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Lange, Helene: Die höhere Mädchenschule und ihre Bestimmung. Berlin, 1887.

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doch wenigstens einmal ein Anfang gemacht werden,
wenn auch Jahrzehnte vergehen können und müssen, ehe
sich bei der großen Anzahl der höheren Mädchenschulen in
Preußen ein Einfluß der auszubildenden Lehrerinnen geltend
gemacht wird.

Um solche vorurteilslose Prüfung bitten wir nun die
hohe Preußische Staatsregierung und die Vertreter des
preußischen Volks. Es ist das Wesen aller Reformen,
daß sie zunächst verletzen. Die Ausstellungen, die wir
machen mußten, können zwar niemand persönlich ver-
letzen, auch die Lehrer nicht, da sie nur in der Natur der
Sache liegen, und kein guter Wille, kein Studium ihrer-
seits hier etwas ändern könnte. Aber solche Reformen
verletzen schon, weil sie gegen das Althergebrachte ver-
stoßen, gegen das, "was grau vor Alters ist". Und hier
haben wir es zu thun mit langer Gewohnheit. Aber
man hat schon mit ihr gebrochen in Amerika, England,
Frankreich, Holland, in fast allen Kulturstaaten; bei uns
allein bleiben die unerträglichen Zustände in der Mädchen-
erziehung bestehen. Man höre nicht unsere Stimme allein,
man höre die von Luise Büchner, der das preußische
Kultusministerium selbst ein Wort in unseren Angelegen-
heiten verstattet hat. Sie sagt: "Eine jede, echt weiblich
fühlende Frau wird, wenn sie die Erfahrungen ihres Le-
bens überblickt, uns darin beistimmen, daß vorzugsweise
für das angehende Jungfrauenalter weibliche Lehrkräfte
und weiblicher Einfluß zu verwenden sind. Alle aus-
wärtigen Nationen entsetzen sich über unser weib-
liches Erziehungssystem
, und es wäre endlich Zeit,
auch in Deutschland mit der mittelalterlichen Gewohnheit
zu brechen, die Frauen von einem Gebiet fern zu halten,
das fast ausschließlich ihnen gehört!"1).
Wir haben diesen Worten nichts mehr hinzuzufügen.

1) L. Büchner, Die Frau, Halle 1878. S. 292.

doch wenigstens einmal ein Anfang gemacht werden,
wenn auch Jahrzehnte vergehen können und müssen, ehe
sich bei der großen Anzahl der höheren Mädchenschulen in
Preußen ein Einfluß der auszubildenden Lehrerinnen geltend
gemacht wird.

Um solche vorurteilslose Prüfung bitten wir nun die
hohe Preußische Staatsregierung und die Vertreter des
preußischen Volks. Es ist das Wesen aller Reformen,
daß sie zunächst verletzen. Die Ausstellungen, die wir
machen mußten, können zwar niemand persönlich ver-
letzen, auch die Lehrer nicht, da sie nur in der Natur der
Sache liegen, und kein guter Wille, kein Studium ihrer-
seits hier etwas ändern könnte. Aber solche Reformen
verletzen schon, weil sie gegen das Althergebrachte ver-
stoßen, gegen das, „was grau vor Alters ist“. Und hier
haben wir es zu thun mit langer Gewohnheit. Aber
man hat schon mit ihr gebrochen in Amerika, England,
Frankreich, Holland, in fast allen Kulturstaaten; bei uns
allein bleiben die unerträglichen Zustände in der Mädchen-
erziehung bestehen. Man höre nicht unsere Stimme allein,
man höre die von Luise Büchner, der das preußische
Kultusministerium selbst ein Wort in unseren Angelegen-
heiten verstattet hat. Sie sagt: „Eine jede, echt weiblich
fühlende Frau wird, wenn sie die Erfahrungen ihres Le-
bens überblickt, uns darin beistimmen, daß vorzugsweise
für das angehende Jungfrauenalter weibliche Lehrkräfte
und weiblicher Einfluß zu verwenden sind. Alle aus-
wärtigen Nationen entsetzen sich über unser weib-
liches Erziehungssystem
, und es wäre endlich Zeit,
auch in Deutschland mit der mittelalterlichen Gewohnheit
zu brechen, die Frauen von einem Gebiet fern zu halten,
das fast ausschließlich ihnen gehört!“1).
Wir haben diesen Worten nichts mehr hinzuzufügen.

1) L. Büchner, Die Frau, Halle 1878. S. 292.
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[67/0068] doch wenigstens einmal ein Anfang gemacht werden, wenn auch Jahrzehnte vergehen können und müssen, ehe sich bei der großen Anzahl der höheren Mädchenschulen in Preußen ein Einfluß der auszubildenden Lehrerinnen geltend gemacht wird. Um solche vorurteilslose Prüfung bitten wir nun die hohe Preußische Staatsregierung und die Vertreter des preußischen Volks. Es ist das Wesen aller Reformen, daß sie zunächst verletzen. Die Ausstellungen, die wir machen mußten, können zwar niemand persönlich ver- letzen, auch die Lehrer nicht, da sie nur in der Natur der Sache liegen, und kein guter Wille, kein Studium ihrer- seits hier etwas ändern könnte. Aber solche Reformen verletzen schon, weil sie gegen das Althergebrachte ver- stoßen, gegen das, „was grau vor Alters ist“. Und hier haben wir es zu thun mit langer Gewohnheit. Aber man hat schon mit ihr gebrochen in Amerika, England, Frankreich, Holland, in fast allen Kulturstaaten; bei uns allein bleiben die unerträglichen Zustände in der Mädchen- erziehung bestehen. Man höre nicht unsere Stimme allein, man höre die von Luise Büchner, der das preußische Kultusministerium selbst ein Wort in unseren Angelegen- heiten verstattet hat. Sie sagt: „Eine jede, echt weiblich fühlende Frau wird, wenn sie die Erfahrungen ihres Le- bens überblickt, uns darin beistimmen, daß vorzugsweise für das angehende Jungfrauenalter weibliche Lehrkräfte und weiblicher Einfluß zu verwenden sind. Alle aus- wärtigen Nationen entsetzen sich über unser weib- liches Erziehungssystem, und es wäre endlich Zeit, auch in Deutschland mit der mittelalterlichen Gewohnheit zu brechen, die Frauen von einem Gebiet fern zu halten, das fast ausschließlich ihnen gehört!“ 1). Wir haben diesen Worten nichts mehr hinzuzufügen. 1) L. Büchner, Die Frau, Halle 1878. S. 292.

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Zitationshilfe: Lange, Helene: Die höhere Mädchenschule und ihre Bestimmung. Berlin, 1887, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_maedchenschule_1887/68>, abgerufen am 23.11.2024.