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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Richtige und erbauliche Erklärung Cap. 2. v. 22.
[Spaltenumbruch] niß kamen ohne Busse, so kam doch niemand
zu einer lebendigen und geistlichen Erkenntniß,
welche im biblischen Verstande allein die wah-
re ist, ohne die Ordnung der Busse. Wie wir
unter andern an denen, an welche Petrus seine
Briefe geschrieben hat, sehen; als welche vom
ersten Anfange ihrer Erleuchtung auch zugleich
dergestalt waren dem Willen nach bekehret und
geheiliget worden, daß sie dem Unflat der Welt
entflohen waren.
b. Jn den Worten: Den Weg der Gerech-
tigkeit erkannt haben:
welches alhier soviel
heißt, als bey der Erkenntniß des Weges auf
demselben sich wircklich befunden haben. Wie
es denn unmöglich ist, daß einer einen Weg
ohne wirckliche Erfahrung, nach welcher er ihn
gehet, oder sonst reiset, recht kennen lerne, wenn
er sich ihn schon von andern beschreiben läßt.

Hernach aus dem Contexte dieses Briefes.

a. Cap. 1, 2. Wird die Erkenntniß nur den
schon Bekehrten zugeeignet, und sie also be-
schrieben, daß sie voller Gnade und Friede sey,
und derselben Vermehrung mit sich bringe.
b. Vers. 3. Wird von der Erkenntniß gesaget,
daß dadurch allerley göttliche Kraft, die zum
Leben und göttlichen Wandel dienet, sey ge-
schencket worden, nemlich nicht anders, als
gleich anfangs in der wahren Bekehrung.
c. Vers. 5. stehet gnosis, die Erkenntniß zwischen
der Tugend, oder der zum göttlichen Leben
dargereichten Kraft und der Enthaltung.
d. Vers. 8. Wird vorgestellet, wie daß man
nicht faul und unfruchtbar seyn könne und
müsse in der Erkenntniß unsers HErrn JEsu
Christi: wie nemlich diejenigen sind, welche
nur eine bloß buchstäbliche Wissenschaft gött-
licher Dinge besitzen.
e. Vers. 9. Wird bezeuget, daß der, welcher
solches, das ist, die wirckliche Ausübung der
Kettenweise an einander hangenden Tugenden,
oder Christenthums-Pflichten nicht habe, blind
und also unerleuchtet sey. Welcher Ausspruch
vor allen andern in diesem Briefe wohl zu mer-
cken ist: als darinn die wahre Erleuchtung,
welche in den übrigen Stellen nur allein den
Wiedergebornen zugeschrieben ist, den Unbe-
kehrten rund und deutlich abgesprochen wird.
Und also ist damit der Einwurf darnieder gele-
get, wenn man sagen wolte, Petrus eigne zwar
die wahre Erleuchtung den Wiedergebornen
zu, und beschreibe sie nicht anders als practisch;
aber daraus folge noch nicht, daß diejenige,
welche nicht practisch ist, und sich bey den Un-
bekehrten befindet, nicht auch die wahrhaftige
und vom Heiligen Geiste gewircket sey. Denn
diese Exception findet hierbey unmöglich statt:
Dabey man denn auch so viel andere Oerter,
worinnen die wahre Erkenntniß GOttes und
göttlicher Dinge den Gottlosen schlechthin ab-
erkannt wird, wohl zu erwegen sind; nemlich
1 Sam. 2, 12. (nach dem Grund-Texte) Jes.
56, 9. 10. Matth. 23, 2. 3. u. f. Joh. 9, 39. 40.
41. c. 14, 17. c. 15, 21. c. 16, 3. Röm. 2, 17. u. f.
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8. Off. 3, 17. 18.
[Spaltenumbruch]
f. Gleichwie der Apostel den Anfang der Er-
leuchtung
an den angeführten vier Oertern
des Textes und Contextes in der Bekehrung ge-
setzet und die wahre Erkenntniß nicht anders
als practisch beschrieben hat: so weiset er im
Beschlusse des Briefes zu dem Wachsthum,
den man darinnen nehmen soll, keine andere
Ordnung an, als die Beharrung in der Heili-
gung, wenn er v. 17. 18. spricht: Meine Lie-
ben, verwahret euch, daß ihr nicht durch
Jrrthum
(plane, Verführung, Lock-Speise)
der ruchlosen Leute samt ihnen verfüh-
ret werdet, und entfallet aus eurer eig-
nen Vestung: Wachset aber
(nemlich bey
solcher Beharrung) in der Gnade und Er-
kenntniß unsers HErrn und Heylandes
JEsu Christi.
Wie der Wachsthum in
der Erkenntniß auch sonst dem Fortgange in der
Heiligung zugeschrieben werde, das sehe man
unter andern Joh. 14, 21. Röm. 12, 1. 2. Eph.
1, 18. 19. c. 3, 14. u. f. Philipp. 1, 9. 10. 11.
Col. 3, 10.
Die andere Haupt-Lehre,
Von
Dem wahren Glauben.

II. Der wahre Glaube ist an sich selbst
seinem eigentlichen Wesen nach lebendig
und daher also geschäftig in der Seele, daß
er nicht allein die Gerechtigkeit Christi er-
greifet,
nach c. 1, 1. sondern auch zugleich aus
der Fülle JEsu nebst dem Geschencke der
Gerechtigkeit göttliche Kraft schöpfet, und
solche gleich, von seinem ersten Anfange an,
zur Heiligung anwendet.
Dieser Satz lieget
in den bisher erläuterten Oertern von der wahren
Erkenntniß. Denn der Glaube ist nicht allein
ein geistliches Leben, sondern auch ein geistliches
Licht in der Seele, und folglich gilt das, was von
der Erkenntniß gesaget wird, auch vom Glauben.
Und gleichwie hierdurch, daß Glaube und Er-
kenntniß bey Petro eines ist, der vorige Satz, daß
keine wahre Erkenntniß bey den Unbekehrten statt
findet, bekräftiget wird; sintemal sie ohne Glau-
ben sind: also wird damit, daß die Erkenntniß
gleich von ihrem Anfange an und ihrer Natur
nach als geschäftig, wircksam und thätig beschrie-
ben wird, bestättiget, daß der Glaube von dieser
Art sey.

Gleichwie nun Gnade und Friede kömmt
durch das Erkenntniß Christi, oder durch den
Glauben c. 1. v. 2. also wird dadurch auch aller-
ley geschenckte göttliche Kraft, die zum Leben und
göttlichen Wandel dienet, ergriffen, nach v. 3.
und diese wird bey dem Glauben angewendet, in
der practischen Tugend-Kette, nach v. 5. u. f.
nach welcher sodenn der Mensch nicht faul und
unfruchtbar bleibet in der Erkenntniß unsers
HErrn JEsu Christi, das ist, im Glauben; als
dessen Eigenschaft es ist, daß er sich in den Früch-
ten thätig, und also fruchtbar erweise, nach v. 8.

Und wenn es c. 2. v. 20. heißt, daß man dem
Unflat der Welt entflohen sey durch die
Erkenntniß des HErrn und Heylandes JE-

su
Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 22.
[Spaltenumbruch] niß kamen ohne Buſſe, ſo kam doch niemand
zu einer lebendigen und geiſtlichen Erkenntniß,
welche im bibliſchen Verſtande allein die wah-
re iſt, ohne die Ordnung der Buſſe. Wie wir
unter andern an denen, an welche Petrus ſeine
Briefe geſchrieben hat, ſehen; als welche vom
erſten Anfange ihrer Erleuchtung auch zugleich
dergeſtalt waren dem Willen nach bekehret und
geheiliget worden, daß ſie dem Unflat der Welt
entflohen waren.
b. Jn den Worten: Den Weg der Gerech-
tigkeit erkannt haben:
welches alhier ſoviel
heißt, als bey der Erkenntniß des Weges auf
demſelben ſich wircklich befunden haben. Wie
es denn unmoͤglich iſt, daß einer einen Weg
ohne wirckliche Erfahrung, nach welcher er ihn
gehet, oder ſonſt reiſet, recht kennen lerne, wenn
er ſich ihn ſchon von andern beſchreiben laͤßt.

Hernach aus dem Contexte dieſes Briefes.

a. Cap. 1, 2. Wird die Erkenntniß nur den
ſchon Bekehrten zugeeignet, und ſie alſo be-
ſchrieben, daß ſie voller Gnade und Friede ſey,
und derſelben Vermehrung mit ſich bringe.
b. Verſ. 3. Wird von der Erkenntniß geſaget,
daß dadurch allerley goͤttliche Kraft, die zum
Leben und goͤttlichen Wandel dienet, ſey ge-
ſchencket worden, nemlich nicht anders, als
gleich anfangs in der wahren Bekehrung.
c. Verſ. 5. ſtehet γνῶσις, die Erkenntniß zwiſchen
der Tugend, oder der zum goͤttlichen Leben
dargereichten Kraft und der Enthaltung.
d. Verſ. 8. Wird vorgeſtellet, wie daß man
nicht faul und unfruchtbar ſeyn koͤnne und
muͤſſe in der Erkenntniß unſers HErrn JEſu
Chriſti: wie nemlich diejenigen ſind, welche
nur eine bloß buchſtaͤbliche Wiſſenſchaft goͤtt-
licher Dinge beſitzen.
e. Verſ. 9. Wird bezeuget, daß der, welcher
ſolches, das iſt, die wirckliche Ausuͤbung der
Kettenweiſe an einander hangenden Tugenden,
oder Chriſtenthums-Pflichten nicht habe, blind
und alſo unerleuchtet ſey. Welcher Ausſpruch
vor allen andern in dieſem Briefe wohl zu mer-
cken iſt: als darinn die wahre Erleuchtung,
welche in den uͤbrigen Stellen nur allein den
Wiedergebornen zugeſchrieben iſt, den Unbe-
kehrten rund und deutlich abgeſprochen wird.
Und alſo iſt damit der Einwurf darnieder gele-
get, wenn man ſagen wolte, Petrus eigne zwar
die wahre Erleuchtung den Wiedergebornen
zu, und beſchreibe ſie nicht anders als practiſch;
aber daraus folge noch nicht, daß diejenige,
welche nicht practiſch iſt, und ſich bey den Un-
bekehrten befindet, nicht auch die wahrhaftige
und vom Heiligen Geiſte gewircket ſey. Denn
dieſe Exception findet hierbey unmoͤglich ſtatt:
Dabey man denn auch ſo viel andere Oerter,
worinnen die wahre Erkenntniß GOttes und
goͤttlicher Dinge den Gottloſen ſchlechthin ab-
erkannt wird, wohl zu erwegen ſind; nemlich
1 Sam. 2, 12. (nach dem Grund-Texte) Jeſ.
56, 9. 10. Matth. 23, 2. 3. u. f. Joh. 9, 39. 40.
41. c. 14, 17. c. 15, 21. c. 16, 3. Roͤm. 2, 17. u. f.
1 Cor. 2, 14. c. 8, 1. 2. 3. 1 Joh. 2, 3 - 11. c. 4, 7.
8. Off. 3, 17. 18.
[Spaltenumbruch]
f. Gleichwie der Apoſtel den Anfang der Er-
leuchtung
an den angefuͤhrten vier Oertern
des Textes und Contextes in der Bekehrung ge-
ſetzet und die wahre Erkenntniß nicht anders
als practiſch beſchrieben hat: ſo weiſet er im
Beſchluſſe des Briefes zu dem Wachsthum,
den man darinnen nehmen ſoll, keine andere
Ordnung an, als die Beharrung in der Heili-
gung, wenn er v. 17. 18. ſpricht: Meine Lie-
ben, verwahret euch, daß ihr nicht durch
Jrrthum
(πλάνη, Verfuͤhrung, Lock-Speiſe)
der ruchloſen Leute ſamt ihnen verfuͤh-
ret werdet, und entfallet aus eurer eig-
nen Veſtung: Wachſet aber
(nemlich bey
ſolcher Beharrung) in der Gnade und Er-
kenntniß unſers HErrn und Heylandes
JEſu Chriſti.
Wie der Wachsthum in
der Erkenntniß auch ſonſt dem Fortgange in der
Heiligung zugeſchrieben werde, das ſehe man
unter andern Joh. 14, 21. Roͤm. 12, 1. 2. Eph.
1, 18. 19. c. 3, 14. u. f. Philipp. 1, 9. 10. 11.
Col. 3, 10.
Die andere Haupt-Lehre,
Von
Dem wahren Glauben.

II. Der wahre Glaube iſt an ſich ſelbſt
ſeinem eigentlichen Weſen nach lebendig
und daher alſo geſchaͤftig in der Seele, daß
er nicht allein die Gerechtigkeit Chriſti er-
greifet,
nach c. 1, 1. ſondern auch zugleich aus
der Fuͤlle JEſu nebſt dem Geſchencke der
Gerechtigkeit goͤttliche Kraft ſchoͤpfet, und
ſolche gleich, von ſeinem erſten Anfange an,
zur Heiligung anwendet.
Dieſer Satz lieget
in den bisher erlaͤuterten Oertern von der wahren
Erkenntniß. Denn der Glaube iſt nicht allein
ein geiſtliches Leben, ſondern auch ein geiſtliches
Licht in der Seele, und folglich gilt das, was von
der Erkenntniß geſaget wird, auch vom Glauben.
Und gleichwie hierdurch, daß Glaube und Er-
kenntniß bey Petro eines iſt, der vorige Satz, daß
keine wahre Erkenntniß bey den Unbekehrten ſtatt
findet, bekraͤftiget wird; ſintemal ſie ohne Glau-
ben ſind: alſo wird damit, daß die Erkenntniß
gleich von ihrem Anfange an und ihrer Natur
nach als geſchaͤftig, wirckſam und thaͤtig beſchrie-
ben wird, beſtaͤttiget, daß der Glaube von dieſer
Art ſey.

Gleichwie nun Gnade und Friede koͤmmt
durch das Erkenntniß Chriſti, oder durch den
Glauben c. 1. v. 2. alſo wird dadurch auch aller-
ley geſchenckte goͤttliche Kraft, die zum Leben und
goͤttlichen Wandel dienet, ergriffen, nach v. 3.
und dieſe wird bey dem Glauben angewendet, in
der practiſchen Tugend-Kette, nach v. 5. u. f.
nach welcher ſodenn der Menſch nicht faul und
unfruchtbar bleibet in der Erkenntniß unſers
HErrn JEſu Chriſti, das iſt, im Glauben; als
deſſen Eigenſchaft es iſt, daß er ſich in den Fruͤch-
ten thaͤtig, und alſo fruchtbar erweiſe, nach v. 8.

Und wenn es c. 2. v. 20. heißt, daß man dem
Unflat der Welt entflohen ſey durch die
Erkenntniß des HErrn und Heylandes JE-

ſu
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[628/0630] Richtige und erbauliche Erklaͤrung Cap. 2. v. 22. niß kamen ohne Buſſe, ſo kam doch niemand zu einer lebendigen und geiſtlichen Erkenntniß, welche im bibliſchen Verſtande allein die wah- re iſt, ohne die Ordnung der Buſſe. Wie wir unter andern an denen, an welche Petrus ſeine Briefe geſchrieben hat, ſehen; als welche vom erſten Anfange ihrer Erleuchtung auch zugleich dergeſtalt waren dem Willen nach bekehret und geheiliget worden, daß ſie dem Unflat der Welt entflohen waren. b. Jn den Worten: Den Weg der Gerech- tigkeit erkannt haben: welches alhier ſoviel heißt, als bey der Erkenntniß des Weges auf demſelben ſich wircklich befunden haben. Wie es denn unmoͤglich iſt, daß einer einen Weg ohne wirckliche Erfahrung, nach welcher er ihn gehet, oder ſonſt reiſet, recht kennen lerne, wenn er ſich ihn ſchon von andern beſchreiben laͤßt. Hernach aus dem Contexte dieſes Briefes. a. Cap. 1, 2. Wird die Erkenntniß nur den ſchon Bekehrten zugeeignet, und ſie alſo be- ſchrieben, daß ſie voller Gnade und Friede ſey, und derſelben Vermehrung mit ſich bringe. b. Verſ. 3. Wird von der Erkenntniß geſaget, daß dadurch allerley goͤttliche Kraft, die zum Leben und goͤttlichen Wandel dienet, ſey ge- ſchencket worden, nemlich nicht anders, als gleich anfangs in der wahren Bekehrung. c. Verſ. 5. ſtehet γνῶσις, die Erkenntniß zwiſchen der Tugend, oder der zum goͤttlichen Leben dargereichten Kraft und der Enthaltung. d. Verſ. 8. Wird vorgeſtellet, wie daß man nicht faul und unfruchtbar ſeyn koͤnne und muͤſſe in der Erkenntniß unſers HErrn JEſu Chriſti: wie nemlich diejenigen ſind, welche nur eine bloß buchſtaͤbliche Wiſſenſchaft goͤtt- licher Dinge beſitzen. e. Verſ. 9. Wird bezeuget, daß der, welcher ſolches, das iſt, die wirckliche Ausuͤbung der Kettenweiſe an einander hangenden Tugenden, oder Chriſtenthums-Pflichten nicht habe, blind und alſo unerleuchtet ſey. Welcher Ausſpruch vor allen andern in dieſem Briefe wohl zu mer- cken iſt: als darinn die wahre Erleuchtung, welche in den uͤbrigen Stellen nur allein den Wiedergebornen zugeſchrieben iſt, den Unbe- kehrten rund und deutlich abgeſprochen wird. Und alſo iſt damit der Einwurf darnieder gele- get, wenn man ſagen wolte, Petrus eigne zwar die wahre Erleuchtung den Wiedergebornen zu, und beſchreibe ſie nicht anders als practiſch; aber daraus folge noch nicht, daß diejenige, welche nicht practiſch iſt, und ſich bey den Un- bekehrten befindet, nicht auch die wahrhaftige und vom Heiligen Geiſte gewircket ſey. Denn dieſe Exception findet hierbey unmoͤglich ſtatt: Dabey man denn auch ſo viel andere Oerter, worinnen die wahre Erkenntniß GOttes und goͤttlicher Dinge den Gottloſen ſchlechthin ab- erkannt wird, wohl zu erwegen ſind; nemlich 1 Sam. 2, 12. (nach dem Grund-Texte) Jeſ. 56, 9. 10. Matth. 23, 2. 3. u. f. Joh. 9, 39. 40. 41. c. 14, 17. c. 15, 21. c. 16, 3. Roͤm. 2, 17. u. f. 1 Cor. 2, 14. c. 8, 1. 2. 3. 1 Joh. 2, 3 - 11. c. 4, 7. 8. Off. 3, 17. 18. f. Gleichwie der Apoſtel den Anfang der Er- leuchtung an den angefuͤhrten vier Oertern des Textes und Contextes in der Bekehrung ge- ſetzet und die wahre Erkenntniß nicht anders als practiſch beſchrieben hat: ſo weiſet er im Beſchluſſe des Briefes zu dem Wachsthum, den man darinnen nehmen ſoll, keine andere Ordnung an, als die Beharrung in der Heili- gung, wenn er v. 17. 18. ſpricht: Meine Lie- ben, verwahret euch, daß ihr nicht durch Jrrthum (πλάνη, Verfuͤhrung, Lock-Speiſe) der ruchloſen Leute ſamt ihnen verfuͤh- ret werdet, und entfallet aus eurer eig- nen Veſtung: Wachſet aber (nemlich bey ſolcher Beharrung) in der Gnade und Er- kenntniß unſers HErrn und Heylandes JEſu Chriſti. Wie der Wachsthum in der Erkenntniß auch ſonſt dem Fortgange in der Heiligung zugeſchrieben werde, das ſehe man unter andern Joh. 14, 21. Roͤm. 12, 1. 2. Eph. 1, 18. 19. c. 3, 14. u. f. Philipp. 1, 9. 10. 11. Col. 3, 10. Die andere Haupt-Lehre, Von Dem wahren Glauben. II. Der wahre Glaube iſt an ſich ſelbſt ſeinem eigentlichen Weſen nach lebendig und daher alſo geſchaͤftig in der Seele, daß er nicht allein die Gerechtigkeit Chriſti er- greifet, nach c. 1, 1. ſondern auch zugleich aus der Fuͤlle JEſu nebſt dem Geſchencke der Gerechtigkeit goͤttliche Kraft ſchoͤpfet, und ſolche gleich, von ſeinem erſten Anfange an, zur Heiligung anwendet. Dieſer Satz lieget in den bisher erlaͤuterten Oertern von der wahren Erkenntniß. Denn der Glaube iſt nicht allein ein geiſtliches Leben, ſondern auch ein geiſtliches Licht in der Seele, und folglich gilt das, was von der Erkenntniß geſaget wird, auch vom Glauben. Und gleichwie hierdurch, daß Glaube und Er- kenntniß bey Petro eines iſt, der vorige Satz, daß keine wahre Erkenntniß bey den Unbekehrten ſtatt findet, bekraͤftiget wird; ſintemal ſie ohne Glau- ben ſind: alſo wird damit, daß die Erkenntniß gleich von ihrem Anfange an und ihrer Natur nach als geſchaͤftig, wirckſam und thaͤtig beſchrie- ben wird, beſtaͤttiget, daß der Glaube von dieſer Art ſey. Gleichwie nun Gnade und Friede koͤmmt durch das Erkenntniß Chriſti, oder durch den Glauben c. 1. v. 2. alſo wird dadurch auch aller- ley geſchenckte goͤttliche Kraft, die zum Leben und goͤttlichen Wandel dienet, ergriffen, nach v. 3. und dieſe wird bey dem Glauben angewendet, in der practiſchen Tugend-Kette, nach v. 5. u. f. nach welcher ſodenn der Menſch nicht faul und unfruchtbar bleibet in der Erkenntniß unſers HErrn JEſu Chriſti, das iſt, im Glauben; als deſſen Eigenſchaft es iſt, daß er ſich in den Fruͤch- ten thaͤtig, und alſo fruchtbar erweiſe, nach v. 8. Und wenn es c. 2. v. 20. heißt, daß man dem Unflat der Welt entflohen ſey durch die Erkenntniß des HErrn und Heylandes JE- ſu

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/630>, abgerufen am 22.11.2024.