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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 10-14.
[Spaltenumbruch] her, wo sie nicht statt findet, die andere von sich
selbst hinweg fällt. Denn wer im Lichte blei-
bet, derselbe wandelt gleichsam als am Tage,
da er, wo er einen Anstoß findet, denselben
leicht erkennet, und ihm ausweichet, und also
unverletzet vorbey kömmt. Und wenn er denn
solchergestalt sich durch nichts aufhalten lässet,
es sey sauer, oder süsse, es seyn Dräuungen,
oder Verheissungen von irdischen Vortheilen,
auch diese und jene Gelegenheit zur Sünde, son-
dern seinen richtigen und geraden Weg im Lich-
te fortgehet, so giebet er auch mit keinem bösen
Exempel iemanden ein Aergerniß. Hieher ge-
höret, was unser Heyland spricht Joh. 11, 9. 10.
Wer des Tages wandelt, der stösset sich
nicht: denn er siehet das Licht dieser Welt.
Wer aber des Nachts wandelt, der stösset
sich: Denn es ist kein Licht in ihm.
Siehe
auch Joh. 12, 35. Phil. 1, 10. und 2 Pet. 1, 10.

V. 11.

Wer aber seinen Bruder hasset, der
ist im Finsterniß, und wandelt im Finster-
niß, und weiß nicht, wo er hingehet: Denn
die Finsternisse haben seine Augen verblen-
det.

Anmerckungen.

1. Der Haß des Bruders ist alhier zu-
verstehen mit einem Haß gegen GOtt und mit
einer unordentlichen Liebe gegen uns selbst: fin-
temal diese Stücke allemal bey einander sind, ob
gleich des einen nur gedacht wird.

2. Gleichwie das Seyn im Lichte mit
dem Wandel im Lichte nothwendig verknüpf-
fet ist: also ist auch das Wandeln in der Fin-
sterniß mit dem darinnen Seyn eben so genau
verbunden.

3. Der in Finsterniß wandelnde weiß
nicht, wo er hingehet. Denn da er sich bey dem
Mißbrauch des Evangelii auf die Gemeinschaft
mit GOtt beziehet, so bildet er sich ein, zumal
bey einer bürgerlichen Ehrbarkeit, daß er in
GOttes Wegen wandele, oder auf dem schma-
len Wege sey, und zum Himmel gehe: und er-
kennet nicht, daß er sich auf dem breiten, der
zur Verdammniß führet, befinde. Und sol-
chergestalt weiß er weder wo, noch wohin er
gehet.

4. Die Finsterniß bedeutet alhier den
Stand der herrschenden Sünde nach Verstand
und Willen: als darinnen mancher blieb, auch
dahin mancher wieder verfiel, bey der Oecono-
mi
e des Lichts, von welcher es v. 8. heißt: Das
wahre Licht scheinet ietzt.

5. Wir sehen alhier abermal, daß es un-
möglich sey, daß ein unbekehrter Mensch wahr-
haftig erleuchtet seyn könne: sintemal da er die
Sünde bey sich herrschen lässet, und solcherge-
stalt in Finsterniß ist und wandelt, diese seine Au-
gen verblendet hat; und zwar so gar, daß er seine
eigene Wege nicht einmal recht erkennet, und
daher so vielweniger die Wege und den Rath
GOttes recht erkennen kan. Wer will aber
einen Erleuchteten mit verblendeten Augen sta-
[Spaltenumbruch] tuir
en? gewiß keiner, als ein Unerleuchteter und
Unheiliger.

V. 12. 13. 14.

Lieben Kindlein (die ihr von den Vä-
tern, ja auch von den Jünglingen, alhier unter-
schieden seyd,) ich schreibe euch, daß euch die
Sünden
(der Schuld und Strafe nach) ver-
geben werden,
(Gr. vergeben sind, also daß sol-
che Wohlthat der Vergebung der Sünden be-
ständig fortgesetzet wird) durch seinen (Christi,
des Fürsprechers) Namen (Gr. um seines
Namens willen, das ist in Ansehung dessen, daß
er die Versöhnung für die Sünde ist v. 1. 2.) Jch
schreibe euch Vätern
(die ihr im Christen-
thum zu einem rechten geistlichen Alter gekom-
men seyd:) denn ihr kennet den, der von An-
fang ist
(den Sohn GOttes. c. 1, 1. Den ken-
net ihr also, daß ihr bey solcher Erkenntniß in
seiner Gemeinschaft stehet, und darinn zur rei-
fen und vielen Erfahrung gekommen seyd.) Jch
schreibe euch Jünglingen
(die ihr im Chri-
stenthum zwar mit den Vätern noch nicht zu ei-
ner so grossen Erfahrung, aber doch schon zu ei-
ner männlichen Stärcke gelanget seyd) und ha-
bet
(zum Erweise derselben) den Bösewicht,
(von dem Cain war c. 3, 12. und in dem die gan-
tze Welt lieget c. 5, 18. 19.) überwunden (durch
den Glauben, daß er euch nicht antasten kan.
c. 5, 4. 18. 19.) Jch schreibe euch Kindern,
denn ihr kennet den Vater,
(ob gleich noch
ohne Erfahrung der Väter, doch also daß ihr
ihn nach dem Geiste der Kindschaft nennen kön-
net: Abba! lieber Vater Röm. 8, 15. Gal.
4, 6.) Jch habe euch Vätern geschrieben,
daß ihr den kennet, der von Anfang ist,

(und daher, was ich von Vermeidung der Welt-
Liebe sagen werde, so viel mehr in acht zu nehmen
habet.) Jch habe euch Jünglingen ge-
schrieben, daß ihr starck seyd,
(am innern
und neuen Menschen) und das Wort GOt-
tes
(woher ihr eure Stärcke mit dem Zunahmen
habet, 1 Pet. 2, 2. 3.) bey euch bleibet, und den
Bösewicht überwunden habet,
(noch itzo
überwindet, und beständig überwinden werdet.)

Anmerckungen.

1. Diese wiederhohlte Anrede mit der da-
bey benenneten Zuschrift an alle Alter der Chri-
sten ist gleichsam an statt des Titels, oder der
Aufschrift, welche sonst die übrigen Briefe größ-
ten Theils haben.

2. Die in diesen Worten geschehene Wie-
derhohlung
einiger Worte zeiget den Nach-
druck an, und zwar auf Seiten Johannis seinen
dringenden Affect; und auf Seiten der Gläu-
bigen den Ernst, mit welchem diese Ermahnun-
gen solten angenommen werden; und zwar son-
derlich die nachfolgenden von der zu verleugnen-
den Liebe der Welt.

3. Das unterschiedliche Alter verstehet der
Apostel eigentlich vom Christenthum. Denn
nachdem einer dazu gekommen, und darinn
fortgegangen war, nach dem war er darinnen
noch ein Kind, oder ein Jüngling, oder ein

Alter,

Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 10-14.
[Spaltenumbruch] her, wo ſie nicht ſtatt findet, die andere von ſich
ſelbſt hinweg faͤllt. Denn wer im Lichte blei-
bet, derſelbe wandelt gleichſam als am Tage,
da er, wo er einen Anſtoß findet, denſelben
leicht erkennet, und ihm ausweichet, und alſo
unverletzet vorbey koͤmmt. Und wenn er denn
ſolchergeſtalt ſich durch nichts aufhalten laͤſſet,
es ſey ſauer, oder ſuͤſſe, es ſeyn Draͤuungen,
oder Verheiſſungen von irdiſchen Vortheilen,
auch dieſe und jene Gelegenheit zur Suͤnde, ſon-
dern ſeinen richtigen und geraden Weg im Lich-
te fortgehet, ſo giebet er auch mit keinem boͤſen
Exempel iemanden ein Aergerniß. Hieher ge-
hoͤret, was unſer Heyland ſpricht Joh. 11, 9. 10.
Wer des Tages wandelt, der ſtoͤſſet ſich
nicht: denn er ſiehet das Licht dieſer Welt.
Wer aber des Nachts wandelt, der ſtoͤſſet
ſich: Denn es iſt kein Licht in ihm.
Siehe
auch Joh. 12, 35. Phil. 1, 10. und 2 Pet. 1, 10.

V. 11.

Wer aber ſeinen Bruder haſſet, der
iſt im Finſterniß, und wandelt im Finſter-
niß, und weiß nicht, wo er hingehet: Denn
die Finſterniſſe haben ſeine Augen verblen-
det.

Anmerckungen.

1. Der Haß des Bruders iſt alhier zu-
verſtehen mit einem Haß gegen GOtt und mit
einer unordentlichen Liebe gegen uns ſelbſt: fin-
temal dieſe Stuͤcke allemal bey einander ſind, ob
gleich des einen nur gedacht wird.

2. Gleichwie das Seyn im Lichte mit
dem Wandel im Lichte nothwendig verknuͤpf-
fet iſt: alſo iſt auch das Wandeln in der Fin-
ſterniß mit dem darinnen Seyn eben ſo genau
verbunden.

3. Der in Finſterniß wandelnde weiß
nicht, wo er hingehet. Denn da er ſich bey dem
Mißbrauch des Evangelii auf die Gemeinſchaft
mit GOtt beziehet, ſo bildet er ſich ein, zumal
bey einer buͤrgerlichen Ehrbarkeit, daß er in
GOttes Wegen wandele, oder auf dem ſchma-
len Wege ſey, und zum Himmel gehe: und er-
kennet nicht, daß er ſich auf dem breiten, der
zur Verdammniß fuͤhret, befinde. Und ſol-
chergeſtalt weiß er weder wo, noch wohin er
gehet.

4. Die Finſterniß bedeutet alhier den
Stand der herrſchenden Suͤnde nach Verſtand
und Willen: als darinnen mancher blieb, auch
dahin mancher wieder verfiel, bey der Oecono-
mi
e des Lichts, von welcher es v. 8. heißt: Das
wahre Licht ſcheinet ietzt.

5. Wir ſehen alhier abermal, daß es un-
moͤglich ſey, daß ein unbekehrter Menſch wahr-
haftig erleuchtet ſeyn koͤnne: ſintemal da er die
Suͤnde bey ſich herrſchen laͤſſet, und ſolcherge-
ſtalt in Finſterniß iſt und wandelt, dieſe ſeine Au-
gen verblendet hat; und zwar ſo gar, daß er ſeine
eigene Wege nicht einmal recht erkennet, und
daher ſo vielweniger die Wege und den Rath
GOttes recht erkennen kan. Wer will aber
einen Erleuchteten mit verblendeten Augen ſta-
[Spaltenumbruch] tuir
en? gewiß keiner, als ein Unerleuchteter und
Unheiliger.

V. 12. 13. 14.

Lieben Kindlein (die ihr von den Vaͤ-
tern, ja auch von den Juͤnglingen, alhier unter-
ſchieden ſeyd,) ich ſchreibe euch, daß euch die
Suͤnden
(der Schuld und Strafe nach) ver-
geben werden,
(Gr. vergeben ſind, alſo daß ſol-
che Wohlthat der Vergebung der Suͤnden be-
ſtaͤndig fortgeſetzet wird) durch ſeinen (Chriſti,
des Fuͤrſprechers) Namen (Gr. um ſeines
Namens willen, das iſt in Anſehung deſſen, daß
er die Verſoͤhnung fuͤr die Suͤnde iſt v. 1. 2.) Jch
ſchreibe euch Vaͤtern
(die ihr im Chriſten-
thum zu einem rechten geiſtlichen Alter gekom-
men ſeyd:) denn ihr kennet den, der von An-
fang iſt
(den Sohn GOttes. c. 1, 1. Den ken-
net ihr alſo, daß ihr bey ſolcher Erkenntniß in
ſeiner Gemeinſchaft ſtehet, und darinn zur rei-
fen und vielen Erfahrung gekommen ſeyd.) Jch
ſchreibe euch Juͤnglingen
(die ihr im Chri-
ſtenthum zwar mit den Vaͤtern noch nicht zu ei-
ner ſo groſſen Erfahrung, aber doch ſchon zu ei-
ner maͤnnlichen Staͤrcke gelanget ſeyd) und ha-
bet
(zum Erweiſe derſelben) den Boͤſewicht,
(von dem Cain war c. 3, 12. und in dem die gan-
tze Welt lieget c. 5, 18. 19.) uͤberwunden (durch
den Glauben, daß er euch nicht antaſten kan.
c. 5, 4. 18. 19.) Jch ſchreibe euch Kindern,
denn ihr kennet den Vater,
(ob gleich noch
ohne Erfahrung der Vaͤter, doch alſo daß ihr
ihn nach dem Geiſte der Kindſchaft nennen koͤn-
net: Abba! lieber Vater Roͤm. 8, 15. Gal.
4, 6.) Jch habe euch Vaͤtern geſchrieben,
daß ihr den kennet, der von Anfang iſt,

(und daher, was ich von Vermeidung der Welt-
Liebe ſagen werde, ſo viel mehr in acht zu nehmen
habet.) Jch habe euch Juͤnglingen ge-
ſchrieben, daß ihr ſtarck ſeyd,
(am innern
und neuen Menſchen) und das Wort GOt-
tes
(woher ihr eure Staͤrcke mit dem Zunahmen
habet, 1 Pet. 2, 2. 3.) bey euch bleibet, und den
Boͤſewicht uͤberwunden habet,
(noch itzo
uͤberwindet, und beſtaͤndig uͤberwinden werdet.)

Anmerckungen.

1. Dieſe wiederhohlte Anrede mit der da-
bey benenneten Zuſchrift an alle Alter der Chri-
ſten iſt gleichſam an ſtatt des Titels, oder der
Aufſchrift, welche ſonſt die uͤbrigen Briefe groͤß-
ten Theils haben.

2. Die in dieſen Worten geſchehene Wie-
derhohlung
einiger Worte zeiget den Nach-
druck an, und zwar auf Seiten Johannis ſeinen
dringenden Affect; und auf Seiten der Glaͤu-
bigen den Ernſt, mit welchem dieſe Ermahnun-
gen ſolten angenommen werden; und zwar ſon-
derlich die nachfolgenden von der zu verleugnen-
den Liebe der Welt.

3. Das unterſchiedliche Alter verſtehet der
Apoſtel eigentlich vom Chriſtenthum. Denn
nachdem einer dazu gekommen, und darinn
fortgegangen war, nach dem war er darinnen
noch ein Kind, oder ein Juͤngling, oder ein

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[664/0666] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 10-14. her, wo ſie nicht ſtatt findet, die andere von ſich ſelbſt hinweg faͤllt. Denn wer im Lichte blei- bet, derſelbe wandelt gleichſam als am Tage, da er, wo er einen Anſtoß findet, denſelben leicht erkennet, und ihm ausweichet, und alſo unverletzet vorbey koͤmmt. Und wenn er denn ſolchergeſtalt ſich durch nichts aufhalten laͤſſet, es ſey ſauer, oder ſuͤſſe, es ſeyn Draͤuungen, oder Verheiſſungen von irdiſchen Vortheilen, auch dieſe und jene Gelegenheit zur Suͤnde, ſon- dern ſeinen richtigen und geraden Weg im Lich- te fortgehet, ſo giebet er auch mit keinem boͤſen Exempel iemanden ein Aergerniß. Hieher ge- hoͤret, was unſer Heyland ſpricht Joh. 11, 9. 10. Wer des Tages wandelt, der ſtoͤſſet ſich nicht: denn er ſiehet das Licht dieſer Welt. Wer aber des Nachts wandelt, der ſtoͤſſet ſich: Denn es iſt kein Licht in ihm. Siehe auch Joh. 12, 35. Phil. 1, 10. und 2 Pet. 1, 10. V. 11. Wer aber ſeinen Bruder haſſet, der iſt im Finſterniß, und wandelt im Finſter- niß, und weiß nicht, wo er hingehet: Denn die Finſterniſſe haben ſeine Augen verblen- det. Anmerckungen. 1. Der Haß des Bruders iſt alhier zu- verſtehen mit einem Haß gegen GOtt und mit einer unordentlichen Liebe gegen uns ſelbſt: fin- temal dieſe Stuͤcke allemal bey einander ſind, ob gleich des einen nur gedacht wird. 2. Gleichwie das Seyn im Lichte mit dem Wandel im Lichte nothwendig verknuͤpf- fet iſt: alſo iſt auch das Wandeln in der Fin- ſterniß mit dem darinnen Seyn eben ſo genau verbunden. 3. Der in Finſterniß wandelnde weiß nicht, wo er hingehet. Denn da er ſich bey dem Mißbrauch des Evangelii auf die Gemeinſchaft mit GOtt beziehet, ſo bildet er ſich ein, zumal bey einer buͤrgerlichen Ehrbarkeit, daß er in GOttes Wegen wandele, oder auf dem ſchma- len Wege ſey, und zum Himmel gehe: und er- kennet nicht, daß er ſich auf dem breiten, der zur Verdammniß fuͤhret, befinde. Und ſol- chergeſtalt weiß er weder wo, noch wohin er gehet. 4. Die Finſterniß bedeutet alhier den Stand der herrſchenden Suͤnde nach Verſtand und Willen: als darinnen mancher blieb, auch dahin mancher wieder verfiel, bey der Oecono- mie des Lichts, von welcher es v. 8. heißt: Das wahre Licht ſcheinet ietzt. 5. Wir ſehen alhier abermal, daß es un- moͤglich ſey, daß ein unbekehrter Menſch wahr- haftig erleuchtet ſeyn koͤnne: ſintemal da er die Suͤnde bey ſich herrſchen laͤſſet, und ſolcherge- ſtalt in Finſterniß iſt und wandelt, dieſe ſeine Au- gen verblendet hat; und zwar ſo gar, daß er ſeine eigene Wege nicht einmal recht erkennet, und daher ſo vielweniger die Wege und den Rath GOttes recht erkennen kan. Wer will aber einen Erleuchteten mit verblendeten Augen ſta- tuiren? gewiß keiner, als ein Unerleuchteter und Unheiliger. V. 12. 13. 14. Lieben Kindlein (die ihr von den Vaͤ- tern, ja auch von den Juͤnglingen, alhier unter- ſchieden ſeyd,) ich ſchreibe euch, daß euch die Suͤnden (der Schuld und Strafe nach) ver- geben werden, (Gr. vergeben ſind, alſo daß ſol- che Wohlthat der Vergebung der Suͤnden be- ſtaͤndig fortgeſetzet wird) durch ſeinen (Chriſti, des Fuͤrſprechers) Namen (Gr. um ſeines Namens willen, das iſt in Anſehung deſſen, daß er die Verſoͤhnung fuͤr die Suͤnde iſt v. 1. 2.) Jch ſchreibe euch Vaͤtern (die ihr im Chriſten- thum zu einem rechten geiſtlichen Alter gekom- men ſeyd:) denn ihr kennet den, der von An- fang iſt (den Sohn GOttes. c. 1, 1. Den ken- net ihr alſo, daß ihr bey ſolcher Erkenntniß in ſeiner Gemeinſchaft ſtehet, und darinn zur rei- fen und vielen Erfahrung gekommen ſeyd.) Jch ſchreibe euch Juͤnglingen (die ihr im Chri- ſtenthum zwar mit den Vaͤtern noch nicht zu ei- ner ſo groſſen Erfahrung, aber doch ſchon zu ei- ner maͤnnlichen Staͤrcke gelanget ſeyd) und ha- bet (zum Erweiſe derſelben) den Boͤſewicht, (von dem Cain war c. 3, 12. und in dem die gan- tze Welt lieget c. 5, 18. 19.) uͤberwunden (durch den Glauben, daß er euch nicht antaſten kan. c. 5, 4. 18. 19.) Jch ſchreibe euch Kindern, denn ihr kennet den Vater, (ob gleich noch ohne Erfahrung der Vaͤter, doch alſo daß ihr ihn nach dem Geiſte der Kindſchaft nennen koͤn- net: Abba! lieber Vater Roͤm. 8, 15. Gal. 4, 6.) Jch habe euch Vaͤtern geſchrieben, daß ihr den kennet, der von Anfang iſt, (und daher, was ich von Vermeidung der Welt- Liebe ſagen werde, ſo viel mehr in acht zu nehmen habet.) Jch habe euch Juͤnglingen ge- ſchrieben, daß ihr ſtarck ſeyd, (am innern und neuen Menſchen) und das Wort GOt- tes (woher ihr eure Staͤrcke mit dem Zunahmen habet, 1 Pet. 2, 2. 3.) bey euch bleibet, und den Boͤſewicht uͤberwunden habet, (noch itzo uͤberwindet, und beſtaͤndig uͤberwinden werdet.) Anmerckungen. 1. Dieſe wiederhohlte Anrede mit der da- bey benenneten Zuſchrift an alle Alter der Chri- ſten iſt gleichſam an ſtatt des Titels, oder der Aufſchrift, welche ſonſt die uͤbrigen Briefe groͤß- ten Theils haben. 2. Die in dieſen Worten geſchehene Wie- derhohlung einiger Worte zeiget den Nach- druck an, und zwar auf Seiten Johannis ſeinen dringenden Affect; und auf Seiten der Glaͤu- bigen den Ernſt, mit welchem dieſe Ermahnun- gen ſolten angenommen werden; und zwar ſon- derlich die nachfolgenden von der zu verleugnen- den Liebe der Welt. 3. Das unterſchiedliche Alter verſtehet der Apoſtel eigentlich vom Chriſtenthum. Denn nachdem einer dazu gekommen, und darinn fortgegangen war, nach dem war er darinnen noch ein Kind, oder ein Juͤngling, oder ein Alter,

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/666>, abgerufen am 23.11.2024.