Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Erklärung des andern Briefes Pauli Cap. 1. v. 3-5. [Spaltenumbruch]
Glaube nur eine Einbildung, oder auch ein blos-ses Natur-Werck. Der Glaube nimmt, die Liebe giebt: jener die Wohlthaten, oder Heyls-Güter; diese die Pflichten. Jemehr nun der Glaube nimmt, iemehr hat die Liebe zu geben. Wodurch denn das Gesetz und das Evangelium in beständiger Ubung ist; das Evangelium durch das Nehmen des Glaubens; das Gesetz durch das Geben der Liebe. Und al- so stehen die beyden Eigenschaften GOttes, die Gnade mit der Liebe und die Gerechtigkeit mit der Heiligkeit in einer beständigen Application. Man sehe vom Glauben und der Liebe auch 1 Thess. 1, 3. Gal. 5, 16. Eph. 1, 15. Jac. 2, 18. 2. Bey den ersten Christen fande sich nicht 3. Waren nun gleich auch zu Thessalonich 4. Paulus gedencket zwar nur der Liebe 5. Ein Kennzeichen eines rechtschafnen Leh- V. 4. Also daß wir uns, (emas autous, wir Anmerckung. Gleichwie ein rechtschafner Lehrer den sei- V. 5. Welches anzeiget, daß GOTT recht Anmerckungen. 1. Von Rechtswegen solte es denen Gläu- 2. Wir finden demnach alhie das Argu- 3. Nimmt ein Kaufmann und ein Soldat, 4. Jn Ansehung dessen, daß der Weg des 5. Auf Seiten der Gottlosen ist ein gerech- V. 6.
Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 1. v. 3-5. [Spaltenumbruch]
Glaube nur eine Einbildung, oder auch ein bloſ-ſes Natur-Werck. Der Glaube nimmt, die Liebe giebt: jener die Wohlthaten, oder Heyls-Guͤter; dieſe die Pflichten. Jemehr nun der Glaube nimmt, iemehr hat die Liebe zu geben. Wodurch denn das Geſetz und das Evangelium in beſtaͤndiger Ubung iſt; das Evangelium durch das Nehmen des Glaubens; das Geſetz durch das Geben der Liebe. Und al- ſo ſtehen die beyden Eigenſchaften GOttes, die Gnade mit der Liebe und die Gerechtigkeit mit der Heiligkeit in einer beſtaͤndigen Application. Man ſehe vom Glauben und der Liebe auch 1 Theſſ. 1, 3. Gal. 5, 16. Eph. 1, 15. Jac. 2, 18. 2. Bey den erſten Chriſten fande ſich nicht 3. Waren nun gleich auch zu Theſſalonich 4. Paulus gedencket zwar nur der Liebe 5. Ein Kennzeichen eines rechtſchafnen Leh- V. 4. Alſo daß wir uns, (ἡμᾶς ἀυτοὺς, wir Anmerckung. Gleichwie ein rechtſchafner Lehrer den ſei- V. 5. Welches anzeiget, daß GOTT recht Anmerckungen. 1. Von Rechtswegen ſolte es denen Glaͤu- 2. Wir finden demnach alhie das Argu- 3. Nimmt ein Kaufmann und ein Soldat, 4. Jn Anſehung deſſen, daß der Weg des 5. Auf Seiten der Gottloſen iſt ein gerech- V. 6.
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Erklaͤrung des andern Briefes Pauli Cap. 1. v. 3-5.
Glaube nur eine Einbildung, oder auch ein bloſ-
ſes Natur-Werck. Der Glaube nimmt, die
Liebe giebt: jener die Wohlthaten, oder
Heyls-Guͤter; dieſe die Pflichten. Jemehr
nun der Glaube nimmt, iemehr hat die Liebe zu
geben. Wodurch denn das Geſetz und das
Evangelium in beſtaͤndiger Ubung iſt; das
Evangelium durch das Nehmen des Glaubens;
das Geſetz durch das Geben der Liebe. Und al-
ſo ſtehen die beyden Eigenſchaften GOttes, die
Gnade mit der Liebe und die Gerechtigkeit mit
der Heiligkeit in einer beſtaͤndigen Application.
Man ſehe vom Glauben und der Liebe auch
1 Theſſ. 1, 3. Gal. 5, 16. Eph. 1, 15. Jac. 2, 18.
2. Bey den erſten Chriſten fande ſich nicht
allein ein rechtſchafner Anfang im thaͤtigen Chri-
ſtenthum, ſondern auch ein ernſtlicher Fortgang
und Wachsthum: an ſtatt deſſen, daß man es
heute zu tage kaum bey einigen zum rechten An-
fange bringen kan. Doch hat der HErr noch
auch die Seinigen; welche in ſeinen Wegen hur-
tig fortgehen und darinnen verharren.
3. Waren nun gleich auch zu Theſſalonich
unter der Gemeine einige unordentlichwandeln-
de, bey welchen weder rechter Anfang, noch Fort-
gang war; wie wir aus dem dritten Capitel er-
ſehen: ſo redet doch von denen der Apoſtel alhier
nicht: wie er denn auch c. 3, 6. ſaget, daß ſich die
rechtſchafnen von ſolchen entziehen ſolten. Von
jenen aber lautet es gar ſchoͤn, wenn es heißt:
eines ieglichen, unter euch allen gegen ein-
ander.
4. Paulus gedencket zwar nur der Liebe
gegen einander: weil aber dieſe nebſt dem
Glauben auch die Liebe gegen GOTT und die
wohlgeordnete Liebe gegen uns ſelbſt zum Grun-
de hat; ſintemal wir den Nechſten lieben ſollen,
als uns ſelbſt: ſo wird ſolches allerdinge darun-
ter mit verſtanden.
5. Ein Kennzeichen eines rechtſchafnen Leh-
rers und Zuhoͤrers iſt alhier gar deutlich zu ſehen:
des Lehrers, daß er den durch ſein Amt erhaltenen
Segen nicht ſich ſelbſt, ſondern GOtt danckbar-
lichſt zuſchreibe; eines Zuhoͤrers, daß er ſuche
dem Lehrer durch ſeine Folgſamkeit viele Gele-
genheit zur Danckſagung zu geben.
V. 4.
Alſo daß wir uns, (ἡμᾶς ἀυτοὺς, wir
ſelbſt, außer dem, was andere thun, die von
euch hoͤren und wiſſen Ep. 1. c. 1, 9.) euer ruͤh-
men (viele Freudigkeit bezeugen) unter den
Gemeinen GOttes, von eurer Geduld und
Glauben (welcher der ὑπομονῇ, der Geduld
und der Beharrung das rechte Leben und We-
ſen giebt,) in allen euren Verfolgungen und
Truͤbſalen, die ihr duldet. (Siehe Ep. 1.
c. 2, 19.)
Anmerckung.
Gleichwie ein rechtſchafner Lehrer den ſei-
ner Arbeit beygelegten Segen nicht zu ſeinem ei-
gnen Ruhm, ſondern zum Lobe GOttes anwen-
det: alſo richtet auch ein demuͤthiger Zuhoͤrer
das ihm gegebne Lob nicht zu ſeiner eignen Er-
hebung, ſondern zur ſchuldigen Danckſagung
gegen GOtt und laͤßt ſich dadurch anſpornen, in
den Wegen GOttes deſto hurtiger und beſtaͤn-
diger fortzulauffen.
V. 5.
Welches anzeiget, daß GOTT recht
richten wird (die Gottloſen, welche euch ſo
viel Truͤbſal anlegen,) und ihr (hingegen)
wuͤrdig (gewuͤrdiget) werdet zum Reiche
GOttes, uͤber welchem ihr auch leidet.
(welches ſind die rechten Leiden um Chriſti und
um der Gerechtigkeit willen.)
Anmerckungen.
1. Von Rechtswegen ſolte es denen Glaͤu-
bigen, die nach ihrem guten Gewiſſen vor GOtt
und Menſchen einher gehen, und niemand be-
leidigen, und wider ſich aufbringen, allezeit
wohlgehen: den Gottloſen aber, da ſie ſich ſo
viel uͤbel zuziehen, uͤbel. Allein es iſt in dieſer
Welt oft umgekehret; denn obwol auch der
Gottloſe oft viel ſelbſt gemachte Plage hat, Pf.
32, 10. ſo gehet es ihm doch oft eine lange Zeit
nach Wunſch; hingegen thut er dem Gottſeligen
viel Drangſal an. Da nun keines von beyden
ſeyn ſolte, ſo iſt dieſes eine Anzeige, daß ein ſol-
cher fuͤr beyderley Art Leute ſich gar nicht ſchi-
ckender Zuſtand gar kurtz ſey, und demſelben ein
groſſer und baldiger Wechſel bevorſtehe, den
Gottloſen zu einem wohlverdienten Gerichte;
den Gottſeligen aber nach ihrer Pruͤfung zu ihrer
Errettung und Seligkeit.
2. Wir finden demnach alhie das Argu-
mentum, das einige Unglaͤubige zur Ver-
leugnung der Providentz GOttes mißbrauchen,
gerade umgekehret; denn da ſie ſo ſchlieſſen: es
gehet den Gottloſen wohl, den Frommen uͤbel,
darum iſt keine Providentz GOttes, als welche
ſolches nicht zulaſſen wuͤrde; ſo machet Paulus
mit Recht dieſen Schluß: Es gehet ‒ ‒ ‒
darum iſt eine Providentz GOttes, welche ſol-
ches zwar eine zeitlang zulaͤſſet, und den From-
men laͤßt zum beſten gereichen; die doch aber nach
dieſem alles eben und gerade machen wird durch
gerechte Strafe und gnaͤdige Belohnung.
3. Nimmt ein Kaufmann und ein Soldat,
ja faſt ein ieder Menſch ſoviel Ungemach uͤber
ſich, um in zeitlichen Dingen dis und das, ſo
oft nicht der Rede werth iſt, zu gewinnen; was
ſoll denn ein Chriſt nicht uͤber ſich nehmen um
des Himmelreichs willen?
4. Jn Anſehung deſſen, daß der Weg des
Leidens zur Herrlichkeit fuͤhret, und man nach
dem Leiden der Freude’gewuͤrdiget wird, freue-
ten die Apoſtel und erſten Chriſten ſich ſchon zum
voraus, und hielten die Schmach ſelbſten fuͤr
ihre Ehre, und ſich unwuͤrdig, ſolcher um des
Namens JESU willen gewuͤrdiget zu werden,
Ap. Geſch. 5, 41.
5. Auf Seiten der Gottloſen iſt ein gerech-
tes Gerichte, als welche die Strafe wohl ver-
dienen: aber auf Seiten der Glaͤubigen eine
Wuͤrdigung aus Gnaden; ſintemal zwiſchen
ihrem Leiden und der Herrlichkeit gar keine Pro-
portion iſt, Roͤm. 8, 18. daher ſie denn ſoviel
weniger einige Verdienſtlichkeit haben koͤnnen.
Man conferire im uͤbrigen bey dieſem Verſe
ſonderlich den Ort Phil. 1, 28.
V. 6.
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