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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.

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Cap. 1. v. 20. 21. des ersten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Diese prognosis, göttliche Vorherse-
hung
von Christo gehet aus den Verstand und
Willen GOttes zugleich: auf den Verstand
in Ansehung des Sünden-Falles und der mögli-
chen Wiederaufrichtung durch Christum; als
welches beydes GOtt nach seiner Allwissenheit
hat vorher gesehen: auf den Willen, weil er, bey
erkanter willigen Bürgschaft des Sohnes, gnä-
diglich verordnet hat, daß er das Werck der Er-
lösung zu seiner Zeit übernehmen und ausführen
solte.

2. Es muß aber diese eine Verordnung
mit in sich haltende Vorhersehung nicht con
fundir
et werden mit der Vorhersehung, welche
ewigen Erwehlung gehöret. Denn da hält zur
die Vorhersehung die Erwehlung nicht mit in sich,
sondern sie geschiehet kata prognosin, nach der
Vorhersehung,
wie denn Röm. 8, 28. 29. die
zur Erwehlung gehörige Vorhersehung, welche
auf den Glauben der zuerwehlenden gehet, von der
Erwehlung selbst ausdrücklich unterschieden
wird.

3. Bey den Worten: ehe der Welt Grund
geleget ward
ist zu mercken:

a. Daß sie hergenommen sind von der Archite-
ctur,
oder Baukunst, und GOtt damit, als
dem allweisen und allmächtigen Baumeister,
die Gründung und Errichtung des grossen
Welt-Gebäudes zugeeignet wird.
b. Daß die Grundlegung der Welt nichts
anders sey, als eine solche Schöpfung, nach
welcher GOtt alle Dinge, welche keinen freyen
Willen haben, in eine unwandelbare Ord-
nung,
in welcher sie beständig stehen und fort-
dauren, gesetzet habe. Denn was die tiefe
und veste Gründung einem Gebäude ist, das
ist besagte Ordnung der Welt; als welche
ausser dem keinen materialischen Grund hat,
sondern auf GOttes Allmacht in ihrer Ord-
nung bestehet. Welches gewißlich ein recht
erstaunliches Werck GOttes ist, das über al-
len menschlichen Begriff gehet.
c. Daß mit der Redens-Art die Ewigkeit be-
zeichnet werde; sintemal vor Gründung der
Welt nichts gewesen ist, als die unendliche
Ewigkeit. Siehe deßgleichen Matth. 25, 34.
Eph. 1, 4. 2 Thess. 2, 13. 2 Tim. 1, 9. Apoc. 3,
8. c. 17, 8.

4. Die letztern Zeiten sind die Zeiten des
neuen Testaments, oder des Meßiä: welche sonst
wie hier, also auch an etlichen andern Orten von
desselben Anfange, an andern aber von desselben
letztern und merckwürdigsten Periodo zu verste-
hen sind: wie man aus vielen Orten der Prophe-
ten, wenn man sie mit der Offenbarung Johan-
nis vergleichet, ersehen kan. Siehe 1 Pet. 1, 5.

5. Die im Anfange der letztern Zeiten ge-
schehene Offenbarung Christi gehet auf seine
Menschwerdung und auf das gantze Werck
seines Prophetischen und Hohenpriesterli-
chen-Amts
und der Erlösung: da er, als das
rechte Licht der Welt, ein solches Licht angezün-
det, und durch die Predigt des Evangelii in alle
[Spaltenumbruch] Welt ausgebreitet hat, daß es auch gleich in den
ersten Zeiten unsern Vorfahren in Teutschland
aufgegangen ist. Man conferire hiebey die Pa-
rallel-
Oerter Röm. 16, 25. 26. 2 Cor. 2, 14. c. 4,
6. Eph. 1, 9. 10. c. 3, 9. Col. 1, 26. 27. 1 Tim. 3,
16. Tit. 1, 3. c. 2, 11.

6. Zur fernern Application mag folgen-
des dienen:

a. Daß, obgleich die Erlösung Christi von Ewig-
keit ist verordnet worden, solche Verordnung
doch denen, welche Christum durch ihre Ver-
folgung an das Creutz gebracht haben, keine
Nothwendigkeit verursachet habe. Denn
da GOTT auch solcher Leute ihre freywillige
Bosheit vorhergesehen hat, so hat er dieselbe
zum heylsamen Zweck zugelassen.
b. Daß, wie die Welt ihren Grund in der
Weisheit und Allmacht hat, die Wieder-
bringung des menschlichen Geschlechts in
Christo und in der ewigen Liebe GOttes ge-
gründet sey.
c. Daß auch wir, die wir itzo leben, die Worte
Petri auf uns gläubig appliciren können, als
wenn er zu uns, und zu einem ieden unter uns
sagte: Christus ist offenbaret um eurent
Willen, um deinet Willen, um meinet
willen!
V. 21.

Die ihr durch ihn gläubet an GOtt,
der ihn auferwecket hat von den Todten,
und ihm
(nach allen Stufen der Erlösung) die
Herrlichkeit gegeben, auf daß ihr Glauben,
und Hoffnung zu GOtt haben möchtet,

(ihn als Christi Glieder, in der gläubigen Ver-
sicherung, daß das, was eurem Haupte nach der
Erniedrigung in der Erhöhung wiederfahren ist,
auch euch werde wiederfahren.)

Anmerckungen.

1. Die Redens-Art, durch Christum
an GOtt glauben,
hält folgendes an sich:

a. Wenn Christus von GOtt unterschieden
wird, so wird er betrachtet nach seinem Mitt-
ler-Amte: da er sonst selbst wahrer GOtt ist.
Und wird in dem Wort GOtt sonderlich auf
die erste Person der hochgelobten Gottheit ge-
sehen, als welcher, nach der Oeconomie der
Wercke GOttes, alhier die Auferweckung
Christi von den Todten zu geschrieben wird.
b. Durch Christum glauben wir an GOtt, gleich-
wie wir durch ihn, als den Mittler, zu GOtt
kommen. Denn da er uns erlöset hat, nach v.
18. und uns dadurch einen Weg zu GOtt berei-
tet hat, ja selbst unser Weg zu GOtt worden
ist, daß wir durch ihn zum Vater kommen.
Joh. 14, 6. Röm. 5, 2. Eph. 2, 18. c. 3, 12. Hebr.
10, 19. so gehet denn auch unser Glaube durch
ihn, und durch sein Verdienst auf den Vater.
c. Wir glauben an GOtt durch Christum,
nicht allein als unsern Mittler, sondern auch
als den Anfänger und Vollender unsers
Glaubens
Hebr. 12, 2. der durch seinen Geist
den Glauben in uns wircket. Wie er denn da-
her zu seinen Jüngern sagte: ohne mich kön-
net
U u u
Cap. 1. v. 20. 21. des erſten Briefes Petri.
[Spaltenumbruch]
Anmerckungen.

1. Dieſe πρόγνωσις, goͤttliche Vorherſe-
hung
von Chriſto gehet auſ den Verſtand und
Willen GOttes zugleich: auf den Verſtand
in Anſehung des Suͤnden-Falles und der moͤgli-
chen Wiederaufrichtung durch Chriſtum; als
welches beydes GOtt nach ſeiner Allwiſſenheit
hat vorher geſehen: auf den Willen, weil er, bey
erkanter willigen Buͤrgſchaft des Sohnes, gnaͤ-
diglich verordnet hat, daß er das Werck der Er-
loͤſung zu ſeiner Zeit uͤbernehmen und ausfuͤhren
ſolte.

2. Es muß aber dieſe eine Verordnung
mit in ſich haltende Vorherſehung nicht con
fundir
et werden mit der Vorherſehung, welche
ewigen Erwehlung gehoͤret. Denn da haͤlt zur
die Vorherſehung die Erwehlung nicht mit in ſich,
ſondern ſie geſchiehet κατὰ πρόγνωσιν, nach der
Vorherſehung,
wie denn Roͤm. 8, 28. 29. die
zur Erwehlung gehoͤrige Vorherſehung, welche
auf den Glauben der zuerwehlenden gehet, von der
Erwehlung ſelbſt ausdruͤcklich unterſchieden
wird.

3. Bey den Worten: ehe der Welt Grund
geleget ward
iſt zu mercken:

a. Daß ſie hergenommen ſind von der Archite-
ctur,
oder Baukunſt, und GOtt damit, als
dem allweiſen und allmaͤchtigen Baumeiſter,
die Gruͤndung und Errichtung des groſſen
Welt-Gebaͤudes zugeeignet wird.
b. Daß die Grundlegung der Welt nichts
anders ſey, als eine ſolche Schoͤpfung, nach
welcher GOtt alle Dinge, welche keinen freyen
Willen haben, in eine unwandelbare Ord-
nung,
in welcher ſie beſtaͤndig ſtehen und fort-
dauren, geſetzet habe. Denn was die tiefe
und veſte Gruͤndung einem Gebaͤude iſt, das
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auſſer dem keinen materialiſchen Grund hat,
ſondern auf GOttes Allmacht in ihrer Ord-
nung beſtehet. Welches gewißlich ein recht
erſtaunliches Werck GOttes iſt, das uͤber al-
len menſchlichen Begriff gehet.
c. Daß mit der Redens-Art die Ewigkeit be-
zeichnet werde; ſintemal vor Gruͤndung der
Welt nichts geweſen iſt, als die unendliche
Ewigkeit. Siehe deßgleichen Matth. 25, 34.
Eph. 1, 4. 2 Theſſ. 2, 13. 2 Tim. 1, 9. Apoc. 3,
8. c. 17, 8.

4. Die letztern Zeiten ſind die Zeiten des
neuen Teſtaments, oder des Meßiaͤ: welche ſonſt
wie hier, alſo auch an etlichen andern Orten von
deſſelben Anfange, an andern aber von deſſelben
letztern und merckwuͤrdigſten Periodo zu verſte-
hen ſind: wie man aus vielen Orten der Prophe-
ten, wenn man ſie mit der Offenbarung Johan-
nis vergleichet, erſehen kan. Siehe 1 Pet. 1, 5.

5. Die im Anfange der letztern Zeiten ge-
ſchehene Offenbarung Chriſti gehet auf ſeine
Menſchwerdung und auf das gantze Werck
ſeines Prophetiſchen und Hohenprieſterli-
chen-Amts
und der Erloͤſung: da er, als das
rechte Licht der Welt, ein ſolches Licht angezuͤn-
det, und durch die Predigt des Evangelii in alle
[Spaltenumbruch] Welt ausgebreitet hat, daß es auch gleich in den
erſten Zeiten unſern Vorfahren in Teutſchland
aufgegangen iſt. Man conferire hiebey die Pa-
rallel-
Oerter Roͤm. 16, 25. 26. 2 Cor. 2, 14. c. 4,
6. Eph. 1, 9. 10. c. 3, 9. Col. 1, 26. 27. 1 Tim. 3,
16. Tit. 1, 3. c. 2, 11.

6. Zur fernern Application mag folgen-
des dienen:

a. Daß, obgleich die Erloͤſung Chriſti von Ewig-
keit iſt verordnet worden, ſolche Verordnung
doch denen, welche Chriſtum durch ihre Ver-
folgung an das Creutz gebracht haben, keine
Nothwendigkeit verurſachet habe. Denn
da GOTT auch ſolcher Leute ihre freywillige
Bosheit vorhergeſehen hat, ſo hat er dieſelbe
zum heylſamen Zweck zugelaſſen.
b. Daß, wie die Welt ihren Grund in der
Weisheit und Allmacht hat, die Wieder-
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Chriſto und in der ewigen Liebe GOttes ge-
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c. Daß auch wir, die wir itzo leben, die Worte
Petri auf uns glaͤubig appliciren koͤnnen, als
wenn er zu uns, und zu einem ieden unter uns
ſagte: Chriſtus iſt offenbaret um eurent
Willen, um deinet Willen, um meinet
willen!
V. 21.

Die ihr durch ihn glaͤubet an GOtt,
der ihn auferwecket hat von den Todten,
und ihm
(nach allen Stufen der Erloͤſung) die
Herrlichkeit gegeben, auf daß ihr Glauben,
und Hoffnung zu GOtt haben moͤchtet,

(ihn als Chriſti Glieder, in der glaͤubigen Ver-
ſicherung, daß das, was eurem Haupte nach der
Erniedrigung in der Erhoͤhung wiederfahren iſt,
auch euch werde wiederfahren.)

Anmerckungen.

1. Die Redens-Art, durch Chriſtum
an GOtt glauben,
haͤlt folgendes an ſich:

a. Wenn Chriſtus von GOtt unterſchieden
wird, ſo wird er betrachtet nach ſeinem Mitt-
ler-Amte: da er ſonſt ſelbſt wahrer GOtt iſt.
Und wird in dem Wort GOtt ſonderlich auf
die erſte Perſon der hochgelobten Gottheit ge-
ſehen, als welcher, nach der Oeconomie der
Wercke GOttes, alhier die Auferweckung
Chriſti von den Todten zu geſchrieben wird.
b. Durch Chriſtum glauben wir an GOtt, gleich-
wie wir durch ihn, als den Mittler, zu GOtt
kommen. Denn da er uns erloͤſet hat, nach v.
18. und uns dadurch einen Weg zu GOtt berei-
tet hat, ja ſelbſt unſer Weg zu GOtt worden
iſt, daß wir durch ihn zum Vater kommen.
Joh. 14, 6. Roͤm. 5, 2. Eph. 2, 18. c. 3, 12. Hebr.
10, 19. ſo gehet denn auch unſer Glaube durch
ihn, und durch ſein Verdienſt auf den Vater.
c. Wir glauben an GOtt durch Chriſtum,
nicht allein als unſern Mittler, ſondern auch
als den Anfaͤnger und Vollender unſers
Glaubens
Hebr. 12, 2. der durch ſeinen Geiſt
den Glauben in uns wircket. Wie er denn da-
her zu ſeinen Juͤngern ſagte: ohne mich koͤn-
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[521/0523] Cap. 1. v. 20. 21. des erſten Briefes Petri. Anmerckungen. 1. Dieſe πρόγνωσις, goͤttliche Vorherſe- hung von Chriſto gehet auſ den Verſtand und Willen GOttes zugleich: auf den Verſtand in Anſehung des Suͤnden-Falles und der moͤgli- chen Wiederaufrichtung durch Chriſtum; als welches beydes GOtt nach ſeiner Allwiſſenheit hat vorher geſehen: auf den Willen, weil er, bey erkanter willigen Buͤrgſchaft des Sohnes, gnaͤ- diglich verordnet hat, daß er das Werck der Er- loͤſung zu ſeiner Zeit uͤbernehmen und ausfuͤhren ſolte. 2. Es muß aber dieſe eine Verordnung mit in ſich haltende Vorherſehung nicht con fundiret werden mit der Vorherſehung, welche ewigen Erwehlung gehoͤret. Denn da haͤlt zur die Vorherſehung die Erwehlung nicht mit in ſich, ſondern ſie geſchiehet κατὰ πρόγνωσιν, nach der Vorherſehung, wie denn Roͤm. 8, 28. 29. die zur Erwehlung gehoͤrige Vorherſehung, welche auf den Glauben der zuerwehlenden gehet, von der Erwehlung ſelbſt ausdruͤcklich unterſchieden wird. 3. Bey den Worten: ehe der Welt Grund geleget ward iſt zu mercken: a. Daß ſie hergenommen ſind von der Archite- ctur, oder Baukunſt, und GOtt damit, als dem allweiſen und allmaͤchtigen Baumeiſter, die Gruͤndung und Errichtung des groſſen Welt-Gebaͤudes zugeeignet wird. b. Daß die Grundlegung der Welt nichts anders ſey, als eine ſolche Schoͤpfung, nach welcher GOtt alle Dinge, welche keinen freyen Willen haben, in eine unwandelbare Ord- nung, in welcher ſie beſtaͤndig ſtehen und fort- dauren, geſetzet habe. Denn was die tiefe und veſte Gruͤndung einem Gebaͤude iſt, das iſt beſagte Ordnung der Welt; als welche auſſer dem keinen materialiſchen Grund hat, ſondern auf GOttes Allmacht in ihrer Ord- nung beſtehet. Welches gewißlich ein recht erſtaunliches Werck GOttes iſt, das uͤber al- len menſchlichen Begriff gehet. c. Daß mit der Redens-Art die Ewigkeit be- zeichnet werde; ſintemal vor Gruͤndung der Welt nichts geweſen iſt, als die unendliche Ewigkeit. Siehe deßgleichen Matth. 25, 34. Eph. 1, 4. 2 Theſſ. 2, 13. 2 Tim. 1, 9. Apoc. 3, 8. c. 17, 8. 4. Die letztern Zeiten ſind die Zeiten des neuen Teſtaments, oder des Meßiaͤ: welche ſonſt wie hier, alſo auch an etlichen andern Orten von deſſelben Anfange, an andern aber von deſſelben letztern und merckwuͤrdigſten Periodo zu verſte- hen ſind: wie man aus vielen Orten der Prophe- ten, wenn man ſie mit der Offenbarung Johan- nis vergleichet, erſehen kan. Siehe 1 Pet. 1, 5. 5. Die im Anfange der letztern Zeiten ge- ſchehene Offenbarung Chriſti gehet auf ſeine Menſchwerdung und auf das gantze Werck ſeines Prophetiſchen und Hohenprieſterli- chen-Amts und der Erloͤſung: da er, als das rechte Licht der Welt, ein ſolches Licht angezuͤn- det, und durch die Predigt des Evangelii in alle Welt ausgebreitet hat, daß es auch gleich in den erſten Zeiten unſern Vorfahren in Teutſchland aufgegangen iſt. Man conferire hiebey die Pa- rallel-Oerter Roͤm. 16, 25. 26. 2 Cor. 2, 14. c. 4, 6. Eph. 1, 9. 10. c. 3, 9. Col. 1, 26. 27. 1 Tim. 3, 16. Tit. 1, 3. c. 2, 11. 6. Zur fernern Application mag folgen- des dienen: a. Daß, obgleich die Erloͤſung Chriſti von Ewig- keit iſt verordnet worden, ſolche Verordnung doch denen, welche Chriſtum durch ihre Ver- folgung an das Creutz gebracht haben, keine Nothwendigkeit verurſachet habe. Denn da GOTT auch ſolcher Leute ihre freywillige Bosheit vorhergeſehen hat, ſo hat er dieſelbe zum heylſamen Zweck zugelaſſen. b. Daß, wie die Welt ihren Grund in der Weisheit und Allmacht hat, die Wieder- bringung des menſchlichen Geſchlechts in Chriſto und in der ewigen Liebe GOttes ge- gruͤndet ſey. c. Daß auch wir, die wir itzo leben, die Worte Petri auf uns glaͤubig appliciren koͤnnen, als wenn er zu uns, und zu einem ieden unter uns ſagte: Chriſtus iſt offenbaret um eurent Willen, um deinet Willen, um meinet willen! V. 21. Die ihr durch ihn glaͤubet an GOtt, der ihn auferwecket hat von den Todten, und ihm (nach allen Stufen der Erloͤſung) die Herrlichkeit gegeben, auf daß ihr Glauben, und Hoffnung zu GOtt haben moͤchtet, (ihn als Chriſti Glieder, in der glaͤubigen Ver- ſicherung, daß das, was eurem Haupte nach der Erniedrigung in der Erhoͤhung wiederfahren iſt, auch euch werde wiederfahren.) Anmerckungen. 1. Die Redens-Art, durch Chriſtum an GOtt glauben, haͤlt folgendes an ſich: a. Wenn Chriſtus von GOtt unterſchieden wird, ſo wird er betrachtet nach ſeinem Mitt- ler-Amte: da er ſonſt ſelbſt wahrer GOtt iſt. Und wird in dem Wort GOtt ſonderlich auf die erſte Perſon der hochgelobten Gottheit ge- ſehen, als welcher, nach der Oeconomie der Wercke GOttes, alhier die Auferweckung Chriſti von den Todten zu geſchrieben wird. b. Durch Chriſtum glauben wir an GOtt, gleich- wie wir durch ihn, als den Mittler, zu GOtt kommen. Denn da er uns erloͤſet hat, nach v. 18. und uns dadurch einen Weg zu GOtt berei- tet hat, ja ſelbſt unſer Weg zu GOtt worden iſt, daß wir durch ihn zum Vater kommen. Joh. 14, 6. Roͤm. 5, 2. Eph. 2, 18. c. 3, 12. Hebr. 10, 19. ſo gehet denn auch unſer Glaube durch ihn, und durch ſein Verdienſt auf den Vater. c. Wir glauben an GOtt durch Chriſtum, nicht allein als unſern Mittler, ſondern auch als den Anfaͤnger und Vollender unſers Glaubens Hebr. 12, 2. der durch ſeinen Geiſt den Glauben in uns wircket. Wie er denn da- her zu ſeinen Juͤngern ſagte: ohne mich koͤn- net U u u

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Zitationshilfe: Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/523>, abgerufen am 12.06.2024.