirkliche Anwendung mathematischer Principien
auf das Schachspiel wie auf jedes andere Spiel ganz be-
sondere Schwierigkeiten dar. Ein wahrhaft ausgezeichneter
Versuch solcher Arbeit ist daher noch nirgend gelungen und
kommenden Zeiten ist selbst die Anbahnung solcher Unter-
suchungen noch vorbehalten. Der erste directe Versuch die-
ser Art wurde ohne weiteren Erfolg bisher von Herrn Dr.
Raedell im Jahre 1848 unternommen. Er suchte zu-
nächst nur einige Gleichungen über die Natur des Brettes
und die Geschwindigkeit der Figuren aufzustellen. An Lö-
sung der eigentlichen Schachfrage konnte er aber um so
weniger denken, je unbedeutender sich die bisherigen Vor-
arbeiten herausstellten.
§. 143. Die Hauptfrage des Schachspiels, die zu be-
antworten hat, welcher Zug in jeder Position einer Partie
der best möglichste sei, hat daher bis jetzt noch nicht ein-
mal einen Versuch ihrer Lösung finden können. Auch kann
vielleicht nicht mit Unrecht bezweifelt werden, dass die
jetzigen Mittel der Mathematik überhaupt im Stande sind,
jene Frage genügend zu lösen. Sicherlich lehrt aber ein
einziger Blick auf die Organisation des Spiels, dass es ge-
wiss einer spätern Zeit gelingen wird, sämmtliche Schach-
probleme auf mathematischem Wege in einfacher Weise leicht
und sicher zu lösen. Die Elemente dazu nöthiger Erkennt-
nisse sollen im nächsten Kapitel im Allgemeinen ange-
deutet werden. Hier haben wir schliesslich noch das Vor-
urtheil zu berühren, die Mathematik könne wegen der Un-
endlichkeit der Schachcombinationen letztere nicht bewälti-
*) Optarem ut aliquis, sagt Leibnitz, omnis generis ludos mathe-
matice tractaret et tam regularum seu legum rationem redderet,
quam artificia primaria traderet. In einem Briefe vom 26.
August 1714 aus Wien an M. Remond de Montmort sagt er:
Je voudrais qu’un habile homme traitait en mathematicien et
en physicien de toute sorte de jeux.
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