Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.V. 3. des Briefes Judä. [Spaltenumbruch]
mit den rechten Heyls-Mitteln hinlänglich ver-sehen waren, Judas auch, wo er gewolt, dem Triebe hätte widerstreben können: so konte und wolte er es doch nicht über sein Gewissen brin- gen, daß er das Schreiben unterlassen hätte; und konnte es auch den Gläubigen wohl zu statten kommen. Wie denn nicht zu zweifeln ist, daß dieser, obgleich kurtze Brief, manchem, der sich sonst würde haben einnehmen und hinreissen las- sen, zur Warnung und Bevestigung wird gedie- net haben. Und da der Heilige Geist bey der be- sondern Eingebung und Regierung mit auf un- sere Zeiten gesehen hat; so haben wir denselben zu gleichem Zweck anzuwenden: und zwar ohne Unterscheid der Stände und Personen: sinte- mal was allen zum Heyl geschrieben ist, auch von allen soll gelesen werden, welches wider den gros- sen papistischen Jrrthum, oder vielmehr wider die Bosheit, da man so vielen hundert tausend Leuten die Lesung, des göttlichen Worts über- haupt, und also auch dieses Briefes, untersaget, wohl zu mercken ist. 3. Was nun den Zweck dieses Briefes a. Der Glaube ist alhier die Christliche Reli- gion, wie dieselbe theils in den Lehr-Ge- heimnissen stunde, theils auch im Hertzen gläubig angenommen war: und also ist es die mit dem Glauben des Hortzens verknüpf- te Glaubens Lehre: sintemal eines ohne das andere zum Heyl nicht seyn kan. Denn was würden einem die Glaubens-Lehren helf- fen, wo man sie nicht im Hertzen angenommen hätte? Und wie könte der Glaube des Her- tzens angezündet und unterhalten werden, wo es durch Vorhaltung der Glaubens-Lehren nicht geschähe? b. Dieser Glaube sunde sich bey den Heiligen: Welche vorher heissen die berufenen, die ge- heiligten in GOtt dem Vater und die behaltenen in Christo JEsu. Das Wort Heiligen ist auch in den übrigen apostolischen Briefen ein rechtes Ehren-Wort der Glie- der Christi Röm. 1, 7. 1 Cor. 1, 2. u. s. w. Und hat man demnach die Heiligen nicht erst im Himmel zu suchen, noch vielweniger von der so genannten Canonisation im Pabstthum zu finden; sondern allerdinge schon alhier auf Erden, aber in der Ordnung, welche die vor- her von ihnen gebrauchte Worte anweisen: sintemal der Glaube und die Heiligen zusam- men stehen; denn gleichwie der Glaube sich bey niemanden findet, als bey den Heiligen: also kan auch niemand ein Heiliger seyn ohne Glau- ben; als welcher durch die Liebe thätig ist und sich im Laufe der Erneuerung, oder Heiligung geschäftig erweiset, auch, was unserer sehr un- vollkommenen Heiligkeit fehlet, in Christo er- greifet und ersetzet. c. Den Heiligen war der Glaube übergeben, als ein grosser Schatz. Es war ihnen übergeben [Spaltenumbruch] a. Die Glaubens-Lehre: die war ihnen vorgetragen zu ihrer völligen Zueignung. Gleichwie Paulus zu und von den Corin- thiern sagte: Jch habe es vom HErrn empfangen, was ich euch gegeben, oder übergeben habe, nemlich vom Heiligen A- bendmahl 1 Cor. 11, 23. und c. 15, 3. Jch ha- be euch zuvorderst gegeben, welches ich auch empfangen habe, daß Christus gestorben ist für unsere Sünde nach der Schrift u. f. Siehe auch v. 1. 2. und Ap. Ges. 20, 27. nennet er die Ubergebung die Verkündigung des gantzen Raths GOttes; und Röm. 14, 16. spricht er davon: Schaf- fet, daß euer Schatz nicht verlästert werde. b. Der Glaube selbst, den sie empfangen hatten, als die theuerste Beylage 2 Tim. 1, 13. da er in ihnen durch das Evangelium vom Heiligen Geiste kräftigst war gewircket worden. Und durch solche Ubergebung wa- ren sie erst recht in den Stand gesetzet, das Wort des Evangelii mit allen dazu gehöri- gen Heyls-Schätzen recht anzunehmen und sich zuzueignen. Daher auch Paulus das übergeben, oder verkündigen und würdige annehmen zusammen setzet 1 Cor. 15, 1. 2. 1 Thess. 2, 13. d. Das Ubergeben, oder Vorgeben, des Glaubens war geschehen apax, einmal, ein- mal für allemal, das ist, recht und also voll- kommen, daß man keines menschlichen Zu- satzes dabey gebrauchete, und nichts davon abthun mußte. Jn welchem Nachdruck das Wort einmal auch sonst gebrauchet wird, aus dem Grunde, weil man das, was man of- te thut, zu thun pfleget der Unvollkommenheit wegen, da hingegen das, welches einmal ge- nug ist, damit auch seine Vollkommenheit hat. Jn welchem Verstande wir das ein- mal sonderlich von dem Opfer Christi finden. Hebr. 7, 27. c. 9, 26. 28. Siehe auch 2 B. Mos. 33, 5. Ps. 62, 12. Ps. 89, 36. Hebr. 6, 4. und in diesem Briefe Judä v. 5. e. Uber diesem einmal vorgegebnen Glauben solten sie nun kämpfen: mit welchem Worte der Apostel a. anzeiget, wie es den Gläubigen nicht an solchen geistlichen Feinden fehle, welche ih- nen den Glauben aus dem Hertzen zu rau- ben, und dabey auch um die theure Beylage der reinen Glaubenss-Lehren zu bringen sucheten. b. Fodert, daß sie dagegen wohl sollen auf ihrer Hut seyn, und mit Bewahrung des gu- ten Gewissens auch den Glauben im Hertzen bewahren, um nicht daran Schiffbruch zu leiden 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. und in dieser Ordnung dabey halten ob dem Worte der Wahrheit, und es in aller Lauterkeit mit rechtem und würdigen Gebrauch behalten. Und ob gleich dieses eine besondere Pflicht ist der Lehrer, so gehet es doch auch alle Zu- hörer mit an, weil sie sonst nicht selig wer- den können. Daher die Warnungen vor verfüh- D d d d d 3
V. 3. des Briefes Judaͤ. [Spaltenumbruch]
mit den rechten Heyls-Mitteln hinlaͤnglich ver-ſehen waren, Judas auch, wo er gewolt, dem Triebe haͤtte widerſtreben koͤnnen: ſo konte und wolte er es doch nicht uͤber ſein Gewiſſen brin- gen, daß er das Schreiben unterlaſſen haͤtte; und konnte es auch den Glaͤubigen wohl zu ſtatten kommen. Wie denn nicht zu zweifeln iſt, daß dieſer, obgleich kurtze Brief, manchem, der ſich ſonſt wuͤrde haben einnehmen und hinreiſſen laſ- ſen, zur Warnung und Beveſtigung wird gedie- net haben. Und da der Heilige Geiſt bey der be- ſondern Eingebung und Regierung mit auf un- ſere Zeiten geſehen hat; ſo haben wir denſelben zu gleichem Zweck anzuwenden: und zwar ohne Unterſcheid der Staͤnde und Perſonen: ſinte- mal was allen zum Heyl geſchrieben iſt, auch von allen ſoll geleſen werden, welches wider den groſ- ſen papiſtiſchen Jrrthum, oder vielmehr wider die Bosheit, da man ſo vielen hundert tauſend Leuten die Leſung, des goͤttlichen Worts uͤber- haupt, und alſo auch dieſes Briefes, unterſaget, wohl zu mercken iſt. 3. Was nun den Zweck dieſes Briefes a. Der Glaube iſt alhier die Chriſtliche Reli- gion, wie dieſelbe theils in den Lehr-Ge- heimniſſen ſtunde, theils auch im Hertzen glaͤubig angenommen war: und alſo iſt es die mit dem Glauben des Hortzens verknuͤpf- te Glaubens Lehre: ſintemal eines ohne das andere zum Heyl nicht ſeyn kan. Denn was wuͤrden einem die Glaubens-Lehren helf- fen, wo man ſie nicht im Hertzen angenommen haͤtte? Und wie koͤnte der Glaube des Her- tzens angezuͤndet und unterhalten werden, wo es durch Vorhaltung der Glaubens-Lehren nicht geſchaͤhe? b. Dieſer Glaube ſunde ſich bey den Heiligen: Welche vorher heiſſen die berufenen, die ge- heiligten in GOtt dem Vater und die behaltenen in Chriſto JEſu. Das Wort Heiligen iſt auch in den uͤbrigen apoſtoliſchen Briefen ein rechtes Ehren-Wort der Glie- der Chriſti Roͤm. 1, 7. 1 Cor. 1, 2. u. ſ. w. Und hat man demnach die Heiligen nicht erſt im Himmel zu ſuchen, noch vielweniger von der ſo genannten Canoniſation im Pabſtthum zu finden; ſondern allerdinge ſchon alhier auf Erden, aber in der Ordnung, welche die vor- her von ihnen gebrauchte Worte anweiſen: ſintemal der Glaube und die Heiligen zuſam- men ſtehen; denn gleichwie der Glaube ſich bey niemanden findet, als bey den Heiligen: alſo kan auch niemand ein Heiliger ſeyn ohne Glau- ben; als welcher durch die Liebe thaͤtig iſt und ſich im Laufe der Erneuerung, oder Heiligung geſchaͤftig erweiſet, auch, was unſerer ſehr un- vollkommenen Heiligkeit fehlet, in Chriſto er- greifet und erſetzet. c. Den Heiligen war der Glaube uͤbergeben, als ein groſſer Schatz. Es war ihnen uͤbergeben [Spaltenumbruch] α. Die Glaubens-Lehre: die war ihnen vorgetragen zu ihrer voͤlligen Zueignung. Gleichwie Paulus zu und von den Corin- thiern ſagte: Jch habe es vom HErrn empfangen, was ich euch gegeben, oder uͤbergeben habe, nemlich vom Heiligen A- bendmahl 1 Cor. 11, 23. und c. 15, 3. Jch ha- be euch zuvorderſt gegeben, welches ich auch empfangen habe, daß Chriſtus geſtorben iſt fuͤr unſere Suͤnde nach der Schrift u. f. Siehe auch v. 1. 2. und Ap. Geſ. 20, 27. nennet er die Ubergebung die Verkuͤndigung des gantzen Raths GOttes; und Roͤm. 14, 16. ſpricht er davon: Schaf- fet, daß euer Schatz nicht verlaͤſtert werde. β. Der Glaube ſelbſt, den ſie empfangen hatten, als die theuerſte Beylage 2 Tim. 1, 13. da er in ihnen durch das Evangelium vom Heiligen Geiſte kraͤftigſt war gewircket worden. Und durch ſolche Ubergebung wa- ren ſie erſt recht in den Stand geſetzet, das Wort des Evangelii mit allen dazu gehoͤri- gen Heyls-Schaͤtzen recht anzunehmen und ſich zuzueignen. Daher auch Paulus das uͤbergeben, oder verkuͤndigen und wuͤrdige annehmen zuſammen ſetzet 1 Cor. 15, 1. 2. 1 Theſſ. 2, 13. d. Das Ubergeben, oder Vorgeben, des Glaubens war geſchehen ἅπαξ, einmal, ein- mal fuͤr allemal, das iſt, recht und alſo voll- kommen, daß man keines menſchlichen Zu- ſatzes dabey gebrauchete, und nichts davon abthun mußte. Jn welchem Nachdruck das Wort einmal auch ſonſt gebrauchet wird, aus dem Grunde, weil man das, was man of- te thut, zu thun pfleget der Unvollkommenheit wegen, da hingegen das, welches einmal ge- nug iſt, damit auch ſeine Vollkommenheit hat. Jn welchem Verſtande wir das ein- mal ſonderlich von dem Opfer Chriſti finden. Hebr. 7, 27. c. 9, 26. 28. Siehe auch 2 B. Moſ. 33, 5. Pſ. 62, 12. Pſ. 89, 36. Hebr. 6, 4. und in dieſem Briefe Judaͤ v. 5. e. Uber dieſem einmal vorgegebnen Glauben ſolten ſie nun kaͤmpfen: mit welchem Worte der Apoſtel α. anzeiget, wie es den Glaͤubigen nicht an ſolchen geiſtlichen Feinden fehle, welche ih- nen den Glauben aus dem Hertzen zu rau- ben, und dabey auch um die theure Beylage der reinen Glaubenss-Lehren zu bringen ſucheten. β. Fodert, daß ſie dagegen wohl ſollen auf ihrer Hut ſeyn, und mit Bewahrung des gu- ten Gewiſſens auch den Glauben im Hertzen bewahren, um nicht daran Schiffbruch zu leiden 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. und in dieſer Ordnung dabey halten ob dem Worte der Wahrheit, und es in aller Lauterkeit mit rechtem und wuͤrdigen Gebrauch behalten. Und ob gleich dieſes eine beſondere Pflicht iſt der Lehrer, ſo gehet es doch auch alle Zu- hoͤrer mit an, weil ſie ſonſt nicht ſelig wer- den koͤnnen. Daher die Warnungen vor verfuͤh- D d d d d 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0767" n="767"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">V. 3. des Briefes Judaͤ.</hi></fw><lb/><cb/> mit den rechten Heyls-Mitteln hinlaͤnglich ver-<lb/> ſehen waren, Judas auch, wo er gewolt, dem<lb/> Triebe haͤtte widerſtreben koͤnnen: ſo konte und<lb/> wolte er es doch nicht uͤber ſein Gewiſſen brin-<lb/> gen, daß er das Schreiben unterlaſſen haͤtte; und<lb/> konnte es auch den Glaͤubigen wohl zu ſtatten<lb/> kommen. Wie denn nicht zu zweifeln iſt, daß<lb/> dieſer, obgleich kurtze Brief, manchem, der ſich<lb/> ſonſt wuͤrde haben einnehmen und hinreiſſen laſ-<lb/> ſen, zur Warnung und Beveſtigung wird gedie-<lb/> net haben. Und da der Heilige Geiſt bey der be-<lb/> ſondern Eingebung und Regierung mit auf un-<lb/> ſere Zeiten geſehen hat; ſo haben wir denſelben<lb/> zu gleichem Zweck anzuwenden: und zwar ohne<lb/> Unterſcheid der Staͤnde und Perſonen: ſinte-<lb/> mal was allen zum Heyl geſchrieben iſt, auch von<lb/> allen ſoll geleſen werden, welches wider den groſ-<lb/> ſen papiſtiſchen Jrrthum, oder vielmehr wider<lb/> die Bosheit, da man ſo vielen hundert tauſend<lb/> Leuten die Leſung, des goͤttlichen Worts uͤber-<lb/> haupt, und alſo auch dieſes Briefes, unterſaget,<lb/> wohl zu mercken iſt.</p><lb/> <p>3. Was nun den <hi rendition="#fr">Zweck</hi> dieſes Briefes<lb/> anbelanget, ſo wird er mit dieſen Worten be-<lb/> zeichnet: <hi rendition="#fr">euch zu ermahnen, daß ihr ob dem<lb/> Glauben kaͤmpfet, der einmal den Heiligen<lb/> vorgegeben iſt.</hi> Dabey wir folgendes zu er-<lb/> wegen haben:</p><lb/> <list> <item><hi rendition="#aq">a.</hi><hi rendition="#fr">Der Glaube</hi> iſt alhier die <hi rendition="#fr">Chriſtliche Reli-<lb/> gion,</hi> wie dieſelbe theils in den <hi rendition="#fr">Lehr-Ge-<lb/> heimniſſen</hi> ſtunde, theils auch im Hertzen<lb/> glaͤubig angenommen war: und alſo iſt es die<lb/> mit <hi rendition="#fr">dem Glauben des Hortzens verknuͤpf-<lb/> te Glaubens Lehre:</hi> ſintemal eines ohne<lb/> das andere zum Heyl nicht ſeyn kan. Denn<lb/> was wuͤrden einem die Glaubens-Lehren helf-<lb/> fen, wo man ſie nicht im Hertzen angenommen<lb/> haͤtte? Und wie koͤnte der Glaube des Her-<lb/> tzens angezuͤndet und unterhalten werden, wo<lb/> es durch Vorhaltung der Glaubens-Lehren<lb/> nicht geſchaͤhe?</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">b.</hi> Dieſer Glaube ſunde ſich bey den <hi rendition="#fr">Heiligen:</hi><lb/> Welche vorher heiſſen <hi rendition="#fr">die berufenen, die ge-<lb/> heiligten in GOtt dem Vater und die<lb/> behaltenen in Chriſto JEſu.</hi> Das Wort<lb/><hi rendition="#fr">Heiligen</hi> iſt auch in den uͤbrigen apoſtoliſchen<lb/> Briefen ein rechtes <hi rendition="#fr">Ehren-Wort</hi> der Glie-<lb/> der Chriſti Roͤm. 1, 7. 1 Cor. 1, 2. u. ſ. w. Und<lb/> hat man demnach die Heiligen nicht erſt im<lb/> Himmel zu ſuchen, noch vielweniger von der<lb/> ſo genannten <hi rendition="#aq">Canoniſation</hi> im Pabſtthum<lb/> zu finden; ſondern allerdinge ſchon alhier auf<lb/> Erden, aber in der Ordnung, welche die vor-<lb/> her von ihnen gebrauchte Worte anweiſen:<lb/> ſintemal der <hi rendition="#fr">Glaube</hi> und die <hi rendition="#fr">Heiligen</hi> zuſam-<lb/> men ſtehen; denn gleichwie der <hi rendition="#fr">Glaube</hi> ſich bey<lb/> niemanden findet, als bey den <hi rendition="#fr">Heiligen:</hi> alſo<lb/> kan auch niemand ein Heiliger ſeyn ohne Glau-<lb/> ben; als welcher durch die Liebe thaͤtig iſt und<lb/> ſich im Laufe der Erneuerung, oder Heiligung<lb/> geſchaͤftig erweiſet, auch, was unſerer ſehr un-<lb/> vollkommenen Heiligkeit fehlet, in Chriſto er-<lb/> greifet und erſetzet.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">c.</hi> Den Heiligen war der Glaube <hi rendition="#fr">uͤbergeben,</hi> als<lb/> ein groſſer Schatz. Es war ihnen uͤbergeben<lb/><cb/> <list><item>α. Die <hi rendition="#fr">Glaubens-Lehre:</hi> die war ihnen<lb/> vorgetragen zu ihrer voͤlligen Zueignung.<lb/> Gleichwie Paulus zu und von den Corin-<lb/> thiern ſagte: <hi rendition="#fr">Jch habe es vom HErrn<lb/> empfangen, was ich euch gegeben, oder<lb/> uͤbergeben habe,</hi> nemlich vom Heiligen A-<lb/> bendmahl 1 Cor. 11, 23. und c. 15, 3. <hi rendition="#fr">Jch ha-<lb/> be euch zuvorderſt gegeben, welches ich<lb/> auch empfangen habe, daß Chriſtus<lb/> geſtorben iſt fuͤr unſere Suͤnde nach der<lb/> Schrift</hi> u. f. Siehe auch v. 1. 2. und Ap.<lb/> Geſ. 20, 27. nennet er die Ubergebung die<lb/> Verkuͤndigung des gantzen Raths GOttes;<lb/> und Roͤm. 14, 16. ſpricht er davon: <hi rendition="#fr">Schaf-<lb/> fet, daß euer Schatz nicht verlaͤſtert<lb/> werde.</hi></item><lb/><item>β. <hi rendition="#fr">Der Glaube ſelbſt,</hi> den ſie empfangen<lb/> hatten, als die theuerſte Beylage 2 Tim. 1,<lb/> 13. da er in ihnen durch das Evangelium<lb/> vom Heiligen Geiſte kraͤftigſt war gewircket<lb/> worden. Und durch ſolche Ubergebung wa-<lb/> ren ſie erſt recht in den Stand geſetzet, das<lb/> Wort des Evangelii mit allen dazu gehoͤri-<lb/> gen Heyls-Schaͤtzen recht anzunehmen und<lb/> ſich zuzueignen. Daher auch Paulus das<lb/> uͤbergeben, oder verkuͤndigen und wuͤrdige<lb/> annehmen zuſammen ſetzet 1 Cor. 15, 1. 2.<lb/> 1 Theſſ. 2, 13.</item></list></item><lb/> <item><hi rendition="#aq">d.</hi> Das <hi rendition="#fr">Ubergeben,</hi> oder <hi rendition="#fr">Vorgeben,</hi> des<lb/> Glaubens war geſchehen ἅπαξ, <hi rendition="#fr">einmal,</hi> ein-<lb/> mal fuͤr allemal, das iſt, recht und alſo voll-<lb/> kommen, daß man keines menſchlichen Zu-<lb/> ſatzes dabey gebrauchete, und nichts davon<lb/> abthun mußte. Jn welchem Nachdruck das<lb/> Wort <hi rendition="#fr">einmal</hi> auch ſonſt gebrauchet wird,<lb/> aus dem Grunde, weil man das, was man of-<lb/> te thut, zu thun pfleget der Unvollkommenheit<lb/> wegen, da hingegen das, welches einmal ge-<lb/> nug iſt, damit auch ſeine Vollkommenheit<lb/> hat. Jn welchem Verſtande wir das <hi rendition="#fr">ein-<lb/> mal</hi> ſonderlich von dem Opfer Chriſti finden.<lb/> Hebr. 7, 27. c. 9, 26. 28. Siehe auch 2 B.<lb/> Moſ. 33, 5. Pſ. 62, 12. Pſ. 89, 36. Hebr. 6, 4.<lb/> und in dieſem Briefe Judaͤ v. 5.</item><lb/> <item><hi rendition="#aq">e.</hi> Uber dieſem einmal vorgegebnen Glauben<lb/> ſolten ſie nun <hi rendition="#fr">kaͤmpfen:</hi> mit welchem Worte<lb/> der Apoſtel<lb/><list><item>α. <hi rendition="#fr">anzeiget,</hi> wie es den Glaͤubigen nicht an<lb/> ſolchen geiſtlichen Feinden fehle, welche ih-<lb/> nen den Glauben aus dem Hertzen zu rau-<lb/> ben, und dabey auch um die theure Beylage<lb/> der reinen Glaubenss-Lehren zu bringen<lb/> ſucheten.</item><lb/><item>β. <hi rendition="#fr">Fodert,</hi> daß ſie dagegen wohl ſollen auf<lb/> ihrer Hut ſeyn, und mit Bewahrung des gu-<lb/> ten Gewiſſens auch den Glauben im Hertzen<lb/> bewahren, um nicht daran Schiffbruch zu<lb/> leiden 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. und in dieſer<lb/> Ordnung dabey halten ob dem Worte der<lb/> Wahrheit, und es in aller Lauterkeit mit<lb/> rechtem und wuͤrdigen Gebrauch behalten.<lb/> Und ob gleich dieſes eine beſondere Pflicht<lb/> iſt der Lehrer, ſo gehet es doch auch alle Zu-<lb/> hoͤrer mit an, weil ſie ſonſt nicht ſelig wer-<lb/> den koͤnnen. Daher die Warnungen vor<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D d d d d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">verfuͤh-</fw><lb/></item></list></item> </list> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [767/0767]
V. 3. des Briefes Judaͤ.
mit den rechten Heyls-Mitteln hinlaͤnglich ver-
ſehen waren, Judas auch, wo er gewolt, dem
Triebe haͤtte widerſtreben koͤnnen: ſo konte und
wolte er es doch nicht uͤber ſein Gewiſſen brin-
gen, daß er das Schreiben unterlaſſen haͤtte; und
konnte es auch den Glaͤubigen wohl zu ſtatten
kommen. Wie denn nicht zu zweifeln iſt, daß
dieſer, obgleich kurtze Brief, manchem, der ſich
ſonſt wuͤrde haben einnehmen und hinreiſſen laſ-
ſen, zur Warnung und Beveſtigung wird gedie-
net haben. Und da der Heilige Geiſt bey der be-
ſondern Eingebung und Regierung mit auf un-
ſere Zeiten geſehen hat; ſo haben wir denſelben
zu gleichem Zweck anzuwenden: und zwar ohne
Unterſcheid der Staͤnde und Perſonen: ſinte-
mal was allen zum Heyl geſchrieben iſt, auch von
allen ſoll geleſen werden, welches wider den groſ-
ſen papiſtiſchen Jrrthum, oder vielmehr wider
die Bosheit, da man ſo vielen hundert tauſend
Leuten die Leſung, des goͤttlichen Worts uͤber-
haupt, und alſo auch dieſes Briefes, unterſaget,
wohl zu mercken iſt.
3. Was nun den Zweck dieſes Briefes
anbelanget, ſo wird er mit dieſen Worten be-
zeichnet: euch zu ermahnen, daß ihr ob dem
Glauben kaͤmpfet, der einmal den Heiligen
vorgegeben iſt. Dabey wir folgendes zu er-
wegen haben:
a. Der Glaube iſt alhier die Chriſtliche Reli-
gion, wie dieſelbe theils in den Lehr-Ge-
heimniſſen ſtunde, theils auch im Hertzen
glaͤubig angenommen war: und alſo iſt es die
mit dem Glauben des Hortzens verknuͤpf-
te Glaubens Lehre: ſintemal eines ohne
das andere zum Heyl nicht ſeyn kan. Denn
was wuͤrden einem die Glaubens-Lehren helf-
fen, wo man ſie nicht im Hertzen angenommen
haͤtte? Und wie koͤnte der Glaube des Her-
tzens angezuͤndet und unterhalten werden, wo
es durch Vorhaltung der Glaubens-Lehren
nicht geſchaͤhe?
b. Dieſer Glaube ſunde ſich bey den Heiligen:
Welche vorher heiſſen die berufenen, die ge-
heiligten in GOtt dem Vater und die
behaltenen in Chriſto JEſu. Das Wort
Heiligen iſt auch in den uͤbrigen apoſtoliſchen
Briefen ein rechtes Ehren-Wort der Glie-
der Chriſti Roͤm. 1, 7. 1 Cor. 1, 2. u. ſ. w. Und
hat man demnach die Heiligen nicht erſt im
Himmel zu ſuchen, noch vielweniger von der
ſo genannten Canoniſation im Pabſtthum
zu finden; ſondern allerdinge ſchon alhier auf
Erden, aber in der Ordnung, welche die vor-
her von ihnen gebrauchte Worte anweiſen:
ſintemal der Glaube und die Heiligen zuſam-
men ſtehen; denn gleichwie der Glaube ſich bey
niemanden findet, als bey den Heiligen: alſo
kan auch niemand ein Heiliger ſeyn ohne Glau-
ben; als welcher durch die Liebe thaͤtig iſt und
ſich im Laufe der Erneuerung, oder Heiligung
geſchaͤftig erweiſet, auch, was unſerer ſehr un-
vollkommenen Heiligkeit fehlet, in Chriſto er-
greifet und erſetzet.
c. Den Heiligen war der Glaube uͤbergeben, als
ein groſſer Schatz. Es war ihnen uͤbergeben
α. Die Glaubens-Lehre: die war ihnen
vorgetragen zu ihrer voͤlligen Zueignung.
Gleichwie Paulus zu und von den Corin-
thiern ſagte: Jch habe es vom HErrn
empfangen, was ich euch gegeben, oder
uͤbergeben habe, nemlich vom Heiligen A-
bendmahl 1 Cor. 11, 23. und c. 15, 3. Jch ha-
be euch zuvorderſt gegeben, welches ich
auch empfangen habe, daß Chriſtus
geſtorben iſt fuͤr unſere Suͤnde nach der
Schrift u. f. Siehe auch v. 1. 2. und Ap.
Geſ. 20, 27. nennet er die Ubergebung die
Verkuͤndigung des gantzen Raths GOttes;
und Roͤm. 14, 16. ſpricht er davon: Schaf-
fet, daß euer Schatz nicht verlaͤſtert
werde.
β. Der Glaube ſelbſt, den ſie empfangen
hatten, als die theuerſte Beylage 2 Tim. 1,
13. da er in ihnen durch das Evangelium
vom Heiligen Geiſte kraͤftigſt war gewircket
worden. Und durch ſolche Ubergebung wa-
ren ſie erſt recht in den Stand geſetzet, das
Wort des Evangelii mit allen dazu gehoͤri-
gen Heyls-Schaͤtzen recht anzunehmen und
ſich zuzueignen. Daher auch Paulus das
uͤbergeben, oder verkuͤndigen und wuͤrdige
annehmen zuſammen ſetzet 1 Cor. 15, 1. 2.
1 Theſſ. 2, 13.
d. Das Ubergeben, oder Vorgeben, des
Glaubens war geſchehen ἅπαξ, einmal, ein-
mal fuͤr allemal, das iſt, recht und alſo voll-
kommen, daß man keines menſchlichen Zu-
ſatzes dabey gebrauchete, und nichts davon
abthun mußte. Jn welchem Nachdruck das
Wort einmal auch ſonſt gebrauchet wird,
aus dem Grunde, weil man das, was man of-
te thut, zu thun pfleget der Unvollkommenheit
wegen, da hingegen das, welches einmal ge-
nug iſt, damit auch ſeine Vollkommenheit
hat. Jn welchem Verſtande wir das ein-
mal ſonderlich von dem Opfer Chriſti finden.
Hebr. 7, 27. c. 9, 26. 28. Siehe auch 2 B.
Moſ. 33, 5. Pſ. 62, 12. Pſ. 89, 36. Hebr. 6, 4.
und in dieſem Briefe Judaͤ v. 5.
e. Uber dieſem einmal vorgegebnen Glauben
ſolten ſie nun kaͤmpfen: mit welchem Worte
der Apoſtel
α. anzeiget, wie es den Glaͤubigen nicht an
ſolchen geiſtlichen Feinden fehle, welche ih-
nen den Glauben aus dem Hertzen zu rau-
ben, und dabey auch um die theure Beylage
der reinen Glaubenss-Lehren zu bringen
ſucheten.
β. Fodert, daß ſie dagegen wohl ſollen auf
ihrer Hut ſeyn, und mit Bewahrung des gu-
ten Gewiſſens auch den Glauben im Hertzen
bewahren, um nicht daran Schiffbruch zu
leiden 1 Tim. 1, 19. c. 3, 9. und in dieſer
Ordnung dabey halten ob dem Worte der
Wahrheit, und es in aller Lauterkeit mit
rechtem und wuͤrdigen Gebrauch behalten.
Und ob gleich dieſes eine beſondere Pflicht
iſt der Lehrer, ſo gehet es doch auch alle Zu-
hoͤrer mit an, weil ſie ſonſt nicht ſelig wer-
den koͤnnen. Daher die Warnungen vor
verfuͤh-
D d d d d 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |