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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Erklärung des andern Briefes Pauli Cap. 3. v. 3-6.
[Spaltenumbruch] verkehrte Wille mit seinen unbändigen mehr
als thierischen Affecten, daß der Verstand so
sehr verblendet wird, und daher ein so sehr un-
gereimtes und unvernünftiges Verfahren ent-
stehet.

2. Ein Leiden um Christi willen geduldig
über sich nehmen, und doch aber GOtt bitten,
daß man davon erlöset werde, streitet nicht mit
einander; sonderlich da die Erlösung nicht so
wol unsere Ruhe, als die Verherrlichung des
göttlichen Namens zum Zweck hat. Es hat
Paulus von dieser Erlösung auch manche Er-
fahrung gehabt: davon er schreibet 2 Cor. 1, 10.
GOtt hat uns erlöset, er erlöset noch, und
wir hoffen auf ihn, er werde uns auch hin-
fort erlösen.

3. Da der Apostel diesen Brief zu Corin-
thus geschrieben, so hat man bey diesem Text zu
conferiren, was ihm nach der Beschreibung Lucä
Ap. Ges. 18. zu Corinthus widriges begegnet ist:
als daraus man so viel eigentlicher erkennen kan,
was er alhie von unartigen und argen Leuten
saget; wiewol auch Lucas daselbst nur das aller-
wenigste aufgezeichnet hat: nemlich wie die Ju-
den der Bezeugung Pauli, daß JEsus der Christ,
oder Meßias sey, widerstrebet und gelästert;
wie sie sich einmüthiglich wider Paulum empö-
ret und ihn vor den Richt-Stuhl geführet. v. 5.
6. 12.

V. 3.

Aber der HErr (JEsus, welcher im N. Te-
stament sonderlich mit diesem Namen bezeichnet
wird Eph. 4, 5. 1 Cor. 8, 6.) ist treue (1 Cor. 1, 9.
c. 10, 13. 1 Thess. 5, 24. 1 Pet. 5, 10. ja die Treue und
Wahrheit selbst Joh. 14, 6. Offenb. 1, 5. c. 3.
14.) der wird euch stärcken (gleichwie ich,
daß er euch stärcken wolle, gewünschet habe, und
noch wünsche und flehe c. 2, 17.) und bewah-
ren vor dem Argen
(vor dem Satan und vor
allem argen Wesen, das von ihm herkömmt,
Matth. 6, 13. c. 13, 19. Eph. 6, 16. 1 Joh. 2, 13.
14. von welchem auch poneroi die argen Men-
schen v. 2. sich beherrschen lassen. Dahin auch
das Gebet unsers Heylandes ging Joh. 17, 15.
und dahin unser eignes Gebet gerichtet seyn soll.
Matth. 6, 13. der wird euch bewahren; aber in
der Ordnung, daß ihr die empfangene Gnade
recht anleget, und euch durch dieselbe auch selbst
bewahret vor dem Argen, daß er euch nicht an-
taste. 1 Joh. 5, 19.)

Anmerckung.

Nachdem der Apostel gesetzet hatte: ou'
panton e pisis; so setzet er, darauf unmittelbar
pisos de o ku ios, getreu aber und glaubwür-
dig ist der HErr: und macht also zu seiner und
der Thessalonicher Stärckung damit einen Ge-
gensatz, daß es GOTT ersetze, was ihnen bey
Menschen abgehet.

V. 4.

Wir versehen uns aber zu euch in dem
HErrn
(JEsu Christo, in dessen Gemeinschaft
wir stehen, von dem wir das Amt haben, und in
dessen Namen wir von dem Evangelio zeugen)
[Spaltenumbruch] daß ihr (bereits bishero gethan, auch noch itzo)
thut und (noch künftig in aller Beständigkeit
aufrichtig) thun werdet, was wir euch (in
dem Namen JEsu) gebieten. (Siehe fast
desgleichen Gal. 5, 10. Jmgleichen 2 Cor. 7, 16.
1 Thess. 4, 10. c. 5, 11.

V. 5.

Der HErr aber richte eure Hertzen zu
der Liebe GOttes
(gegen GOTT, welche aus
der Liebe GOttes gegen uns entspringet) und zu
der Gedult Christi
(daß ihr in der Liebe GOt-
tes um Christi willen solche Gedult ferner be-
weiset, als ihr an dem Exempel Christi vor euch
habet, und darauf er uns mit seiner Lehre von
seinem Creutzreiche und mit seinem Leben gewie-
sen hat.)

Anmerckung.

Verstehet man das Wort HErr nach
dem gewöhnlichen Gebrauch dieses Worts im
A. und Neuen Testament von Christo, so stehet
das Wort Christi zu Ende dieses Verses an
statt des pronominis seiner selbst. Es läßt
sich aber alhie das Wort HErr gar füglich von
dem Heiligen Geiste verstehen, daß also hier
der heiligen Dreyeinigkeit gedacht wird; gleich-
wie c. 4, 16. der Heilige Geist auch nicht unfüg-
lich unter dem Wort, GOTT, verstanden
wird.

V. 6.

Wir gebieten euch aber, lieben Brü-
der, in dem Namen unsers HErrn JEsu
CHristi
(nach der Auctorität, weiche uns
CHristus gegeben hat 1 Cor. 5, 4. 2 Cor 5,
19. 20.) daß ihr euch entziehet von allem
Bruder, der da unordentlich wandelt,
(al-
so daß er sich zwar zu euer Gemeine hält, und
daher für einen Bruder gehalten wird, oder ge-
halten seyn will; aber dabey nicht nach der
Heyls-Ordnung, welche ein unsträfliches Leben
erfodert, einhergehet, sondern wie der Christ-
lichen Gemeine, also noch mehr denen, die draus-
sen sind, Juden und Heyden, mit seinem Wan-
del ärgerlich ist, sonderlich mit Müßiggange und
mit Fürwitze, und daher allen übrigen einen
Vorwurf, auch der Christlichen Religion selbst
einen bösen Namen machet) und nicht nach
der Satzung
(kata ten paradosin, nach der
euch übergebenen Lehr-Vorschrift von einer gu-
ten Lebens-Ordnung. Siehe c. 2, 15.) die er
von uns
(mir, Timotheo und Silvano) em-
pfangen hat
) und es wie GOttes Wort, als
es auch wahrhaftig ist, angenommen hat, und
daher so viel mehr zum Gehorsam verbunden ist.
1 Thess. 2, 13.)

Anmerckungen.

1. So rein und heilig auch die ersten Christ-
lichen Gemeinen, und unter ihnen die besten
gewesen; so hat es doch nicht an Aergernißen in
Lehr und Leben gefehlet. Welches hernach bey
mehrer Ausbreitung der Kirche immer mehr ü-
berhand genommen hat.

2. Da es heut zu tage an der Kirchen-Dis-
ciplin
fehlet, und die ärgerlich lebende an den

meisten

Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 3. v. 3-6.
[Spaltenumbruch] verkehrte Wille mit ſeinen unbaͤndigen mehr
als thieriſchen Affecten, daß der Verſtand ſo
ſehr verblendet wird, und daher ein ſo ſehr un-
gereimtes und unvernuͤnftiges Verfahren ent-
ſtehet.

2. Ein Leiden um Chriſti willen geduldig
uͤber ſich nehmen, und doch aber GOtt bitten,
daß man davon erloͤſet werde, ſtreitet nicht mit
einander; ſonderlich da die Erloͤſung nicht ſo
wol unſere Ruhe, als die Verherrlichung des
goͤttlichen Namens zum Zweck hat. Es hat
Paulus von dieſer Erloͤſung auch manche Er-
fahrung gehabt: davon er ſchreibet 2 Cor. 1, 10.
GOtt hat uns erloͤſet, er erloͤſet noch, und
wir hoffen auf ihn, er werde uns auch hin-
fort erloͤſen.

3. Da der Apoſtel dieſen Brief zu Corin-
thus geſchrieben, ſo hat man bey dieſem Text zu
conferirẽ, was ihm nach der Beſchreibung Lucaͤ
Ap. Geſ. 18. zu Corinthus widriges begegnet iſt:
als daraus man ſo viel eigentlicher erkennen kan,
was er alhie von unartigen und argen Leuten
ſaget; wiewol auch Lucas daſelbſt nur das aller-
wenigſte aufgezeichnet hat: nemlich wie die Ju-
den der Bezeugung Pauli, daß JEſus der Chriſt,
oder Meßias ſey, widerſtrebet und gelaͤſtert;
wie ſie ſich einmuͤthiglich wider Paulum empoͤ-
ret und ihn vor den Richt-Stuhl gefuͤhret. v. 5.
6. 12.

V. 3.

Aber der HErr (JEſus, welcher im N. Te-
ſtament ſonderlich mit dieſem Namen bezeichnet
wird Eph. 4, 5. 1 Cor. 8, 6.) iſt treue (1 Cor. 1, 9.
c. 10, 13. 1 Theſſ. 5, 24. 1 Pet. 5, 10. ja die Treue und
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14.) der wird euch ſtaͤrcken (gleichwie ich,
daß er euch ſtaͤrcken wolle, gewuͤnſchet habe, und
noch wuͤnſche und flehe c. 2, 17.) und bewah-
ren vor dem Argen
(vor dem Satan und vor
allem argen Weſen, das von ihm herkoͤmmt,
Matth. 6, 13. c. 13, 19. Eph. 6, 16. 1 Joh. 2, 13.
14. von welchem auch πονηροὶ die argen Men-
ſchen v. 2. ſich beherrſchen laſſen. Dahin auch
das Gebet unſers Heylandes ging Joh. 17, 15.
und dahin unſer eignes Gebet gerichtet ſeyn ſoll.
Matth. 6, 13. der wird euch bewahren; aber in
der Ordnung, daß ihr die empfangene Gnade
recht anleget, und euch durch dieſelbe auch ſelbſt
bewahret vor dem Argen, daß er euch nicht an-
taſte. 1 Joh. 5, 19.)

Anmerckung.

Nachdem der Apoſtel geſetzet hatte: ου᾽
πἀντων ἡ πίςις; ſo ſetzet er, darauf unmittelbar
πιςὸς δέ ὁ κύ ιος, getreu aber und glaubwuͤr-
dig iſt der HErr: und macht alſo zu ſeiner und
der Theſſalonicher Staͤrckung damit einen Ge-
genſatz, daß es GOTT erſetze, was ihnen bey
Menſchen abgehet.

V. 4.

Wir verſehen uns aber zu euch in dem
HErrn
(JEſu Chriſto, in deſſen Gemeinſchaft
wir ſtehen, von dem wir das Amt haben, und in
deſſen Namen wir von dem Evangelio zeugen)
[Spaltenumbruch] daß ihr (bereits bishero gethan, auch noch itzo)
thut und (noch kuͤnftig in aller Beſtaͤndigkeit
aufrichtig) thun werdet, was wir euch (in
dem Namen JEſu) gebieten. (Siehe faſt
desgleichen Gal. 5, 10. Jmgleichen 2 Cor. 7, 16.
1 Theſſ. 4, 10. c. 5, 11.

V. 5.

Der HErr aber richte eure Hertzen zu
der Liebe GOttes
(gegen GOTT, welche aus
der Liebe GOttes gegen uns entſpringet) und zu
der Gedult Chriſti
(daß ihr in der Liebe GOt-
tes um Chriſti willen ſolche Gedult ferner be-
weiſet, als ihr an dem Exempel Chriſti vor euch
habet, und darauf er uns mit ſeiner Lehre von
ſeinem Creutzreiche und mit ſeinem Leben gewie-
ſen hat.)

Anmerckung.

Verſtehet man das Wort HErr nach
dem gewoͤhnlichen Gebrauch dieſes Worts im
A. und Neuen Teſtament von Chriſto, ſo ſtehet
das Wort Chriſti zu Ende dieſes Verſes an
ſtatt des pronominis ſeiner ſelbſt. Es laͤßt
ſich aber alhie das Wort HErr gar fuͤglich von
dem Heiligen Geiſte verſtehen, daß alſo hier
der heiligen Dreyeinigkeit gedacht wird; gleich-
wie c. 4, 16. der Heilige Geiſt auch nicht unfuͤg-
lich unter dem Wort, GOTT, verſtanden
wird.

V. 6.

Wir gebieten euch aber, lieben Bruͤ-
der, in dem Namen unſers HErrn JEſu
CHriſti
(nach der Auctoritaͤt, weiche uns
CHriſtus gegeben hat 1 Cor. 5, 4. 2 Cor 5,
19. 20.) daß ihr euch entziehet von allem
Bruder, der da unordentlich wandelt,
(al-
ſo daß er ſich zwar zu euer Gemeine haͤlt, und
daher fuͤr einen Bruder gehalten wird, oder ge-
halten ſeyn will; aber dabey nicht nach der
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del aͤrgerlich iſt, ſonderlich mit Muͤßiggange und
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einen boͤſen Namen machet) und nicht nach
der Satzung
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euch uͤbergebenen Lehr-Vorſchrift von einer gu-
ten Lebens-Ordnung. Siehe c. 2, 15.) die er
von uns
(mir, Timotheo und Silvano) em-
pfangen hat
) und es wie GOttes Wort, als
es auch wahrhaftig iſt, angenommen hat, und
daher ſo viel mehr zum Gehorſam verbunden iſt.
1 Theſſ. 2, 13.)

Anmerckungen.

1. So rein und heilig auch die erſten Chriſt-
lichen Gemeinen, und unter ihnen die beſten
geweſen; ſo hat es doch nicht an Aergernißen in
Lehr und Leben gefehlet. Welches hernach bey
mehrer Ausbreitung der Kirche immer mehr uͤ-
berhand genommen hat.

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fehlet, und die aͤrgerlich lebende an den

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[66/0068] Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 3. v. 3-6. verkehrte Wille mit ſeinen unbaͤndigen mehr als thieriſchen Affecten, daß der Verſtand ſo ſehr verblendet wird, und daher ein ſo ſehr un- gereimtes und unvernuͤnftiges Verfahren ent- ſtehet. 2. Ein Leiden um Chriſti willen geduldig uͤber ſich nehmen, und doch aber GOtt bitten, daß man davon erloͤſet werde, ſtreitet nicht mit einander; ſonderlich da die Erloͤſung nicht ſo wol unſere Ruhe, als die Verherrlichung des goͤttlichen Namens zum Zweck hat. Es hat Paulus von dieſer Erloͤſung auch manche Er- fahrung gehabt: davon er ſchreibet 2 Cor. 1, 10. GOtt hat uns erloͤſet, er erloͤſet noch, und wir hoffen auf ihn, er werde uns auch hin- fort erloͤſen. 3. Da der Apoſtel dieſen Brief zu Corin- thus geſchrieben, ſo hat man bey dieſem Text zu conferirẽ, was ihm nach der Beſchreibung Lucaͤ Ap. Geſ. 18. zu Corinthus widriges begegnet iſt: als daraus man ſo viel eigentlicher erkennen kan, was er alhie von unartigen und argen Leuten ſaget; wiewol auch Lucas daſelbſt nur das aller- wenigſte aufgezeichnet hat: nemlich wie die Ju- den der Bezeugung Pauli, daß JEſus der Chriſt, oder Meßias ſey, widerſtrebet und gelaͤſtert; wie ſie ſich einmuͤthiglich wider Paulum empoͤ- ret und ihn vor den Richt-Stuhl gefuͤhret. v. 5. 6. 12. V. 3. Aber der HErr (JEſus, welcher im N. Te- ſtament ſonderlich mit dieſem Namen bezeichnet wird Eph. 4, 5. 1 Cor. 8, 6.) iſt treue (1 Cor. 1, 9. c. 10, 13. 1 Theſſ. 5, 24. 1 Pet. 5, 10. ja die Treue und Wahrheit ſelbſt Joh. 14, 6. Offenb. 1, 5. c. 3. 14.) der wird euch ſtaͤrcken (gleichwie ich, daß er euch ſtaͤrcken wolle, gewuͤnſchet habe, und noch wuͤnſche und flehe c. 2, 17.) und bewah- ren vor dem Argen (vor dem Satan und vor allem argen Weſen, das von ihm herkoͤmmt, Matth. 6, 13. c. 13, 19. Eph. 6, 16. 1 Joh. 2, 13. 14. von welchem auch πονηροὶ die argen Men- ſchen v. 2. ſich beherrſchen laſſen. Dahin auch das Gebet unſers Heylandes ging Joh. 17, 15. und dahin unſer eignes Gebet gerichtet ſeyn ſoll. Matth. 6, 13. der wird euch bewahren; aber in der Ordnung, daß ihr die empfangene Gnade recht anleget, und euch durch dieſelbe auch ſelbſt bewahret vor dem Argen, daß er euch nicht an- taſte. 1 Joh. 5, 19.) Anmerckung. Nachdem der Apoſtel geſetzet hatte: ου᾽ πἀντων ἡ πίςις; ſo ſetzet er, darauf unmittelbar πιςὸς δέ ὁ κύ ιος, getreu aber und glaubwuͤr- dig iſt der HErr: und macht alſo zu ſeiner und der Theſſalonicher Staͤrckung damit einen Ge- genſatz, daß es GOTT erſetze, was ihnen bey Menſchen abgehet. V. 4. Wir verſehen uns aber zu euch in dem HErrn (JEſu Chriſto, in deſſen Gemeinſchaft wir ſtehen, von dem wir das Amt haben, und in deſſen Namen wir von dem Evangelio zeugen) daß ihr (bereits bishero gethan, auch noch itzo) thut und (noch kuͤnftig in aller Beſtaͤndigkeit aufrichtig) thun werdet, was wir euch (in dem Namen JEſu) gebieten. (Siehe faſt desgleichen Gal. 5, 10. Jmgleichen 2 Cor. 7, 16. 1 Theſſ. 4, 10. c. 5, 11. V. 5. Der HErr aber richte eure Hertzen zu der Liebe GOttes (gegen GOTT, welche aus der Liebe GOttes gegen uns entſpringet) und zu der Gedult Chriſti (daß ihr in der Liebe GOt- tes um Chriſti willen ſolche Gedult ferner be- weiſet, als ihr an dem Exempel Chriſti vor euch habet, und darauf er uns mit ſeiner Lehre von ſeinem Creutzreiche und mit ſeinem Leben gewie- ſen hat.) Anmerckung. Verſtehet man das Wort HErr nach dem gewoͤhnlichen Gebrauch dieſes Worts im A. und Neuen Teſtament von Chriſto, ſo ſtehet das Wort Chriſti zu Ende dieſes Verſes an ſtatt des pronominis ſeiner ſelbſt. Es laͤßt ſich aber alhie das Wort HErr gar fuͤglich von dem Heiligen Geiſte verſtehen, daß alſo hier der heiligen Dreyeinigkeit gedacht wird; gleich- wie c. 4, 16. der Heilige Geiſt auch nicht unfuͤg- lich unter dem Wort, GOTT, verſtanden wird. V. 6. Wir gebieten euch aber, lieben Bruͤ- der, in dem Namen unſers HErrn JEſu CHriſti (nach der Auctoritaͤt, weiche uns CHriſtus gegeben hat 1 Cor. 5, 4. 2 Cor 5, 19. 20.) daß ihr euch entziehet von allem Bruder, der da unordentlich wandelt, (al- ſo daß er ſich zwar zu euer Gemeine haͤlt, und daher fuͤr einen Bruder gehalten wird, oder ge- halten ſeyn will; aber dabey nicht nach der Heyls-Ordnung, welche ein unſtraͤfliches Leben erfodert, einhergehet, ſondern wie der Chriſt- lichen Gemeine, alſo noch mehr denen, die drauſ- ſen ſind, Juden und Heyden, mit ſeinem Wan- del aͤrgerlich iſt, ſonderlich mit Muͤßiggange und mit Fuͤrwitze, und daher allen uͤbrigen einen Vorwurf, auch der Chriſtlichen Religion ſelbſt einen boͤſen Namen machet) und nicht nach der Satzung (κατὰ τὴν ϖαράδοσιν, nach der euch uͤbergebenen Lehr-Vorſchrift von einer gu- ten Lebens-Ordnung. Siehe c. 2, 15.) die er von uns (mir, Timotheo und Silvano) em- pfangen hat) und es wie GOttes Wort, als es auch wahrhaftig iſt, angenommen hat, und daher ſo viel mehr zum Gehorſam verbunden iſt. 1 Theſſ. 2, 13.) Anmerckungen. 1. So rein und heilig auch die erſten Chriſt- lichen Gemeinen, und unter ihnen die beſten geweſen; ſo hat es doch nicht an Aergernißen in Lehr und Leben gefehlet. Welches hernach bey mehrer Ausbreitung der Kirche immer mehr uͤ- berhand genommen hat. 2. Da es heut zu tage an der Kirchen-Diſ- ciplin fehlet, und die aͤrgerlich lebende an den meiſten

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/68>, abgerufen am 12.05.2024.