[Spaltenumbruch]
auch andern noch wol dazu das ihrige auf man- cherley Art der Ungerechtigkeit entwenden, und insonderheit den Arbeitern ihren Lohn vorent- halten, oder doch nicht zu rechter Zeit geben.
2. Wider diese Ungerechtigkeit hat GOtt sehr ernstliche Verbote gegeben. Man sehe 3 B. Mos. 19, 13. Es soll des Tagelöhners Lohn nicht bey dir bleiben bis an den Mor- gen. 5 B. Mos. 24, 14. 15. Du solt dem Dürf- tigen und Armen seinen Lohn nicht vor- halten - sondern solt ihm seinen Lohn des Tages geben, daß die Sonne nicht darü- ber untergehe. Denn er ist dürftig und erhält seine Seele damit, auf daß er nicht wider dich den HErrn anrufe, und sey dir Sünde,
3. Weil diese Ungerechtigkeit machet, daß die, welchen ihr wohlverdienter Lohn entzogen, oder zu lange vorenthalten wird, darüber zu GOTT schreyen, so ist sie eine von den Him- mel-schreyenden Sünden, welche zu verursa- chen pflegen, daß GOTT über sie schon eini- ge Gerichte in dieser Welt ergehen läßt. Noch andere Gattungen solcher Sünden sehe man 1 B. Mos. 4, 10. c. 18, 20. 2 B. Mos. 3, 7. c. 22, 23. Es kan aber eben dieses noch von mehrern schweren Sünden gesaget werden.
4. Was Jacobus von solchen Arbeitern, welche man zur Erndte gebrauchet hat, saget, das gilt auch von allen andern, welche man auf allerhand Art in seinen Diensten hat. Und daß auch ein Lehrer, als ein Arbeiter, seines Lohns, oder der gebührenden Vergeltung zu seinem Un- terhalte, werth sey, hat unser Heyland selbst be- zeuget Matth. 10, 10. und Paulus wiederhoh- let 1 Cor. 9, 14.
5. O wenn dieses auch diejenigen unter den wohlhabenden Leuten auf den Universitäten bedächten, welche die Studiosos Theologiae zur Information ihrer Kinder nehmen, aber sie guten theils umsonst arbeiten lassen, sintemal bey so manchen unter der Arbeit und der Be- lohnung gar keine Proportion ist. Man spricht zwar: ich kan es dafür haben, und ver- läßt sich darauf, daß mancher diß und das we- gen seiner grossen Dürftigkeit aus Noth thun muß: aber das entschuldiget niemanden; son- dern man würde nach der Christlichen, auch na- türlichen Liebe recht thun, wenn man manchen das wenige, was man ihme für so viele Arbeit, dabey er seine eigene Studia versäumet, zu haben pfleget, von seinem grossen Uberflusse umsonst zu fliessen liesse, oder da dieses niemanden zuge- muthet wird, nur auf eine Gleichheit unter der Mühe und der Vergeltung sähe: Wie diejeni- gen hingegen billig und löblich thun, welche an zeitlichen Gütern gesegnet sind, und dabey ein gutes Gewissen bewahren wollen.
V. 5. 6.
Jhr habt wohl gelebet auf Erden (als irdisch gesinnete Menschen, welche an den Himmel nicht gedencken) und eure Wohllüste gehabt, und eure Hertzen geweidet (euren Bauch und Leib nach eures wollüstigen Her- [Spaltenumbruch]
tzens Wunsch) als auf einen Schlacht-Tag, (nicht anders, als das unvernünftige Vieh, welches zum Schlachten gemästet wird en eme- ra, für eis emeran.) Jhr habt verurtheilet den Gerechten und getödtet (im Hertzen mit Haß, auch mit rauhen Worten und unbarm- hertzigen Wercken) und er hat euch nicht widerstanden (es so wenig gewolt, als ge- kont.)
Anmerckungen.
1. Es pfleget zwar wol ein Laster vor den andern also zu herrschen, daß es theils den Men- schen mehr innerlich einnimmt, theils auch äus- serlich mehr ausbricht: allein bey manchen tre- ten alle, oder doch mehrere, Haupt-Laster zu der innern Herrschaft und zu dem äusserlichen Aus- bruche also zusammen, daß eines dem andern nichts nachgiebet. Wir haben davon alhier ein Exempel an den Reichen. Denn da bestrafet der Apostel an ihnen den äussersten Grad des Geitzes, welcher so weit ging, daß auch den Taglöhnern ihr wohl verdienter Lohn entzogen und auch sonst mit andern Dürftigen so hart verfahren wurde, daß es der Apostel einen töd- ten nennet. Und daß es ihnen auch nicht am Stoltze und Ubermuth gefehlet, das siehet man sowol aus dem Contexte, als aus den übrigen Stellen dieses Briefes, welche von solchen Leu- ten handeln.
2. Wie groß der Verfall solcher Leute sey, zeiget der Apostel damit an, wenn er saget, daß sie ihre Hertzen mit Wohllüsten geweidet haben, das ist, daß sie ihr höchstes Gut darin- nen gesetzet haben, welches doch das höchste Ubel war, oder doch das höchste Ubel nach sich zog. Da die unsterbliche Seele mit nichts gesättiget werden kan, als mit GOTT und göttlichen Dingen, so hatten sie hieran allen Geschmack verlohren, und hingegen einen Geschmack an dem, welches ihnen doch wie eine stinckende Mist- Pfütze vorkommen solte.
3. Man siehet auch hieraus, wohin ein Mensch, der einen bessern Anfang gehabt hat, verfallen kan. Denn hätten sich diese Leute nicht bey ihrer Bekenntniß zum Christenthum in einem bessern Stande befunden, so würden sie vermuthlich weder sich zur Christlichen Kir- che bekannt haben, noch von derselben für Mit- glieder seyn erkannt worden. Wodurch man in einen solchen Zustand gerathe, zeiget Petrus an im andern Briefe Cap. 2. v. 19. u. f. Daß aber die damalige Kirche überhaupt eines sol- chen Verfalles nicht beschuldiget werden kön- ne, siehet man unter andern Oertern dieses Briefes auch aus dem nachfolgenden Contexte v. 9. u. f. da der Apostel die rechtschaffnen anre- det, wie nun folget.
V. 7. 8.
So seyd nun geduldig, lieben Brü- der, bis auf die Zukunft des HErrn. Sie- he ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erden, und ist geduldig dar- über, bis er empfahe den Morgenregen
und
Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 4-8.
[Spaltenumbruch]
auch andern noch wol dazu das ihrige auf man- cherley Art der Ungerechtigkeit entwenden, und inſonderheit den Arbeitern ihren Lohn vorent- halten, oder doch nicht zu rechter Zeit geben.
2. Wider dieſe Ungerechtigkeit hat GOtt ſehr ernſtliche Verbote gegeben. Man ſehe 3 B. Moſ. 19, 13. Es ſoll des Tageloͤhners Lohn nicht bey dir bleiben bis an den Mor- gen. 5 B. Moſ. 24, 14. 15. Du ſolt dem Duͤrf- tigen und Armen ſeinen Lohn nicht vor- halten ‒ ſondern ſolt ihm ſeinen Lohn des Tages geben, daß die Sonne nicht daruͤ- ber untergehe. Denn er iſt duͤrftig und erhaͤlt ſeine Seele damit, auf daß er nicht wider dich den HErrn anrufe, und ſey dir Suͤnde,
3. Weil dieſe Ungerechtigkeit machet, daß die, welchen ihr wohlverdienter Lohn entzogen, oder zu lange vorenthalten wird, daruͤber zu GOTT ſchreyen, ſo iſt ſie eine von den Him- mel-ſchreyenden Suͤnden, welche zu verurſa- chen pflegen, daß GOTT uͤber ſie ſchon eini- ge Gerichte in dieſer Welt ergehen laͤßt. Noch andere Gattungen ſolcher Suͤnden ſehe man 1 B. Moſ. 4, 10. c. 18, 20. 2 B. Moſ. 3, 7. c. 22, 23. Es kan aber eben dieſes noch von mehrern ſchweren Suͤnden geſaget werden.
4. Was Jacobus von ſolchen Arbeitern, welche man zur Erndte gebrauchet hat, ſaget, das gilt auch von allen andern, welche man auf allerhand Art in ſeinen Dienſten hat. Und daß auch ein Lehrer, als ein Arbeiter, ſeines Lohns, oder der gebuͤhrenden Vergeltung zu ſeinem Un- terhalte, werth ſey, hat unſer Heyland ſelbſt be- zeuget Matth. 10, 10. und Paulus wiederhoh- let 1 Cor. 9, 14.
5. O wenn dieſes auch diejenigen unter den wohlhabenden Leuten auf den Univerſitaͤten bedaͤchten, welche die Studioſos Theologiæ zur Information ihrer Kinder nehmen, aber ſie guten theils umſonſt arbeiten laſſen, ſintemal bey ſo manchen unter der Arbeit und der Be- lohnung gar keine Proportion iſt. Man ſpricht zwar: ich kan es dafuͤr haben, und ver- laͤßt ſich darauf, daß mancher diß und das we- gen ſeiner groſſen Duͤrftigkeit aus Noth thun muß: aber das entſchuldiget niemanden; ſon- dern man wuͤrde nach der Chriſtlichen, auch na- tuͤrlichen Liebe recht thun, wenn man manchen das wenige, was man ihme fuͤr ſo viele Arbeit, dabey er ſeine eigene Studia verſaͤumet, zu haben pfleget, von ſeinem groſſen Uberfluſſe umſonſt zu flieſſen lieſſe, oder da dieſes niemanden zuge- muthet wird, nur auf eine Gleichheit unter der Muͤhe und der Vergeltung ſaͤhe: Wie diejeni- gen hingegen billig und loͤblich thun, welche an zeitlichen Guͤtern geſegnet ſind, und dabey ein gutes Gewiſſen bewahren wollen.
V. 5. 6.
Jhr habt wohl gelebet auf Erden (als irdiſch geſinnete Menſchen, welche an den Himmel nicht gedencken) und eure Wohlluͤſte gehabt, und eure Hertzen geweidet (euren Bauch und Leib nach eures wolluͤſtigen Her- [Spaltenumbruch]
tzens Wunſch) als auf einen Schlacht-Tag, (nicht anders, als das unvernuͤnftige Vieh, welches zum Schlachten gemaͤſtet wird ἐν ἡμέ- ρᾳ, fuͤr ἐις ἡμέραν.) Jhr habt verurtheilet den Gerechten und getoͤdtet (im Hertzen mit Haß, auch mit rauhen Worten und unbarm- hertzigen Wercken) und er hat euch nicht widerſtanden (es ſo wenig gewolt, als ge- kont.)
Anmerckungen.
1. Es pfleget zwar wol ein Laſter vor den andern alſo zu herrſchen, daß es theils den Men- ſchen mehr innerlich einnimmt, theils auch aͤuſ- ſerlich mehr ausbricht: allein bey manchen tre- ten alle, oder doch mehrere, Haupt-Laſter zu der innern Herrſchaft und zu dem aͤuſſerlichen Aus- bruche alſo zuſammen, daß eines dem andern nichts nachgiebet. Wir haben davon alhier ein Exempel an den Reichen. Denn da beſtrafet der Apoſtel an ihnen den aͤuſſerſten Grad des Geitzes, welcher ſo weit ging, daß auch den Tagloͤhnern ihr wohl verdienter Lohn entzogen und auch ſonſt mit andern Duͤrftigen ſo hart verfahren wurde, daß es der Apoſtel einen toͤd- ten nennet. Und daß es ihnen auch nicht am Stoltze und Ubermuth gefehlet, das ſiehet man ſowol aus dem Contexte, als aus den uͤbrigen Stellen dieſes Briefes, welche von ſolchen Leu- ten handeln.
2. Wie groß der Verfall ſolcher Leute ſey, zeiget der Apoſtel damit an, wenn er ſaget, daß ſie ihre Hertzen mit Wohlluͤſten geweidet haben, das iſt, daß ſie ihr hoͤchſtes Gut darin- nen geſetzet haben, welches doch das hoͤchſte Ubel war, oder doch das hoͤchſte Ubel nach ſich zog. Da die unſterbliche Seele mit nichts geſaͤttiget werden kan, als mit GOTT und goͤttlichen Dingen, ſo hatten ſie hieran allen Geſchmack verlohren, und hingegen einen Geſchmack an dem, welches ihnen doch wie eine ſtinckende Miſt- Pfuͤtze vorkommen ſolte.
3. Man ſiehet auch hieraus, wohin ein Menſch, der einen beſſern Anfang gehabt hat, verfallen kan. Denn haͤtten ſich dieſe Leute nicht bey ihrer Bekenntniß zum Chriſtenthum in einem beſſern Stande befunden, ſo wuͤrden ſie vermuthlich weder ſich zur Chriſtlichen Kir- che bekannt haben, noch von derſelben fuͤr Mit- glieder ſeyn erkannt worden. Wodurch man in einen ſolchen Zuſtand gerathe, zeiget Petrus an im andern Briefe Cap. 2. v. 19. u. f. Daß aber die damalige Kirche uͤberhaupt eines ſol- chen Verfalles nicht beſchuldiget werden koͤn- ne, ſiehet man unter andern Oertern dieſes Briefes auch aus dem nachfolgenden Contexte v. 9. u. f. da der Apoſtel die rechtſchaffnen anre- det, wie nun folget.
V. 7. 8.
So ſeyd nun geduldig, lieben Bruͤ- der, bis auf die Zukunft des HErrn. Sie- he ein Ackermann wartet auf die koͤſtliche Frucht der Erden, und iſt geduldig dar- uͤber, bis er empfahe den Morgenregen
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[484/0486]
Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 4-8.
auch andern noch wol dazu das ihrige auf man-
cherley Art der Ungerechtigkeit entwenden, und
inſonderheit den Arbeitern ihren Lohn vorent-
halten, oder doch nicht zu rechter Zeit geben.
2. Wider dieſe Ungerechtigkeit hat GOtt
ſehr ernſtliche Verbote gegeben. Man ſehe 3
B. Moſ. 19, 13. Es ſoll des Tageloͤhners
Lohn nicht bey dir bleiben bis an den Mor-
gen. 5 B. Moſ. 24, 14. 15. Du ſolt dem Duͤrf-
tigen und Armen ſeinen Lohn nicht vor-
halten ‒ ſondern ſolt ihm ſeinen Lohn des
Tages geben, daß die Sonne nicht daruͤ-
ber untergehe. Denn er iſt duͤrftig und
erhaͤlt ſeine Seele damit, auf daß er nicht
wider dich den HErrn anrufe, und ſey dir
Suͤnde,
3. Weil dieſe Ungerechtigkeit machet, daß
die, welchen ihr wohlverdienter Lohn entzogen,
oder zu lange vorenthalten wird, daruͤber zu
GOTT ſchreyen, ſo iſt ſie eine von den Him-
mel-ſchreyenden Suͤnden, welche zu verurſa-
chen pflegen, daß GOTT uͤber ſie ſchon eini-
ge Gerichte in dieſer Welt ergehen laͤßt. Noch
andere Gattungen ſolcher Suͤnden ſehe man
1 B. Moſ. 4, 10. c. 18, 20. 2 B. Moſ. 3, 7. c. 22,
23. Es kan aber eben dieſes noch von mehrern
ſchweren Suͤnden geſaget werden.
4. Was Jacobus von ſolchen Arbeitern,
welche man zur Erndte gebrauchet hat, ſaget,
das gilt auch von allen andern, welche man auf
allerhand Art in ſeinen Dienſten hat. Und daß
auch ein Lehrer, als ein Arbeiter, ſeines Lohns,
oder der gebuͤhrenden Vergeltung zu ſeinem Un-
terhalte, werth ſey, hat unſer Heyland ſelbſt be-
zeuget Matth. 10, 10. und Paulus wiederhoh-
let 1 Cor. 9, 14.
5. O wenn dieſes auch diejenigen unter den
wohlhabenden Leuten auf den Univerſitaͤten
bedaͤchten, welche die Studioſos Theologiæ
zur Information ihrer Kinder nehmen, aber ſie
guten theils umſonſt arbeiten laſſen, ſintemal
bey ſo manchen unter der Arbeit und der Be-
lohnung gar keine Proportion iſt. Man
ſpricht zwar: ich kan es dafuͤr haben, und ver-
laͤßt ſich darauf, daß mancher diß und das we-
gen ſeiner groſſen Duͤrftigkeit aus Noth thun
muß: aber das entſchuldiget niemanden; ſon-
dern man wuͤrde nach der Chriſtlichen, auch na-
tuͤrlichen Liebe recht thun, wenn man manchen
das wenige, was man ihme fuͤr ſo viele Arbeit,
dabey er ſeine eigene Studia verſaͤumet, zu haben
pfleget, von ſeinem groſſen Uberfluſſe umſonſt
zu flieſſen lieſſe, oder da dieſes niemanden zuge-
muthet wird, nur auf eine Gleichheit unter der
Muͤhe und der Vergeltung ſaͤhe: Wie diejeni-
gen hingegen billig und loͤblich thun, welche an
zeitlichen Guͤtern geſegnet ſind, und dabey ein
gutes Gewiſſen bewahren wollen.
V. 5. 6.
Jhr habt wohl gelebet auf Erden
(als irdiſch geſinnete Menſchen, welche an den
Himmel nicht gedencken) und eure Wohlluͤſte
gehabt, und eure Hertzen geweidet (euren
Bauch und Leib nach eures wolluͤſtigen Her-
tzens Wunſch) als auf einen Schlacht-Tag,
(nicht anders, als das unvernuͤnftige Vieh,
welches zum Schlachten gemaͤſtet wird ἐν ἡμέ-
ρᾳ, fuͤr ἐις ἡμέραν.) Jhr habt verurtheilet
den Gerechten und getoͤdtet (im Hertzen mit
Haß, auch mit rauhen Worten und unbarm-
hertzigen Wercken) und er hat euch nicht
widerſtanden (es ſo wenig gewolt, als ge-
kont.)
Anmerckungen.
1. Es pfleget zwar wol ein Laſter vor den
andern alſo zu herrſchen, daß es theils den Men-
ſchen mehr innerlich einnimmt, theils auch aͤuſ-
ſerlich mehr ausbricht: allein bey manchen tre-
ten alle, oder doch mehrere, Haupt-Laſter zu der
innern Herrſchaft und zu dem aͤuſſerlichen Aus-
bruche alſo zuſammen, daß eines dem andern
nichts nachgiebet. Wir haben davon alhier ein
Exempel an den Reichen. Denn da beſtrafet
der Apoſtel an ihnen den aͤuſſerſten Grad des
Geitzes, welcher ſo weit ging, daß auch den
Tagloͤhnern ihr wohl verdienter Lohn entzogen
und auch ſonſt mit andern Duͤrftigen ſo hart
verfahren wurde, daß es der Apoſtel einen toͤd-
ten nennet. Und daß es ihnen auch nicht am
Stoltze und Ubermuth gefehlet, das ſiehet man
ſowol aus dem Contexte, als aus den uͤbrigen
Stellen dieſes Briefes, welche von ſolchen Leu-
ten handeln.
2. Wie groß der Verfall ſolcher Leute ſey,
zeiget der Apoſtel damit an, wenn er ſaget, daß
ſie ihre Hertzen mit Wohlluͤſten geweidet
haben, das iſt, daß ſie ihr hoͤchſtes Gut darin-
nen geſetzet haben, welches doch das hoͤchſte Ubel
war, oder doch das hoͤchſte Ubel nach ſich zog.
Da die unſterbliche Seele mit nichts geſaͤttiget
werden kan, als mit GOTT und goͤttlichen
Dingen, ſo hatten ſie hieran allen Geſchmack
verlohren, und hingegen einen Geſchmack an
dem, welches ihnen doch wie eine ſtinckende Miſt-
Pfuͤtze vorkommen ſolte.
3. Man ſiehet auch hieraus, wohin ein
Menſch, der einen beſſern Anfang gehabt hat,
verfallen kan. Denn haͤtten ſich dieſe Leute
nicht bey ihrer Bekenntniß zum Chriſtenthum
in einem beſſern Stande befunden, ſo wuͤrden
ſie vermuthlich weder ſich zur Chriſtlichen Kir-
che bekannt haben, noch von derſelben fuͤr Mit-
glieder ſeyn erkannt worden. Wodurch man
in einen ſolchen Zuſtand gerathe, zeiget Petrus
an im andern Briefe Cap. 2. v. 19. u. f. Daß
aber die damalige Kirche uͤberhaupt eines ſol-
chen Verfalles nicht beſchuldiget werden koͤn-
ne, ſiehet man unter andern Oertern dieſes
Briefes auch aus dem nachfolgenden Contexte
v. 9. u. f. da der Apoſtel die rechtſchaffnen anre-
det, wie nun folget.
V. 7. 8.
So ſeyd nun geduldig, lieben Bruͤ-
der, bis auf die Zukunft des HErrn. Sie-
he ein Ackermann wartet auf die koͤſtliche
Frucht der Erden, und iſt geduldig dar-
uͤber, bis er empfahe den Morgenregen
und
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Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_licht02_1729/486>, abgerufen am 22.11.2024.
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