§. II. Der Ort/ alwo Paulus diesen Brief geschrieben, war Corinthus. Welches man daraus erkennet: Paulus gieng von Thes- salonich nach Berrhoen, alwo er Silam und Timotheum ließ, selbst aber von dar nach Athen reisete, und daselbst Timotheum und Silam er- wartete v. 15. Als sie nun angekommen, ließ er sichs gefallen, daß er in Athen allein gelassen würde, und da er selbst nicht wieder nach Thes- salonich kommen konte, 1 Thess. 2, 17. 18. sandte er Timotheum dahin, um sie zu stärcken und zu ermahnen, daß nicht iemand weich würde in den über sie verhängten Trübsalen c. 4, 1. 2. 3. Es kam Timotheus nicht lange darauf wieder zurücke, und brachte dem Apostel von der Thes- salonichischen Gemeine diese erfreuliche Nach- richt, daß es um dieselbe recht wohl stehe v. 6-9. Er fand aber Paulum nicht mehr zu Athen, son- dern zu Corinthus; als wohin er von Athen ge- reiset war c. 18, 1-5. worauf denn Paulus die- sen ersten Brief zu Corinthus an sie geschrieben hat: sintemal er bey Schreibung dieses Briefes der Ankunft Timothei und der von ihm empfan- genen Nachricht, als einer kurtz vorher gesche- henen Sache, gedencket. 1 Thess. 3, 6. u. f. Wenn man hiebey zusammen hält, was wir 1 Thess. 3, 6-9. und Apost. Gesch. 18, 5. lesen, so sehen wir daraus, daß die von den Thessalonichern, durch Timotheum und Silam, empfangene er- freuliche Botschaft vieles dazu beygetragen, daß sich Paulus von der Zeit an zu Corinthus son- derlich erwecket gefunden Christum zu verkün- digen.
§. III. Die Zeit/ da dieser Brief ge- schrieben, fällt in das andere Jahr, nach- dem die Kirche zu Thessalonich war gepflan- tzet worden, und ins siebenzehende Jahr des Apostel-Amts Pauli: welches war das 12te Jahr des Käysers Claudii, und das 52ste nach Christi Geburt. Und es ist wohl zu mer- cken, daß dieser Brief unter allen Paulinischen Briefen der allererste ist; wie auch bereits aus der oben allen Episteln vorgesetzten Chro- nologischen Anweisung erhellet. Daß also die- ser Brief nebst dem andern an die Thessaloni- cher, als der auf den ersten bald erfolget ist, der Ordnung nach billig voran stehen solte: Daran doch aber so viel eben nicht gelegen ist, nachdem schon von Alters her die grössern Brie- fe den kleinern vorgesetzet sind.
§. IV. Die Veranlassung/ welche Pau- lus in Schreibung dieses Briefes gehabt, ist leichtlich zu erkennen aus dem, was zuvor von dem Ort, wo er geschrieben worden, ange- führet ist: Nemlich Paulus hatte Timotheum von Athen nach Thessalonich gesandt, um sich nach ihrem Zustande zu erkundigen, und sie unter vielem Leiden im Glauben zu stärcken. Als nun Timotheus wiedergekommen war, und zwar nebst Sila; es sey daß dieser mit ihm dorthin geschicket gewesen, oder daß er unterweges, etwa zu Berrhoen, zu ihm ge- kommen, und Paulo zu Corinthen Ap. Ges. 18, 5. eine gar erfreuliche Nachricht von der Thessalonicensischen Gemeine gebracht hatte; [Spaltenumbruch]
so wurde Paulus dadurch bewogen, diesen Brief, unter besonderm Antriebe GOttes, an sie zu schreiben. Und so gut es auch um diese Gemeine, was den größten Haufen betraf, im- mer stehen mochte; so fehlete es doch auch dar- innen nicht an einigen Anstössen; und zwar wie in der Lehre, also auch im Leben. Denn, der Lehre nach, waren einige irre gemacht, oder noch nicht genugsam bevestiget in dem Articul von der Auferstehung der Todten, was die Ordnung, in welcher sie in Ansehung der schon Verstorbenen, und derer, welche Christus in seiner Zukunst noch lebendig finden würde, an- langete. c. 4, 13. u. f. Jm Leben schienen ei- nige noch manches von ihrer vorigen heidni- schen Unart an sich zu haben, oder doch dage- gen noch nicht gnugsam verwahret und beve- stiget zu seyn. Da nun Paulus gleiches vom Timotheo und Sila vernommen, so hat ihn solches mit veranlasset, den Brief an sie zu schreiben.
§. V. Der Zweck und Jnnhalt dieses Briefes ist aus angeführter Veranlassung leicht- lich zu erkennen. Denn Paulus ermuntert die Thessalonicher, mit Bezeugung des zartesten Affects seiner Liebe und seiner Freude über ihr gegenwärtig gesehenes und in Abwesenheit von Timotheo vernommenes rechtschaffenes We- sen, und ermahnet sie wie zur Beständigkeit im Glauben unter dem Creutze, mit dem Unter- richt von der Beschaffenheit der Zukunft Chri- sti und der Auferstehung der Gläubigen; also auch zum heiligen Wandel, wie derselbe in al- len Stücken zu beweisen sey.
§. VI. Die vornehmsten Materien dieses Briefes sind:
1. Von der Pflicht der Zuhörer in Annehmung des göttlichen Wortes c. 1, 5. u. f. c. 2, 13. c. 5, 12. 13.
2. Von den Feinden des Evangelii cap. 2, 14. 15. 16.
3. Von dem Creutze der Christen c. 1, 6. c. 2, 2. 14. 3, 3. 4. 7.
4. Von der Heiligkeit des Wandels cap. 4, 1. u. f.
5. Von der Zukunft CHristi und Auferste- hung der Todten c. 4, 13. u. f. cap. 5, 1. u. f.
6. Von der Art der Kinder des Lichts cap. 5, 4-8.
7. Von der brüderlichen Erbauung unter ein- ander c. 5, 11. 14. 16.
§. VII.Stellen/ welche vor andern ei- nen besondern Nachdruck haben, sind:
1. Der von dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung c. 1, 3.
2. Von der Kraft und Wirckung des Evangelii bey den Thessalonichern c. 1, 5. 6. c. 2, 13.
3. Von Pauli zarten Affect gegen sie c. 2, 7. 8. 11. 19. 20.
4. Von der Gottesgelahrheit c. 4, 9.
5. Von der Zukunft CHristi cap. 4, 16. cap. 5, 3.
6. Die paedeutischen aphorismi, oder kurtze Erinnerungen c. 5, 16. u. f.
II. Ex-
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli
[Spaltenumbruch]
§. II. Der Ort/ alwo Paulus dieſen Brief geſchrieben, war Corinthus. Welches man daraus erkennet: Paulus gieng von Theſ- ſalonich nach Berrhoen, alwo er Silam und Timotheum ließ, ſelbſt aber von dar nach Athen reiſete, und daſelbſt Timotheum und Silam er- wartete v. 15. Als ſie nun angekommen, ließ er ſichs gefallen, daß er in Athen allein gelaſſen wuͤrde, und da er ſelbſt nicht wieder nach Theſ- ſalonich kommen konte, 1 Theſſ. 2, 17. 18. ſandte er Timotheum dahin, um ſie zu ſtaͤrcken und zu ermahnen, daß nicht iemand weich wuͤrde in den uͤber ſie verhaͤngten Truͤbſalen c. 4, 1. 2. 3. Es kam Timotheus nicht lange darauf wieder zuruͤcke, und brachte dem Apoſtel von der Theſ- ſalonichiſchen Gemeine dieſe erfreuliche Nach- richt, daß es um dieſelbe recht wohl ſtehe v. 6-9. Er fand aber Paulum nicht mehr zu Athen, ſon- dern zu Corinthus; als wohin er von Athen ge- reiſet war c. 18, 1-5. worauf denn Paulus die- ſen erſten Brief zu Corinthus an ſie geſchrieben hat: ſintemal er bey Schreibung dieſes Briefes der Ankunft Timothei und der von ihm empfan- genen Nachricht, als einer kurtz vorher geſche- henen Sache, gedencket. 1 Theſſ. 3, 6. u. f. Wenn man hiebey zuſammen haͤlt, was wir 1 Theſſ. 3, 6-9. und Apoſt. Geſch. 18, 5. leſen, ſo ſehen wir daraus, daß die von den Theſſalonichern, durch Timotheum und Silam, empfangene er- freuliche Botſchaft vieles dazu beygetragen, daß ſich Paulus von der Zeit an zu Corinthus ſon- derlich erwecket gefunden Chriſtum zu verkuͤn- digen.
§. III. Die Zeit/ da dieſer Brief ge- ſchrieben, faͤllt in das andere Jahr, nach- dem die Kirche zu Theſſalonich war gepflan- tzet worden, und ins ſiebenzehende Jahr des Apoſtel-Amts Pauli: welches war das 12te Jahr des Kaͤyſers Claudii, und das 52ſte nach Chriſti Geburt. Und es iſt wohl zu mer- cken, daß dieſer Brief unter allen Pauliniſchen Briefen der allererſte iſt; wie auch bereits aus der oben allen Epiſteln vorgeſetzten Chro- nologiſchen Anweiſung erhellet. Daß alſo die- ſer Brief nebſt dem andern an die Theſſaloni- cher, als der auf den erſten bald erfolget iſt, der Ordnung nach billig voran ſtehen ſolte: Daran doch aber ſo viel eben nicht gelegen iſt, nachdem ſchon von Alters her die groͤſſern Brie- fe den kleinern vorgeſetzet ſind.
§. IV. Die Veranlaſſung/ welche Pau- lus in Schreibung dieſes Briefes gehabt, iſt leichtlich zu erkennen aus dem, was zuvor von dem Ort, wo er geſchrieben worden, ange- fuͤhret iſt: Nemlich Paulus hatte Timotheum von Athen nach Theſſalonich geſandt, um ſich nach ihrem Zuſtande zu erkundigen, und ſie unter vielem Leiden im Glauben zu ſtaͤrcken. Als nun Timotheus wiedergekommen war, und zwar nebſt Sila; es ſey daß dieſer mit ihm dorthin geſchicket geweſen, oder daß er unterweges, etwa zu Berrhoen, zu ihm ge- kommen, und Paulo zu Corinthen Ap. Geſ. 18, 5. eine gar erfreuliche Nachricht von der Theſſalonicenſiſchen Gemeine gebracht hatte; [Spaltenumbruch]
ſo wurde Paulus dadurch bewogen, dieſen Brief, unter beſonderm Antriebe GOttes, an ſie zu ſchreiben. Und ſo gut es auch um dieſe Gemeine, was den groͤßten Haufen betraf, im- mer ſtehen mochte; ſo fehlete es doch auch dar- innen nicht an einigen Anſtoͤſſen; und zwar wie in der Lehre, alſo auch im Leben. Denn, der Lehre nach, waren einige irre gemacht, oder noch nicht genugſam beveſtiget in dem Articul von der Auferſtehung der Todten, was die Ordnung, in welcher ſie in Anſehung der ſchon Verſtorbenen, und derer, welche Chriſtus in ſeiner Zukunſt noch lebendig finden wuͤrde, an- langete. c. 4, 13. u. f. Jm Leben ſchienen ei- nige noch manches von ihrer vorigen heidni- ſchen Unart an ſich zu haben, oder doch dage- gen noch nicht gnugſam verwahret und beve- ſtiget zu ſeyn. Da nun Paulus gleiches vom Timotheo und Sila vernommen, ſo hat ihn ſolches mit veranlaſſet, den Brief an ſie zu ſchreiben.
§. V. Der Zweck und Jnnhalt dieſes Briefes iſt aus angefuͤhrter Veranlaſſung leicht- lich zu erkennen. Denn Paulus ermuntert die Theſſalonicher, mit Bezeugung des zarteſten Affects ſeiner Liebe und ſeiner Freude uͤber ihr gegenwaͤrtig geſehenes und in Abweſenheit von Timotheo vernommenes rechtſchaffenes We- ſen, und ermahnet ſie wie zur Beſtaͤndigkeit im Glauben unter dem Creutze, mit dem Unter- richt von der Beſchaffenheit der Zukunft Chri- ſti und der Auferſtehung der Glaͤubigen; alſo auch zum heiligen Wandel, wie derſelbe in al- len Stuͤcken zu beweiſen ſey.
§. VI. Die vornehmſten Materien dieſes Briefes ſind:
1. Von der Pflicht der Zuhoͤrer in Annehmung des goͤttlichen Wortes c. 1, 5. u. f. c. 2, 13. c. 5, 12. 13.
2. Von den Feinden des Evangelii cap. 2, 14. 15. 16.
3. Von dem Creutze der Chriſten c. 1, 6. c. 2, 2. 14. 3, 3. 4. 7.
4. Von der Heiligkeit des Wandels cap. 4, 1. u. f.
5. Von der Zukunft CHriſti und Auferſte- hung der Todten c. 4, 13. u. f. cap. 5, 1. u. f.
6. Von der Art der Kinder des Lichts cap. 5, 4-8.
7. Von der bruͤderlichen Erbauung unter ein- ander c. 5, 11. 14. 16.
§. VII.Stellen/ welche vor andern ei- nen beſondern Nachdruck haben, ſind:
1. Der von dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung c. 1, 3.
2. Von der Kraft und Wirckung des Evangelii bey den Theſſalonichern c. 1, 5. 6. c. 2, 13.
3. Von Pauli zarten Affect gegen ſie c. 2, 7. 8. 11. 19. 20.
4. Von der Gottesgelahrheit c. 4, 9.
5. Von der Zukunft CHriſti cap. 4, 16. cap. 5, 3.
6. Die pædeutiſchen aphoriſmi, oder kurtze Erinnerungen c. 5, 16. u. f.
II. Ex-
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[4/0006]
Erklaͤrung des erſten Briefs Pauli
§. II. Der Ort/ alwo Paulus dieſen
Brief geſchrieben, war Corinthus. Welches
man daraus erkennet: Paulus gieng von Theſ-
ſalonich nach Berrhoen, alwo er Silam und
Timotheum ließ, ſelbſt aber von dar nach Athen
reiſete, und daſelbſt Timotheum und Silam er-
wartete v. 15. Als ſie nun angekommen, ließ er
ſichs gefallen, daß er in Athen allein gelaſſen
wuͤrde, und da er ſelbſt nicht wieder nach Theſ-
ſalonich kommen konte, 1 Theſſ. 2, 17. 18. ſandte
er Timotheum dahin, um ſie zu ſtaͤrcken und zu
ermahnen, daß nicht iemand weich wuͤrde in den
uͤber ſie verhaͤngten Truͤbſalen c. 4, 1. 2. 3. Es
kam Timotheus nicht lange darauf wieder
zuruͤcke, und brachte dem Apoſtel von der Theſ-
ſalonichiſchen Gemeine dieſe erfreuliche Nach-
richt, daß es um dieſelbe recht wohl ſtehe v. 6-9.
Er fand aber Paulum nicht mehr zu Athen, ſon-
dern zu Corinthus; als wohin er von Athen ge-
reiſet war c. 18, 1-5. worauf denn Paulus die-
ſen erſten Brief zu Corinthus an ſie geſchrieben
hat: ſintemal er bey Schreibung dieſes Briefes
der Ankunft Timothei und der von ihm empfan-
genen Nachricht, als einer kurtz vorher geſche-
henen Sache, gedencket. 1 Theſſ. 3, 6. u. f. Wenn
man hiebey zuſammen haͤlt, was wir 1 Theſſ. 3,
6-9. und Apoſt. Geſch. 18, 5. leſen, ſo ſehen
wir daraus, daß die von den Theſſalonichern,
durch Timotheum und Silam, empfangene er-
freuliche Botſchaft vieles dazu beygetragen, daß
ſich Paulus von der Zeit an zu Corinthus ſon-
derlich erwecket gefunden Chriſtum zu verkuͤn-
digen.
§. III. Die Zeit/ da dieſer Brief ge-
ſchrieben, faͤllt in das andere Jahr, nach-
dem die Kirche zu Theſſalonich war gepflan-
tzet worden, und ins ſiebenzehende Jahr
des Apoſtel-Amts Pauli: welches war das
12te Jahr des Kaͤyſers Claudii, und das 52ſte
nach Chriſti Geburt. Und es iſt wohl zu mer-
cken, daß dieſer Brief unter allen Pauliniſchen
Briefen der allererſte iſt; wie auch bereits
aus der oben allen Epiſteln vorgeſetzten Chro-
nologiſchen Anweiſung erhellet. Daß alſo die-
ſer Brief nebſt dem andern an die Theſſaloni-
cher, als der auf den erſten bald erfolget iſt,
der Ordnung nach billig voran ſtehen ſolte:
Daran doch aber ſo viel eben nicht gelegen iſt,
nachdem ſchon von Alters her die groͤſſern Brie-
fe den kleinern vorgeſetzet ſind.
§. IV. Die Veranlaſſung/ welche Pau-
lus in Schreibung dieſes Briefes gehabt, iſt
leichtlich zu erkennen aus dem, was zuvor von
dem Ort, wo er geſchrieben worden, ange-
fuͤhret iſt: Nemlich Paulus hatte Timotheum
von Athen nach Theſſalonich geſandt, um ſich
nach ihrem Zuſtande zu erkundigen, und ſie
unter vielem Leiden im Glauben zu ſtaͤrcken.
Als nun Timotheus wiedergekommen war,
und zwar nebſt Sila; es ſey daß dieſer mit
ihm dorthin geſchicket geweſen, oder daß er
unterweges, etwa zu Berrhoen, zu ihm ge-
kommen, und Paulo zu Corinthen Ap. Geſ.
18, 5. eine gar erfreuliche Nachricht von der
Theſſalonicenſiſchen Gemeine gebracht hatte;
ſo wurde Paulus dadurch bewogen, dieſen
Brief, unter beſonderm Antriebe GOttes, an
ſie zu ſchreiben. Und ſo gut es auch um dieſe
Gemeine, was den groͤßten Haufen betraf, im-
mer ſtehen mochte; ſo fehlete es doch auch dar-
innen nicht an einigen Anſtoͤſſen; und zwar wie
in der Lehre, alſo auch im Leben. Denn, der
Lehre nach, waren einige irre gemacht, oder
noch nicht genugſam beveſtiget in dem Articul
von der Auferſtehung der Todten, was die
Ordnung, in welcher ſie in Anſehung der ſchon
Verſtorbenen, und derer, welche Chriſtus in
ſeiner Zukunſt noch lebendig finden wuͤrde, an-
langete. c. 4, 13. u. f. Jm Leben ſchienen ei-
nige noch manches von ihrer vorigen heidni-
ſchen Unart an ſich zu haben, oder doch dage-
gen noch nicht gnugſam verwahret und beve-
ſtiget zu ſeyn. Da nun Paulus gleiches vom
Timotheo und Sila vernommen, ſo hat ihn
ſolches mit veranlaſſet, den Brief an ſie zu
ſchreiben.
§. V. Der Zweck und Jnnhalt dieſes
Briefes iſt aus angefuͤhrter Veranlaſſung leicht-
lich zu erkennen. Denn Paulus ermuntert die
Theſſalonicher, mit Bezeugung des zarteſten
Affects ſeiner Liebe und ſeiner Freude uͤber ihr
gegenwaͤrtig geſehenes und in Abweſenheit von
Timotheo vernommenes rechtſchaffenes We-
ſen, und ermahnet ſie wie zur Beſtaͤndigkeit im
Glauben unter dem Creutze, mit dem Unter-
richt von der Beſchaffenheit der Zukunft Chri-
ſti und der Auferſtehung der Glaͤubigen; alſo
auch zum heiligen Wandel, wie derſelbe in al-
len Stuͤcken zu beweiſen ſey.
§. VI. Die vornehmſten Materien
dieſes Briefes ſind:
1. Von der Pflicht der Zuhoͤrer in Annehmung
des goͤttlichen Wortes c. 1, 5. u. f. c. 2, 13.
c. 5, 12. 13.
2. Von den Feinden des Evangelii cap. 2, 14.
15. 16.
3. Von dem Creutze der Chriſten c. 1, 6. c. 2, 2. 14.
3, 3. 4. 7.
4. Von der Heiligkeit des Wandels cap. 4,
1. u. f.
5. Von der Zukunft CHriſti und Auferſte-
hung der Todten c. 4, 13. u. f. cap. 5, 1. u. f.
6. Von der Art der Kinder des Lichts cap. 5,
4-8.
7. Von der bruͤderlichen Erbauung unter ein-
ander c. 5, 11. 14. 16.
§. VII. Stellen/ welche vor andern ei-
nen beſondern Nachdruck haben, ſind:
1. Der von dem Glauben, der Liebe und der
Hoffnung c. 1, 3.
2. Von der Kraft und Wirckung des Evangelii
bey den Theſſalonichern c. 1, 5. 6. c. 2, 13.
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11. 19. 20.
4. Von der Gottesgelahrheit c. 4, 9.
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5, 3.
6. Die pædeutiſchen aphoriſmi, oder kurtze
Erinnerungen c. 5, 16. u. f.
II. Ex-
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/6>, abgerufen am 27.07.2024.
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