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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 3. v. 2-4. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] stel rühren nebst ihrem mündlichen Vortrage
von einem Geiste her, handeln von einerley
Wahrheit, führen zu einerley Zweck, und sind
deßwegen in gleichem Werthe zu halten.

2. Gleichwie GOTT zu seinen Propheten
und Aposteln keine andere als heilige Menschen
(siehe auch c. 1, 21.) gebrauchet hat, (sintemal, wie
wir bey c. 2, 15. 16. vernommen haben, Bile-
ams Exempel gantz ausserordentlich gewesen, er
auch nach seiner Verkehrung kein Prophete
GOttes gewesen ist,) so haben die Lehrer zu allen
Zeiten dahin zu sehen, daß, wenn sie tüchtige und
würdige Werckzeuge GOttes seyn wollen, sie
sich mögen in der Heyls-Ordnung und wahren
Heiligung finden lassen.

3. Das Wort der Propheten (c. 1, 19.)
und das Gebot der Apostel (c. 2, 21.) ging auf
den gantzen Rath GOttes von unserer Seligkeit,
und dabey, nach hiesigem Context, insonderheit
auf die Verwahrung vor falschen Propheten
und ihrer verführischen Lehre, wie auch auf den
Unterricht von der letztern Ausführung aller
göttlichen Wercke bey der Zukunft Christi zum
Gerichte.

4. An dieses Wort und Gebot solten sie
dergestalt gedencken, oder in ihrem Hertzen
darauf achten, c. 1, 19. daß sie es als eine lebendi-
ge Vorschrift beständig vor Augen hätten, bey
dem Andencken im Gedächtniß es fleißig forsche-
ten, und sich gehorsamlich darnach richteten.

5. Die letztern Griechischen Worte sind
also zu ordnen: [fremdsprachliches Material] tes entoles emon, ton aposto-
lon tou soteros [fremdsprachliches Material] kuriou.

V. 3. 4.

Und wisset das auf erste (zuvorderst:
siehe c. 1, 20. Luc. 15, 22. c. 19, 47. Röm. 3, 2.
u. s. w.) daß in den letztern Tagen (über-
haupt zu den Zeiten des Meßiä, und sonderlich
in derselben letztern Periodo, welchen diese ge-
genwärtige arge Welt darinnen haben wird;)
siehe auch 1 Tim. 4, 1. 2 Tim. 3, 1. 18. 2 Pet. 2, 1.
Judä v. 18.) kommen werden Spötter, die
nach ihren eignen Lüsten wandeln, und
sagen: Wo ist die Verheissung seiner
(des
Meßiä v. 2.) Zukunft? (der Erfüllung nach?
bleibet sie nicht aussen?) Denn nachdem die
Väter
(die Vorfahren nach einander) ent-
schlafen sind, bleibet es alles, wie es von
Anfang der Creatur gewesen ist,
(da doch
durch seine, des Meßiä, Zukunft, alles in ei-
nen andern Stand gesetzet werden soll.)

Anmerckungen.

1. Das wissen ist alhier ein solches, nach
welchem man vor dem, was man weiß, einen
Abscheu hat, und sich nicht daran ärgert, viel
weniger in dasselbe mit einwilliget. Denn wenn
man das böse nicht also weiß, so weiß man es gar
nicht, oder doch nicht recht.

2. Diese Spötter sind von den vorher
beschriebenen falschen Lehrern unterschieden.
Denn obgleich diese es auch wol nicht werden an
Verspottung der ihren Jrrthümern entgegen ste-
henden Wahrheiten haben fehlen lassen; so sind
[Spaltenumbruch] sie doch dahin noch nicht verfallen, daß sie die
Zukunft Christi und das jüngste Gericht in Zwei-
fel gezogen hätten; welches von diesen Leuten ge-
saget wird. Es verstehet der Apostel demnach
alhier solche Religions-Spötter, welche den
Grund göttlicher Offenbarung, der geoffenbare-
ten Wahrheiten überhaupt verleugnet, oder da-
von spöttisch geredet und geurtheilet haben.

3. Was richten böse und herrschende Lüste
nicht an? sie machen falsche Lehrer und böse Chri-
sten nach c. 2. und endlich gar die ärgsten Spöt-
ter, ja gar Atheisten. Denn da die geoffenba-
rete Religion den Lüstlingen den Untergang an-
dräuet, sie aber gern ungebunden seyn wollen,
so ist es ihnen ein leichtes, daß sie auf die Verleug-
nung derselben fallen.

4. Da die viehische Lüste einen Men-
schen, der sie zum principio und Antriebe aller
seiner Urtheile und Handlungen machet, (welches
alhier heißt nach seinen Lüsten wandeln) dahin
bringen können, daß er gleichsam zum Unmen-
schen wird, so ist es kein Wunder, daß sie ihn auch
zum Spötter der christlichen Religion machen.

5. Die sündlichen Lüste sind leider des Men-
schen Eigenthum oder ein angebornes Erb-
Stück: darum sie eigene Lüste genennet werden:
gleichwie der Satan sie selbst durch den Abfall in
sich erwecket hat. Darum es von ihm Joh. 8, 44.
heißt: Wenn er die Lügen redet, so redet
er von seinem eigenen: Denn er ist ein
Lügner und ein Vater derselben.
Mancher
Mensch ist auch so verkehret, daß er ausser seinen
eignen Lüsten den Lüsten anderer Menschen
sich dienstbar machet.

6. Da der vorlängst entschlafenen Väter
gedacht wird, so wird damit, nach v. 3 auf die
vor der Zukunft Christi vorhergehende letztere
Zeiten gesehen, und damit angezeiget daß solche
Leute den Verzug desselben mißbrauchen werden.
Der ihnen doch aber noch frühe genug über den
Hals kommen wird.

7. Es ist zu verwundern, wohin die mensch-
liche Natur durch die Wut der Lüste verfallen kan:
nemlich noch weiter, als die Teufel selbst: als
welche gleichwol GOTT und sein Gericht nicht
verleugnen, sondern davor erzittern Matth. 8, 29.
Jac. 2, 19.

8. Wo diese Spötter eine Schöpfung
dieser Welt zugegeben, und doch das allgemeine
Gericht geleugnet haben, so haben sie auch darin-
nen recht unvernünftig gehandelt; sintemal aus
dem Wercke der Schöpfung in Ansehung des
menschlichen Geschlechts auch nach dem Lichte der
Natur ein vernünftiger Schluß auf die göttliche
Providentz, und von dieser auf das allgemeine
Welt-Gerichte gemachet werden kan.

9. Da wir in den von Petro bezeichneten
letztern Zeiten leben, und der Schrift- und Reli-
gions-Spötter nicht wenige sind, so hat man sich
soviel weniger daran zu ärgern, so viel deutlicher
es vorher verkündiget worden. Man thut aber
auch wohl, wenn man sich gegen Spott-Reden
und spitzige, aber dabey nichts würdige Einwürse
mit Gebet und zugleich mit der Wahrheit, waf-
net, um ihnen das Maul stopfen zu können. Da-

von
L l l l

Cap. 3. v. 2-4. des andern Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] ſtel ruͤhren nebſt ihrem muͤndlichen Vortrage
von einem Geiſte her, handeln von einerley
Wahrheit, fuͤhren zu einerley Zweck, und ſind
deßwegen in gleichem Werthe zu halten.

2. Gleichwie GOTT zu ſeinen Propheten
und Apoſteln keine andere als heilige Menſchen
(ſiehe auch c. 1, 21.) gebrauchet hat, (ſintemal, wie
wir bey c. 2, 15. 16. vernommen haben, Bile-
ams Exempel gantz auſſerordentlich geweſen, er
auch nach ſeiner Verkehrung kein Prophete
GOttes geweſen iſt,) ſo haben die Lehrer zu allen
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wuͤrdige Werckzeuge GOttes ſeyn wollen, ſie
ſich moͤgen in der Heyls-Ordnung und wahren
Heiligung finden laſſen.

3. Das Wort der Propheten (c. 1, 19.)
und das Gebot der Apoſtel (c. 2, 21.) ging auf
den gantzen Rath GOttes von unſerer Seligkeit,
und dabey, nach hieſigem Context, inſonderheit
auf die Verwahrung vor falſchen Propheten
und ihrer verfuͤhriſchen Lehre, wie auch auf den
Unterricht von der letztern Ausfuͤhrung aller
goͤttlichen Wercke bey der Zukunft Chriſti zum
Gerichte.

4. An dieſes Wort und Gebot ſolten ſie
dergeſtalt gedencken, oder in ihrem Hertzen
darauf achten, c. 1, 19. daß ſie es als eine lebendi-
ge Vorſchrift beſtaͤndig vor Augen haͤtten, bey
dem Andencken im Gedaͤchtniß es fleißig forſche-
ten, und ſich gehorſamlich darnach richteten.

5. Die letztern Griechiſchen Worte ſind
alſo zu ordnen: [fremdsprachliches Material] τῆς ἐντολῆς ἡμῶν, τῶν ἀποϛό-
λων τοῦ σωτἤρος [fremdsprachliches Material] κυρίου.

V. 3. 4.

Und wiſſet das auf erſte (zuvorderſt:
ſiehe c. 1, 20. Luc. 15, 22. c. 19, 47. Roͤm. 3, 2.
u. ſ. w.) daß in den letztern Tagen (uͤber-
haupt zu den Zeiten des Meßiaͤ, und ſonderlich
in derſelben letztern Periodo, welchen dieſe ge-
genwaͤrtige arge Welt darinnen haben wird;)
ſiehe auch 1 Tim. 4, 1. 2 Tim. 3, 1. 18. 2 Pet. 2, 1.
Judaͤ v. 18.) kommen werden Spoͤtter, die
nach ihren eignen Luͤſten wandeln, und
ſagen: Wo iſt die Verheiſſung ſeiner
(des
Meßiaͤ v. 2.) Zukunft? (der Erfuͤllung nach?
bleibet ſie nicht auſſen?) Denn nachdem die
Vaͤter
(die Vorfahren nach einander) ent-
ſchlafen ſind, bleibet es alles, wie es von
Anfang der Creatur geweſen iſt,
(da doch
durch ſeine, des Meßiaͤ, Zukunft, alles in ei-
nen andern Stand geſetzet werden ſoll.)

Anmerckungen.

1. Das wiſſen iſt alhier ein ſolches, nach
welchem man vor dem, was man weiß, einen
Abſcheu hat, und ſich nicht daran aͤrgert, viel
weniger in daſſelbe mit einwilliget. Denn wenn
man das boͤſe nicht alſo weiß, ſo weiß man es gar
nicht, oder doch nicht recht.

2. Dieſe Spoͤtter ſind von den vorher
beſchriebenen falſchen Lehrern unterſchieden.
Denn obgleich dieſe es auch wol nicht werden an
Verſpottung der ihren Jrrthuͤmern entgegen ſte-
henden Wahrheiten haben fehlen laſſen; ſo ſind
[Spaltenumbruch] ſie doch dahin noch nicht verfallen, daß ſie die
Zukunft Chriſti und das juͤngſte Gericht in Zwei-
fel gezogen haͤtten; welches von dieſen Leuten ge-
ſaget wird. Es verſtehet der Apoſtel demnach
alhier ſolche Religions-Spoͤtter, welche den
Grund goͤttlicher Offenbarung, der geoffenbare-
ten Wahrheiten uͤberhaupt verleugnet, oder da-
von ſpoͤttiſch geredet und geurtheilet haben.

3. Was richten boͤſe und herrſchende Luͤſte
nicht an? ſie machen falſche Lehrer und boͤſe Chri-
ſten nach c. 2. und endlich gar die aͤrgſten Spoͤt-
ter, ja gar Atheiſten. Denn da die geoffenba-
rete Religion den Luͤſtlingen den Untergang an-
draͤuet, ſie aber gern ungebunden ſeyn wollen,
ſo iſt es ihnen ein leichtes, daß ſie auf die Verleug-
nung derſelben fallen.

4. Da die viehiſche Luͤſte einen Men-
ſchen, der ſie zum principio und Antriebe aller
ſeiner Urtheile und Handlungen machet, (welches
alhier heißt nach ſeinen Luͤſten wandeln) dahin
bringen koͤnnen, daß er gleichſam zum Unmen-
ſchen wird, ſo iſt es kein Wunder, daß ſie ihn auch
zum Spoͤtter der chriſtlichen Religion machen.

5. Die ſuͤndlichen Luͤſte ſind leider des Men-
ſchen Eigenthum oder ein angebornes Erb-
Stuͤck: darum ſie eigene Luͤſte genennet werden:
gleichwie der Satan ſie ſelbſt durch den Abfall in
ſich erwecket hat. Darum es von ihm Joh. 8, 44.
heißt: Wenn er die Luͤgen redet, ſo redet
er von ſeinem eigenen: Denn er iſt ein
Luͤgner und ein Vater derſelben.
Mancher
Menſch iſt auch ſo verkehret, daß er auſſer ſeinen
eignen Luͤſten den Luͤſten anderer Menſchen
ſich dienſtbar machet.

6. Da der vorlaͤngſt entſchlafenen Vaͤter
gedacht wird, ſo wird damit, nach v. 3 auf die
vor der Zukunft Chriſti vorhergehende letztere
Zeiten geſehen, und damit angezeiget daß ſolche
Leute den Verzug deſſelben mißbrauchen werden.
Der ihnen doch aber noch fruͤhe genug uͤber den
Hals kommen wird.

7. Es iſt zu verwundern, wohin die menſch-
liche Natur durch die Wut der Luͤſte verfallen kan:
nemlich noch weiter, als die Teufel ſelbſt: als
welche gleichwol GOTT und ſein Gericht nicht
verleugnen, ſondern davor erzittern Matth. 8, 29.
Jac. 2, 19.

8. Wo dieſe Spoͤtter eine Schoͤpfung
dieſer Welt zugegeben, und doch das allgemeine
Gericht geleugnet haben, ſo haben ſie auch darin-
nen recht unvernuͤnftig gehandelt; ſintemal aus
dem Wercke der Schoͤpfung in Anſehung des
menſchlichen Geſchlechts auch nach dem Lichte der
Natur ein vernuͤnftiger Schluß auf die goͤttliche
Providentz, und von dieſer auf das allgemeine
Welt-Gerichte gemachet werden kan.

9. Da wir in den von Petro bezeichneten
letztern Zeiten leben, und der Schrift- und Reli-
gions-Spoͤtter nicht wenige ſind, ſo hat man ſich
ſoviel weniger daran zu aͤrgern, ſo viel deutlicher
es vorher verkuͤndiget worden. Man thut aber
auch wohl, wenn man ſich gegen Spott-Reden
und ſpitzige, aber dabey nichts wuͤrdige Einwuͤrſe
mit Gebet und zugleich mit der Wahrheit, waf-
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von
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[633/0635] Cap. 3. v. 2-4. des andern Briefes Petri. ſtel ruͤhren nebſt ihrem muͤndlichen Vortrage von einem Geiſte her, handeln von einerley Wahrheit, fuͤhren zu einerley Zweck, und ſind deßwegen in gleichem Werthe zu halten. 2. Gleichwie GOTT zu ſeinen Propheten und Apoſteln keine andere als heilige Menſchen (ſiehe auch c. 1, 21.) gebrauchet hat, (ſintemal, wie wir bey c. 2, 15. 16. vernommen haben, Bile- ams Exempel gantz auſſerordentlich geweſen, er auch nach ſeiner Verkehrung kein Prophete GOttes geweſen iſt,) ſo haben die Lehrer zu allen Zeiten dahin zu ſehen, daß, wenn ſie tuͤchtige und wuͤrdige Werckzeuge GOttes ſeyn wollen, ſie ſich moͤgen in der Heyls-Ordnung und wahren Heiligung finden laſſen. 3. Das Wort der Propheten (c. 1, 19.) und das Gebot der Apoſtel (c. 2, 21.) ging auf den gantzen Rath GOttes von unſerer Seligkeit, und dabey, nach hieſigem Context, inſonderheit auf die Verwahrung vor falſchen Propheten und ihrer verfuͤhriſchen Lehre, wie auch auf den Unterricht von der letztern Ausfuͤhrung aller goͤttlichen Wercke bey der Zukunft Chriſti zum Gerichte. 4. An dieſes Wort und Gebot ſolten ſie dergeſtalt gedencken, oder in ihrem Hertzen darauf achten, c. 1, 19. daß ſie es als eine lebendi- ge Vorſchrift beſtaͤndig vor Augen haͤtten, bey dem Andencken im Gedaͤchtniß es fleißig forſche- ten, und ſich gehorſamlich darnach richteten. 5. Die letztern Griechiſchen Worte ſind alſo zu ordnen: _ τῆς ἐντολῆς ἡμῶν, τῶν ἀποϛό- λων τοῦ σωτἤρος _ κυρίου. V. 3. 4. Und wiſſet das auf erſte (zuvorderſt: ſiehe c. 1, 20. Luc. 15, 22. c. 19, 47. Roͤm. 3, 2. u. ſ. w.) daß in den letztern Tagen (uͤber- haupt zu den Zeiten des Meßiaͤ, und ſonderlich in derſelben letztern Periodo, welchen dieſe ge- genwaͤrtige arge Welt darinnen haben wird;) ſiehe auch 1 Tim. 4, 1. 2 Tim. 3, 1. 18. 2 Pet. 2, 1. Judaͤ v. 18.) kommen werden Spoͤtter, die nach ihren eignen Luͤſten wandeln, und ſagen: Wo iſt die Verheiſſung ſeiner (des Meßiaͤ v. 2.) Zukunft? (der Erfuͤllung nach? bleibet ſie nicht auſſen?) Denn nachdem die Vaͤter (die Vorfahren nach einander) ent- ſchlafen ſind, bleibet es alles, wie es von Anfang der Creatur geweſen iſt, (da doch durch ſeine, des Meßiaͤ, Zukunft, alles in ei- nen andern Stand geſetzet werden ſoll.) Anmerckungen. 1. Das wiſſen iſt alhier ein ſolches, nach welchem man vor dem, was man weiß, einen Abſcheu hat, und ſich nicht daran aͤrgert, viel weniger in daſſelbe mit einwilliget. Denn wenn man das boͤſe nicht alſo weiß, ſo weiß man es gar nicht, oder doch nicht recht. 2. Dieſe Spoͤtter ſind von den vorher beſchriebenen falſchen Lehrern unterſchieden. Denn obgleich dieſe es auch wol nicht werden an Verſpottung der ihren Jrrthuͤmern entgegen ſte- henden Wahrheiten haben fehlen laſſen; ſo ſind ſie doch dahin noch nicht verfallen, daß ſie die Zukunft Chriſti und das juͤngſte Gericht in Zwei- fel gezogen haͤtten; welches von dieſen Leuten ge- ſaget wird. Es verſtehet der Apoſtel demnach alhier ſolche Religions-Spoͤtter, welche den Grund goͤttlicher Offenbarung, der geoffenbare- ten Wahrheiten uͤberhaupt verleugnet, oder da- von ſpoͤttiſch geredet und geurtheilet haben. 3. Was richten boͤſe und herrſchende Luͤſte nicht an? ſie machen falſche Lehrer und boͤſe Chri- ſten nach c. 2. und endlich gar die aͤrgſten Spoͤt- ter, ja gar Atheiſten. Denn da die geoffenba- rete Religion den Luͤſtlingen den Untergang an- draͤuet, ſie aber gern ungebunden ſeyn wollen, ſo iſt es ihnen ein leichtes, daß ſie auf die Verleug- nung derſelben fallen. 4. Da die viehiſche Luͤſte einen Men- ſchen, der ſie zum principio und Antriebe aller ſeiner Urtheile und Handlungen machet, (welches alhier heißt nach ſeinen Luͤſten wandeln) dahin bringen koͤnnen, daß er gleichſam zum Unmen- ſchen wird, ſo iſt es kein Wunder, daß ſie ihn auch zum Spoͤtter der chriſtlichen Religion machen. 5. Die ſuͤndlichen Luͤſte ſind leider des Men- ſchen Eigenthum oder ein angebornes Erb- Stuͤck: darum ſie eigene Luͤſte genennet werden: gleichwie der Satan ſie ſelbſt durch den Abfall in ſich erwecket hat. Darum es von ihm Joh. 8, 44. heißt: Wenn er die Luͤgen redet, ſo redet er von ſeinem eigenen: Denn er iſt ein Luͤgner und ein Vater derſelben. Mancher Menſch iſt auch ſo verkehret, daß er auſſer ſeinen eignen Luͤſten den Luͤſten anderer Menſchen ſich dienſtbar machet. 6. Da der vorlaͤngſt entſchlafenen Vaͤter gedacht wird, ſo wird damit, nach v. 3 auf die vor der Zukunft Chriſti vorhergehende letztere Zeiten geſehen, und damit angezeiget daß ſolche Leute den Verzug deſſelben mißbrauchen werden. Der ihnen doch aber noch fruͤhe genug uͤber den Hals kommen wird. 7. Es iſt zu verwundern, wohin die menſch- liche Natur durch die Wut der Luͤſte verfallen kan: nemlich noch weiter, als die Teufel ſelbſt: als welche gleichwol GOTT und ſein Gericht nicht verleugnen, ſondern davor erzittern Matth. 8, 29. Jac. 2, 19. 8. Wo dieſe Spoͤtter eine Schoͤpfung dieſer Welt zugegeben, und doch das allgemeine Gericht geleugnet haben, ſo haben ſie auch darin- nen recht unvernuͤnftig gehandelt; ſintemal aus dem Wercke der Schoͤpfung in Anſehung des menſchlichen Geſchlechts auch nach dem Lichte der Natur ein vernuͤnftiger Schluß auf die goͤttliche Providentz, und von dieſer auf das allgemeine Welt-Gerichte gemachet werden kan. 9. Da wir in den von Petro bezeichneten letztern Zeiten leben, und der Schrift- und Reli- gions-Spoͤtter nicht wenige ſind, ſo hat man ſich ſoviel weniger daran zu aͤrgern, ſo viel deutlicher es vorher verkuͤndiget worden. Man thut aber auch wohl, wenn man ſich gegen Spott-Reden und ſpitzige, aber dabey nichts wuͤrdige Einwuͤrſe mit Gebet und zugleich mit der Wahrheit, waf- net, um ihnen das Maul ſtopfen zu koͤnnen. Da- von L l l l

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/635>, abgerufen am 22.11.2024.