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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 5. v. 1-4. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] gebrauchet wird, kan verleitet werden. Daher
Verständige, ob sie wohl das Wort auch also
gebrauchen können, sich doch desselben lieber in
dem Verstande enthalten, und dafür die bibli-
schen Worte der Aeltesten, Lehrer, Hirten
u. s. w. gebrauchen, und das Wort Priester,
geistlicher, geistliches Priesterthum
im
Apostolischen Verstande lieber allen gläubigen
Christen lassen.

2. Daß sich Petrus einen Mitältesten
nennet, dabey ist folgendes zu mercken:

a. Er thut es aus Demuth, und war es ihm ge-
nug, daß er den Namen eines Apostels Chri-
sti gleich im Anfange des Briefes gesetzet
hatte.
b. Und diesen Gebrauch des Worts brachte sein
besonderer Zweck mit sich, welchen er bey die-
ser an die öffentlichen Lehrer gerichteten Er-
mahnung hatte. Denn er wolte sie zur De-
muth ermahnen, daß sich keiner unter ihnen
über die Gemeine, vielweniger über andere
Aeltesten zu einiger Herrschaft erheben sol-
te. Darum gehet er ihnen mit seinem Exem-
pel vor, und nennet sich, ob er gleich ein Apo-
stel war, nur einen Mitältesten.
c. Wie sehr aber die Lehrer von diesem Sinne
Petri in den nachfolgenden Zeiten, schon in
den nächsten Seculis, und so weiter, abgegan-
gen sind, das siehet man aus der Kirchen-
Historie, da die Bischöfe vor den übrigen
Aeltesten sich sonderbare Vorzüge angemas-
set haben: Ob es gleich aus Zusammenhal-
tung der Oerter Ap. Ges. 20, 17. 18. Phil. 1, 1.
1 Tim. 3, 1. u. f. Tit. 1, 5. 6. 7. gantz offenbar
ist, daß die Wörter episcopus, presbyter
Bischof, und Aeltester, u. s. w. von einer-
ley Amte und von einerley Personen sind ge-
brauchet worden, und in der apostolischen
Kirche gar kein Unterscheid zwischen Bischöfen
und Aeltesten, oder Lehrern gewesen ist.
d. Und da Petrus sich nur den übrigen Aelte-
sten gleich gemachet hat; was soll man denn
von dem grossen Staat und Dominat des
Römischen Bischofs sagen? Wie schicket sich
derselbe zu der apostolischen Gestalt Petri,
dessen Stuhl-Erbe er doch seyn will? Doch
so wenig Petrus zu Rom iemals einen Bi-
schöflichen Thron gehabt hat, so wenig kan
sich einer auch nur mit dem allergeringsten
Schein der Wahrheit für seinen Nachfolger
ausgeben.

3. Bey den übrigen Worten dieses Ver-
ses ist folgendes zu betrachten:

a. Die Worte pathemata tou khristou sind nicht un-
eben übersetzet, die Leiden, die in Christo
sind,
mit dem Absehen auf die Leiden, welche
die Glieder Christi um seines Namens willen
zu übernehmen haben. Denn ob gleich da-
bey zum Grunde stehet, daß Petrus ein le-
bendiger Zeuge gewesen ist von den Leiden der
eigenen Person Christi; als die er mit ange-
sehen und mit angehöret hatte, und dannen-
hero auch davon ein mündliches und schrift-
liches Zeugniß ablegen konte: so erkennet
man doch aus den dazu gesetzten Worten von
[Spaltenumbruch] der Gemeinschaft der Herrlichkeit, daß mit
den ersten Worten auch sonderlich auf die
Gemeinschaft der Leiden sey gesehen worden,
und er damit habe anzeigen wollen, was er
dißfalls erfahren habe. Man conferire
hierbey die Ap. Ges. c. 4, 3. c. 5, 18. u. f. c. 12,
3. u. f. so siehet man, was ihm bald anfangs
für ein hartes Tractament an Banden und
Schlägen begegnet sey.
b. Petrus führet dieses von der Gemeinschaft
an den Leiden und der Herrlichkeit Christi zu
dem Ende an, damit er die Gläubigen in ih-
ren Leiden, deren er vorher etliche mal gedacht
hat, mit seinem Exempel ermuntern möchte.
Man conferire hierbey die Oerter Col. 1, 24.
1 Pet. 1, 11. c. 4, 13. Off. 1, 9.
c. Wenn sich der Apostel theilhaftig nennet
der Herrlichkeit, welche offenbaret wer-
den soll,
so verstehet er damit eine solche
Theilhaftigkeit, welche ihren Erstlingen nach
schon angegangen war. Denn er hatte nicht
allein seines HErrn und Heylandes Herrlich-
keit ausser sich gesehen auf dem Berge in der
Verklärung und nach der Auferstehung von
den Todten; sondern er hatte sie auch bereits
in sich erfahren, da der Heilige Geist Chri-
stum also in ihm verkläret hatte, daß er die
herrlichste Bekäntniß von ihm ablegen konte.
Matth. 16, 16. u. f. Und da er davon immer
mehr in und an sich erfuhr, so konte er auch
von sich selbst mit Paulo 2 Cor. 3, 18. sagen:
Nun spiegelt sich in uns mit aufgedeck-
tem Angesicht des HErrn Klarheit
u. s. w.
Jn dieser Ordnung und nach diesem Grunde
konte Petrus eine lebendige Hoffnung von der
künftigen Herrlichkeit haben, und ferner mit
Paulo sagen: Christus in uns die Hoff-
nung der Herrlichkeit
Col. 1, 27. Siehe
Röm. 8, 17. 18. 2 Cor. 4, 17.
V. 2. 3. 4.

Weidet die Heerde Christi, (tou Theou~,
GOttes Ap. Gesch. 20, 28.) so euch befohlen
ist, und sehet wohl zu, nicht gezwungen,
sondern williglich, nicht um schändliches
Gewinnes willen, sondern von Hertzen
Grund: nicht als die übers Volck herr-
schen, sondern werdet Fürbilder der Heer-
de: so werdet ihr, wenn erscheinen wird
der Ertz-Hirte, die unverweckliche Krone
der Ehren empfahen.

Anmerckungen.

1. Damit man den Nachdruck der Worte
dieses schönen Textes so viel mehr erkennen mö-
ge, so hat man ihn in seine Glieder zu zerlegen,
und nach denselben stückweise zu betrachten.
Wir finden darinnen von dem Lehr-Amte diese
drey Stücke: erstlich die Benennung und Be-
schaffenheit der Zuhörer, als der Heerde: zum
andern, wie sie solle geweidet werden: drittens,
was die Lehrer zu ihrer Amts-Treue bewegen
soll.

2. Die Zuhörer führen erstlich den Namen
der Heerde GOttes; dabey zu erwegen ist:

a. Daß
C c c c 3
Cap. 5. v. 1-4. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch] gebrauchet wird, kan verleitet werden. Daher
Verſtaͤndige, ob ſie wohl das Wort auch alſo
gebrauchen koͤnnen, ſich doch deſſelben lieber in
dem Verſtande enthalten, und dafuͤr die bibli-
ſchen Worte der Aelteſten, Lehrer, Hirten
u. ſ. w. gebrauchen, und das Wort Prieſter,
geiſtlicher, geiſtliches Prieſterthum
im
Apoſtoliſchen Verſtande lieber allen glaͤubigen
Chriſten laſſen.

2. Daß ſich Petrus einen Mitaͤlteſten
nennet, dabey iſt folgendes zu mercken:

a. Er thut es aus Demuth, und war es ihm ge-
nug, daß er den Namen eines Apoſtels Chri-
ſti gleich im Anfange des Briefes geſetzet
hatte.
b. Und dieſen Gebrauch des Worts brachte ſein
beſonderer Zweck mit ſich, welchen er bey die-
ſer an die oͤffentlichen Lehrer gerichteten Er-
mahnung hatte. Denn er wolte ſie zur De-
muth ermahnen, daß ſich keiner unter ihnen
uͤber die Gemeine, vielweniger uͤber andere
Aelteſten zu einiger Herrſchaft erheben ſol-
te. Darum gehet er ihnen mit ſeinem Exem-
pel vor, und nennet ſich, ob er gleich ein Apo-
ſtel war, nur einen Mitaͤlteſten.
c. Wie ſehr aber die Lehrer von dieſem Sinne
Petri in den nachfolgenden Zeiten, ſchon in
den naͤchſten Seculis, und ſo weiter, abgegan-
gen ſind, das ſiehet man aus der Kirchen-
Hiſtorie, da die Biſchoͤfe vor den uͤbrigen
Aelteſten ſich ſonderbare Vorzuͤge angemaſ-
ſet haben: Ob es gleich aus Zuſammenhal-
tung der Oerter Ap. Geſ. 20, 17. 18. Phil. 1, 1.
1 Tim. 3, 1. u. f. Tit. 1, 5. 6. 7. gantz offenbar
iſt, daß die Woͤrter epiſcopus, presbyter
Biſchof, und Aelteſter, u. ſ. w. von einer-
ley Amte und von einerley Perſonen ſind ge-
brauchet worden, und in der apoſtoliſchen
Kirche gar kein Unterſcheid zwiſchen Biſchoͤfen
und Aelteſten, oder Lehrern geweſen iſt.
d. Und da Petrus ſich nur den uͤbrigen Aelte-
ſten gleich gemachet hat; was ſoll man denn
von dem groſſen Staat und Dominat des
Roͤmiſchen Biſchofs ſagen? Wie ſchicket ſich
derſelbe zu der apoſtoliſchen Geſtalt Petri,
deſſen Stuhl-Erbe er doch ſeyn will? Doch
ſo wenig Petrus zu Rom iemals einen Bi-
ſchoͤflichen Thron gehabt hat, ſo wenig kan
ſich einer auch nur mit dem allergeringſten
Schein der Wahrheit fuͤr ſeinen Nachfolger
ausgeben.

3. Bey den uͤbrigen Worten dieſes Ver-
ſes iſt folgendes zu betrachten:

a. Die Worte παϑήματα τοῦ χριστοῦ ſind nicht un-
eben uͤberſetzet, die Leiden, die in Chriſto
ſind,
mit dem Abſehen auf die Leiden, welche
die Glieder Chriſti um ſeines Namens willen
zu uͤbernehmen haben. Denn ob gleich da-
bey zum Grunde ſtehet, daß Petrus ein le-
bendiger Zeuge geweſen iſt von den Leiden der
eigenen Perſon Chriſti; als die er mit ange-
ſehen und mit angehoͤret hatte, und dannen-
hero auch davon ein muͤndliches und ſchrift-
liches Zeugniß ablegen konte: ſo erkennet
man doch aus den dazu geſetzten Worten von
[Spaltenumbruch] der Gemeinſchaft der Herrlichkeit, daß mit
den erſten Worten auch ſonderlich auf die
Gemeinſchaft der Leiden ſey geſehen worden,
und er damit habe anzeigen wollen, was er
dißfalls erfahren habe. Man conferire
hierbey die Ap. Geſ. c. 4, 3. c. 5, 18. u. f. c. 12,
3. u. f. ſo ſiehet man, was ihm bald anfangs
fuͤr ein hartes Tractament an Banden und
Schlaͤgen begegnet ſey.
b. Petrus fuͤhret dieſes von der Gemeinſchaft
an den Leiden und der Herrlichkeit Chriſti zu
dem Ende an, damit er die Glaͤubigen in ih-
ren Leiden, deren er vorher etliche mal gedacht
hat, mit ſeinem Exempel ermuntern moͤchte.
Man conferire hierbey die Oerter Col. 1, 24.
1 Pet. 1, 11. c. 4, 13. Off. 1, 9.
c. Wenn ſich der Apoſtel theilhaftig nennet
der Herrlichkeit, welche offenbaret wer-
den ſoll,
ſo verſtehet er damit eine ſolche
Theilhaftigkeit, welche ihren Erſtlingen nach
ſchon angegangen war. Denn er hatte nicht
allein ſeines HErrn und Heylandes Herrlich-
keit auſſer ſich geſehen auf dem Berge in der
Verklaͤrung und nach der Auferſtehung von
den Todten; ſondern er hatte ſie auch bereits
in ſich erfahren, da der Heilige Geiſt Chri-
ſtum alſo in ihm verklaͤret hatte, daß er die
herrlichſte Bekaͤntniß von ihm ablegen konte.
Matth. 16, 16. u. f. Und da er davon immer
mehr in und an ſich erfuhr, ſo konte er auch
von ſich ſelbſt mit Paulo 2 Cor. 3, 18. ſagen:
Nun ſpiegelt ſich in uns mit aufgedeck-
tem Angeſicht des HErrn Klarheit
u. ſ. w.
Jn dieſer Ordnung und nach dieſem Grunde
konte Petrus eine lebendige Hoffnung von der
kuͤnftigen Herrlichkeit haben, und ferner mit
Paulo ſagen: Chriſtus in uns die Hoff-
nung der Herrlichkeit
Col. 1, 27. Siehe
Roͤm. 8, 17. 18. 2 Cor. 4, 17.
V. 2. 3. 4.

Weidet die Heerde Chriſti, (τοῦ Θεου῀,
GOttes Ap. Geſch. 20, 28.) ſo euch befohlen
iſt, und ſehet wohl zu, nicht gezwungen,
ſondern williglich, nicht um ſchaͤndliches
Gewinnes willen, ſondern von Hertzen
Grund: nicht als die uͤbers Volck herr-
ſchen, ſondern werdet Fuͤrbilder der Heer-
de: ſo werdet ihr, wenn erſcheinen wird
der Ertz-Hirte, die unverweckliche Krone
der Ehren empfahen.

Anmerckungen.

1. Damit man den Nachdruck der Worte
dieſes ſchoͤnen Textes ſo viel mehr erkennen moͤ-
ge, ſo hat man ihn in ſeine Glieder zu zerlegen,
und nach denſelben ſtuͤckweiſe zu betrachten.
Wir finden darinnen von dem Lehr-Amte dieſe
drey Stuͤcke: erſtlich die Benennung und Be-
ſchaffenheit der Zuhoͤrer, als der Heerde: zum
andern, wie ſie ſolle geweidet werden: drittens,
was die Lehrer zu ihrer Amts-Treue bewegen
ſoll.

2. Die Zuhoͤrer fuͤhren erſtlich den Namen
der Heerde GOttes; dabey zu erwegen iſt:

a. Daß
C c c c 3
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[573/0575] Cap. 5. v. 1-4. des erſten Briefes Petri. gebrauchet wird, kan verleitet werden. Daher Verſtaͤndige, ob ſie wohl das Wort auch alſo gebrauchen koͤnnen, ſich doch deſſelben lieber in dem Verſtande enthalten, und dafuͤr die bibli- ſchen Worte der Aelteſten, Lehrer, Hirten u. ſ. w. gebrauchen, und das Wort Prieſter, geiſtlicher, geiſtliches Prieſterthum im Apoſtoliſchen Verſtande lieber allen glaͤubigen Chriſten laſſen. 2. Daß ſich Petrus einen Mitaͤlteſten nennet, dabey iſt folgendes zu mercken: a. Er thut es aus Demuth, und war es ihm ge- nug, daß er den Namen eines Apoſtels Chri- ſti gleich im Anfange des Briefes geſetzet hatte. b. Und dieſen Gebrauch des Worts brachte ſein beſonderer Zweck mit ſich, welchen er bey die- ſer an die oͤffentlichen Lehrer gerichteten Er- mahnung hatte. Denn er wolte ſie zur De- muth ermahnen, daß ſich keiner unter ihnen uͤber die Gemeine, vielweniger uͤber andere Aelteſten zu einiger Herrſchaft erheben ſol- te. Darum gehet er ihnen mit ſeinem Exem- pel vor, und nennet ſich, ob er gleich ein Apo- ſtel war, nur einen Mitaͤlteſten. c. Wie ſehr aber die Lehrer von dieſem Sinne Petri in den nachfolgenden Zeiten, ſchon in den naͤchſten Seculis, und ſo weiter, abgegan- gen ſind, das ſiehet man aus der Kirchen- Hiſtorie, da die Biſchoͤfe vor den uͤbrigen Aelteſten ſich ſonderbare Vorzuͤge angemaſ- ſet haben: Ob es gleich aus Zuſammenhal- tung der Oerter Ap. Geſ. 20, 17. 18. Phil. 1, 1. 1 Tim. 3, 1. u. f. Tit. 1, 5. 6. 7. gantz offenbar iſt, daß die Woͤrter epiſcopus, presbyter Biſchof, und Aelteſter, u. ſ. w. von einer- ley Amte und von einerley Perſonen ſind ge- brauchet worden, und in der apoſtoliſchen Kirche gar kein Unterſcheid zwiſchen Biſchoͤfen und Aelteſten, oder Lehrern geweſen iſt. d. Und da Petrus ſich nur den uͤbrigen Aelte- ſten gleich gemachet hat; was ſoll man denn von dem groſſen Staat und Dominat des Roͤmiſchen Biſchofs ſagen? Wie ſchicket ſich derſelbe zu der apoſtoliſchen Geſtalt Petri, deſſen Stuhl-Erbe er doch ſeyn will? Doch ſo wenig Petrus zu Rom iemals einen Bi- ſchoͤflichen Thron gehabt hat, ſo wenig kan ſich einer auch nur mit dem allergeringſten Schein der Wahrheit fuͤr ſeinen Nachfolger ausgeben. 3. Bey den uͤbrigen Worten dieſes Ver- ſes iſt folgendes zu betrachten: a. Die Worte παϑήματα τοῦ χριστοῦ ſind nicht un- eben uͤberſetzet, die Leiden, die in Chriſto ſind, mit dem Abſehen auf die Leiden, welche die Glieder Chriſti um ſeines Namens willen zu uͤbernehmen haben. Denn ob gleich da- bey zum Grunde ſtehet, daß Petrus ein le- bendiger Zeuge geweſen iſt von den Leiden der eigenen Perſon Chriſti; als die er mit ange- ſehen und mit angehoͤret hatte, und dannen- hero auch davon ein muͤndliches und ſchrift- liches Zeugniß ablegen konte: ſo erkennet man doch aus den dazu geſetzten Worten von der Gemeinſchaft der Herrlichkeit, daß mit den erſten Worten auch ſonderlich auf die Gemeinſchaft der Leiden ſey geſehen worden, und er damit habe anzeigen wollen, was er dißfalls erfahren habe. Man conferire hierbey die Ap. Geſ. c. 4, 3. c. 5, 18. u. f. c. 12, 3. u. f. ſo ſiehet man, was ihm bald anfangs fuͤr ein hartes Tractament an Banden und Schlaͤgen begegnet ſey. b. Petrus fuͤhret dieſes von der Gemeinſchaft an den Leiden und der Herrlichkeit Chriſti zu dem Ende an, damit er die Glaͤubigen in ih- ren Leiden, deren er vorher etliche mal gedacht hat, mit ſeinem Exempel ermuntern moͤchte. Man conferire hierbey die Oerter Col. 1, 24. 1 Pet. 1, 11. c. 4, 13. Off. 1, 9. c. Wenn ſich der Apoſtel theilhaftig nennet der Herrlichkeit, welche offenbaret wer- den ſoll, ſo verſtehet er damit eine ſolche Theilhaftigkeit, welche ihren Erſtlingen nach ſchon angegangen war. Denn er hatte nicht allein ſeines HErrn und Heylandes Herrlich- keit auſſer ſich geſehen auf dem Berge in der Verklaͤrung und nach der Auferſtehung von den Todten; ſondern er hatte ſie auch bereits in ſich erfahren, da der Heilige Geiſt Chri- ſtum alſo in ihm verklaͤret hatte, daß er die herrlichſte Bekaͤntniß von ihm ablegen konte. Matth. 16, 16. u. f. Und da er davon immer mehr in und an ſich erfuhr, ſo konte er auch von ſich ſelbſt mit Paulo 2 Cor. 3, 18. ſagen: Nun ſpiegelt ſich in uns mit aufgedeck- tem Angeſicht des HErrn Klarheit u. ſ. w. Jn dieſer Ordnung und nach dieſem Grunde konte Petrus eine lebendige Hoffnung von der kuͤnftigen Herrlichkeit haben, und ferner mit Paulo ſagen: Chriſtus in uns die Hoff- nung der Herrlichkeit Col. 1, 27. Siehe Roͤm. 8, 17. 18. 2 Cor. 4, 17. V. 2. 3. 4. Weidet die Heerde Chriſti, (τοῦ Θεου῀, GOttes Ap. Geſch. 20, 28.) ſo euch befohlen iſt, und ſehet wohl zu, nicht gezwungen, ſondern williglich, nicht um ſchaͤndliches Gewinnes willen, ſondern von Hertzen Grund: nicht als die uͤbers Volck herr- ſchen, ſondern werdet Fuͤrbilder der Heer- de: ſo werdet ihr, wenn erſcheinen wird der Ertz-Hirte, die unverweckliche Krone der Ehren empfahen. Anmerckungen. 1. Damit man den Nachdruck der Worte dieſes ſchoͤnen Textes ſo viel mehr erkennen moͤ- ge, ſo hat man ihn in ſeine Glieder zu zerlegen, und nach denſelben ſtuͤckweiſe zu betrachten. Wir finden darinnen von dem Lehr-Amte dieſe drey Stuͤcke: erſtlich die Benennung und Be- ſchaffenheit der Zuhoͤrer, als der Heerde: zum andern, wie ſie ſolle geweidet werden: drittens, was die Lehrer zu ihrer Amts-Treue bewegen ſoll. 2. Die Zuhoͤrer fuͤhren erſtlich den Namen der Heerde GOttes; dabey zu erwegen iſt: a. Daß C c c c 3

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 573. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/575>, abgerufen am 13.06.2024.