Lange, Joachim: Des Apostolischen Lichts und Rechts. Bd. 2. Halle, 1729.Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 1. 2. 3. [Spaltenumbruch]
thums von der Erleuchtung, oder wahren geistli-chen und lebendigen Erkenntniß GOttes und göttlicher Dinge; als wenn diese auch bey den beharrlichen Gottlosen seyn könte; sintemal sie solche wären, die zwar das gute nicht thäten, es doch aber wüsten. Allein der Schluß gilt nicht. Denn es folget aus diesen Oertern nur dieses: a. Daß einer könne eine wahre Erkenntniß GOt- tes haben, und sich dabey doch untreue erwei- sen: welches niemand leugnet: sintemal auch ein wahrhaftig bekehrter und in der Ordnung der Bekehrung erleuchteter dahin verfallen kan; gleichwie wir sehen, daß unsere ersten Eltern bey ihrer herrlichen Erkenntniß GOttes auf ei- nen Ungehorsam verfallen sind. Ein anders ist sagen, ein erleuchteter kan, wenn er will, wider sein Gewissen vorsetzlich sündigen: ein anders sagen: wenn ein erleuchteter vorsetzlich sündi- get, so bleibet er zwar kein Bekehrter, aber doch ein Erleuchteter. Denn so wenig unsere ersten Eltern bey ihrem Ungehorsam das wahre Licht GOttes behalten haben, da das geistliche Le- ben verloren war, so wenig kan itzo bey dem durch vorsetzliche Sünden geschehenen Rück- fall aus dem Stande der Gnaden die wahre Erleuchtung Platz behalten. b. Daß auch die Buchstäbliche Wissenschaft, welche sich bey den Gottlosen befindet, schon eine Schuld bey ihrem Ungehorsam über sie [Spaltenumbruch] bringe. Denn ob sie gleich nur noch obenhin gehend, und weder geistlich noch lebendig bey ihm ist, so kan er doch aus derselben schon soviel erkennen, daß er GOtt den Gehorsam schul- dig sey, ihn aber nicht leiste. Dieses aber solte er sich dazu dienen lassen, daß er die ihm in solchem Zustande unaufhörlich angebotene, auch die bey ihm anklopfende Gnade GOttes zur wah- ren Bekehrung annähme, und dadurch sich zu- gleich mit geistlichen Gnaden-Kräften zum Gehorsam gegen GOtt ausrüsten liesse. Thä- te er dieses, so würde er in der Ordnung des geistlichen Lebens auch zum geistlichen Lichte der wahren Heylsamen Erkenntniß kommen, und so denn sehen, wie sehr weit diese von sei- ner vorigen bloß Buchstäblichen Wissenschaft unterschieden sey. Denn wenn es bey dieser hoch gekommen ist, so hat er bey ihr nur gleich- sam einige Funcken des übernatürlichen Lichts dem Verstande nach empfangen, gleichwie er am Willen auch oft einige gute Bewegungen, bekommen hat. Aber so wenig er von diesen, so lange er ihnen noch nicht Platz lässet, kan Gottselig genennet werden, so wenig ist er auch von den damit verknüpften übernatürlichen Lichts-Funcken des Namens eines wahrhaftig erleuchteten werth. Unterdessen aber ziehet ihm doch beydes, wenn er nicht folget, eine Verantwortung zu. Das Fünfte Capitel, [Spaltenumbruch]
Darinnen Der Apostel, nach einer fernern Bestrafung an die Rei- chen und Ungerechten/ die Gläubigen zur Geduld ermahnet/ vor leichtsin- nigen Eidschwüren warnet/ zum Gebet ermuntert/ und ihnen die Pflicht/ sich des verirrenden zur Bekehrung brüderlich anzunehmen/ einschärfet. V. 1. 2. 3. WOhlan nun, ihr Reichen, Anmerckungen. 1. Jacobus muß die Reichen seiner Zeit 2. Zeitliche Güter sind an sich selbst eine bey
Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 1. 2. 3. [Spaltenumbruch]
thums von der Erleuchtung, oder wahren geiſtli-chen und lebendigen Erkenntniß GOttes und goͤttlicher Dinge; als wenn dieſe auch bey den beharrlichen Gottloſen ſeyn koͤnte; ſintemal ſie ſolche waͤren, die zwar das gute nicht thaͤten, es doch aber wuͤſten. Allein der Schluß gilt nicht. Denn es folget aus dieſen Oertern nur dieſes: a. Daß einer koͤnne eine wahre Erkenntniß GOt- tes haben, und ſich dabey doch untreue erwei- ſen: welches niemand leugnet: ſintemal auch ein wahrhaftig bekehrter und in der Ordnung der Bekehrung erleuchteter dahin verfallen kan; gleichwie wir ſehen, daß unſere erſten Eltern bey ihrer herrlichen Erkenntniß GOttes auf ei- nen Ungehorſam verfallen ſind. Ein anders iſt ſagen, ein erleuchteter kan, wenn er will, wider ſein Gewiſſen vorſetzlich ſuͤndigen: ein anders ſagen: wenn ein erleuchteter vorſetzlich ſuͤndi- get, ſo bleibet er zwar kein Bekehrter, aber doch ein Erleuchteter. Denn ſo wenig unſere erſten Eltern bey ihrem Ungehorſam das wahre Licht GOttes behalten haben, da das geiſtliche Le- ben verloren war, ſo wenig kan itzo bey dem durch vorſetzliche Suͤnden geſchehenen Ruͤck- fall aus dem Stande der Gnaden die wahre Erleuchtung Platz behalten. b. Daß auch die Buchſtaͤbliche Wiſſenſchaft, welche ſich bey den Gottloſen befindet, ſchon eine Schuld bey ihrem Ungehorſam uͤber ſie [Spaltenumbruch] bringe. Denn ob ſie gleich nur noch obenhin gehend, und weder geiſtlich noch lebendig bey ihm iſt, ſo kan er doch aus derſelben ſchon ſoviel erkennen, daß er GOtt den Gehorſam ſchul- dig ſey, ihn aber nicht leiſte. Dieſes aber ſolte er ſich dazu dienen laſſen, daß er die ihm in ſolchem Zuſtande unaufhoͤrlich angebotene, auch die bey ihm anklopfende Gnade GOttes zur wah- ren Bekehrung annaͤhme, und dadurch ſich zu- gleich mit geiſtlichen Gnaden-Kraͤften zum Gehorſam gegen GOtt ausruͤſten lieſſe. Thaͤ- te er dieſes, ſo wuͤrde er in der Ordnung des geiſtlichen Lebens auch zum geiſtlichen Lichte der wahren Heylſamen Erkenntniß kommen, und ſo denn ſehen, wie ſehr weit dieſe von ſei- ner vorigen bloß Buchſtaͤblichen Wiſſenſchaft unterſchieden ſey. Denn wenn es bey dieſer hoch gekommen iſt, ſo hat er bey ihr nur gleich- ſam einige Funcken des uͤbernatuͤrlichen Lichts dem Verſtande nach empfangen, gleichwie er am Willen auch oft einige gute Bewegungen, bekommen hat. Aber ſo wenig er von dieſen, ſo lange er ihnen noch nicht Platz laͤſſet, kan Gottſelig genennet werden, ſo wenig iſt er auch von den damit verknuͤpften uͤbernatuͤrlichen Lichts-Funcken des Namens eines wahrhaftig erleuchteten werth. Unterdeſſen aber ziehet ihm doch beydes, wenn er nicht folget, eine Verantwortung zu. Das Fuͤnfte Capitel, [Spaltenumbruch]
Darinnen Der Apoſtel, nach einer fernern Beſtrafung an die Rei- chen und Ungerechten/ die Glaͤubigen zur Geduld ermahnet/ vor leichtſin- nigen Eidſchwuͤren warnet/ zum Gebet ermuntert/ und ihnen die Pflicht/ ſich des verirrenden zur Bekehrung bruͤderlich anzunehmen/ einſchaͤrfet. V. 1. 2. 3. WOhlan nun, ihr Reichen, Anmerckungen. 1. Jacobus muß die Reichen ſeiner Zeit 2. Zeitliche Guͤter ſind an ſich ſelbſt eine bey
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Richtige und erbauliche Cap. 5. v. 1. 2. 3.
thums von der Erleuchtung, oder wahren geiſtli-
chen und lebendigen Erkenntniß GOttes und
goͤttlicher Dinge; als wenn dieſe auch bey den
beharrlichen Gottloſen ſeyn koͤnte; ſintemal ſie
ſolche waͤren, die zwar das gute nicht thaͤten, es
doch aber wuͤſten. Allein der Schluß gilt nicht.
Denn es folget aus dieſen Oertern nur dieſes:
a. Daß einer koͤnne eine wahre Erkenntniß GOt-
tes haben, und ſich dabey doch untreue erwei-
ſen: welches niemand leugnet: ſintemal auch
ein wahrhaftig bekehrter und in der Ordnung
der Bekehrung erleuchteter dahin verfallen kan;
gleichwie wir ſehen, daß unſere erſten Eltern
bey ihrer herrlichen Erkenntniß GOttes auf ei-
nen Ungehorſam verfallen ſind. Ein anders iſt
ſagen, ein erleuchteter kan, wenn er will, wider
ſein Gewiſſen vorſetzlich ſuͤndigen: ein anders
ſagen: wenn ein erleuchteter vorſetzlich ſuͤndi-
get, ſo bleibet er zwar kein Bekehrter, aber doch
ein Erleuchteter. Denn ſo wenig unſere erſten
Eltern bey ihrem Ungehorſam das wahre Licht
GOttes behalten haben, da das geiſtliche Le-
ben verloren war, ſo wenig kan itzo bey dem
durch vorſetzliche Suͤnden geſchehenen Ruͤck-
fall aus dem Stande der Gnaden die wahre
Erleuchtung Platz behalten.
b. Daß auch die Buchſtaͤbliche Wiſſenſchaft,
welche ſich bey den Gottloſen befindet, ſchon
eine Schuld bey ihrem Ungehorſam uͤber ſie
bringe. Denn ob ſie gleich nur noch obenhin
gehend, und weder geiſtlich noch lebendig bey
ihm iſt, ſo kan er doch aus derſelben ſchon ſoviel
erkennen, daß er GOtt den Gehorſam ſchul-
dig ſey, ihn aber nicht leiſte. Dieſes aber ſolte er
ſich dazu dienen laſſen, daß er die ihm in ſolchem
Zuſtande unaufhoͤrlich angebotene, auch die
bey ihm anklopfende Gnade GOttes zur wah-
ren Bekehrung annaͤhme, und dadurch ſich zu-
gleich mit geiſtlichen Gnaden-Kraͤften zum
Gehorſam gegen GOtt ausruͤſten lieſſe. Thaͤ-
te er dieſes, ſo wuͤrde er in der Ordnung des
geiſtlichen Lebens auch zum geiſtlichen Lichte
der wahren Heylſamen Erkenntniß kommen,
und ſo denn ſehen, wie ſehr weit dieſe von ſei-
ner vorigen bloß Buchſtaͤblichen Wiſſenſchaft
unterſchieden ſey. Denn wenn es bey dieſer
hoch gekommen iſt, ſo hat er bey ihr nur gleich-
ſam einige Funcken des uͤbernatuͤrlichen Lichts
dem Verſtande nach empfangen, gleichwie er
am Willen auch oft einige gute Bewegungen,
bekommen hat. Aber ſo wenig er von dieſen,
ſo lange er ihnen noch nicht Platz laͤſſet, kan
Gottſelig genennet werden, ſo wenig iſt er auch
von den damit verknuͤpften uͤbernatuͤrlichen
Lichts-Funcken des Namens eines wahrhaftig
erleuchteten werth. Unterdeſſen aber ziehet
ihm doch beydes, wenn er nicht folget, eine
Verantwortung zu.
Das Fuͤnfte Capitel,
Darinnen
Der Apoſtel, nach einer fernern Beſtrafung an die Rei-
chen und Ungerechten/ die Glaͤubigen zur Geduld ermahnet/ vor leichtſin-
nigen Eidſchwuͤren warnet/ zum Gebet ermuntert/ und ihnen die Pflicht/
ſich des verirrenden zur Bekehrung bruͤderlich anzunehmen/
einſchaͤrfet.
V. 1. 2. 3.
WOhlan nun, ihr Reichen,
weinet und heulet uͤber eu-
er Elend, das uͤber euch
kommen wird. Euer Reich-
thum iſt verfaulet, eure
Kleider ſind mottenfreßig worden. Eu-
er Silber und Gold iſt verroſtet, und ihr
Roſt wird euch zum Zeugniß ſeyn, und wird
euer Fleiſch freſſen, wie ein Feuer. Jhr
habt euch Schaͤtze geſammlet in den letzten
Tagen.
Anmerckungen.
1. Jacobus muß die Reichen ſeiner Zeit
im groſſen Verfall geſehen haben, daß, nach-
dem er ihnen bereits c. 2. eine ſcharfe Lection
gegeben hat, er dieſelbe alhier noch mit mehrern
einſchaͤrfet. Es iſt auch an dem, daß, da reiche
Leute die Erb-Suͤnde ſo wohl in ſich haben, als
andere, die Verſuchung bey ihnen ſo viel ſtaͤr-
cker, und der Ausbruch ſo viel groͤſſer wird, ſo
vielmehr der Reichthum und Stoltz dazu mit
betraͤget. Unſer Heyland thut faſt deßgleichen
Luc. 6, 24. 25. Wehe euch Reichen! denn ihr
habet euren Troſt dahin. Wehe euch, die
ihr voll ſeyd. Denn euch wird hungern.
Wehe euch, die ihr hier lachet. Denn ihr
werdet weinen und heulen. Wie nach-
druͤcklich Paulus von den Reichen ſchreibet, ſe-
he man 1 Tim. 6. Und Salom. ſpricht Sprichw.
11, 28. Wer ſich auf ſeinen Reichthum ver-
laͤßt, der wird untergehen.
2. Zeitliche Guͤter ſind an ſich ſelbſt eine
Gabe GOttes, und koͤnnen gar gut angewen-
det werden, ſollen auch dazu dienen. Und es
waͤre zu wuͤnſchen, daß zu allen Zeiten unter de-
nen, welche GOTT von Hertzen fuͤrchten, moͤch-
ten viele ſolche Reichen gefunden werden, wel-
che uͤber ihre zeitliche Guͤter rechte Haushalter
GOttes abgaͤben. Denn ſolche erkennen, daß
ſie bey Verluſt ihrer Seligkeit ſchuldig ſind, ih-
ren Uberfluß zum Dienſte des Naͤchſten, und da-
bey
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